09 - Was ist eigentlich eine Chemotherapie ?? Lokal, Systemisch

übernehmen




Fragen0040.mp3


Die allermeisten hier im Forum beschriebenen “Chemotherapien” sind letztlich gar keine Chemotherapien, sondern Instillationstherapien , sogenannte “Chemotherapeutika
Diese werden im Rahmen der Zystoskopie in die Blase geträufelt, ( Instillationstherapie ), um das Risiko eines erneuten Auftretens von oberflächlichen Tumoren zu verringern, so z.B. das Mittel Mitomycin.
In vielen Fällen ( vermutetes höheres Risiko in der feingeweblichen Untersuchung ) wird auch der Tuberkuloseimpfstoff BCG, ( Bacillus Calmette-Guérin ), in die Blase gespritzt.
Dieser löst im Körper eine intensive Immunreaktion aus, die auch die Tumorzellen bekämpft.
Die Immuntherapie sollte frühestens zwei Wochen nach der Operation beginnen
.
Die “richtige” Chemotherapie, ( also diejenige, bei welcher einem - manchmal - die Haare ausfallen, hi, hi ), nennt man “systemische Chemotherapie

Eine Beschreibung der Radiochemotherapie findet ihr hier :
Was ist eigentlich eine Radiochemotherapie ?

Lokale Chemotherapie, (Instillationstherapie)

Mitomycin
Mitomycin wird unmittelbar nach der TUR-B direkt in die Blase gegeben.
Es hemmt die DNA-Synthese und bewirkt so ein Absterben der befallenen Zellen, welche sich nach einer TUR in der Blase befinden.
Nebenwirkungen bei Mitomycin
Da das Therapeutikum direkt in die Blase gegeben wird, entfallen die Nebenwirkungen, welche bei einer intravenösen Gabe auftreten.
Die intravesikale Gabe ist gut verträglich, am häufigsten sind Pollakisurie, ( häufiges Pinkeln kleiner Mengen Harn ), Dysurie, ( erschwertes Pinkeln ), und Hämaturie, ( vermehrtes Vorkommen von roten Blutkörperchen im Urin ). Selten entsteht ein Ausschlag an Händen und Genitalien.
Mitomycin kann als Instillationstherapie auch in mehreren Zyklen über einen längeren Zeitraum erfolgen.

BCG, (Bacillus Calmette-Guérin)
Mit einem Immunmodulator ( Wirkstoff, der das Immunsystem beeinflusst ) wie BCG aus abgeschwächten Tuberkuloseerregern lässt sich im frühen Tumorstadium oft das Tumorwachstum stoppen.
Damit diese Chemotherapie nur im Blaseninneren wirkt, werden die Substanzen nach einem bestimmten Therapieschema (anfangs meist einmal wöchentlich, dann monatlich) über einen Katheter direkt in die Blase eingefüllt und dort für etwa 2 Stunden belassen – danach entsorgt sie der Patient wieder „auf natürlichem Wege“ ( Instillationstherapie ).
Mögliche Nebenwirkungen sind Blasenentzündung und ein starker Reizzustand der Blase und gelegentlich Auslösung oder Aktivierung einer Tuberkulose.
Die BCG-Instillation darf nur in einer abgeheilten Blase erfolgen, daher sollten zwischen TUR-B und BCG-Instillation mindestens zwei Wochen liegen.


Systemische Chemotherapie

Chemotherapie
Dritte große Säule der ärztlichen Krebsbehandlung ist die Chemotherapie mit Zytostatika.
Die verwendeten Zytostatika wirken auf die stoffwechselaktiven und teilungsbereiten Zellen.
Sie machen dabei keinen Unterschied zwischen „gesund“ und „krank“.
Wegen ihrer vielfältigen und ernsten Nebenwirkungen müssen sich im Gesundheitswesen Tätige bei Zubereitung wie Verabreichung von Zytostatika vor dem Kontakt mit ihnen schützen.
Zytostatika sind Zellgifte, die Zellwachstum und -vermehrung hemmen. Ihr Hauptanwendungsgebiet ist die Krebsbehandlung, bei der sie die unkontrolliert wachsenden Tumorzellen abtöten sollen. Zytostatika werden außerdem bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt, um die „fehlgeprägten“ Abwehrzellen zu vermindern.

Ist das Tumorwachstum bereits so weit fortgeschritten, dass der Tumor durch die Muskulatur der Blasenwand gewachsen ist, wird in Einzelfällen vor der operativen Entfernung der Harnblase eine systemische Chemotherapie eingesetzt, um den Tumor zu verkleinern.
Hierbei werden die Medikamente durch eine Infusion verabreicht.
Gelingt so eine Verkleinerung des Tumors, vereinfacht diese die Operation oder macht sie manchmal auch erst möglich.
Als alleinige Therapie wird die systemische Chemotherapie nur empfohlen, wenn bereits Fernmetastasen z. B. in Knochen, Leber oder Lunge vorliegen, der Tumor also bereits in andere Gewebe gestreut hat.
Manchmal stellt sie jedoch die einzige Möglichkeit dar, die Überlebenszeit zu verlängern.
Die Wirksamkeit ist aber begrenzt:
Noch am besten hat sich eine Form der Chemotherapie bewährt, in der vier verschiedene Wirkstoffe nach einem bestimmten Schema eingesetzt werden ( z. B. nach MVAC-Schema mit den Substanzen Methotrexat, Vinblastin, Adriamycin und Cisplatin ).
Nur in ca. 20 % der Fälle geht der Tumor vollständig zurück, und bei noch weniger Patienten hält der Erfolg langfristig an.
Daher sind neue Schemata in Erprobung, die zum Teil auch verträglicher sind ( zu den generellen Nebenwirkungen der Chemotherapie ).


Einsatz von Zytostatika
Meist sind Zytostatika bei der Krebsbehandlung eine von mehreren Behandlungsformen:
Bei der neoadjuvanten Chemotherapie sollen sie den Tumor vor einer Operation verkleinern, bei der adjuvanten Chemotherapie nach einer Operation möglicherweise noch vorhandene winzige Tumorzellnester ( Mikrometastasen ) im Körper vernichten, die mit herkömmlichen Diagnoseverfahren nicht nachweisbar sind, aber später häufig zu Metastasen führen.
Nur in etwa 10 % der Krebsfälle sind Zytostatika die hauptsächliche oder einzige Behandlungsform.

Darreichungsform von Zytostatika
Überwiegend werden die Zytostatika als Infusion oder Tablette gegeben.
Sie wirken also im ganzen Körper, entfalten aber auch überall Nebenwirkungen.
Seltener werden Zytostatika in Körperhöhlen eingebracht, z. B. in die Harnblase bei einem Blasentumor oder in den Liquorraum.
Dann sind die Nebenwirkungen auf den Gesamtorganismus viel geringer.
Meist werden Zytostatika in mehrtägigen Chemotherapiezyklen gegeben, die etwa alle drei Wochen wiederholt werden.
Gesunde Zellen erholen sich zwischen zwei Zyklen rascher als Tumorzellen, sodass Zytostatika stärker auf Tumorzellen als auf gesunde Zellen wirken.
Seltener werden die Zytostatika als Dauerbehandlung ( z. B. Hydroxyurea bei chronischen Leukämien ) in niedriger Dosierung verabreicht.
Bei der Hochdosis-Chemotherapie werden Zytostatika 3- bis 30-fach höher dosiert als bei einem „normalen“ Chemotherapiezyklus, um möglichst alle bösartigen Zellen im Körper abzutöten. Aufgrund der hohen Dosierung ist diese Therapieform aber riskant.
Wegen der Schädigung der Schleimhautzellen muss der Patient in aller Regel künstlich ernährt werden, bis sich die Zellen des Magen-Darm-Trakts erholt haben.
Die blutbildenden Zellen im Knochenmark werden sogar irreparabel geschädigt, was ohne Knochenmarktransplantation zum Tode des Patienten führen würde.
Etabliert ist die Hochdosis-Chemotherapie bei Leukämien und Lymphomen.
Bei soliden, ( "knotig wachsenden" ), Tumoren haben sich die Hoffnungen insgesamt aber nicht erfüllt.

Wirkung der Zytostatika
Zytostatika machen prinzipiell keinen Unterschied zwischen gesunden und bösartigen Zellen.
Je schneller Zellen wachsen und sich vermehren, desto stärker werden sie geschädigt.
Es gibt auch gesunde Zellen im Körper, die sich schnell teilen und entsprechend durch eine Zytostatikabehandlung in Mitleidenschaft gezogen werden.
Dies sind vor allem die blutbildenden Zellen im Knochenmark, die Schleimhautzellen im Magen-Darm-Trakt und die Haarwurzelzellen. Diese Nebenwirkungen begrenzen die Dosis des Zytostatikums.
Zytostatika werden in mehrere Wirkstoffgruppen eingeteilt, z. B.:
· Alkylanzien wie Cisplatin, Cyclophosphamid, Ifosfamid, Oxaliplatin,
· Antimetabolite wie Cladribin, Cytarabin, Fluorouracil, Gemcitabin, Methotrexat,
· Alkaloide wie Etoposid, Paclitaxel, Vinblastin, Vincristin,
· Zytostatische Antibiotika wie Bleomycin, Daunorubicin, Doxorubicin, Mitomycin, ,
· Andere Zytostatika wie Asparaginase, Hydroxyharnstoff, Irinotecan.

Frühe Nebenwirkungen
Kaum eine medikamentöse Behandlung macht Patienten so viel Angst wie die Chemotherapie mit Zytostatika.
Nicht zu Unrecht:
Nebenwirkungen treten zu 100 % auf, sie sind unangenehm und teils auch gefährlich.
Aber :
Mittlerweile ist es möglich, die schlimmsten Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren.

Übelkeit, Erbrechen
Zu den am meisten gefürchteten Nebenwirkungen gehören Übelkeit und Erbrechen.
Heute werden schon beim ersten Therapiezyklus vorbeugend Medikamente gegeben, deren Auswahl sowohl von den verabreichten Zytostatika als auch vom individuellen Risiko des Patienten abhängt.
Durch eine Wirkstoffkombination gelingt es fast immer, Übelkeit zu minimieren und Erbrechen zu verhindern.
Sehr wirksam sind die Setrone ( wie Ondansetron, Granisetron, Tropisetron, ) zusammen mit Kortison ( vor allem Dexamethason ).

Schleimhautentzündung
Bei bestimmten Chemotherapeutika kann es zu einer Schleimhautentzündung ( Mucositis ) kommen, vor allem der Mundschleimhaut, ( Mundfäule ). Daneben kann auch die Darmschleimhaut betroffen sein, was sich in Form von Durchfällen bemerkbar macht.
Je nach Ausprägung der Entzündung reichen die Beschwerden bei einer Mundschleimhautentzündung von leichtem Brennen über starke Schmerzen bis hin zur Störung der Nahrungsaufnahme.
Ein Zahnarztbesuch vor Beginn der Chemotherapie ist sinnvoll, um „Schwachstellen“ an Zähnen, Zahnfleisch und gegebenenfalls Prothesen sanieren zu lassen und das Entzündungsrisiko zu vermindern.
Während der Chemotherapie soll die Mundpflege sorgfältig, aber gleichzeitig schonend sein, da Mundschleimhautgeschwüre z. B. durch eine zu harte Zahnbürste leicht bluten und durch die gleichzeitige Verminderung der Abwehrzellen zum Infektionsherd werden können.
Also nach jedem Essen die Zähne mit einer weichen Zahnbürste putzen, wenn diese immer noch zu hart ist, auf eine Munddusche wechseln, gegebenenfalls Zahnpflegekaugummi benutzen.
Medikamentös steht zwar Amifostin® als Schleimhautschutz zur Verfügung, wegen des Risikos von schweren Hauterscheinungen, Blutdruckabfall und Übelkeit ist sein Einsatz aber sehr begrenzt.
Zur Behandlung empfiehlt sich, viel Flüssigkeit zu trinken, Speisen nur leicht zu würzen, Essig oder andere scharfe Ergänzungen zu vermeiden und mehrmals täglich Mundspülungen mit Chlorhexidin und Salbei durchzuführen.
Harte, scharfkantige und säurehaltige Lebensmittel sind zu meiden.
Reicht dies nicht, verordnet der Arzt „weiche“ Kost mit Toastbrot, Nudeln, Reis ( kein Vollkornreis ) und Pudding oder sogar passierte Speisen wie Suppen oder Brei ( z. B. püriertes Gemüse ).
Salbei-, Kamillen- und Ringelblumentee können sowohl für Mundspülungen als auch zur Herstellung von Eiswürfeln oder -lutschern verwendet werden.
Lutschen von Eiswürfeln lindert die Schmerzen. Schlimmstenfalls muss zeitweilig über eine Magensonde oder Vene künstlich ernährt werden.
Rauchen und Alkohol sind zwei der wenigen Tabus. Während einer Chemotherapie ist der Körper ohnehin schon stark belastet, und weitere Gifte ( Alkohol, Nikotin ) sollten unbedingt vermieden werden.

Darüber hinaus können bei einigen Chemotherapeutika Unverträglichkeitserscheinungen bei gleichzeitigem Alkoholkonsum auftreten.
Reizungen und Entzündungen der Venen, über die Zytostatika infundiert ( per Infusion eingebracht ) wurden. Liegen die entzündeten Venenabschnitte direkt unter der Haut, sind sie als rotviolette Stränge sichtbar.

Venenreizung
Im Verlauf der Behandlung nehmen Venenreizungen und -entzündungen bis hin zum Venenverschluss ( Venenverödung ) durch die Zytostatikainfusionen zu, sodass es immer schwieriger wird, eine geeignete Vene für Blutentnahmen oder Infusionen zu finden.
Daher bietet man Patienten mit voraussichtlich mehreren Chemotherapiezyklen meist das Einpflanzen eines Portsystems an.
Ein kleines Kästchen mit einer Flüssigkeitskammer ( von der Größe her vergleichbar mit einem Herzschrittmacher ) wird in einer kleinen Operation in der Schlüsselbeingegend unter die Haut gepflanzt und mithilfe eines dünnen Schlauchs mit einer großen Vene im Brustkorb verbunden.
Vor Beginn des Therapiezyklus wird nun nur noch die Kammer durch die Haut punktiert ( die problemlos zu treffen ist ) und ein spezielles Besteck angeschlossen, über das dann alle Infusionen gegeben werden können.
Nach Beendigung des Zyklus wird das Besteck entfernt, sodass der Betroffene z. B. problemlos duschen kann. Richtige Handhabung vorausgesetzt, hält ein Port länger als ein Jahr und erspart den Betroffenen die zunehmend schwierigere Prozedur der Venensuche.
Portsysteme erleichtern sowohl Patient als auch Arzt die Gabe von Medikamenten.

Haarausfall
Häufig nicht zu vermeiden ist der Haarausfall, der durch die Schädigung der Haarwurzelzellen bedingt ist.
Je nach Art der verwendeten Zytostatika, aber auch individuell unterschiedlich, betrifft er nicht nur die Kopfhaare, sondern auch Augenbrauen, Wimpern und Schamhaare.
Wenige Wochen nach Ende der Chemotherapie beginnen die Haare aber wieder nachzuwachsen, können allerdings etwas anders aussehen als vorher, z. B. lockiger.
Es ist empfehlenswert, sich rechtzeitig eine Perücke anfertigen zu lassen ( die Kosten für Kunsthaarperücken übernimmt die Krankenkasse ), solange noch eigene Haare als „Muster“ vorhanden sind, egal ob man die Perücke später überwiegend tragen wird oder nicht.
Denn die Betroffenen empfinden gerade den Haarausfall ganz unterschiedlich: Während die einen zum Wohlbefinden ein möglichst „normales“ Aussehen brauchen, deshalb die Augenbrauen nachschminken und auch im Haus eine Perücke tragen, finden die anderen ein weiches Kopftuch bequemer oder gehen am liebsten "oben ohne"!, weil sie alles andere als „nicht zu sich gehörig“ empfinden.
Glücklicherweise ist der Umgang mit dem behandlungsbedingten Haarausfall heute viel offener als früher.
Richten Sie sich in der Frage "!Perücke, Kopftuch oder gar nichts" in erster Linie nach sich selbst! Nur bei starker Sonneneinstrahlung oder Kälte ist eine Kopfbedeckung zum Schutz wirklich erforderlich.

Mangel an Blutkörperchen
Vom Patienten zunächst nicht bemerkt, aber medizinisch relevant sind die Nebenwirkungen der Chemotherapie auf die Blutkörperchen.
Am bedeutsamsten ist der Abfall der weißen Blutkörperchen, Leukozyten , der zu einer erhöhten Infektionsgefährdung führt. Wie stark er ist, hängt vom Zytostatikum und von der verabreichten Dosis ab.
Bei einem leichten Abfall, Leukozytopenie ( kurz Leukopenie ) genannt, reicht es meist aus, sich von Personen mit einer sichtbaren Infektionskrankheit fernzuhalten und Menschenmengen zu meiden. Zudem kann das Wachstum der weißen Blutkörperchen heute bei Bedarf medikamentös mit G-CSF angeregt werden.
Ein starker Abfall Agranulozytose hingegen ist lebensbedrohlich, bei einer normal dosierten Chemotherapie aber eher selten.
Auch die Zahl der für die Blutgerinnung zuständigen Blutplättchen sinkt – mit ein Grund für vorsichtige Mundpflege, um starke Zahnfleischblutungen zu vermeiden.
Die durch die Zytostatikabehandlung entstehende Blutarmut ( Anämie ) stellt meist das geringste Problem dar und ist mit Transfusion von Erythrozytenkonzentraten zu beherrschen.

Psyche
Auch das psychische Befinden des Kranken leidet unter der Chemotherapie: Wer lässt sich schon gerne konzentrierte Zellgifte als Infusion verpassen!
Andererseits:
Wer seinen Ärzten und Pflegekräften vertrauen kann, seine Angehörigen um sich weiß und bewusst „Ja“ sagt zum Leben nach der Chemotherapie, verträgt auch die Infusionen besser und hat nachgewiesenermaßen weniger Nebenwirkungen.
Wissen und Verständnis über den Krebs und seine Behandlung, eine positive Einstellung zur Therapie sowie eine gute Begleitung durch professionelle Helfer und Angehörige wirken sich definitiv günstig aus.
Um die Chemotherapie gut durchzustehen, hilft es, sich möglichst oft eine angenehme Atmosphäre zu schaffen ( z. B. Musik hören, Bücher lesen ) und zu entspannen, z. B. mit Hilfe von Entspannungsverfahren .
Zusätzlich ist es sinnvoll, viele kleine Mahlzeiten einzunehmen und die Speisen nach Appetit und Verträglichkeit auszuwählen. Auch Kaugummikauen, Bonbonlutschen oder Aromen einatmen sind einen Versuch wert.

Späte Nebenwirkungen und Dauerfolgen

Fruchtbarkeit
Grundsätzlich beeinträchtigen Zytostatika die Fruchtbarkeit bis hin zur völligen Unfruchtbarkeit.
Ob diese Veränderungen zeitweilig sind oder bleibend, hängt von Art, Dosis und Dauer der Chemotherapie ab.
Jungen Männern wird daher die Tiefkühllagerung einer Samenspende empfohlen Kryokonservierung .
Bei Frauen können die Eierstöcke für die Dauer der Chemotherapie medikamentös "stillgelegt" und dadurch geschont werden.
Die Tiefkühllagerung von Eierstockgewebe oder Eizellen befindet sich ( noch ) im Versuchsstadium. Dauerhafte Hormonmangelbeschwerden im Sinne künstlich eingeleiteter Wechseljahre treten vor allem bei Frauen auf und können eine Hormongabe erforderlich machen.
Zytostatika schädigen darüber hinaus jedes noch ungeborene Kind.
Frauen wie Männer müssen daher während und in den ersten zwei Jahren nach einer Chemotherapie nach einer sicheren Methode verhüten.

Organschäden
Wie alle Medikamente können auch Zytostatika bestimmte Organe wie zum Beispiel das Herz schädigen. Um diese Schädigungen möglichst zu vermeiden, werden die gefährdeten Organe vor und während der Behandlung regelmäßig untersucht, wenn nötig wird das Zytostatikum gewechselt oder die Dosis reduziert.
Zweittumoren.
Durch ihre mögliche, das Erbgut verändernde Wirkung erhöhen Zytostatika außerdem die Gefahr der Entstehung von Zweittumoren, vor allem von akuten Leukämien. Das Risiko steigt weiter, wenn Chemo- und Strahlentherapie kombiniert werden.

Lokaltherapien
Lokaltherapien werden ausschließlich in spezialisierten Krankenhäusern eingesetzt. Ziel ist es auch hier, den Tumor zu zerstören und dabei den übrigen Körper möglichst zu schonen.
Alle Lokaltherapien sind nur sinnvoll, wenn der Tumor auf ein umschriebenes Areal beschränkt ist und eine Operation nicht möglich oder nicht erwünscht ist.
Durch eine erfolgreiche Lokaltherapie kann der Tumor auch so weit verkleinert werden, dass eine nachfolgende Operation möglich wird.
Bei lokalen Chemotherapien wird versucht, die Zytostatika möglichst nah an den Tumor zu bringen und ihre Konzentration im übrigen Körper gering zu halten, z. B. werden die Zytostatika bei Lebermetastasen direkt in die durch die Leber führende Pfortader gegeben.

Strahlentherapie
Auch die Strahlentherapie hat im Behandlungskonzept vieler Tumoren einen festen Platz.
Ziel einer Bestrahlung ist, die Tumorzellen zum Absterben zu bringen.
Allerdings werden auch gesunde Zellen geschädigt, woraus sich die Nebenwirkungen der Strahlentherapie ableiten.
Meist soll die Strahlentherapie, adjuvante Therapie, nach einer Operation das Risiko ausschalten, dass sich in der Nähe des Operationsgebiets verbliebene Tumorzellen erneut zu einem Tumor auswachsen und zu einem Lokalrezidiv führen.
Bei einigen Tumoren ist die Strahlentherapie alleinige Behandlungsform.
Man arbeitet dann mit höheren Dosierungen, etwa bei Gehirntumoren, die so ungünstig sitzen, dass sie nicht entfernt werden können.
Insbesondere bei Knochen- oder Gehirnmetastasen wird die Strahlenbehandlung zur Beschwerdenlinderung eingesetzt ( palliative Bestrahlung ).

Eine lokale Strahlentherapie ist beispielsweise durch Einbringen radioaktiver, nur über eine geringe Entfernung strahlender Kügelchen in den Tumor möglich.

Radiochemotherapie

Hierzu gibt es einen gesonderten Beitrag : Was ist eigentlich eine Radiochemotherapie ?

Bei der Kryothermie wird der Tumor "vereist", bei lokoregionalen Hyperthermien über 40 °C erwärmt, da Tumorzellen besonders hitzeempfindlich sind.
Lasertherapien können z. B. bei Hautkrebs, Melanom, angewandt werden.

Moderne, schonende und oft ambulant mögliche Verfahren sind die Laser-induzierte Thermotherapie und die thermische Radiofrequenzablation, bei der durch Licht- bzw. elektrische Energie Hitze erzeugt und damit der Tumor zerstört wird.
Beide werden derzeit vor allem zur Behandlung von Lebermetastasen eingesetzt.

Fazit :

Wie wohl unschwer zu erkennen ist, habe ich versucht, aus verschiedenen Aufsätzen/Beiträgen von entsprechenden Fachleuten eine etwas verständlichere Abhandlung über die verschiedenen Arten der Chemotherapie zu schreiben.

Trotzdem bleibt eine solche Abhandlung für viele Betroffene doch recht unverständlich.
Etliche der verwendeten “Fremdwörter” findet ihr - entsprechend beschrieben - in unserem Wörterbuch.
Dort sind auch die verschiedenen Arten der Chemotherapie in Wort und - teilweise - Film genauer erklärt.


Ergänzend ist zu sagen, dass es sowohl bei der Mitomycin- als auch bei der BCG-Instillation zu “Versagern” kommen kann.
Dann sollte mit dem behandelnden Arzt darüber gesprochen werden, ob nicht auf die “andere” Instillationstherapie umgeschwenkt werden kann.

Fakt ist, dass die Instillationtherapie mittels BCG oder Mitomycin erheblich besser vertragen wird als die systemische Chemotherapie.
Deren Nebenwirkungen sind viel gravierender und können unter Umständen zu einem Abbruch der Therapie führen.
Andererseits ist die Chemotherapie momentan einer der “Goldstandards” in der Bekämpfung eines Karzinomes und sichert in vielen Fällen eine erheblich längere Lebenszeit.