80 - Fragestunde mit Dr. Gerson Lüdecke (Hyperthermie-Chemotherapie) u.v.m.

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Auszug aus einer Fragestunde mit Dr. Gerson Lüdecke :


Frage :
In Gießen wird die Hyperthermie-Chemotherapie nach der Synergomethode angeboten. Bis zu welchem Stadium des Blasenkrebses kann diese Therapie angewandt werden?


DR. GERSON LUEDECKE:
Hyperthermie-Chemotherapie hat nur eine Indikation für nicht muskelinvasive Blasenkarzinome. Maximale Tumorstadiengröße T1G3. Liegen Hinweise für Veränderungen auch im oberen Harntrakt vor (Harnleiter / Nierenbecken), so ist die Methode unwirksam. Aber bei allen nicht muskelinvasiven Blasenkarzinomen kann die Methode zur Vorbeugung vor weiteren Rezidiven erfolgreich eingesetzt werden und auch besonders aggressive Krebsstadien mit nachgewiesenem Carzinoma In Situ und PT1 G3 kann diese Methode ebenfalls zur Ausmerzung von eventuell vorhandenen Tumorresten eingesetzt werden. In diesen letztgenannten Fällen ist natürlich eine besondere Sorgfalt in Verlaufskontrolle von Nöten. Hinzu kommt, dass nach der Standardtherapie mit BCG zur Vermeidung von Rezidiven bei aggressiven Hochrisikotumoren, kann immer noch Hyperthermie-Chemotherapie als zweite Behandlungsmöglichkeit zum Erhalt der Harnblase eingesetzt werden.


Frage :
Guten Abend, Doktor,
Frage 1 : Warum ist die Synergo-Methode in Deutschland so unbekannt und bei uns noch nicht validiert, während sowohl die regionale Tiefenhyperthermie als auch die lokale Oberflächenhyperthermie regelrecht gepuscht werden ?
Frage 2 : Bis zu welchem Staging/ Grading wird die Synergo-Therapie eingesetzt ? ( Ich las kürzlich in einem Aufsatz etwas von pT3 bis pT4, was ich doch ganz erheblich bezweifle )
Frage 3 : Sind Sie der Meinung, dass die Synergo-Methode in Deutschland flächendeckend angewendet werden sollte ?


DR. GERSON LUEDECKE:
Zu 1. Die Hyperthermie-Chemotherapie ist nach internationalen Publikationen seit 1996 bis heute kontinuierlich beforscht und in ihrer Leistungsfähigkeit auch hochrangig publiziert worden. So dass man durchaus von einer Validierung sprechen kann. Die Methode wird aktuell nur durch einen Medizingerätehersteller weltweit bedient. Da dieses Unternehmen zu keinem Großkonzern gehört, ist die Verbreitung sicherlich auch eine Frage der wirtschaftlichen Ressourcen dieses Unternehmens. In Italien ist aber die Anwendung dieser Methode durchaus weiter verbreitet.


Zu 2. Sie haben völlig Recht, wie oben bereits auch von mir ausgeführt, sind Tumorstadien T3 und T4 überhaupt keine Indikation für die Synergo-Therapie.


Zu 3. Aktuell sind in Deutschland vier Behandlungszentren etabliert und das Bemühen, weitere Kliniken mit dieser Technik auszustatten, laufen aktuell. Wie erfolgreich dabei das Unternehmen ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Neben guten Behandlungsergebnissen ist in der modernen Medizin heute auch die Frage zur Sicherstellung der Abrechenfähigkeit eines Behandlungsprozesses durch die Krankenkassen eine entscheidende Grundlage dafür, dass eine Methode in die flächendeckende Anwendung gelangt. Hierzu ist von Seiten erfahrener Anwender als auch der Industrie als auch interessierter Betroffener noch eine gehörige Fleißarbeit notwendig. Eine Belebung in diesem Thema durch Konkurrenzanbieter ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzusehen.


Frage :
Sie schreiben, dass der Vorteil der Hyperthermie-Chemotherapie auch darin liegt, dass sie nach einer BCG-Behandlung auch erfolgversprechend eingesetzt werden kann. Welche Vorteile können bei Hyperthermie-Chemotherapie gegenüber der Kaltanwendung mit Mitomycin besonders festgehalten werden?


DR. GERSON LUEDECKE:
Biologisch und physiologisch hat die Kombination von Mitomycin und Hyperthermie einen dreifach synergistischen Effekt: 1. Mitomycin dringt tiefer in die Epitelschichten des Urothels ein (5 mm), 2. die Bindungskapazität von Mitomycin am DNA-Strang wird um ein Vielfaches gesteigert und führt dazu, dass mehr Strangabbrüche an der DNA in der sich teilenden Tumorzelle erfolgen. 3. wird durch die Wärme (42 Grad) die Aktivität der DNA-Reparaturenzyme gehemmt. Durch diese Kombination kommt es zu einem multiplikativen oder sogar potenzierenden Wirkverstärkungsmechanismus und die Effektivität zur Tumorzellzerstörung wird dadurch besonders erhöht. Wirksam nach BCG ist diese Methode deshalb auch, weil sie über einen völlig anderen Wirkmechanismus funktioniert als die BCG-Behandlung zuvor.


Frage :
Die Hyperthermie-Chemotherapie wird nicht nach den Krebsleitlinien empfohlen. Bezahlt meine Krankenkasse die Therapie, bzw. was müsste ich selbst dafür bezahlen, um mir diese besondere Behandlung zu gönnen.


DR. GERSON LUEDECKE:
Aktuell ist die Methode über eine Verschlüsselung als Ein-Tages-Fall im Krankenhaus innerhalb unseres stationären Behandlungssystems abrechenbar. Die Methode kostet Sie damit so nichts, aber jedes Zentrum muss seine Kostenrechnung mit den örtlichen Patienten einzeln besprechen und wird Ihnen vor Ort eine genaue Antwort auf das Abrechnungsmodell am Standort XY vorlegen. Im Moment bemühe ich mich mit anderen Kollegen aus der Urologie darum, eine Sicherstellung der Abrechnung unter Kassenleistung auch für die Zukunft für alle Beteiligten zufriedenstellend zu etablieren.


Und hier ein Patientenbericht: hypersynergPatient.pdf

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