04a - Das CIS, ( Carcinoma in situ )

übernehmen



Fragen0025.mp3


Das Carcinoma in situ (CIS, wörtlich: “Krebs an Ort und Stelle”) ist das Frühstadium eines epithelialen Tumors ohne invasives Tumorwachstum, also nicht einwachsend, sondern “nur” auf der obersten Haut - oder Schleimhaut aufliegend.


Daher wird es sehr häufig, ( viel zu häufig !! ), vom Urologen mit einer Entzündung verwechselt.
Obwohl es nur ganz flach auf dem Urothel aufliegt, sind die einzelnen Zellen histologisch in ihrer zellulären Struktur und ihrer Beziehung zueinander von denen eines invasiv wachsendem Karzinoms nicht zu unterscheiden !!


Die Basallamina, ( die Proteinschicht zwischen Oberflächenepithelien und Bindegewebe ), ist jedoch noch nicht durchbrochen, es liegt also keine Tumorinvasion vor.
Es heißt, das Carcinoma in situ würde nicht metastasieren, da es noch keine Verbindung mit dem Blutkreislauf habe, es könnte also keine Absiedelungen in den Lymphknoten oder in anderen Organen bilden.


Aber :
Das Carcinoma in situ hat immer ein Grading G3, ist also hochaggressiv.
Die Bedeutung des CIS liegt nicht nur darin begründet, dass es sich zu einem lokal invasiven ( bis in die Blutbahn ) Tumor entwickeln kann und sich wegen der unterschiedlich langen Latenzzeit im Einzelfall nicht voraussagen lässt, wann ein CIS die Basalmembran durchbricht, sondern auch darin begründet, dass das CIS nach unvollständiger Exzision als invasives Karziom wiederkommen und dann metastasieren kann.


Auch jede TUR-B birgt bei CIS ein Risiko, weil eben Blutbahnkontakt mit CIS-Zellen hergestellt wird.
Während der TUR wird das CIS ausgeschält. Großzügig und bis in den Muskel, also bis ins Blut.
Vorher war das CIS nur oberflächlich, aber während der TUR kommt es mit der Blutbahn zusammen.
Und aufgrund seiner Aggressivität, ( ein CIS ist immer mindestens ein G3 ), können Abschilfungen und damit Krebszellen, welche über die Blutbahn in den Kreislauf gelangen, zum Metastasieren führen.


Die herkömmliche Diagnostik mittels Blasenspiegelung unter Einsatz von Weißlicht weist zwar im allgemeinen eine hohe Sensitivität und Spezifität auf, speziell beim Carcinoma in situ (CIS) jedoch eine hohe Versagerquote.
Diese auf die oberflächliche Zellschicht beschränkten Karzinome bzw. Präkarzinome erweisen sich als besonders gefährlich:
“Selbst bei Ausheilung liegt das Nach- Kontroll-Intervall bei nur drei Monaten”, warnt Prof. Dr. Michael Marberger, Vorstand der Univ.-Klinik für Urologie, Med-Uni Wien.
Auch mit ergänzender Zytologie sei keine ausreichende Detektionssicherheit gewährleistet.


Das flach wachsende Carcinoma in situ lässt sich oft nicht komplett entfernen, da seine Begrenzungen für den Operateur schwer erkennbar sind.
Der verbliebene Tumoranteil wird mit einer Instillationstherapie behandelt, die hier immer mit BCG erfolgen sollte.
Bildet sich das Carcinoma in situ damit aber nicht dauerhaft zurück, so sollte die gesamte Blase entfernt werden.
Denn diese Tumoren, obschon zunächst oberflächlich wachsend, nehmen im weiteren Verlauf oft an Bösartigkeit und Tiefenwachstum zu und können dann auch Metastasen bilden.


Eine verbesserte Methode zur Erkennung von CIS ist die PDD, ( photodynamische Diagnostik ), vorzugsweise unter Hexvix, ( Hexaminolävulinsäure hydrochlorid ).
Nach der Instillation wird Hexvix in ein photoaktives Porphyrin umgewandelt, welches sich selektiv in rasch vermehrenden Zellen ( z.B. Tumorzellen ) anreichert. Unter Blaulicht fluoreszieren diese Zellen rot und sind daher vom Zystoskop viel besser zu erkennen.


Die momentan wohl wirkungsvollste Methode zur Bekämpfung eines oder mehrerer CIS, ( oder eines anderen, ausgedehnten, oberflächlichen ( !! ) Blasentumores ), ist - neben der radikalen Zystektomie - die blasenerhaltende Synergo-Therapie.
Diese verbindet die Spülung der Harnblase mit dem Chemotherapeutikum Mitomycin C mit einer gleichzeitigen, lokalen Erwärmung der Harnblasenwand (Hyperthermie), um die Wirkung der lokalen Chemotherapie zu verstärken.
Merke : Die Synergo-Therapie ist ausschließlich bei oberflächlichen Karzinomen anwendbar !



Quelle Bild oben links:
„Anal squamous carcinoma in situ, Ki-67 immunostain“ von Ed Uthman from Houston, TX, USA - Anal squamous carcinoma in situ, Ki-67 immunostain. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 über Wikimedia Commons - File:Anal squamous carcinoma in situ, Ki-67 immunostain.jpg - Wikimedia Commons

Dieser Link-Eintrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von wolfgangm ()