30 - Was ist ein Urostoma

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Das Urostoma


Das Urostoma gehört zu den inkontinenten Harnableitungen, d.h. aus einer Öffnung (Stoma) in der Bauchdecke sickert ständig der von der Niere produzierte Urin.
Das übliche Urostoma ist ein sogenanntes Conduit (von conduire=führen). Zur Herstellung eines Conduits wird aus dem Darmtrakt ein etwa 10-20 cm langes Stück herausgetrennt, wobei die Blutversorgung erhalten bleibt. Die durchtrennten Darmteile werden wieder miteinander vernäht.
In das eine Ende des entnommenen Darmfragments werden die beiden Harnleiter implantiert und das andere Ende wird durch eine Öffnung in der Bauchdecke nach außen geführt und prominent mit dieser vernäht. Bei Verwendung eines Dickdarmstücks spricht man von einem Kolon-Conduit, bei Verwendung eines Fragments aus Dünndarm von einem Ileum-Conduit.


Zum Auffangen des von der Niere produzierten Urins ist eine Beutelversorgung erforderlich. Dazu stehen einteilige und zweiteilige Systeme zur Verfügung. Basis beider Systeme ist eine Platte, die passgenau um das Stoma auf die Bauchdecke geklebt wird. Bei der einteiligen Versorgung ist der Auffangbeutel fest mit der Platte verbunden; mit jedem Beutelwechsel erfolgt demnach auch immer ein Wechsel der Platte. Eine zweiteilige Versorgung besteht aus einer Basisplatte mit Rastring, die rund um das Stoma auf die Bauchdecke aufgeklebt wird. Diese Platte kann 2-3 Tage auf der Haut verbleiben. Die Beutel werden auf dem Rastring der Basisplatte fixiert und können unabhängig vom Plattenwechsel erneuert werden. Die Urostomiebeutel haben zum einen eine Rücklaufsperre, um zu verhindern, dass Urin zurück ins Conduit und die Harnleiter gelangt, und zum anderen eine Abflussöffnung, durch die der aufgefangene Urin abgelassen werden kann. Für eine ungestörte Nachtruhe wird an den recht kleinen Urostomiebeutel ein Nachtbeutel angeschlossen, der bis zu zwei Litern Flüssigkeit aufnehmen kann.


Mögliche Probleme mit dem Urostoma


  • Hautirritationen: Durch Hautunebenheiten oder Unverträglichkeiten des Klebers der Basisplatten können Hautirritationen enstehen. Mit Hilfe spezieller Hautschutzprodukte und/oder eines eventuellen Wechsels des Produkts lassen sich diese Komplikationen meistens schnell beheben.
  • Schleimbildung: Da das Conduit aus Darmschleimhaut besteht, ist eine gewisse Schleimbildung normal. Im Laufe der Zeit sollte sie aber fast völlig verschwinden. Verstärkte Schleimproduktion könnte allerdings ein Hinweis auf einen Harnwegsinfekt sein und bedarf der Abklärung durch den Arzt
  • Bluten des Stomas: Die Schleimhaut des Stomas ist sehr empfindlich und kann leicht einmal bluten. Das ist nicht weiter bedenklich, solange die Schleimhaut weiterhin eine gesunde rosarote Färbung aufweist.
  • Retrahiertes Stoma: Gelegentlich kommt es vor, dass sich das Stoma unter Bauchdeckenniveau zurückzieht. Mittels konvexer Basisplatte lässt sich ein retrahiertes Stoma meistens ohne ärztlichen Eingriff problemlos weiterhin versorgen.
  • Stomaprolaps: In seltenen Fällen, unter anderem auch durch Veränderungen des Körpergewichts kann das Stoma weit aus dem Körperinneren herausgleiten. In solchen Fällen ist oftmals eine chirurgische Korrektur erforderlich
  • Neoplasien Wie bei allen Harnableitungen, bei denen Darmschleimhaut mit Urin und Urothelgewebe in Kontakt kommt, besteht auch beim Urostoma nach vielen Jahren die Gefahr bösartiger Neubildungen, die man durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen jedoch frühzeitig entdecken und beseitigen kann.


Eine sehr seltene Form des Urostomas ist die Harnleiter-Hautfistel, das Ureterocutaneostoma, Dabei werden die Harnleiter direkt ohne Conduit aus der Haut ausgeleitet. Da die Gefahr sehr groß ist, dass sich die Öffnung in der Haut sehr schnell wieder schließt, werden Harnleiter-Hautfisteln immer geschient. Dazu wird ein dünner Katheter durch den Harnleiter bis ins Nierenbecken vorgeschoben. Durch eine Krümmung am oberen Ende wie ein Schweineschwänzchen (pigtail) fixiert sich ein solcher Katheter selbst. Das Ureterocutaneostoma ist überwiegend eine Notlösung, da hierfür zwar nur ein minimal-invasiver Eingriff nötig ist, aber eine permanente Gefahr aufsteigender Infektionen insbesondere auch des Nierenbeckens besteht. Auch dieses Stoma bedarf einer Beutelversorgung.


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