05 - Das Lokalrezidiv in der orthotopen Neoblase

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Kurzfassung: Hintergrund: Die orthotope Neoblase hat sich in den vergangenen Jahren zur häufigsten
Form der Harnableitung nach radikaler Zystektomie entwickelt. Sie offeriert dem Patienten einen weitestgehend
normalen Alltag. Ein Rezidiv in der Neoblase kann aber nicht nur zu einem tumorspezifischen,
sondern auch funktionellen Problem führen.

in einer Klinik wurden über einen bestimmten Zeitraum 122 Zystektomien durchgeführt , bei 67 Patienten erfolgte dabei die Anlage einer orthotopen Ileumneoblase.
In 2 Fällen kam es nach 5 bzw. 6 Monaten zu einem Rezidiv in der Ileumneoblase (1,3 %). Beim ersten Patienten handelte es sich um einen 71-jährigen
Mann mit einem pT4 G4 N2 V1 R1 Urothelkarzinom der Harnblase und einem simultanen Gleason9-Prostatakarzinom. Nach primär unkompliziertem
Verlauf nach Zystektomie und simultaner Rektosigmoidresektion stellte er sich 6 Monate später unter dem Bild einer Neoblasentamponade notfallmäßig
vor. Intraoperativ zeigte sich eine große Raumforderung, die transurethral nicht komplett reseziert werden konnte. Noch vor Induktion einer palliativen
Chemotherapie verstarb er innerhalb von 2 Wochen an seinem Tumorleiden. Der zweite Patient (71 Jahre) wurde ebenfalls wegen eines pT3 G3 N0 V0 R0
Urothelkarzinoms der Harnblase zystektomiert. Nach protrahiertem Verlauf und mehreren stationären Aufenthalten wegen eines entgleisten Säure-Basenhaushaltes
stellte er sich wegen eines Harnverhalts erneut vor. Nach erschwerter Kathetereinlage wurde auch in diesem Fall zystoskopisch ein intraneovesikales
Rezidiv diagnostiziert. Bei beiden Patienten wurden computertomographisch Lymphknoten bzw. Organmetastasen ausgeschlossen.

In der Literatur wird die Häufigkeit des Lokalrezidivs mit 1,7–7 % angegeben. In einem großen Teil der Fälle wird die Neoblasenfunktion
nicht beeinträchtigt. Als Therapie werden palliative Chemotherapieansätze, transurethrale Resektionen bis hin zu Komplettresektionen beschrieben. Das
lokale Rezidiv in der orthotopen Neoblase nach Zystektomie stellt ein eher seltenes Ereignis dar und geht wahrscheinlich von der verbliebenen
Harnröhre aus. Es beeinträchtigt die Neoblasenfunktion selten und wird mittels Chemotherapie und Resektionen therapiert. Angesichts seines seltenen
Auftretens sollte es kein Argument gegen einen orthotopen Blasenersatz darstellen.

Zu den typischen Komplikationen nach Anlage einer Ileumneoblase gehören:


  • – die vordergründig nächtliche Inkontinenz,
  • – die Stenose der ileoureteralen Anastomose,
  • – der Harnverhalt durch eine Schleimtamponade,
  • – der Reflux in den oberen Harntrakt,
  • – die Störung des Säure-Basenhaushaltes sowie
  • – Malabsorptionsphänomene

Unter Malabsorption versteht man eine gestörte Aufnahme und / oder einen gestörten Abtransport von zuvor
aufgespaltenen Nahrungsbestandteilen durch Enterozyten.
Ein Rezidiv des Urothelkarzinoms in der Ileumneoblase tritt unserer Erfahrung nach selten auf, wenn es auch laut Literatur in bis zu 7 % der Fälle beschrieben wird.