Unser Leitgedanke ist: "Wissen kann Ängste abbauen."
Das Sammeln von Informationen und das damit erlangte Wissen machen es möglich, eine andere, aktivere Einstellung zu der Erkrankung zu gewinnen. Außerdem hilft es, das Gefühl in Schach zu halten, dem Schicksal völlig ausgeliefert zu sein. Die Selbsthilfegruppe als Team erarbeitet mögliche Antworten und dient als Pool der Information. Diese Selbsthilfegruppe richtet sich an alle, die vom Blasenkrebs betroffen sind oder waren und persönlich aktiv etwas dagegen tun wollen, einschließlich der Vorsorge.
Achten und reagieren Sie auf Veränderungen. Das Alarmzeichen ist Blut im Urin ohne Schmerzgefühl (schmerzlose Makrohämaturie). Häufeiger Harndrang oder brenender Schmerz beim Wasserlasen können auch andere Ursachen haben.
Sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Vertrauens! Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, ist die Chance auf dauerhafte Heilung groß.Die "Selbsthilfegruppe Blasenkrebs Bocholt" wurde im Juni 1994 in Bocholt unter "Selbsthilfegruppe für Träger einer Ersatz-Blase Bocholt (STEBB) e.V." gegründet. Diese Selbsthilfegruppe richtet sich an alle, die vom Blasenkrebs betroffen sind oder waren und persönlich aktiv etwas dagegen tun wollen.
Unsere Ziele Umfassende Informationen und Erfahrungsaustausch zur Erkrankung Blasenkrebs und Behandlungsmöglichkeiten. Rat und Hilfe bei alltäglichen Dingen im Umgang mit der Krankheit und zur Steigerung der Lebensqualität und Lebensfreude.
Wir vermitteln Informationen über die Krankheit und ihre Therapie, helfen Patienten, damit sie aktiv an ihrer Genesung mitarbeiten, geben Hilfestellungen durch persönliche Gespräche.
Informierte und aufgeklärte Patientinnen und Patienten, die verstehen, was mit Ihnen geschieht, können zu Partnern des Arztes oder der Ärztin werden und aktiv an ihrer Genesung mitarbeiten.
Erst 1972 gelang es dem schwedischen Chirurgen Nils G. Kock eine "künstliche" Ersatzblase zu schaffen. Die sogenannte Koch`sche Tasche. Dabei wurde aus einem Teil des Dünndarms eine "Tasche" geformt, die den Urin sicher sammeln konnte. Der Urin wurde über die Harnleiter direkt in die neu geschaffene Harnblase geleitet und dort gesammelt.
Um die Nieren zu schützen, wurde die natürliche Verschlussfunktion der Harnleiter genutzt. So konnte kein Urin aus der Tasche in die Nieren zurücklaufen.
Diese Tasche "sitzt" etwas unter dem Bauchnabel. Über eine Öffnung am Bauchnabel, wird der Urin mittels Einmalkatheter entleert. Der Betroffene ist somit kontinent und kann selbst bestimmen, wann er auf "Toilette" geht.
Die Techniken wurden in den Jahren immer mehr verfeinert. Die häufigste Operationstechnik ist unter anderem der
Eine der verbreitesten und sehr vorteilhaften Techniken ist der MAINZ-Pouch I.
Der MAINZ-Pouch I besteht zu 1/3 aus Dickdarm und zu 2/3 aus Dünndarm. Das Urinvolumen kann so zwischen 300 - 600 ml betragen. Der MAINZ-Pouch I gehört zu den Niederdrucksystemen.
Die so neu geschaffene Ersatzblase wird über ein Dünndarmstück oder dem Bilddarm (falls noch verhanden) mit dem Bauchnabel verbunden. Mittels eines Einmalkatheters kann der Urin über ein "Nabelstoma" entleert werden. Betroffene sind so in der Regel kontinent.
Es gibt eine Vielzahl von modifizierten Techniken wie den sogenannten
> MAINZ Pouch II > Indiana Pouch > Harnableitung nach Hautmann > Neoblase nach Studer
Ihr Urologe wird die für Ihre Situation in Frage kommende Operationstrechnik ausführlich besprechen.
Kontinente Harnableitung nach Mitrofanoff | Mitrofanoff Stoma Bereits 1980 beschrieb Mitrofanoff seine Technik der kontinenten Harnableitung durch ein Stoma.
Dabei wird aus Teilen des Blinddarms (Appendix vermiformis) oder aus dem Dünndarm eine künstliche Harnblase gebildet. Diese kann über einen dünnen Kanal katheterisiert werden. Die "Stomakontinenz" wird über einen Klappenmechanismus gewährleitet (über den Bauchnabel).
Wichtiger Hinweis: Alle Angaben dienen zur groben Orientierung und sind nach dem aktuellen Wissensstand. Ihr behandelnder Arzt wird rechtzeitig vor der Operation mit Ihnen ein aufklärendes Gespräch zum geplanten Eingriff führen.
Vor der Operation ist eine Reihe wichtiger Untersuchungen notwendig. Dabei wird, wie vor jeder Operation, die sichere Durchführung der Vollnarkose abgeklärt.
Da der Pouch aus einem Teil des Darms gebildet wird, ist auch eine ausführliche Darmdiagnostik wichtig. Dabei wird Ihr Darm mittels einer Kontrastmitteluntersuchung oder Darmspiegelung beurteilt. Es wird festgestellt, ob Ihr Darm unversehrt und für eine Darmersatzblase geeignet ist.
Auch die Untersuchung der Harnwege spielt eine zentrale Rolle. So wird bereits vor der Operation sichergestellt, dass keine weiteren Erkrankungen des Harntrakts den Erfolg der Operation gefährden.
Ihr Arzt wird sich zudem Zeit nehmen und mit Ihnen ein ausführliches Gespräch zum geplanten Eingriff führen. Er wird Ihnen die Durchführung, die nächsten Schritte sowie eventuelle Risiken und vor allem die Chancen aufzeigen.
Infektionen vorbeugen
Um eine mögliche Infektion während und nach der Operation vorzubeugen, wird unmittelbar vor der Operation eine intensive und komplette Darmreinigung durchgeführt.
Wie wird diese Darmreinigung durchgeführt?
Der Darm wird von oben nach unten gereinigt. Hierzu wird Ihnen eine Trinklösung verabreicht. Die erforderlichen Mengen können von Patient zu Patient variieren. Durchschnittlich liegt die Menge der Trinklösung von 2 bis 4 Litern in einer Zeit von 3 bis 6 Stunden.
Die salzhaltige Trinklösung reinigt so den Darm. Die Nahrungsaufnahme in fester Form wird mit Beginn der Darmreinigung ausgesetzt. Um den Flüssigkeitshaushalt im Körper nicht zu gefährden, sollte ausreichend Flüssigkeit (neben der Trinklösung) aufgenommen werden. Besonders geeignet sind stille Wasser (auch Leitungswasser) und Tees.
Sollten Sie während der Darmreinigung Hunger verspüren, wird Ihnen eine klare Brühe gereicht.
Die Operation bedeutet einen großen Eingriff und wird unter Vollnarkose durchgeführt.
Direkt nach der Operation werden Sie intensivmedizinisch überwacht. Die intensivmedizinische Behandlung dient zu Ihrer Sicherheit und ist Standard nach einer derartigen Operation.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie nach dem Aufwachen von einerVielzahl von Monitoren, Kabeln, Infusionspumpen, Drainagen und Kathetern umgeben sind.
Wie wird meine neue Harnblase direkt nach der Operation versorgt?
Ihre neue Harnblase muss direkt nach der Operation von Urin geschützt werden. So wird die Wundheilung nicht gefährdet.
Aus dem Bauchnabel leitet ein Katheter alle ankommenden Flüssigkeiten ab. Über den sogenannten Pouchofix, der im rechten Unterbauch liegt, kann alternativ Flüssigkeit ablaufen bzw. als Zugang in die neue Harnblase gegebenenfalls Stubstanzen eingebracht werden.
Sie werden auch zwei weitere dünne Katheter sehen. Dies sind die Harnleiterschienen. Die kleinen Schläuche werden über die Harnleiter direkt in die Nierenbecken gelegt. So kann der dort porduzierte Urin direkt aus dem Köper aus- und in einen Urinbeutel abgeleitet werden. Die Nahtstellen können ausheilen, da sie nicht mit dem aggressiven Urin in Berühung kommen.
Zwei weitere Schläuche, die sogenannten Wunddrainagen, leiten Sekret und Blut aus der Wunde, das in einem angeschlossenen Beutel oder einer Flasche gesammelt wird.
Nach so einem großen Eingriff wird der Patient direkt auf die Intensivstation verlegt. Das dient zur eigenen Sicherheit. So ist eine enge Überwachung der Genesung möglich.
Tag 1 nach der OP Bereits am ersten Tag wird Ihr Körper wieder "aktiviert". Sie beginnen mit kleinen Übungen auf der Bettkante um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Ihre neue Ersatzblase wird anhand der Katheter und Drainagen kontrolliert.
Leider gibt es am ersten Tag nach der OP noch keine feste Kost. Das Pflegepersonal reicht Ihnen maximal 50 ml Tee / Stunde. Alle weiteren Nährstoffe erhalten Sie über ein Infusionsprogramm. Die darauffolgenden Tage sind vor allem für Ihre Genesung und Mobilisierung da. Nach ca. 5 bis 8 Tagen, je nach Wundsekret, werden die Drainagen entfernt. Auch die Hautklammern und die Magensonden werden nach ca. 8 bis 10 Tagen entfernt. Die Harnleiterschienen werden in der Regel am 12. oder 13. Tag nach der Operation entfernt, der Urin fließt in den Pouch und wird über den noch gelegten Pouch-Katheter sofort ausgeleitet.
Nach der Kontrolle der Dichtigkeit des Pouch wird am 21. Tag der Pouch-Katheter entfernt. Ab sofort können Sie Ihre Blase mittels Einmalkatheter selbstbestimmt entleeren.
Die Zukunft selbstbestimmt gestalten | Die Pouch-Entleerung
Jetzt ist es an der Zeit, Ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sobald der Pouch-Katheter entfernt wurde, müssen Sie lernen Ihre neue Blase selbstständig zu entleeren.
Viele Betroffene denken über eine reduzierte Trinkmenge nach, um weniger oft den Pouch zu entleeren.
LASSEN SIE DAS!
Bei einer zu geringen Trinkmenge konzentriert sich der Urin. Dies kann zu Harnwegsinfektionen und im schlimmsten Fall zu einem Pouchstein führen.
Daher unsere Empfehlung:
Trinken Sie innerhalb von 24 Stunden 3 bis 4 Liter. Am Besten stilles Mineralwasser (oder Leitungswasser), Fruchtschorlen oder Tees.
Ein Tipp: Machen Sie einen 1 Liter Krug voll mit Leitungswasser und legen darin ein Stück Ingwer und eine halbe Limette. Schmeckt frisch und ist gesund.
Intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) über den Bauchnabel
Um den Urin über den Bauchnabel zu entleeren, benötigen Sie einenEinmalkatheter. Diese Technik nennt man in der Fachsprache "intermittierenden Selbstkatheterismus" kurz ISK.
Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?
Ihr Arzt und das Pflegepersonal in der Klinik wird Sie aufklären. Erwird mit Ihnen die anatomischen Gegebenheiten, die Pouch-Konstruktion und Lage sowie die Positionierung des Eingangs besprechen. Das kannmögliche Komplikationen vorbeugen.
Der Pouch hat ein Urinfassungsvolumen von 300 bis 600 ml. Wichtig ist,dass der Pouch nicht überdehnt wird. Sonst kann es zu Komplikationen und Lageveränderungen kommen.
Vor der Operation sind Sie in der Regel 4 bis 6 mal täglich auf die Toilette gegangen. Diesen Rhythmus sollten Sie auch bei der Pouch-Entleerung einhalten. Natürlich ist dies abhängig von der täglichen Trinkmenge.
Ein Tipp: Notieren Sie anfangs die Trinkmengen und die anschließenden Urinmengen. So bekommen Sie ein Gefühl dafür.
Einen Drang, auf Toilette zu müssen, werden Sie nach der OP nicht mehr verspüren.
Es gibt verschiedene Systeme auf dem Markt. Neben Einmalkathetern ohneBeutel gibt es auch welche für unterwegs, die mit einem Urinauffangbeutel versehen sind. Der Urin fließt so direkt in den Beutel und kann später entsorgt werden.
Darauf sollten Sie achten: > Katheterlänge: 40 cm > Atraumatische, sanfte Katheteraugen (Öffnungen) > Gebrauchsfertig verpackt | beschichtet oder mit Gleitgel > Hohe Gleitfähigkeit > Einfach in der Anwendung
Die Katheter-Größe (Druchmesser in CH) wird Ihnen Ihr Arzt verraten.
Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser | Die Nachuntersuchung
Bereits bei der Entlassung wird Ihr Arzt das weitere Vorgehen und dieNachuntersuchung ansprechen. Halten Sie diese strikt ein - dann haben Sie alles unter Kontrolle.
> Blutkontrolle Ihr Darmteil, der jetzt die Harnblase bildet, wird Substanzen aus dem Urinaufnehmen (resorbieren) und in die Blutbahn leiten. Dies kann zu einer Übersäuerung führen. Daher ist die Kontrolle des Säure-Basen-Haushalts sehr wichtig. Die Blutuntersuchung sollte einmal im Jahr durchgeführt werden. Wichtig ist dabei auch die Kontrolle des Vitamin-Spiegels, der Blutsalze, der harnpflichtigen Substanzen sowie die Leberwerte.
> Ultraschallkontrolle Ihrer Nieren Der Schutz Ihrer Nieren hat höchste Priorität. Daher sollte in regelmäßigen Abständen ein Ultraschall Ihrer Nieren stattfinden. Urinaufstauungen können Nierenschäden verursachen. Dies muss unbedingt vermieden werden.
Wichtiger Hinweis:
Eine medizinische Beratung kann nur ein Arzt vornehmen. Bitte wenden Sie sich bei medizinischen Fragen ausschließlich an einen Facharzt. In akuten Fällen erreichen Sie den Notruf der nächsten Rettungsleitstelle unter
Telefon: 19 222 (aus dem deutschen Festnetz) Telefon: 112 (aus dem Mobilfunknetz)
Was die NBI-Technologie Arzt und Patient bringt Mit Hilfe der NBI-Technologie kann der Arzt sehr kleine tumorverdächtige Stellen in der Blasenschleimhaut früher erkennen.
Die NBI-Technologie1 lässt die oberflächlichen Blutgefäße der Blasenschleimhaut sowie Tumorgewebe für den Arzt besser sichtbar werden. Ein spezieller Filter entfernt dabei aus dem normalen Weißlicht bestimmte Farbanteile. Dadurch treten Blutgefäße und Tumorgefäße optisch deutlicher hervor2. Der Arzt hat mit Hilfe der NBI-Technologie die Möglichkeit, auch sehr kleine tumorverdächtige Stellen in der Blasenschleimhaut schon in einem frühen Stadium zu erkennen und mit einer kleinen Zange Gewebeproben (Biopsie) entnehmen. In den Händen eines erfahrenen Arztes kann die Blasenspiegelung mit Hilfe der NBI-Technologie deshalb eine sehr effektive Diagnosemethode für Blasenkrebs sein. Für den Patienten bedeutet das frühe Erkennen eines Blasentumors eine frühzeitig beginnende Therapie und eine größere Chance auf eine erfolgreiche Behandlung.
1 NBI = Narrow Band Imaging, übersetzt: Hochauflösende Schmalband-Bildgebung
2 Quelle: Puppo et al., A Randomized Prospective Trial to Assess the Impact of Transurethral Resection in Narrow Band Imaging Modality on Non–Muscle-Invasive Bladder Cancer Recurrence, European Urology 2012; 61:908–913
Adressen von Urologen/ Ärzten die NBI einsetzen finden sie im angegebenen LINK
Neoblasen werden aus dem Darm transplantiert, was bedeutet, ein Darmstück wird herausgeschnitten und für eine orthotope Neoblase, einen Mainz-Pouch oder ein Urostoma verwendet. Es werden unterschiedliche Darmteile dafür genommen, entweder aus dem Ileum, ( einem Teil des Dünndarmes, ca. 2 bis 3 m lang ), oder dem Colon, ( Dickdarm ). In manchen Fällen wird der Übergang vom Ileum und Colon verwendet. Bei einer orthotopen Neoblase kann es sich durchaus um ein Ileum-Darmstück von 70 bis 80 cm Länge handeln, beim Mainz-Pouch ca. 40 bis 50 cm Länge, beim Urostoma werden 15 bis 20 cm Länge selten überschritten.
Die Problemstellung : Das Ileum, besonders am Ende hin zum Colon, hat folgende Hauptaufgaben : a ) die enzymatische Spaltung von Nährstoffen b ) die Resorption von Vitamin B12, ( mit Intrisic-Faktor des Magens ), Fetten, ( vor allem Fettsäuren und Glycerin ), und Gallensalzen c ) immunologische Funktionen, ( Aufnahme und Weiterleitung von Antigenen )
Wenn man sich die Länge des Ileums, ( ca. 2 bis 3 m ), vor Augen hält und dann mit der Länge des für eine orthotope Neoblase, ( ca. 70 bis 80 cm ), vergleicht, dann ist man nicht sonderlich überrascht, wenn für die Neoblase genau dasjenige Darmstück verwendet wird, welches für b ) verantwortlich zeichnet, nämlich die Resorption von Vitamin B12, Fetten und Gallensalzen. Dies kann sein, muss aber nicht sein !
Sollte es aber so sein, kann es zu einem Mangel an Vitamin B12 kommen. Vitamin B12 wird vom Körper nur in sehr geringen Mengen hergestellt, welche den Bedarf in keinem Fall decken. Dieses Vitamin muss also mit der Speise aufgenommen werden, wird im Magen mit dem Intrisic-Faktor “vermischt” und vom Ileum resorbiert.
Fehlt jetzt der Ileumteil, welcher dafür verantwortlich zeichnet, kann der Körper kein Vitamin B12 mehr resorbieren bzw. speichern. Dieses Speichern geschieht in der Leber, aber auch nur in recht geringer Menge, welche ca. 1,5 bis 2 Jahre vorhält. Dann ist der Speicher erschöpft und die/der Betroffene beginnt unter einen Vitamin B12-Mangel zu leiden. Neues Vitamin B12 muss dem Körper zugeführt werden, meist in Form des Vitamines Cobalamin, welches vom menschlichen Organismus in das biologisch wirksame Coenzym B12 umgewandelt wird. Vitamin B12-Mangel kann zu sehr unangenehmen Beschwerden führen, welche einer Rheumaerkrankung ähneln. Anhaltender B12-Mangel schädigt die Nervenfasern, wodurch sich neurologische Beschwerden und Erkrankungen wie Demenz oder Senilität entwickeln können, die in ihrer Erscheinung Multipler Sklerose oder Parkinson ähneln.
Es ist ergo unerlässlich, dass sich Neoblasenträger einmal jährlich auf ihren Vitamin B12-Status untersuchen lassen.
Einen hochinteressanten Aufsatz fand ich hier : lichtstrahl-magazin.de/Artikel/Gesundheit/vitaminb12.html ( Auch wenn es sich beim “Lichtstrahl-Magazin” wohl um eine recht esotherisch angehauchte Postille handelt, dieser Beitrag ist lesenswert. )
Jetzt zum Säure-Basen-Haushalt :
Die Neoblase weiss nicht, dass sie jetzt eine Blase ist und kein Darm mehr. Also “arbeitet” sie genauso weiter wie vordem, nämlich, indem sie fleissig resorbiert, ( und auch den so ungeliebten Schleim produziert, aber dieser ist eigentlich nur sekundär....)
Viel unangenehmer ist das Resorbieren. Im Harn befinden sich etliche Säuren, welche von der Neoblase resorbiert und dem Kreislauf zugeführt werden. Diese Säuren greifen den sich im Körper befindlichen Basenhaushalt an, welcher im Verhältnis von 20:1 zum Säurehaushalt steht. ( Es gibt also ca. 20 mal mehr Basenhaushalt als Säurehaushalt ) Fällt dieses Verhältnis auf 17:1 oder gar auf 16:1, droht eine lebensgefährliche Azidose.
Ergo ist es ebenfalls im Interesse der Betroffenen, jährlich einmal den Säure-Basen-Haushalt kontrollieren zu lassen. Nicht mittels des Urines, wie es manche Ärzte gern tun, sondern ausschliesslich über eine Blutanalyse !
Quelle Bild oben links: „B12 methylcobalamin“ von Sbharris (Steven B. Harris) - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - File:B12 methylcobalamin.jpg - Wikimedia Commons
Eine Zusammenfassung aus einer Dissertation von Anja Hägele. Die komplette Doktorarbeit ist in unserem Info-Material / Broschüren Intern, dort Kategorie: Broschüren Blasenkrebs zu finden.
Zusammenfassung: Zwischen April 1986 und September 2003 wurden an der Urologischen Universitätsklinik Ulm 754 Zystektomien mit Anlage einer Ileum-Neoblase durchgeführt. Insgesamt wurden 654 Männer (86,7 %) und 100 Frauen (13,3 %) mit dieser Form der Harnableitung behandelt. Das mittlere Follow-up der Patienten betrug 58,1 Monate. Der maximale Nachbeobachtungszeitraum betrug 208 Monate. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Operation lag bei 61 Jahren (17 – 82 Jahre).
Die orthotope Ileum-Neoblase wurde bei 66,7 % aller Patienten mit Zystektomie (754 von 1131 Patienten) angelegt. Es handelt sich bei diesem Patientengut entsprechend um eine Selektion: Patienten mit weit fortgeschrittenen Tumoren,Harnröhrenbeteiligung, hohem Alter, eingeschränkter Nierenfunktion oder schweren Begleiterkrankungen erhielten eher andere Formen der Harnableitung.
Bei 754 Patienten traten in 437 Fällen (58 %) Frühkomplikationen, das heißt Komplikationen innerhalb der ersten 90 Tagen postoperativ auf. In 351 Fällen (46,6 %) kam es zu Spätkomplikationen, das heißt Komplikationen nach mehr als 90 Tagen postoperativ.
Diese umfassen alle Komplikationen, die ausschließlich auf die orthotope Ileum-Neoblase als Harnableitung, nicht aber auf die Zystektomie, Lymphadenektomie oder Ausschaltung eines Darmsegments zurückzuführen sind.
Die hier jetzt aufgeführten Komplikationen sind nicht zu verallgemeinern. Faktoren wie die Art der Neoblase (Hautmann, Studer ect.), das Alter der Patienten und andere Gegebenheiten sind zu berücksichtigen, hier aber nicht detailiert aufgeführt und nicht bewertet.
Frühkomplikationen können sein:
Leckage (Undichtigkeit der NeoblaseStenosen im HarnleiterLeckage Harnröhrenanastomosen (Verbind. Neoblase / Harnröhre)
Neoblasendünndarmfisteln
Schleimtamponaden (Feste Verschleimung in der Neoblase)
Nachblutung aus einem Gefäß der Neoblasenwandfieberhafte
Harnwegsinfekte mit und ohne Schleimtamponaden
Urosepsis (Infektionskrankheit mit Bakterien aus dem Urogenitaltrakt)
Mortalitätsanalyse: 23 von 754 Patienten verstarben innerhalb der ersten 90 Tage postoperativ nach radikaler Zystektomie und Anlage einer orthotopen Ileum-Neoblase (3,1 %).
Spätkomplikationen
Insgesamt traten im späteren Verlauf nach radikaler Zystektomie und Anlage einer Ileum- Neoblase 299 Komplikationen (40 %) auf, die als neoblasenspezifisch zu werten sind. Mit insgesamt 109 Spätkomplikationen (14,5 %) machen die Komplikationen der ureteroneovesikalen Anastomose den größten Anteil der neoblasenspezifischen Komplikationen aus.
Stenose bzw. Harnstauungsniere
funktionelle Blasenentleerungsstörungen (auch Mukosafalte und Verwachsungen)
Neoblasendünndarmfistel
Neoblasensteine, wobei hier Nahtmaterial in der Neoblase als Kristallisationskern diente.
vorübergehenden oder dauerhaften Einschränkung der Nierenfunktion
Kurzfassung: Hintergrund: Die orthotope Neoblase hat sich in den vergangenen Jahren zur häufigsten Form der Harnableitung nach radikaler Zystektomie entwickelt. Sie offeriert dem Patienten einen weitestgehend normalen Alltag. Ein Rezidiv in der Neoblase kann aber nicht nur zu einem tumorspezifischen, sondern auch funktionellen Problem führen.
in einer Klinik wurden über einen bestimmten Zeitraum 122 Zystektomien durchgeführt , bei 67 Patienten erfolgte dabei die Anlage einer orthotopen Ileumneoblase. In 2 Fällen kam es nach 5 bzw. 6 Monaten zu einem Rezidiv in der Ileumneoblase (1,3 %). Beim ersten Patienten handelte es sich um einen 71-jährigen Mann mit einem pT4 G4 N2 V1 R1 Urothelkarzinom der Harnblase und einem simultanen Gleason9-Prostatakarzinom. Nach primär unkompliziertem Verlauf nach Zystektomie und simultaner Rektosigmoidresektion stellte er sich 6 Monate später unter dem Bild einer Neoblasentamponade notfallmäßig vor. Intraoperativ zeigte sich eine große Raumforderung, die transurethral nicht komplett reseziert werden konnte. Noch vor Induktion einer palliativen Chemotherapie verstarb er innerhalb von 2 Wochen an seinem Tumorleiden. Der zweite Patient (71 Jahre) wurde ebenfalls wegen eines pT3 G3 N0 V0 R0 Urothelkarzinoms der Harnblase zystektomiert. Nach protrahiertem Verlauf und mehreren stationären Aufenthalten wegen eines entgleisten Säure-Basenhaushaltes stellte er sich wegen eines Harnverhalts erneut vor. Nach erschwerter Kathetereinlage wurde auch in diesem Fall zystoskopisch ein intraneovesikales Rezidiv diagnostiziert. Bei beiden Patienten wurden computertomographisch Lymphknoten bzw. Organmetastasen ausgeschlossen.
In der Literatur wird die Häufigkeit des Lokalrezidivs mit 1,7–7 % angegeben. In einem großen Teil der Fälle wird die Neoblasenfunktion nicht beeinträchtigt. Als Therapie werden palliative Chemotherapieansätze, transurethrale Resektionen bis hin zu Komplettresektionen beschrieben. Das lokaleRezidiv in der orthotopen Neoblase nach Zystektomie stellt ein eher seltenes Ereignis dar und geht wahrscheinlich von der verbliebenen Harnröhre aus. Es beeinträchtigt die Neoblasenfunktion selten und wird mittels Chemotherapie und Resektionen therapiert. Angesichts seines seltenen Auftretens sollte es kein Argument gegen einen orthotopen Blasenersatz darstellen.
Zu den typischen Komplikationen nach Anlage einer Ileumneoblase gehören:
Unter Malabsorption versteht man eine gestörte Aufnahme und / oder einen gestörten Abtransport von zuvor aufgespaltenen Nahrungsbestandteilen durch Enterozyten. Ein Rezidiv des Urothelkarzinoms in der Ileumneoblase tritt unserer Erfahrung nach selten auf, wenn es auch laut Literatur in bis zu 7 % der Fälle beschrieben wird.
Bei der Operation werden beim Mann die Harnblase, die Prostata und Samenblasen entfernt. Bei Frauen werden in der Regel neben der Blasenentfernung die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke sowie der an den Muttermund angrenzende vordere Teil der Scheide entfernt. Die möglichen Risiken, Komplikationen und Alternativen zum geplanten Eingriff werden wir Ihnen in einem persönlichen Gespräch erklären und Ihr Einverständnis dokumentieren. Damit der weitere Ablauf des Urins gewährleistet ist, wird bei Ihnen die Harnableitung über eine neu konstruierte Harnblase aus eigenen Darmanteilen (Neoblase) angestrebt.
Ablauf des stationären Aufenthaltes: Nach der Operation verbringen Sie die erste Nacht auf der Wachstation und kommen am Folgetag in Ihr Zimmer zurück. In der Regel können Sie nach gut drei Wochen das Krankenhaus wieder verlassen. Während des stationären Aufenthaltes findet ein Gespräch über eine evtl. Kur (Anschlussheilbehandlung) statt.
Drainagen: Während der Operation werden Drainagen eingelegt, damit eine Ergussbildung reduziert wird. Ihr Stationsarzt entscheidet, wann die Drainagen entfernt werden. In der Regel werden sämtliche Drainagen innerhalb von 4 Tagen nach der Operation entfernt.
Harnröhrenkatheter: Es werden 2 Katheter in die Neoblase eingelegt. Einer verläuft durch die Harnröhre und der andere durch die Bauchdecke. In der Regel werden sie nach erfolgreicher Dichtigkeitsprüfung am 21. Tag nacheinander entfernt. Sie erhalten vom Pflegepersonal ein Protokoll, auf dem Sie dann Ihr Miktionsverhalten (Häufigkeit des Wasserlassens und Urinmenge) notieren.
Hautnaht bzw. Klammern: Meistens wird die Haut mit einem Faden genäht, der sich selbst auflöst. Sollte eine Klammerung erfolgen, werden die Wundklammern in der Regel am 10. postoperativen Tag entfernt.
Wundversorgung: Der Verband wird in der Regel alle 2 Tage gewechselt.
Essen nach der Operation: In der Regel erhalten Sie am 2. Tag nach der Operation etwas zu trinken. Vertragen Sie dies gut, werden Tag für Tag Ihre Mahlzeiten größer. Man nennt dies Kostaufbau.
Duschen: Sie dürfen ab dem 4. Tag nach der Operation bzw. wenn die Drainagen entfernt sind duschen (Absprache mit dem Pflegepersonal). Ausgiebiges Duschen sollte vermieden werden und nach dem Duschen wird Ihr Verband durch das Pflegepersonal gewechselt.
Was dürfen Sie bzw. worauf sollten Sie nach Ihrer Entlassung achten? · Achten Sie auf regelmäßigen weichen Stuhlgang. · Sie dürfen spazieren gehen. · Für 8 Wochen sollten Sie nicht schwerer als 5 kg heben. · Achten Sie darauf, dass Cystofix und Harnröhrenkatheter nicht abgeknickt oder verdreht sind. · Sollten Sie feststellen, dass die Urinausscheidung abnimmt, konsultieren Sie Ihren Urologen.
Was dürfen Sie nicht? · Übermäßige körperliche Anstrengungen sollten Sie 4 bis 6 Wochen vermeiden. · Beim Stuhlgang nicht pressen. · Übungen zum Schließmuskeltraining
Wann sollten Sie einen Arzt informieren bzw. aufsuchen? · Wenn Sie Fieber, Schmerzen oder Schwellungen im Wundbereich feststellen. · Wenn die Naht, mit der der Cystofix an der Haut befestigt ist, sich zu lösen droht oder der Cystofix „locker“ wird. · Wenn der Cystofix oder der Harnröhrenkatheter herausgefallen ist. · Wenn vermehrt Urin oder Blut neben dem Cystofix bzw. Harnröhrenkatheter herausläuft. · Wenn der Urin andauernd trüb ist und stechend riecht.
Ernährung nach der Operation: Trinken Sie normal, d. h. ca. 2 bis 3 Liter Flüssigkeit pro Tag. Eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung zur Stuhlgangsregulation ist sinnvoll. Eine spezielle Diät müssen Sie in der Regel nicht einhalten.
Thrombose: Zur Vermeidung von Thrombosen erhalten Sie während des stationären Aufenthaltes täglich eine Spritze und müssen Antithrombosestrümpfe tragen. Diese Spritzen müssen zu Hause weiter durchgeführt werden, genaue Informationen finden Sie im Entlassbrief.
Bitte kontaktieren Sie Ihren niedergelassenen Urologen oder Hausarzt. Sollte dieser nicht erreichbar sein, können Sie selbstverständlich jederzeit auch in eine Urologische Klinik gehen. Nach der Operation kann es Wochen dauern, bis Sie sich mit der neuen Situation vollständig vertraut gemacht haben.
Umgang mit der neuen Blase Nach Entfernung des Blasenkatheters können Sie beginnen, über die Harnröhre Wasser zu lassen. Dies tun Sie während des stationären Aufenthaltes unter unserer Anleitung.
Wie wird die Neoblase entleert? Am besten entleeren Sie die Neoblase im Sitzen. In dieser Position können Sie den Beckenboden mit dem Schließmuskel am besten entspannen. Die Neoblase zieht sich nicht durch eigene Muskelkraft zusammen wie Ihre ursprüngliche Harnblase. Sie wird vielmehr durch Pressen mit dem Bauch (Erhöhung des Druckes im Bauchinnenraum) gewissermaßen leergepresst. Entsprechend müssen Sie beim Wasserlassen mit dem Bauch leicht pressen oder zusätzlich mit der Hand auf den Unterbauch drücken und gleichzeitig den Beckenboden entspannen. Die vollständige Entleerung der Neoblase dauert länger als bei Ihrer ursprünglichen Harnblase. Sie sollten versuchen, die Neoblase möglichst vollständig zu entleeren. Zurückbleibender Urin begünstigt die Entstehung von Entzündungen und kann auf die Dauer zu einer Überdehnung führen.
Die Neoblase muss nach der Uhr entleert werden! Sie verspüren keinen Harndrang und merken nicht, wenn die Neoblase voll ist. Einige Patienten entwickeln allerdings mit der Zeit ein dumpfes Füllungsgefühl. Um eine Überdehnung und unwillkürlichen Urinverlust zu vermeiden, ist aber die Blasenentleerung nach der Uhr wichtig. In den ersten 3 Monaten nach der Operation muss die Neoblase alle 3 - 4 Stunden entleert werden. Dies muss auch nachts geschehen und Sie müssen sich anfangs alle 4 Stunden den Wecker stellen. Nach etwa 3 Monaten ist die Neoblase so erweitert, dass Sie die Abstände zwischen den Entleerungen auf 4 - 6 Stunden ausdehnen können. Sie sollten sich jedoch auch auf Dauer noch einmal nachts den Wecker stellen, um den Urin zu entleeren.
Schwierigkeiten beim Wasserlassen Wenn Sie nur unter Schwierigkeiten oder überhaupt nicht mehr Wasserlassen können, müssen Sie sich an Ihren Urologen wenden. Ihr Urologe wird mittels Ultraschall untersuchen, ob Resturin in der Neoblase zurückbleibt. Es kann sich sonst eine gefährliche Überdehnung der Neoblase oder Entzündungen ausbilden. Manchmal ist beispielsweise eine narbige Verengung am Übergang zwischen Neolase und Harnröhre Grund der Schwierigkeiten. Dies ist genau die Stelle, an der die Neoblase an die Harnröhre angenäht wurde. In diesem Fall ist eine Schlitzung der Enge durch die Harnröhre möglich. Weitere Ursachen für Schwierigkeiten beim Wasserlassen können Schleimbildung, Blasensteine oder Wucherungen in der Harnröhre sein. Treten diese Beschwerden plötzlich und mit stärkerer Ausprägung auf, sollten Sie notfallmäßig einen Arzt – nach Möglichkeit einen Urologen - aufsuchen. In unserer Klinik ist 24 Stunden am Tag ein Urologe vor Ort.
Unwillkürlicher Urinverlust Vor allem in den ersten Wochen nach der Operation kommt es zu unkontrollierten Urinverlusten. Der Grund hierfür ist, dass der Beckenbodenmuskel nun alleine den Neoblasenverschluss übernehmen muss. Der Schließmuskel im Beckenboden muss diese Aufgabe gewissermaßen neu erlernen und seine Muskelkraft muss trainiert werden. Sie können mit dem Schließmuskeltraining nach der Entfernung des Harnröhrenkatheters beginnen. Hierzu werden Sie auf der Station mit Hilfe der Physiotherapie und Informationsbroschüren zum Beckenbodentraining angeleitet. Bei einigen Patienten dauert es Wochen, manchmal auch einige Monate, bis sie den Urin wieder zur vollen Zufriedenheit halten können. Häufig zeigt sich jedoch bereits in den ersten Wochen eine durchgreifende Besserung. Durch anfängliche Probleme sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. In der Übergangszeit sind einfache Vorlagen hilfreich. Nach einem Jahr sind über 90 % aller Patienten tagsüber vollständig "trocken" und brauchen keine Vorlagen mehr. Nachts sollten Sie sich allerdings auf Dauer mindestens einmal den Wecker stellen und auf die Toilette gehen, um Urinverluste im Schlaf und eine Überdehnung der neuen Blase zu verhindern. Im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung oder Krankengymnastik werden Ihnen gezielt Übungen zum Training der Kontinenz gezeigt.
Schleimbildung Der Darm, aus dem die Neoblase gebildet ist, behält seine natürliche Eigenschaft, Schleim zu produzieren, bei. Es ist also ganz normal, dass der Urin aus der Neoblase Schleimflöckchen enthält oder trübe ist. Auch nach dem Wasserlassen können einmal Schleimflöckchen aus der Harnröhre nachtropfen. Wird zuviel Schleim produziert, kann der Blasenabfluss in der Harnröhre verstopfen. Vor allem kurz nach der Operation besteht häufig eine erhöhte Schleimproduktion. Auch bei Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel kann die Schleimproduktion vorübergehend zunehmen. Sollten Sie plötzlich kein Wasser lassen können, so kann dies durch eine Verstopfung mit Schleim verursacht sein. Suchen Sie bitte in diesem Fall umgehend einen Arzt auf.
Flüssigkeitszufuhr Die Neoblase sondert über ihre Darmwand Flüssigkeit in den Urin ab. Die tägliche Urinmenge ist dementsprechend bei einer Neoblase erhöht. Dieser Umstand kann leicht zur Austrocknung führen, wenn bei vermindertem Durstgefühl vor allem im Alter vergessen wird, die verlorene Flüssigkeit durch Trinken zu ersetzen. Erwachsene mit einer Neoblase sollten jeden Tag 2 - 3 Liter Flüssigkeit aufnehmen. Dies kann in Form von beliebigen Getränken oder Suppen geschehen. Auf keinen Fall sollten Sie abends dursten, um Urinverlust im Schlaf zu vermeiden. Dies ist nicht erfolgreich und führt zu gefährlichen Flüssigkeitsverlusten. Sie sollten abends normal trinken und vor dem Zubettgehen lediglich auf harntreibende Substanzen (Tee, Alkohol, Kaffee ...) verzichten.
Blutübersäuerung Bei einem Teil der Patienten mit Neoblase kann es zu einer Übersäuerung des Blutes oder zu Veränderungen der Blutsalze (Elektrolyte) kommen. Der Grund hierfür ist, dass der Darm von der Niere ausgeschiedene Säuren wieder aus dem Urin zurückgewinnt und an das Blut abgibt. Bei geringer Ausprägung kann dies vom Körper gut ausgeglichen werden. Sie erhalten zusätzlich von uns vorsorglich Medikamente, die einer Übersäuerung vorbeugen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen daher regelmäßig die Blutsäuerung und die Blutsalze bei Ihrem Arzt kontrolliert und die Medikamentendosis gegebenenfalls verändert werden. Anfängliche Symptome, die durch eine Übersäuerung entstehen können, sind Abgeschlagenheit und Müdigkeit.
Durchfall Bei einem kleinen Teil der Patienten kommt es nach der Operation zu vorübergehendem Durchfall. Der Grund hierfür sind körpereigene Gallensäuren, die jetzt in den Dickdarm gelangen können und diesen reizen. Die Ursache ist, dass zur Schaffung der Neoblase Anteile desjenigen Darmstückes verwendet werden mussten, die normalerweise die Gallensäuren aus dem Darm entfernen. Fast immer ist der Durchfall mit einfachen Mitteln zu beheben. Dazu gehören Medikamente, welche die Gallensäuren binden oder die Darmtätigkeit beruhigen. Günstig sind dann "stopfende" Nahrungsmittel wie Reis, Brot, Schokolade, Bananen, schwarzer Tee usw..
Vitaminmangel durch Darmausschaltung Durch die Operation kann es selten zu einer Aufnahmestörung für Vitamin B12 kommen. Grund hierfür ist, dass zur Schaffung der Neoblase Anteile desjenigen Darmstückes verwendet wurde, die für die Aufnahme dieses Vitamins aus der Nahrung zuständig sind. Die körpereigenen Reserven an diesem Vitamin reichen in der Regel für etwa 3 Jahre. Üblicherweise reicht es aus, wenn Ihr Arzt 1 bis 2 Jahre nach der Operation den Vitamin-B12-Spiegel im Blut bestimmt. Wenn dann in seltenen Fällen ein Mangel festgestellt wird, so kann man von einer Aufnahmestörung ausgehen und das Vitamin kann in Form von Spritzen ersetzt werden. Die Ernährung muss wegen der Neoblase nicht umgestellt werden. Im Prinzip dürfen Sie essen, was Ihnen schmeckt. Günstig ist aber eine fettarme Ernährung mit viel Gemüse und Vitaminen.
Habe ich Einschränkungen im täglichen Leben? Die Neoblase bringt auch nach der Eingewöhnungszeit Änderungen in Ihrem täglichen Leben mit sich. Wichtig sind eine regelmäßige Entleerung, ärztliche Nachkontrollen und gegebenenfalls die Vorbeugung einer Schleimverstopfung. Wie bisher sind Schwimmbad- und Saunabesuche möglich.
Welchen Einfluß hat die Operation auf mein Geschlechtsleben? In der Regel erfolgt die Anlage einer Neoblase, weil die radikale Operation eines bösartigen Harnblasentumors notwendig wird. Die Entfernung der ursprünglichen Harnblase und der Prostata bewirkt, dass beim Mann der Samenerguss und die Zeugungsfähigkeit verloren gehen. Es ist wahrscheinlich, dass die für die Potenz verantwortlichen Nerven entfernt werden müssen. Bei Männern bleibt das Gefühlsempfinden im Penis meist erhalten. Je nach Ausdehnung und Lokalisation des Tumors ist es möglich, eine potenz- bzw. sexualitätserhaltende Operationsmethode anzuwenden. Bei der Frau kann es durch die teilweise Entfernung der Scheide zu Schwierigkeiten bis hin zur Unmöglichkeit des Geschlechtsverkehrs kommen. Verengung am Übergang zwischen Harnleiter und Darmblase Es kann mit der Zeit zu einer Verengung an der Einpflanzungsstelle eines der Harnleiter in die Neoblase kommen. Dies kann dann zu einer Abflussbehinderung und Schädigung der Niere führen - ohne dass dies Schmerzen bereiten muss, da sich die Nierenstauung langsam entwickelt. Es muss dann überprüft werden, ob eine Behandlung notwendig ist. Diese bestünde beispielsweise in einer Schlitzung der Engstelle von innen oder einer Operation mit Neueinpflanzung des Harnleiters in die Neoblase. Daher sind regelmäßige Untersuchungen der Nieren mit Ultraschall bei Ihrem Urologen unbedingt empfohlen.
Ärztliche Nachkontrollen Wichtig ist, dass Sie nach der Operation regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Urologen durchführen lassen. Er wird den Urin, die Nieren, die Blutsalze und Blutsäuerung prüfen sowie die Tumornachsorge durchführen. Die Kontrollen müssen zunächst in kürzeren und können später in längeren Abständen durchgeführt werden. Tumornachsorge War der Grund für die Operation ein bösartiger Harnblasentumor, wird Ihr Urologe regelmäßig die oberen Harnwege (Niere, Harnleiter) als auch die neue Blase untersuchen. Eventuell ist auch ein Kontrastmittelröntgen der Nieren erforderlich. Außerdem werden in regelmäßigen Zeitabständen eine Computertomografie (CT) und Röntgenbilder des Brustkorbes (Röntgen Thorax) durchgeführt.
Am letzten Tag Ihres stationären Aufenthaltes verlassen Sie die Station mit einem Entlassbrief. Er enthält alle wichtigen Informationen für Ihren Urologen und/oder Hausarzt, bei denen Sie sich kurzfristig zur Kontrolle vorstellen und den Entlassbrief abgeben sollten, da der Arztbrief auch eine Empfehlung für die weitere Diagnostik bzw. Therapie enthält. Es ist möglich, dass Sie bei Entlassung einen vorläufigen Arztbrief erhalten, in dem einige Angaben noch fehlen (z. B. das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung). Sobald alle Angaben vorliegen, bekommen Ihr Urologe und/oder Hausarzt einen endgültigen Brief zugesendet. Bei akuten Problemen wenden Sie sich bitte an Ihren niedergelassenen Arzt oder einer urologische Poliklinik
Ich habe mal eine Zusammenfassung der wichtigsten Dinge der Palliativmadizin für Euch zusammengestellt. Palliativmedizin umhüllt und schützt den Patienten,(lat. Pallium=Mantel). Beim kurativen Therapieansatz wird das Wohlbefinden des Menschen dem Ziel die Krankheit zu heilen,(lat: curare=heilen) untergeordnet und es werden ihm therapiebedingte Einschränkungen der Lebenqualität und zum Teil Einschränkungen der Lebensqualität und zum Teil erhebliche Nebenwirkungen zugeordnet. " Sterben ist Leben, Leben vor dem Tod"
Als erstes Ziel in der palliativmedizinischen Versorgung soll dagegen eine möglichst hohe Funktionsfähigkeit und Lebenszufriedenheit des Patienten erhalten werden, wenn keine Heilung mehr möglich ist.
Das Konzept wurde ursprünglich für Patienten mit Tumorerkrankungen entwickelt, gilt aber auch für jede andere Erkrankung, die progredient und irreversibel zum Tode führt.
Die Palliativmedizin bejaht das Leben und sieht das Sterben als einen normalen Prozess an. Sie will den Tod weder beschleunigen noch hinauszögern. Die Palliativmedizin stellt die Linderung von Schmerzen und anderen Beschwerden in den Vordergrund, intergriert die psychischen und spiriuellen Bedürfnisse und bietet ein System der Unterstüzung an, damit das Leben der Patienten bir zum Tod so aktiv wie möglich sei kann.
Die Palliativmedizin bietet der Familie während der Erkrankung des Patienten und in der Trauerphase unterstützung an. Hierbei ist es sehr ratsam, schon früh genug eine Patientenverfügung erstellen zu lasssen. Diese Patientenverfüngung muss notariell beglaubigt sein, sonst ist diese ungültig!!! Hier wichtige Dinge einer Patientenverfügung.
Wenn - ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess befinde. - ich mich im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde, selbst wenn der Todezeitpunkt noch nicht absehbar ist.
Festlegeung zur Einleitung, Umfang oder Beendigung bestimmter ärztlicher Maßnahmen Lebenserhaltende Maßnahmen -das alle Lebenserhaltenden Maßnahmen unterlassen werden. Hunger und Durst sollen auf natürliche Weise gestillt werden, gegebenenfalls mit Hilfe bei der Nahrungs-und Flüssigkeitsmenge. Ich wünsche fachgerechte Pflege von Mund-und Schleimhäuten, sowie menschenwürdige Unterbringung. Zuwendung, Körperpflege und das Lindern von Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Angst, Unruhe und anderer belastenden Symptome.
Künstliche Ernährung - dass keine künstliche Ernährung unabhängig von der Form der künstlichen Zuführung der Nahrung,(z.B. Magensonde durch Mund, Nase oder Bauchdecke, venöse Zugänge ) erfolgt.
Künstliche Flüssigkeitszufuhr - die Unterlassung jeglicher künstlicher Flüssigkeitszufuhr, - die Reduzierung künstlicher Flüssigkeitszufuhr nach ärztlichem Ermessen.
Wiederbelebung - dass keine künstliche Beamtmung durchgeführt bzw. eine schon eingeleitete Beatmung eingestellt wird, unter der Vorraussetzung, dass ich Medikamente zur Linderung der Luftnot erhalte. Die Möglichkeit einer Bewusstseinsdämfung nehme ich in Kauf.
Dialyse - dass keine Dialyse durchgeführt bzw. eine schon eingeleitete Dialyse eingestellt wird.
Antibiotika -Antibiotika nur zur Linderung meiner Beschwerden.
Blut/Blutbestandteile - die Gabe von Blut oder Blutbestandteilen nur zur Linderung meiner Beschwerden.
Ort der Behandlung - zum Sterben ins Krankenhaus verlegt werden. - wenn irgend möglich zu Hause bzw. in vertrauter Ungebung sterben. - wenn möglich in einem Hospiz zu sterben.
Schlussformel -Soweit ich bestimmte Behandlungen wünsche oder ablehne, verzichte ich ausdrücklich auf eine (weitere) ärztliche Aufklärung.
Schlussbemerkungen -Ich habe die Patientenverfügung in eigener Verantwortung und ohne äußeren Druck erstellt. -Ich bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.
Dies sind nur die wichtigsten Punkte einer Patientenverfügung!!
Betreuungsverhältnis Bei einem Betreuungsverhältnis,(wird angewandt wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind alleine zu entscheiden). Ein Betreuungsverhältnis kann durch Angehörige durchgeführt werden, wenn keine Angehörigen mehr zur Verfügung stehen, können Betreuer auch amtlich festgelegt werden. Unfang eines Betreuungsverhältnisses - Hilfe bei der Festlegung des Wohnbereiches, (Krankenhaus, Hospiz oder zu Hause) - Übernahme finanzieller Angelegenheiten,(Taschengeld, Miete ect.), evtl. Heimkosten oder Hospizkosten. - Festlegung der Art der Bestattung,(muss vor dem Tod festgelegt sein, da ein Betreuungsverhältnis automatisch nach dem Tod erlischt).
Pflegerische Maßnahmen zur Erleichterung des Sterbeprozesses. -Betreuung von pflegenden Angehörigen,(vorbereitende, ruhige Gespräche über den nahenden Tod führen). -Lagerungshilfen,(so genannter Nestbau), die bequemste Lagerung eines sterbenden Menschen beachten, Hilfestellungen durch Lagerungshilfen ermöglichen. -Aromatherapie und basale Stimulation,(Einreibungen mit ätherischen Ölen), hirbei ist sehr drauf zu achten dass es der Bewohner auch als Erleichtering empfindet. Hierbei ist sehr auf die Mimik und auf eventuelle Abwehrhaltungen des zu pflegenden Menschen zu achten. -grundsätzlich auf ausreichende Schmerztherapie achten, grundsätzlich nach Absprache mit Ärzten. Auch ein Betreuungsverhältnis muss immer notariel beglaubigt sein, Handschriftliche Dinge sind immer ungültig!!!!!! Lieber Eckart, dies sind nur die wichtigsten Grundsätze der Palliativmedizin, es werden hier sehr oft rechtliche Dinge neu überarbeitet. Bitte entscheide Du selbst ob Du einen neuen Thread erstellen möchtest oder nicht.
Für die adjuvante Chemotherapie des muskelinvasiven Urothelkarzinoms, Tumorstadien pT3–4 und/oder Lymphknotenbefall (N0/+) ohne klinisch fassbare Metastasierung (M0) gibt es keinen internationalen Konsens. Derzeit liegen zu diesem Thema 5 publizierte randomisierte Studien und eine Metaanalyse vor. Selbst mithilfe dieser Metaanalyse, für die Überlebensdaten von nur 491 Patienten zur Verfügung standen, konnte keine ausreichende Evidenz für einen Einsatz adjuvanter Chemotherapie beim muskelinvasiven Harnblasenkarzinom gefunden werden.
Dies liegt an den zum Teil erheblichen Mängeln aller 6 (eine davon unpubliziert) in die Metaanalyse eingegangenen Studien (zu geringe Patientenzahlen, Verwendung inadäquater Chemotherapie. Fehlerhaftes Studiendesign, Fehler in der statistischen Planung und Auswertung, vorzeitige Beendigung aufgrund eines vermeintlichen Vorteils eines Studienarms u. a.).
Insgesamt konnte bisher also nicht geklärt werden, ob eine sofortige adjuvante Chemotherapie der Chemotherapie zum Zeitpunkt des Rezidivs in Hinblick auf den primären Endpunkt Überleben vorzuziehen ist, oder ob beide Optionen ein identes Gesamtüberleben gewährleisten. Diese Frage muss auch vor dem Hintergrund rezenter Daten betrachtet werden, die ein Langzeit-krankheitsfreies Überleben nach Cisplatinhältiger Kombinationschemotherapie auch bei metastasierter Erkrankung zeigen konnten.
Patienten mit extravesikaler und/oder Lymphknoten-positiver Erkrankung nach radikaler Zystektomie sollten unbedingt – wann immer möglich – im Rahmen von klinischen Studien behandelt werden. Patienten, die für ein Studienprotokoll nicht in Frage kommen, können in Ausnahmefällen (z. B. junge/r Patient/in mit unbedingtem Behandlungswunsch) mit Cisplatin-hältiger Kombinationschemotherapie behandelt werden, vorausgesetzt, sie werden ausführlich über die mangelhafte Datenlage und die daraus resultierende Unsicherheit bezüglich des Therapieprofits informiert. Die Verantwortung sowohl für passagere, aber auch für bleibende Nebenwirkungen sowie eine prinzipiell mögliche letale Toxizität einer solchen Chemotherapie, ohne wissenschaftlich gesicherten Benefit bei einem potenziell bereits gesunden Patienten, muss vom behandelnden Arzt bewusst getragen werden.
In den oben genannten randomisierten Studien wurden 3–4 Zyklen folgender Chemotherapie-Regime appliziert: CMV (Cisplatin, Methotrexat, Vinblastin), CISCA (Cisplatin, Cyclophosphamid, Adriamycin), MVA(E)C (Methotrexat, Vinblastin, Adriamycin oder Epirubicin, Cisplatin) und CM (Cisplatin, Methotrexat). Über „modernere“ oder Carboplatinhältige Therapien liegen keine Daten vor, so dass Patienten, die nicht fit für Cisplatin sind, keine adjuvante Chemotherapie erhalten sollten.
Zusammenfassend gibt es also aufgrund fehlender guter randomisierter Studien keine ausreichende Evidenz für eine routinemäßig angewandte adjuvante Chemotherapie des Harnblasenkarzinoms.
Vinflunin (Javlor ®), ein in superazidem Milieu erzeugtes Vinca-Alkaloid der dritten Generation, ist zurzeit als einziges Medikament für die Zweitlinientherapie bei metas- tasierendem Harnblasenkrebs zugelassen.
Derzeit ist der Standard der First-line-Therapie des metastasierenden Urothelkarzinoms Gem/Cis, MVAC.
Die Kombinationen sind wirksam. Selbst bei Patienten mit viszeralen Metastasen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate immer noch bei 6,8
MVAC = Chemotherapiekombination aus Methotrexat (M), Vinblastin (V), Adriamycin (A) (=Doxorubicin) und Cisplatin (C). Oft wird Adriamycin mit Epirubicin ersetzt.
Problem Cisplatin Allerdings sind viele Patienten nicht „fit“ für eine Cisplatin-Therapie. Als einige „Tricks“, um die Patienten für Cisplatin „fit zu machen“, nennt De Santis das Messen statt dem Berechnen der Kreatininclearance, da ersteres bei älteren Patienten zu einer besseren Einschätzung führt, Ureterstents und perkutane Nephrostomien sowie Hydratation, sofern sie nicht reine Kosmetik ist. Dennoch bleibt die Frage nach der Therapie für jene Patienten, bei denen Cisplatin kontraindiziert ist. Derzeit ist Vin- flunin als einzige Substanz für eine Zweitlinientherapie beim metastasierenden Urothelkarzinom zugelassen. In der Phase-III-Studie von Bellmunt et al. [1] wurde an 370 Patienten BSC mit BSC plus Vinflunin verglichen. Für den primären Endpunkt – die Gesamtüberlebensrate – waren die Ergebnisse für die ITT-Population trotz eines durchschnittli- chen Gewinns an 2,3 Monaten Lebenszeit nicht signifikant.
Nebenwirkungen Die Nebenwirkungen von Vinflunin halten sich dabei durchaus im Rahmen. Unter jenen vom Grad 3/4 stand Neutropenie mit 50 % im Vordergrund, wobei nur 6 % febrile Neutropenie hatten. Anämien und Thrombozytopenien traten zu ca. 19 bzw. 5,7 % auf, Asthenie/Fatigue zu 19,3 %. Auch Obstipation ist mit 16,1 % sehr häufig. De Santis: „Die Patienten brauchen sieben Tage nach der Therapie eine Obstipationsprophylaxe.“ „Diese Studie war eine sehr ehrliche“, erklärt De Santis. Die Differenz zwischen der ITT- und der „geeigneten“ Population entsteht dadurch, dass nach den strengen Kriterien der Studie z. B. Patienten, die eine adjuvante oder neoadjuvante Thera- pie erhielten, ebenso exkludiert wurden wie jene, bei denen nach der vorangegangenen platinhältigen Therapie keine Pro- gression nachgewiesen werden konnte. „Es wurden also hier ‚gute‘ Patienten herausgerechnet“, erklärt De Santis
Da die individuelle Verträglichkeit der Chemotherapie sehr unterschiedlich ist, kann bei einigen Patienten, trotz aller Medikamente, Übelkeit nicht ganz verhindert werden. Probieren Sie alles, worauf Sie Lust haben. Oftmals werden warme Suppen, auch bereits zum Frühstück, als angenehm und lindernd empfunden. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihre Lieblingsspeise plötzlich anders schmeckt. Durch die Therapie kann der Geruchs- und Geschmackssinn sich vorübergehend verändern. Denken Sie daran, daß Sie ausreichend trinken: Tees, klare Suppen und Mineralwasser helfen, den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt zu stabilisieren.
Mundschleimhaut- und Speiseröhrenentzündung Durch die Chemotherapie kann es vorübergehend zu schmerzhaften Reaktionen der Mundschleimhaut kommen, die sich manchmal auch auf Rachen und Speiseröhre ausdehnen. Sie sollten ständig kleine Flüssigkeitsmengen zu sich nehmen, um zu verhindern, daß die Schleimhaut austrocknet und sich schwer entfernbare Beläge bilden. Haben sich schon Krusten gebildet, hilft das wiederholte Lutschen von Butterflocken. Eiswürfel aus Kräutertee zum Lutschen helfen, die Schmerzen zu verringern. Mit Abklingen der Schmerzen können Sie von Tag zu Tag mehr essen. Beginnen Sie mit flüssiger Nahrung: zum Beispiel Milchmixgetränke und kalte oder lauwarme Cremesuppen. Meiden Sie alles Saure und Scharfe. Schluckstörungen
Sollten Sie wahrend der Therapie Schluckstörungen haben, vermeiden Sie harte, Speisen. Nehmen Sie kleine Bissen, und kauen Sie so gut wie möglich. Wenn Sie Schwierigkeiten beim Trinken haben, versuchen Sie es mit einem Trinkhalm. Zumeist sind ganz flüssige Speisen, wie klare Suppen, ungünstig, da sie leicht zum Verschlucken führen. Cremesuppen und Aufläufe zum Beispiel lassen sich gut schlucken. Durchfall
Veränderungen der Darmschleimhaut Chemotherapiesubstanzen können vorübergehende Veränderungen der Darmschleimhaut hervorrufen, die zu Durchfällen führen. Vermeiden Sie Obst und Gemüse mit hohem Ballaststoffgehalt, fettreiche Ernährung und nehmen Sie keine Vollkornprodukte zu sich. In der Akutphase helfen Hafer-, Reis- oder Gerstenschleim, der mit gut gesalzener Gemüsebrühe gekocht wird. Bei Gemüse sind besonders gedämpfte Zucchini, Champignons, Spargel oder weich gekochte Karotten bekömmlich. Nach dem Abklingen der Beschwerden sind Kefir und Joghurt geeignet, eine normale Darmflora wieder aufzubauen. Sie sollten unbedingt für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen. Trinken Sie Tees ohne Zucker und Mineralwasser mit wenig Kohlensäure. Verstopfung
Bei Darmträgheit ist es wichtig, daß Sie durch ausgiebige Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Kost die Darmtätigkeit in Schwung halten. Ein vegetarisches Essen mit viel Gemüse, Obst, Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten versorgt Sie mit vielen natürlichen Ballaststoffen und fördert Ihre Verdauung in idealer Weise. Gesund essen verbessert das Allgemeinbefinden
Je besser Sie ernährt sind, um so besser ist Ihr Allgemeinbefinden, und um so besser werden Sie weitere Therapieschritte vertragen. Bei einem guten Ernährungszustand sind Ihre Abwehrkräfte gegen Infekte gesteigert. Achten Sie auf eine kohlenhydratreiche, mineralstoffreiche und vitaminreiche Ernährung. Für den Aufbau und die Funktion der Körperzellen ist eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß ( Proteinen) lebensnotwendig. Tierisches Eiweiß ist enthalten in Eiern, Milch , Milchprodukten, Käse, Fisch und Fleisch.Hochwertiges Eiweiß findet sich auch in pflanzlichen Lebensmitten wie Getreide, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Kartoffeln und Tofu. Eine kalorienreiche Ernährung währen der Krebstherapie kann helfen, das Körpergewicht zu stabilisieren.Der Nährstoff mit dem höchsten Energiegehalt ist Fett und daher wesentlicher Bestandteil in einer kalorienreichen Kost. Mit einem zusätzlichen Löffel Sahne, Butter oder etwas geriebenem Käse erhöhen Sie auch bei kleinen Portionen die Kalorienaufnahme. Kaltgepreßte Pflanzenöle, mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, werten Salate und Rohkost auf. Auch Nüsse sind reich an wertvollen Fettsäuren und bringen geballte Kalorien in das Essen. Mit Appetit mehr essen
Appetitlosigkeit Eine der häufigsten Begleiterscheinungen ist die Appetitlosigkeit. Einfluß auf den Appetit haben Geruch, Aussehen und Geschmack des Essens. Das Auge ißt mit. Vermeiden Sie darum alles, was optisch einen Widerwillen gegen Essen hervorrufen kann. Kräftige Farben, angenehmer Geruch und ein feines Aroma machen das einfachste Gericht zum Augen- und Gaumenschmaus. Das Essen soll kalorienreich sein, trotzdem darf es nicht zu fett aussehen und zu fett schmecken. Es gilt, das Gleichgewicht von kalorienreich und appetitanregend zu finden. Besonders ein leichter, dezenter Hauch von Säure bewirkt, daß Speisen als weniger üppig empfunden werden. Dafür genügt es schon, wenn Sie Sahne in Saucen und Suppen durch Sauerrahm ersetzen. Auch ein kleiner Schuß Wein, mit dem das Essen abgeschmeckt wird, wirkt appetitstimulierend. Der tägliche Speiseplan
Am günstigsten ist es, wenn Sie über den Tag verteilt fünf Mahlzeiten zu sich nehmen. Das Frühstück ist eine wesentliche Mahlzeit des Tages und sollte zusammen mit einem Vormittagsimbiß ein Drittel Ihres Energiebedarfs decken. Das Mittagessen muß nicht immer aus Vor-, Haupt- und Nachspeise bestehen. Wenn Sie mit Ihrer Familie essen, wählen Sie den Gang, der Ihnen am meisten zusagt. Lassen Sie sich nur kleine Portionen vorlegen: Große Portionen verschlagen Ihnen den Appetit. Nehmen Sie lieber ein zweites Mal nach. Vor dem Abendessen gibt es nochmals eine kleine Zwischenmahlzeit. Folgen Sie ganz Ihrem Appetit, ob süß oder pikant- Hauptsache, Sie stärken sich wieder. Beachten Sie Ihren ganz persönlichen Tagesrythmus. Schwankungen des Wohlbefindens können auftreten. Vielleicht fühlen Sie sich gerade morgens schwach und appetitlos. Lassen Sie sich nicht entmutigen; Sie können die notwendigen Nährstoffe im Laufe des Tages zu sich nehmen. Versuchen Sie eine Tasse Pfefferminztee oder eine klare Gemüsebrühe zu trinken, dies kann den Appetit anregen. Stillen Sie Ihren Durst zu den Mahlzeiten oder nach dem Essen. Vermeiden Sie das Trinken von größeren Flüssigkeitsmengen unmittelbar vor dem Essen, Sie füllen damit nur den Magen. Ihr Arzt wird Ihnen sagen, ob Sie auf Alkohol gänzlich verzichten müssen oder ob Alkohol in geringen Mengen erlaubt ist. Ein Gläschen Wermut oder Sherry vor dem Essen weckt das Hungergefühl. Ein Glas milder Wein oder Bier können die Freude am Essen steigern.
Veränderungen an Haut und Nägeln
Während einer Chemotherapie können Probleme mit der Haut und den Nägeln auftreten. Die Haut kann sich röten, jucken, trocken werden, schuppen oder schälen. Es kann zu Ausschlag, Akne oder Verfärbungen kommen. Die Nägel können rissig oder brüchig werden, senkrechte oder waagerechte Streifen und Furchen bekommen und sich sogar - allerdings sehr selten - ablösen. Wunden heilen schlechter.
Nach Ende der Therapie bilden sich diese Erscheinungen in den allermeisten Fällen vollständig zurück. Verfärbungen der Haut können allerdings auch von Dauer sein.
Verfärbungen der Haut Manche Zytostatika verursachen, wenn sie intravenös gegeben werden, eine Dunkelfärbung der Haut entlang der Vene. Diese bildet sich meistens innerhalb einiger Monate zurück.
Wenn während einer Zytostatika-Infusion Rötung, Brennen und/oder Schmerzen am venösen Zugang oder der Vene auftreten, kann das ein Hinweis darauf sein, daß das Medikament in das umliegende Gewebe gelangt ist. Dies nennt der Arzt Paravasat. Dabei kann es je nach Menge und Art des Medikamentes zu ernsthaften Schäden an Haut und Gewebe kommen. In diesem Fall stoppen Sie sofort die Infusion (zur Not knicken Sie den Schlauch ab) und sagen dem Arzt oder Schwester Bescheid.
Manche Verfärbungen der Haut haben aber auch andere Ursachen, die nichts mit der Haut selbst zu tun haben. So kann die Haut z.B. gelb bei Lebererkrankungen, blau bei Problemen mit der Atmung und blau gefleckt bei Blutveränderungen aussehen.
Auch allergische Reaktionen gegen Medikamente können zu Hautrötung und -ausschlag führen. Wenn solche Erscheinungen plötzlich nach einer Medikamentengabe auftreten, sollten Sie umgehend Ihren Arzt informieren.
Was der Arzt tun kann
Gegen Rötung, Ausschlag und Juckreiz kann der Arzt lindernde Salben, evtl. mit Kortisonzusatz, verordnen. Wenn dies nicht ausreicht, können auch Medikamente eingenommen werden.
Bei schlecht heilenden Wunden wird der Arzt die Behandlung mit entsprechenden Wundsalben, -pudern o.ä. anordnen.
Paravasate und allergische Reaktionen müssen immer ärztlich behandelt werden.
Was Sie selbst tun können
Halten Sie Ihre Haut sauber und trocken, achten Sie aber darauf, daß sie nicht austrocknet.
Schützen Sie Ihre Haut vor Kälte und Wind.
Setzen Sie Ihre Haut weder Hitze noch direkter Sonneneinstrahlung aus. Wenn Sie in die Sonne gehen, benutzen Sie ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (mind. 15), am besten eines für Kinder. Besonders exponierte Stellen, wie z.B. der Nasenrücken, sollten bei starker Sonneneinstrahlung mit Zinksalbe abgedeckt werden.
Benutzen Sie kein Parfum, Eau de Toilette oder After Shave, das Alkohol enthält. Seien Sie auch vorsichtig mit Salben, die ätherische Öle enthalten. Erkältungssalben enthalten z.B. Menthol, Kampfer u.ä.
Vermeiden Sie Druck- und Scheuerstellen.
Wenn Sie mit Bleomycin behandelt werden, vermeiden Sie Druckstellen und Kratzen auf jeden Fall. Dies kann zu dauerhaften Hautverfärbungen führen.
Wenn Ihre Nägel brüchig sind, tragen Sie Handschuhe beim Abwasch, beim Putzen, bei der Gartenarbeit o.ä.
Bei trockener Haut:
Benutzen Sie einen pflegenden Ölbade- oder -duschzusatz. Vermeiden Sie stark parfümierte Zusätze.
Baden oder duschen Sie nicht zu heiß, zu lange und zu oft, dadurch verliert die Haut Ihren natürlichen Schutzmantel. Eine kurze Dusche mit warmem Wasser pro Tag genügt vollkommen.
Cremen Sie Ihre Haut 2-3 mal am Tag mit einer Feuchtigkeitslotion und/oder Melksalbe ein, vor allem nach dem Baden oder Duschen.
Bei empfindlicher, geröteter Haut:
Säubern Sie die betroffenen Hautpartien äußerst vorsichtig mit warmem Wasser, milder Seife und einem (Einmal-)Waschlappen. Spülen die Stellen vorsichtig mit Wasser und trocknen Sie sie gut ab. Nicht rubbeln.
Cremen Sie die Haut mit wasserabweisenden Salben und Cremes ein, z.B. mit Vaseline
Kühlen Sie die Haut trocken, z.B. mit einer in ein Tuch gewickelten Kühlpackung
Lassen Sie so oft wie möglich Luft an die betroffenen Hautpartien.
Bei Juckreiz:
Nehmen Sie Bäder, denen Sie Wäschestärke (Reis- oder Maisstärke) zusetzen. Cremen Sie anschließend Ihre Haut mit einer milden Lotion ein.
Tragen Sie lose sitzende Kleidung aus weichen, kühlenden Materialien wie Baumwolle oder Seide. Vermeiden Sie Kunstfasern. Frauen sollten evtl. auf den BH verzichten.
Lenken Sie sich ab, z.B. mit Ihrem Lieblings-Fernsehprogramm, Radio, Bücher oder netter Gesellschaft.
Lassen Sie sich - wenn möglich vor dem Schlafengehen - entspannende Massagen geben
Kratzen Sie sich nicht!
Halten Sie Ihre Fingernägel kurz und sauber
Tragen Sie saubere weiße Baumwollhandschuhe (aus der Apotheke) für den Fall, daß Sie sich unbewußt kratzen.
Trinken Sie keinen Alkohol.
Bei schlecht heilenden Wunden:
Wunden sorgfältig sauber halten, aber nicht gewaltsam reinigen.
Einen schützenden, luftdurchlässigen Verband anlegen. Verband erneuern, sobald er verschmutzt ist, mindestens 2 mal am Tag.
Bei entzündeten Wunden ggf. eine desinfizierende Wundsalbe oder -tinktur (Betaisodona®, Mercuchrom® u.ä.) benutzen.
Bei nicht entzündeten Wunden eine Wund- und Heilsalbe (z.B. Bepanthen®) auftragen.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn Sie während einer Zytostatika-Infusion Rötung, Brennen und/oder Schmerzen am venösen Zugang oder der Vene bemerken.
Wenn die Haut sich nach einer Medikamentengabe plötzlich rötet und/oder Hautausschlag auftritt.
Wenn die Haut sehr rot, empfindlich oder schmerzhaft ist.
Wenn Sie Ausschlag bekommen.
Wenn Sie starken Juckreiz ("Kratzzwang") bekommen.
Wenn eine Wunde größer wird, stark riecht und/oder anfängt zu eitern.
Wenn sich Haut und/oder das Weiß der Augen gelb verfärben.
Wenn Ihre Haut und Lippen sich bläulich verfärben.
Entzündungen in Mund und Hals
Auch die Schleimhäute von Mund und Speiseröhre gehören zu den Geweben, die sich rasch erneuern und daher bei einer Chemotherapie empfindlich reagieren. Es kann zu einer Entzündung der Mundschleimhaut kommen, die vom Arzt Stomatitis genannt wird. Im Mund bilden sich entzündete Stellen, die wie kleine Schnittwunden oder Geschwüre aussehen. Sie sind häufig stark gerötet und haben helle Beläge bzw. weiße Flecken in der Mitte. Diese kleinen Geschwüre, die manchmal leicht bluten, treten oft 1-2 Wochen nach der Chemotherapie auf und brauchen oft 1-3 Wochen, bevor sie abheilen.
Wenn sich die Entzündung bis in die Speiseröhre ausbreitet, treten Brennen und Schmerzen beim Schlucken auf. Diese Schluckbeschwerden nennt der Arzt Dysphagie.
In aller Regel können die Schleimhautschäden im Mund und der Speiseröhre gut verhindert bzw. behandelt werden. Bei bestimmten Medikamenten und sehr intensiven Chemotherapien kann die Schädigung der Schleimhaut jedoch so weit gehen, daß nur noch flüssige Nahrung aufgenommen werden kann. In Extremfällen kann sogar künstliche Ernährung mit Infusionen erforderlich werden.
In sehr seltenen Fällen, meist bei sehr intensiven Therapien, kann sich die Entzündung der Schleimhäute über den gesamten Verdauungstrakt bis zum After erstrecken.
Die geschädigte Schleimhaut wird gerne von Bakterien und besonders gerne von Pilzen besiedelt. Dagegen wird der Arzt in der Regel Medikamente verordnen.
Was der Arzt tun kann
Wenn möglich, sollten Sie vor Beginn der Chemotherapie einen Zahnarzt aufsuchen, um eventuelle Entzündungsherde im Mund, vor allem am Zahnfleisch zu sanieren. Die Therapie kann zu einer erhöhten Anfälligkeit der Zähne für Karies führen, so daß auch Defekte an den Zähnen beseitigt werden sollten. Vor allem Zahnstein sollte vor Beginn der Behandlung entfernt werden, damit der Mund ohne Probleme saubergehalten werden kann. Auch bei losen Kronen oder wenn Sie eine Zahnprothese tragen, die schlecht sitzt, sollten Sie sich um Abhilfe bemühen.
Wenn eine Chemotherapie Schäden an der Schleimhaut verursacht, kann der Arzt verschiedene Medikamente verordnen, um die Schleimhaut zu schützen und Infektionen durch Bakterien oder Pilze zu verhindern.
Zur Pflege der Schleimhaut gibt es eine ganze Menge pflanzlicher Mittel zum Spülen, Gurgeln und Auftragen auf entzündete Stellen, z.B. Kamillosan®, Helago-oel®, Salviathymol®. Auch Bepanthen® Roche Lösung und Lutschtabletten sind gut zur Behandlung von Schleimhautentzündungen geeignet.
Wenn die Stellen sehr weh tun, gibt es auch Präparate, die die Schleimhaut etwas betäuben, z.B. Dynexan®.
Als antiseptische Mundspülung kommt Betaisodona® Mund-Antiseptikum oder Rivanol® in Frage. Gegen Pilze gibt es Suspensionen, die Nystatin (Moronal®) oder Amphothericin B (Ampho-Moronal®) enthalten. Ampho-Moronal® ist auch als Lutschtabletten erhältlich, sie sind allerdings nur geeignet, wenn die Schleimhaut noch nicht kaputt ist.
Zum Schutz von Speiseröhre und Magen sind Magnesium-/Aluminiumhydroxid - Suspensionen wie Maaloxan®, Ulcogant® o.ä gut geeignet, sie überziehen die Schleimhaut mit einer Art Schutzfilm. Wenn schmerzhafte Schluckbeschwerden bestehen, gibt es solche Mittel auch mit einer oberflächlich schmerzstillenden Komponente (Tepilta®).
Wenn die Aufnahme fester Nahrung nicht mehr möglich ist, kann der Arzt auch sog. "Astronautenkost" verordnen. Dies ist eine eiweißreiche Ergänzungsnahrung in flüssiger Form auf Milch- und/oder Soja-Basis. Diese Präparate gibt es von verschiedenen Firmen in diversen Geschmacksrichtungen. Sie schmecken etwa wie ein Milchshake und können gut gekühlt getrunken werden. Gängige Produkte sind Meritene® und Fresubin®.
Sollte es soweit kommen, daß auch keine flüssige Nahrung mehr geschluckt werden kann, bleibt noch die Möglichkeit der parenteralen Ernährung, also der künstlichen Ernährung mit Infusionen.
Was Sie selbst tun können
Um sich Ärger von vornherein zu ersparen:
Untersuchen Sie 2mal täglich Ihren Mund vor dem Spiegel. Nehmen Sie dabei eine Taschenlampe zu Hilfe. Schauen Sie, ob die Schleimhaut gerötet, glänzend oder geschwollen ist, ob sich Blutungen, kleine Wunden oder Geschwüre zeigen oder irgendwelche anderen Veränderungen. Wenn Sie eine Zahnprothese tragen, nehmen Sie diese vorher heraus.
Betreiben Sie Ihre Mundpflege mit besonderer Sorgfalt: Sie sollten 30 Minuten nach dem Essen oder wenigstens alle 4 Stunden Ihre Zähne reinigen:
Nehmen Sie eine weiche Zahnbürste, die mit Kunststoffborsten bestückt ist. Weichen Sie sie vor dem Putzen in warmem Wasser ein, um sie noch weicher zu machen. Während des Putzens die Zahnbürste immer wieder mit heißem Wasser ausspülen.
Sollte ihr Zahnfleisch auf diese Behandlung noch empfindlich reagieren, müssen Sie auf das Zähneputzen verzichten. Reinigen Sie Ihre Zähne mit Wattestäbchen, z.B. Q-Tips®.
Wenn Sie fertig sind, spülen Sie die Zahnbürste gut ab und bewahren Sie sie kühl und trocken auf, damit sich keine Bakterien und Pilze vermehren. Nehmen Sie möglichst oft eine neue Zahnbürste.
Wenn Sie eine Zahnprothese tragen, nehmen Sie diese zwischen den Mahlzeiten heraus und säubern Sie sie gründlich. Benutzen Sie keine scharfen Reiniger und spülen Sie die Prothese gut ab, bevor Sie sie wieder einsetzen.
Benutzen Sie keine Mundwasser, die Alkohol enthalten.
Halten Sie die Lippen mit Vaseline oder einer speziellen Lippencreme (Bepanthen®) geschmeidig.
Trinken Sie reichlich, mindestens 1,5 Liter am Tag, es sei denn, Ihr Arzt hat eine geringere Flüssigkeitszufuhr verordnet.
Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten.
Wenn leichte Beschwerden auftreten:
Spülen Sie regelmäßig Ihren Mund mit Kamillen- oder Salbeitee aus. Sie können zwei Tassen Tee mit einem halben Teelöffel Speisesalz versetzen. Gut ist auch Emser Sole 1:10 verdünnt. Mild desinfizierend wirkt ein Teil Wasserstoffperoxid mit drei Teilen Wasser.
Versuchen Sie, sich eiweiß- und vitaminreich zu ernähren. Als hilfreich gelten die sog. "Radikalfänger" Vitamin A,C und E sowie Selen. Ein gutes und preiswertes Vitaminpräparat ist Dr. Wolz Selen ACE®.
Essen Sie viele Milchprodukte, Milch schützt die Schleimhäute
Essen Sie keine harten oder groben Lebensmittel wie hartes Brot, Cräcker, rohes Gemüse, Kartoffelchips oder Brezeln.
Vermeiden Sie saure und scharf gewürzte Speisen. Keine Zitrusfrüchte wie Orangen, Zitronen oder Grapefruit essen oder den Saft trinken.
Trinken Sie keine kohlensäurehaltigen Getränke.
Essen Sie möglichst zuckerarm, Zucker begünstigt das Wachstum von Pilzen auf den Schleimhäuten. Zum Süßen kann Zucker durch Honig ersetzt werden. Saft oder andere Getränke können eingefroren und als Eiswürfel gelutscht werden
Bei Mundtrockenheit lutschen Sie zuckerfreie Bonbons oder kauen Sie Kaugummi, das regt die Speichelbildung an
Bei schweren Schleimhautschäden:
Putzen Sie sich nicht die Zähne mit einer Zahnbürste.
Verzichten Sie auf die Zahnprothese.
Wenn Sie nichts Festes essen können, pürieren Sie die Nahrung oder ernähren Sie sich von breiigen und flüssigen Speisen wie Milchprodukten (Joghurt, Quark, Milchshakes, Pudding), Babynahrung, Kartoffelbrei, Grießbrei. Eine gute Ergänzung ist auch sogenannte "Astronautenkost", wie z.B. Meritene®, Fresubin®.
Spülen Sie sich mehrmals täglich, vor allem nach dem Essen den Mund mit einer antiseptischen Spülung, z.B. Betaisodona® Mundantisepktikum, aus. Sie können auch mehrmals täglich den Mund mit einer Dexpanthenol-haltigen Lösung, z.B. Bepanthen®, 5 Minuten lang spülen.
Wunde Stellen können mit einem Magnesium-/Aluminiumhydroxid-Gel wie Maaloxan®, Ulcogant® o.ä. behandelt werden: einen Portionsbeutel in ein Glas geben und warten, bis sich die Flüssigkeit abgesetzt hat. Diese abgießen und mit Hilfe eines Wattestäbchens die verbleibende Paste auf die wunden Stellen tupfen. 15-20 Minuten einwirken lassen und den Mund mit Wasser ausspülen.
Um Pilzbefall vorzubeugen oder zu behandeln sollten Sie etwa eine Stunde nach dem Essen den Mund mit einer Nystatin (Moronal®) oder Amphothericin B (Ampho-Moronal®) - haltigen Suspension spülen und den Rest herunterschlucken.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn die Mundschleimhaut länger als 48 Stunden stark glänzend und gerötet ist.
Wenn Sie eine Verletzung oder Wunde in Ihrem Mund entdecken.
Wenn Sie weiße Flecken auf der Zunge oder der Mundschleimhaut bemerken.
Wenn Sie beim Kauen und/oder Schlucken starke Schmerzen haben.
Wenn Sie erhöhte Temperatur haben.
Durchfall
Von Durchfall (Diarrhoe) spricht man, wenn mehr als 3 mal am Tag wäßriger, dünner Stuhl auftritt. Die im Darm befindliche Flüssigkeit wird nicht oder nur teilweise vom Körper aufgenommen (resorbiert), sondern ausgeschieden. Bei der Chemotherapie liegt die Ursache hierfür meistens in einer Schädigung der Darmschleimhaut, so daß sie in Ihrer normalen Funktion gestört ist. Ein weiterer Grund kann eine gesteigerte Darmtätigkeit (Peristaltik) sein, die dafür sorgt, daß sich der Darm schneller entleert.
Bei einer Behandlung mit Antibiotika kann es passieren, daß die normale Besiedelung des Darms mit Bakterien zerstört wird. Auch dadurch kann es zu Durchfall kommen. Unter solchen Umständen können Pilze den Darm besiedeln, was die Sache noch schlimmer macht.
Anhaltender Durchfall (länger als 2 Tage) führt zu einem Verlust an Flüssigkeit und Mineralstoffen (Elektrolyten), besonders Kalium, und muß ärztlich behandelt werden.
Was der Arzt tun kann
Bei anhaltendem, starken Durchfall aufgrund einer Chemotherapie kann der Arzt Medikamente verordnen, die die Darmtätigkeit hemmen, z.B. Imodium® oder, bei sehr starkem Durchfall, ein opiathaltiges Mittel wie Reasec®. Der Darm arbeitet langsamer, es steht mehr Zeit für die Flüssigkeitsresorption zur Verfügung und der Stuhl wird wieder fest(er).
Bei antibiotikabedingtem Durchfall sollen solche Medikamente allerdings nicht genommen werden. Hier muß die Darmflora geschützt bzw. regeneriert werden. Dafür gibt es Medikamente, die lebensfähige, probiotische Keime enthalten, z.B. Perenterol®, Omniflora® u.a.
Zum Ausgleich des Elektrolytverlustes gibt es Elektrolytpräparate wie z.B. Elotrans®, die in Wasser aufgelöst und getrunken werden. Wenn dies nicht ausreicht, müssen Flüssigkeit und Elektrolyte per Infusion zugeführt werden.
Was Sie selbst tun können
Essen Sie über den Tag verteilt 3 - 6 mit Schale geriebene Äpfel, wenn Sie nicht dagegen allergisch sind. Reiben Sie die Äpfel so fein wie möglich, damit viel Pektin frei wird.
Würzen Sie Ihre Speisen mit Muskatnuß. Dies verlangsamt die Darmtätigkeit.
Essen Sie leicht verdauliche Speisen mit hohem Eiweiß, Kalium- und Kaloriengehalt (z.B. Hüttenkäse, Eier, Bananen, gekochte oder gebackene Kartoffeln, gekochter weißer Reis, Haferbrei, Nudeln, Weißbrot, Fleischbrühe oder Cremesuppen aus verschiedenen Gemüsen). Mit Salz brauchen Sie nicht zu sparen.
Meiden Sie Speisen, die den Verdauungstrakt anregen oder reizen: also keine ballaststoffreiche Nahrung wie Schwarzbrot, Vollkornprodukte, gebratene, fette Speisen, Nüsse, frisches oder gerocknetes Obst, frisches Gemüse, Kohl, Hülsenfrüchte, fettreiche Torten, Bonbons, Gelee, starke Gewürze oder Kräuter.
Essen Sie keine sehr heißen oder sehr kalten Speisen.
Ersetzen Sie große Mahlzeiten durch häufigere, kleine Mahlzeiten.
Versuchen Sie, 2-3 Liter Flüssigkeit in kleinen Schlucken, über den Tag verteilt, zu trinken. Trinken Sie außer Wasser auch Fruchtsäfte.
Trinken Sie keine koffeinhaltigen oder kohlensäurehaltigen Getränke.
Keine Vollmilch oder milchhaltigen Getränke wie sahnige Suppen, Milchshakes usw. trinken. Erlaubt sind fettarme Milchprodukte wie Quark, Joghurt, Magerkäse, Buttermilch.
Wenn Sie länger als 2 Tage Durchfall haben, beginnen Sie mit einer Flüssigkeitsdiät und fügen Sie nach und nach erlaubte, leicht verdauliche Nahrungsmittel hinzu.
Nicht länger als 2 Tage nacheinander nur klare Getränke zu sich nehmen.
Rauchen Sie nicht.
Säubern Sie den Analbereich nach jedem Stuhlgang mit warmem Wasser und einer milden Seife, und trocknen Sie ihn gut ab. Praktisch ist feuchtes Toilettenpapier mit einem hautpflegenden Zusatz, z.B. Hakle feucht® Kamille oder Dermacure.
Untersuchen Sie den Analbereich regelmäßig auf rote, schuppige und brüchige Haut und cremen Sie ihn evtl. mit einer wasserabweisenden Salbe, z.B. Penaten® Creme, ein.
Wenn die Haut am After wund wird, nehmen Sie lauwarme Sitzbäder mit Kamillentee. Wenn die Haut sich entzündet, baden Sie in verdünnter Betaisodona® Lösung.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn Sie nach Beginn des Durchfalls mehr als 2 kg abnehmen
Wenn Sie an 2 aufeinander folgenden Tagen 6-8 mal am Tag oder noch öfter dünnen Stuhl haben.
Wenn Sie Blut im oder am Analbereich entdecken oder wenn der Stuhl blutig ist. Wenn Sie länger als 12 Stunden kein Wasser lassen können
Wenn Sie länger als 2 Tage keine Flüssigkeit zu sich nehmen können
Wenn Sie Fieber haben.
Wenn Sie anhaltende Unterleibsschmerzen oder -krämpfe haben.
Wenn Ihr Unterleib plötzlich anschwillt oder aufgedunsen ist.
Vorsicht! Sollten Sie mehrere Tage lang Verstopfung gehabt haben und dann geringe Mengen von wäßrigem Stuhl bemerken, kann das ein Hinweis auf einen drohenden Darmverschluß sein.
Bei hartem und schmerzhaftem Stuhlgang und/oder seltener Verdauung (nur jeden 4.Tag) spricht man von Verstopfung (Obstipation). Sie entsteht in den meisten Fällen durch eine ungenügende Darmtätigkeit. Ursachen können Bewegungsmangel, unzureichende Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme, aber auch Medikamente sein. z.B. führen Vinca-Alkaloide wie Vincristin und Vinblastin sowie das Antiemetikum Zofran® häufig zu Verstopfung. Auch Schmerzmedikamente, die Morphin oder verwandte Stoffe enthalten, verursachen oft Verstopfung.
Was der Arzt tun kann
Bei hartnäckiger Verstopfung wird der Arzt ein Abführmittel, z.B. Bifiteral® verordnen.
Was Sie selbst tun können
Essen Sie fettarm und ballaststoffreich, z.B.:
Weizenkleie, Leinsamen, Vollkornprodukte mageres Fleisch, Geflügel, Fisch Gemüse Frisches Obst, möglichst mit Schale und Kernen, Saisontip: frischer Holunder Fruchtsäfte (außer Apfelsaft), Sehr gut: Pflaumensaft, Holundersaft Trockenobst, wie Datteln, Aprikosen, Pflaumen Sauerkrautsaft
Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Lebensmittel, die stopfen: Schokolade, Käse, Eier
Trinken Sie reichlich, mindestens 2 Liter, besser mehr. Besonders empfehlenswert sind frische Fruchtsäfte (ausgenommen Apfelsaft) und warme oder heiße Getränke am Morgen.
Bewegen Sie sich soviel wie Sie können.
Bei harten Stuhl können Sie Glycerinzäpfchen einführen, sie sind völlig frei von Nebenwirkungen. Pressen Sie nicht zu fest, sonst können Afterschrunden oder Hämorrhoiden entstehen oder, falls schon vorhanden, bluten.
Auf die Schnelle hilft oft auch ein Einlauf mit normalem Speiseöl, etwa 50 ml. Ansonsten sollten Sie Einläufe nicht täglich oder häufig machen, es sei denn, der Arzt hat es Ihnen verordnet.
Abführmittel sollten Sie erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt nehmen.
Wenn Ihre weißen Blutkörperchen und/oder Ihre Blutplättchen vermindert sind, dürfen Sie keine Zäpfchen benutzen und keine Einläufe machen.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn Sie länger als 3-4- Tage keinen Stuhlgang hatten
Wenn Bauchschmerzen oder -krämpfe haben und/oder erbrechen müssen
Wenn sich auch Einnahme eines Abführmittels binnen 2 Tagen keine Verdauung einstellt
Wenn Sie Blut im oder am Analbereich entdecken oder wenn der Stuhl blutig ist.
Nerven- und Muskelprobleme
Einige Medikamente, die bei der Chemotherapie eingesetzt werden, schädigen das Nervengewebe und beeinträchtigen die Funktion der Muskulatur. Als Folge können Fehlfunktionen der Muskeln wie Schwäche oder Krämpfe auftreten und Ausfallerscheinungen der Nerven wie Empfindungsstörungen oder Lähmungen. Während Funktionsstörungen der Muskeln sich oft rasch wieder zurückbilden, braucht das Nervengewebe in der Regel eine längere Zeit, um sich zu regenerieren.
Muskelkrämpfe
Muskelkrämpfe entstehen durch schmerzhaftes Zusammenziehen einzelner Muskelgruppen. Sie kommen häufig nach oder während langer Bettlägerigkeit, aber auch bei körperlicher Anstrengung vor. Oft ist auch ein Verlust an Mineralstoffen dafür verantwortlich, der durch Erbrechen, Durchfall oder starkes Schwitzen entsteht. Auch Medikamente, z.B. Kortison, können den Mineralhaushalt stören und die Funktion der Muskeln beeinträchtigen.
Was der Arzt tun kann
Durch eine Blutuntersuchung kann der Arzt feststellen, ob der Mineralhaushalt gestört ist und entsprechende Medikamente verordnen. Hilfreich bei Krämpfen ist häufig Magnesium. Wenn das nicht ausreicht, kann noch auf krampflösende Mittel zurückgegriffen werden.
Was Sie selbst tun können
Wechseln Sie häufig Ihre Position im Sitzen oder Liegen.
Achten Sie darauf, daß Sie im Sitzen oder Liegen keinen Druck auf die Wadenmuskel oder Kniegelenke ausüben. Seien Sie möglichst entspannt.
Machen Sie zwischendurch ein wenig Gymnastik, aber ohne Kraftanstrengung.
Vermeiden Sie nach Möglichkeit alle Bewegungen, die einen Krampf auslösen können.
Wenn sie doch einen Krampf bekommen:
Strecken und bewegen Sie die Muskeln in die entgegengesetzte Richtung
Machen Sie warme Umschläge oder Güsse
Massieren Sie Ihre Beine, Arme oder den Rücken
Halten Sie sich warm
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn die Krämpfe trotz Wärmeanwendung und Massage nicht nachlassen.
Schluckauf
Der Schluckauf entsteht, wenn sich der Atemmuskel, das Zwerchfell, zwischen den normalen Atemzügen plötzlich zusammenzieht. Die Ursache dafür kann eine Reizung des Nervs sein, der das Zwerchfell kontrolliert oder eine Fehlfunktion des Muskels selbst. Oder ganz einfach: im Magen ist zuviel Luft.
Was der Arzt tun kann
Wenn ein anhaltender oder häufig wiederkehrender Schluckauf auftritt, wird der Arzt zunächst nach einer organischen Ursache suchen. Außerdem gibt es Medikamente, mir denen der Schluckauf beeinflußt werden kann.
Was Sie selbst tun können
Ignorieren Sie den Schluckauf nicht.
Halten Sie die Luft an.
Atmen Sie langsam und tief in eine Papiertüte - 10 mal hintereinander.
Schlucken Sie einen Teelöffel Zucker.
Zwingen Sie sich nicht zu essen. Sie könnten erbrechen.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn Sie ständig oder mehrmals am Tag Schluckauf haben
Wenn Sie Atemschwierigkeiten haben
Wenn Ihr Leib geschwollen ist
Empfindungsstörungen und Lähmungen
Einige Zytostatika schädigen das Nervengewebe, vor allem die Vinca-Alkaloide Vincristin und Vinblastin (Velbe®), aber auch Procarbazin (Natulan®) und Kortison. Betroffen sind hier vor allem die peripheren Nerven, also die Nerven in Armen und Händen sowie Beinen und Füßen (periphere Neuropathie). Die Nervenschädigung äußert sich oft in Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen. Manchmal können auch teilweise oder (sehr selten) vollständige Lähmungen bestimmter Muskelgruppen auftreten.
Eine Spezialität der Platinverbindungen Cisplatin (Platiblastin®, Platinex®) und Carboplatin (Carboplat®, Ribocarbo®) ist die Schädigung der Hörnerven (Ototoxizität), die zu Schwerhörigkeit führen kann.
Was der Arzt tun kann
Ein gewisser Schutz des Nervengewebes läßt sich durch die Verordnung von hochdosiertem Vitamin B - Komplex (z.B. BVK® forte, neuro-ratiopharm®) erreichen. Auch ein Versuch mit alpha-Liponsäure (z.B. Thioctacid®), die normalerweise zur Behandlung von Nervenschäden bei Diabetikern eingesetzt wird, ist evtl. lohnend.
Wenn bereits eine Schädigung eingetreten ist, wird der Arzt das entsprechende Medikament - wenn möglich - aus dem Therapieplan streichen und ggf. durch ein anderes ersetzen.
Geschädigte Nerven regenerieren sich durch Stimulation: Durch eine gezielte Ergotherapie ("Übungstherapie") können die Schäden im Laufe der Zeit oft wieder behoben werden.
Was Sie selbst tun können
Wenn Sie Gefühlsstörungen haben, achten Sie darauf, daß Sie sich nicht unbeabsichtigt an scharfen, spitzen oder heißen Gegenständen verletzen.
Beschäftigen und bewegen Sie Ihre Hände und Füße soviel wie möglich.
Wenn Muskelgruppen nur teilweise gelähmt sind, versuchen Sie diese so viel wie möglich zu bewegen, um die restliche Funktion aufrecht zu erhalten.
Wenn Sie Muskeln gar nicht mehr bewegen können, bewegen Sie sie passiv, also mit eigener oder fremder Hilfe.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn Sie Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Brennen oder Taubheit in Fingern oder Zehen bemerken.
Wenn Sie bestimmte Muskeln plötzlich nicht mehr benutzen können
Die Schädigung der Schleimhäute in den Harnwegen begünstigt Infektionen. Frauen sind hierfür etwas anfälliger als Männer. Anzeichen dafür sind Harndrang und häufiges Wasserlassen, Brennen beim Wasserlassen, trüber, dunkler, evtl. blutiger Urin, Fieber und Schmerzen im unteren Rücken oder in der Lendengegend.
Es gibt aber auch Medikamente, deren Abbauprodukte die Harnwege direkt schädigen. Zu dieser Gruppe gehören die Substanzen Cyclophosphamid (CYCLO-cell®, Cyclostin®, Endoxan®), Ifosfamid (Holoxan®, IFO-cell®) und Trofosfamid (Ixoten®). Aus ihnen entsteht im Körper das giftige Acrolein, das die Schleimhaut im Harntrakt angreift. Dadurch kann eine sog. hämorrhagische Zystitis, zu deutsch: Blasenentzündung mit Schleimhautblutung, entstehen. Diese unerwünschte Wirkung kann durch die Gabe von Mesna (Uromitexan®) verhindert werden. Es bildet mit dem Acrolein eine ungiftige Verbindung, die über die Nieren ausgeschieden wird.
Eine andere Gruppe von Medikamenten, die sog. Anthrazykline, sind farbig, meistens rot. Dazu gehören Daunorubicin (Daunoblastin®), Doxorubicin (=Adriamycin) (Adriblastin®, DOXO-cell®), Epirubicin (Farmorubicin®) und Idarubicin (Zavedos®). Mitoxantron (Novantron®) ist blau gefärbt. Sie werden über die Nieren ausgeschieden und führen dabei zu einer Rot/Orange- bzw. Blau/Grün - Färbung des Urins, die völlig harmlos ist.
Die Platinverbindungen Cisplatin (Platiblastin®, Platinex®) und Carboplatin (Carboplat®, Ribocarbo®) haben eine direkt giftige Wirkung auf die Nieren, die durch reichliche Flüssigkeitszufuhr, i.d.R. als Infusion, verhindert oder zumindest gemildert werden kann. Ergänzend können noch Medikamente gegeben werden, welche die Flüssigkeitsausscheidung beschleunigen (Diuretika).
Was der Arzt tun kann
Bei einer Harnwegsinfektion ist eine Behandlung mit Antibiotika angezeigt.
Bei einer Behandlung mit Cyclophosphamid, Ifosfamid oder Trofosfamid wird der Arzt zusätzlich Mesna geben, und zwar mindestens zur Therapie, nach 4 Stunden und nach 8 Stunden.
Bei einer Behandlung mit Platinverbindungen wird reichlich Flüssigkeit zugeführt und evtl. zusätzlich ein Diuretikum gegeben.
Was Sie selbst tun können
Viel trinken, mindestens 2,5 bis 3 Liter am Tag, je mehr desto besser. Es sei denn, Ihr Arzt verordnet weniger.
Normalerweise wird die Flüssigkeit, die wir aufnehmen, sei es durch Trinken oder durch die Zuführung per Infusion, vom Körper komplett wieder ausgeschieden. Der größte Teil davon durch die Nieren, ein geringerer Teil über den Schweiß und die Atemluft. Wenn weniger Flüssigkeit ausgeschieden als zugeführt wird, sammelt sich das Wasser im Gewebe sichtbar an. Es entsteht eine Schwellung, die Ödem genannt wird. Bevorzugte Stellen sind die Füße, Knöchel und Unterschenkel, die Hände und das Gesicht.
Gründe hierfür können eine mangelhafte Leistung von Herz oder Nieren sein, ein Ungleichgewicht im Mineralhaushalt oder ein Mangel an Eiweiß. Aber auch einige Medikamente der Chemotherapie, allen voran das Kortison, können dazu führen, daß der Körper Flüssigkeit zurückhält.
Was der Arzt tun kann
Wenn zuviel Flüssigkeit zurückgehalten wird, kann der Arzt Medikamente verordnen, welche die Flüssigkeitsausscheidung beschleunigen (Diuretika).
Was Sie selbst tun können
Verzichten Sie, soweit es geht auf Salz, auch auf Diätsalz. Benutzen Sie statt Salz Kräuter zum Würzen.
Essen Sie eiweißreich: Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Quark, Joghurt
Legen Sie, sooft es geht, die Beine hoch
Wenn Sie Mineralwasser trinken, nehmen Sie nur natriumarmes.
Harntreibend wirkt auch Brennesseltee, ein Bierchen oder ein Glas Wein.
Wann Sie den Arzt informieren sollten
Wenn Sie länger als einen Tag nicht essen können
Wenn Sie länger als einen Tag kein Wasser lassen können
Wenn Sie den Finger auf eine geschwollene Stelle drücken und die Druckstelle bleibt.
Wenn sich die Schwellung von Händen oder Füßen auf Arme oder Beine ausdehnt.
Wenn Ihr Bauch geschwollen und aufgetrieben erscheint.
Unfruchtbarkeit
Chemotherapie kann die Funktion der Fortpflanzungsorgane bei beiden Geschlechtern beeinträchtigen. Eine Schädigung der Keimdrüsen (Eierstöcke, Hoden) führt zu Unfruchtbarkeit und einer Veränderung des hormonellen Gleichgewichts.
Je nach persönlicher Disposition (Alter, Konstitution etc.) und Intensität der Therapie handelt es sich dabei um vorübergehende oder auch andauernde Veränderungen. Für manche Erkrankungen gibt es Medikamentenkombinationen, die die Fruchtbarkeit erhalten, z.B. in der Hodgkin-Studie für Kinder und Jugendliche. Oft gibt es aber eine solche Behandlung nicht oder es muß, wie bei einer akuten Leukämie, so schnell gehandelt werden, daß keine Zeit bleibt, vor der Therapie noch Maßnahmen zu ergreifen.
Wichtig: Schritte, um eine dauernde Unfruchtbarkeit zu verhindern, müssen vor Beginn der Chemotherapie unternommen werden.
Frauen
Der Zyklus kann unregelmäßig werden oder die Blutung kann ganz ausbleiben. Während und/oder nach der Behandlung können Erscheinungen auftreten, die den Wechseljahrssymptomen vergleichbar sind: Hitzewallungen, Nachtschweiß (der dann in diesem Fall nichts mit der Tumorerkrankung zu tun hat!), Herzjagen, Stimmungsschwankungen und ähnliches. Frauen, die regelmäßig und auch während der Therapie die Pille nehmen, scheinen von diesen Symptomen weniger betroffen zu sein. Auch Frauen unter 30 Jahren haben eine gute Chance, einen regelmäßigen Zyklus zu behalten bzw. wieder zu entwickeln.
Andererseits besteht die Möglichkeit, wenn der Zyklus stabil bleibt, daß es während der Chemotherapie zu einer Schwangerschaft kommt. Dies sollte unbedingt verhindert werden, da Zytostatika das ungeborene Kind schwer schädigen können. In diesem Fall würde der Arzt die Behandlung sofort abbrechen müssen.
Jede Frau sollte vor Beginn der Behandlung mit ihrem Arzt abklären, ob und welche Maßnahmen sie ergreifen soll, um später auftretenden Erkrankungen vorzubeugen. Durch den vorzeitigen Eintritt der Wechseljahre kann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Gafäßerkrankungen sowie Osteoporose bestehen. Evtl. kann es angeraten sein, die fehlenden Geschlechtshormone durch Hormonpräparate (Östrogene und Gestagene) zu ersetzen.
Frauen, die noch Kinder bekommen möchten, sollten mit dem Arzt erörtern, ob dies nach der Chemotherapie noch möglich ist und wie lange sie ggf. damit warten müssen. Während der Chemotherapie kann eine begleitende Behandlung mit Geschlechtshormonen das Risiko der Unfruchtbarkeit verringern. Dazu muß vor der Chemotherapie der Spiegel dieser Hormone im Blut bestimmt werden und eine entsprechende Behandlung geplant werden.
Ich möchte hier zu bedenken geben, daß solche Überlegungen und Maßnahmen nur dann Sinn machen, wenn die Grunderkrankung durch die Chemotherapie heilbar oder zumindest in eine langandauernde Remission zu bringen ist. Will sagen, daß die Frau, die sich nach der Behandlung entschließt, Mutter zu werden, auch die reelle Chance hat, ihr Kind aufwachsen zu sehen. Deshalb wird von ärztlicher Seite meistens dazu geraten, mindestens 2 Jahre abzuwarten, ob die Erkrankung wirklich zum Stillstand gekommen ist. Dies darf und sollte natürlich jede Frau mit ihrem Partner für sich entschieden.
Männer
Bis heute gibt es keine exakten, wissenschaftlichen Daten über die Häufigkeit chemotherapiebedingter Unfruchtbarkeit (Infertilität). Bekannt ist, daß bestimmte Medikamente wie z.B. das Procarbazin (Natulan®) die Spermabildung extrem schädigen, weshalb es bei Knaben und jungen Männern nur bei zwingender Indikation eingesetzt wird. Tatsache ist, daß die Chemotherapie zu einer dauernden Zeugungsunfähigkeit führen kann.
Eine Möglichkeit, sich im Falle einer therapiebedingten Unfruchtbarkeit irgendwann den Wunsch nach eigenen Kindern zu erfüllen, stellt das sogenannte "Spermabanking" dar. Hierbei werden innerhalb von 2-3 Wochen, 3-5 Spermaproben, die im Abstand von 3-5 Tagen gewonnen werden, in einer kommerziellen Spermabank eingefroren.
Bisher gibt es keine Anhaltspunkte, die auf eine genetische Schädigung des Spermas durch den Einfrierungsprozeß hinweisen, so daß die Angst auf diesem Wege kein "gesundes" Kind zu zeugen, nach heutigem Wissensstand unbegründet ist.
Wichtig ist es, vor Therapiebeginn eine Spermauntersuchung (Spermiogramm) durchführen zu lassen.
Zum einen müssen für die Anlage eines Spermadepots bestimmte Mindestqualitäten des Spermas erfüllt sein (krankheitsbedingte Schädigungen der Spermaproduktion sind in einzelnen Fällen beobachtet worden), zum anderen ist nur so eine exakte Beobachtung bezüglich einer Erholung der Spermaqualität nach Therapie gewährleistet.
Zusätzlich wird so dazu beigetragen, daß es in Zukunft hoffentlich möglich sein wird, eine bessere und gezielte Beratung zu ermöglichen.
Auch wenn zu diesem Zeitpunkt die hier geschilderte Problematik nicht im Vordergrund zu stehen scheint, ist es ratsam, sich mit diesem Thema vor Beginn der Therapie auseinander zu setzen. In der Vergangenheit blieb bei vielen Patienten durch mangelhafte Aufklärung und Vorsorge häufig der spätere Wunsch nach Kindern versagt.
Ansprechpartner für die Anlegung von Spermadepots in NRW: Gemeinschaftspraxis Dr. Propping / Dr. Katzorke Kettwiger Str. 2-10 45127 Essen
Telefon 0201/221138/39 Telefax 0201/23 56 56 Kryobank der Firma Messer Griesheim Fütingsweg 34 47805 Krefeld
Telefon 02151/379-0 Telefax 02151/379-115 Dr. Palm Josef Haubrich Hof 5 50667 Köln
Telefon 0221/2037-510 Telefax 0221/24 70 19 Dr. Dannenberg Dahmengraben 1 52062 Aachen
Telefon 0241/33988
Leider werden zum jetzigen Zeitpunkt die Kosten für ein Spermadepot (200,--DM je Spermaprobe) plus 400,-- DM bis 650,--DM pro Jahr an laufenden Kosten in der Regel noch der Krankenkasse nicht von übernommen.
Familienplanung
Gerade bei jungen Paaren kann die Tumorerkrankung eines Partners die Lebens- und Familienplanung ziemlich durcheinander bringen. Und es ist gar nicht so selten, daß die Erkrankung zwar geheilt werden kann, die Partnerschaft aber kinderlos bleiben muß. Deshalb soll noch einmal auf die Wichtigkeit hingewiesen werden, daß beide Partner alle diesbezüglichen Fragen vor Beginn der Behandlung mit dem Arzt erörtern.
Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß unsere Behörden Paaren, von denen ein Partner eine Krebserkrankung gehabt hat, in der Regel keine Adoption ermöglichen. Das Argument, das hier angeführt wird, ist, daß ein Elternteil das erhöhte Risiko trägt, vorzeitig auszufallen. Sexualität
Ein zärtlicher Blick, ein paar Streicheleinheiten, eine innige Umarmung, ein Kuß, die ganzen Möglichkeiten gegenüber dem Menschen, den man liebt, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. All dies ist Sexualität, nicht allein der Geschlechtsakt. Die Chemotherapie kann diesen ganzen Bereich auf vielfältige Weise beeinflussen und stören.
Durch das Krankheitsgeschehen und die Behandlung entsteht eine seelische Belastung, die zu einem Nachlassen sexueller Wünsche führen kann. Das ist normal und verständlich.
Durch die Veränderung der äußeren Erscheinung, z.B. durch Haarausfall oder Narben, findet man/frau sich nicht mehr schön und begehrenswert.
Narben und /oder Schmerzen machen Berührungen und Umarmungen plötzlich unangenehm.
Durch die Medikamente werden die Schleimhäute der Geschlechtsorgane trocken und empfindlich, was den Geschlechtsverkehr, besonders bei Frauen, schmerzhaft macht.
Auch wenn man in den Phasen erhöhter Infekt- und Blutungsanfälligkeit besondere Vorsicht walten lassen muß, macht Sex nicht besonders viel Spaß.
Was Sie für sich und ihre(n) Partner(in) tun können
Versuchen Sie, offen über alle anstehenden Fragen und Probleme zu reden
Machen Sie sich und Ihrem Partner klar, daß Ihre Erkrankung nicht ansteckend ist. Ihr Partner kann durch Sexualverkehr weder Krebs bekommen, noch hat die Chemotherapie irgendwelche Auswirkungen auf ihn.
Werden Sie nicht aktiv, bevor sie auch wirklich bereit dazu sind.
Finden Sie ihre sexuellen Wünsche heraus und äußern Sie sie, wenn Sie Lust danach haben. Warten Sie nicht erst ab, bis Ihr Partner die Initiative ergreift.
Seien Sie phantasievoll: bereiten Sie eine erotische Atmosphäre und lassen Sie sich davon anregen: ein gutes Abendessen bei Kerzenschein, ein gemeinsames Bad, ausgedehnte Spiele...
Vernachlässigen Sie dabei nicht die vielen anderen Formen des intimen Zusammenseins, die es neben dem Geschlechtsverkehr noch gibt.
Lassen Sie sich Zeit und seien Sie kreativ: Wenn eine Position unangenehm oder schmerzhaft für sie ist, finden Sie eine andere Stellung, die für Sie beide angenehm ist. Frauen sollten eine Position einnehmen, bei der sie die Kontrolle darüber behalten, wie tief und stark das Glied ihres Partners eindringt (z.B. oben oder beide Partner liegen auf der Seite).
Wenn die Schleimhäute zu trocken sind, kann eine Gleitcreme auf Wasserbasis wie z.B. Femilind® Abhilfe schaffen.
Es kann passieren daß bei der Ejakulation keine oder nur sehr wenig Samenflüssigkeit ausgeschüttet wird. Macht nichts: der Samen ist kein Zeichen von Männlichkeit und nicht nötig, um eine Frau zu befriedigen.
Wenn Ihre weißen Blutkörperchen und/oder Ihre Blutplättchen sehr niedrig sind, kann es leicht zu Infektionen und Blutungen kommen. In dieser Zeit sollten Sie auf Geschlechtsverkehr verzichten.
Wenn Sie sich eine Infektion im Genitalbereich zugezogen haben, schämen Sie sich nicht. Durch die Chemotherapie sind Sie anfälliger dafür. Lassen Sie sich ärztlich behandeln. Evtl. muß auch Ihr(e) Partner(in) mitbehandelt werden, damit Sie sich nicht immer wieder gegenseitig anstecken.
Im Lauf ihrer Behandlung bekommen viele Krebspatienten Medikamente als Infusion in eine Vene. Notwendig ist das vor allem bei einer Chemotherapie - die meisten Zytostatika lassen sich nicht als Tablette schlucken. Das Legen immer neuer Venenzugänge tut jedoch weh, das Risiko für Entzündungen steigt mit der Dauer der Behandlung, auch gibt es ein gewisses Risiko, dass die Zytostatika aus Versehen nicht in die Vene, sondern in das umliegende Gewebe gelangen.
Deshalb wird Patienten oft ein sogenannter Port unter die Haut eingepflanzt: eine kleine Kammer mit einem Katheter, der in eine herznahe Vene mündet. Mit einer Spezialnadel können Ärzte über den Port Zytostatika geben, ohne jedes Mal neu nach einer geeigneten Vene suchen zu müssen. Ist der Port einmal eingeheilt, stört er Patienten meist auch nicht in ihrer Bewegungsfreiheit.
Doch was geschieht mit dem Port, wenn die Therapie beendet ist? Wie muss er gepflegt werden und wie lange kann er im Körper verbleiben?
Portsysteme: Erleichterung bei längerer Behandlung
Um eine länger dauernde Behandlung wie etwa eine Chemotherapie zu erleichtern, wird Patienten oft ein sogenannter Port unter die Haut eingepflanzt: eine kleine Kammer aus Metall oder Kunststoff mit einer Membran und einem Katheter, der in eine herznahe Vene mündet.
Eingesetzt wird dieses Portsystem meist etwas unterhalb des Schlüsselbeins. Für den kleinen Eingriff reicht eine örtliche Betäubung aus. Das System kann im Prinzip sofort genutzt werden. Meist warten die Ärzte damit aber, bis der Port nach einigen Tagen eingeheilt ist. So vermeidet man, dass Zytostatika oder andere Medikamente die Wundheilung behindern.
Chemotherapie-Medikamente reizen die Blutgefäße im Bereich der Einstichstelle und führen oft zu Venenentzündungen. Während der Chemotherapie bietet ein Port daher Vorteile: Der Katheter mündet in eine größere, herznahe Vene, wo sich die Medikamente im stärkeren Blutstrom rasch verteilen. Die Gefäßwände der Venen werden so geschont. Auch die Gefahr, dass die Infusion versehentlich ins Gewebe läuft, als sogenanntes Paravasat, ist bei einem Port geringer als bei einem Zugang über eine Armvene: Man kann kaum "danebenstechen" und vermeidet so auch Entzündungen und Gewebezerstörungen.
Hinzu kommt: Nicht nur Zytostatika, auch andere Medikamente, zum Beispiel viele Schmerzmittel, können über den Port gegeben werden. Bei Patienten mit schlecht zugänglichen Venen nehmen Ärzte manchmal auch über den Port Blut ab. Betroffene, die eine parenterale Ernährung benötigen, also eine künstliche Ernährung über Infusionen, können diese ebenfalls über den Port erhalten. Da der Port vollständig unter der Haut liegt, können Patienten - nach Absprache mit den behandelnden Ärzten - mit einem Port meist ohne Probleme baden, duschen oder sogar Sport treiben.
Spülung: Portpflege in den Therapiepausen
Das Einhalten allgemeiner Hygiene-Regeln ist bei der Nutzung des Ports genauso wichtig wie bei allen anderen Injektionen oder Infusionen. Um funktionsfähig zu bleiben, benötigt ein Portsystem außerdem eine gewisse Pflege, auch in den Therapiepausen.
Portpass
In vielen Kliniken ist es üblich, dass der Arzt, der den Port eingesetzt hat, Patienten einen Portpass ausstellt. Hier finden Patienten Hinweise zu ihrem Port-Modell. Patienten, die einen Port-Pass besitzen, sollten diesen möglichst immer bei sich führen und auch zu den Kontrollterminen mitbringen. Wichtig sind die Informationen insbesondere bei einem Arztwechsel oder in Notfallsituationen.
Wie oft muss ein Port gespült werden?
Nach jeder Medikamentengabe über den Port und immer, wenn über ihn Blut abgenommen wird, sollte er gespült werden. Damit wird verhindert, dass sich Blutgerinnsel (Thromben) im Kathetersystem bilden. Sie könnten nicht nur den Port verstopfen, sondern auch die angeschlossenen Venen. Symptome solcher Thrombosen sind schmerzhafte Schwellungen und Entzündungen. Sollte aber ein Port auch gespült werden, wenn er auf absehbare Zeit nicht benutzt werden wird? Hierzu liegen bisher keine einheitlichen Studienergebnisse vor. Bei der Frage, womit und wie oft ein Port gespült werden muss, richten sich Kliniken nach ihren bisherigen Erfahrungen und den Empfehlungen der Port-Hersteller.
Einige Experten halten die Spülung über das Ende der eigentlichen Behandlung hinaus nicht für notwendig. Manche Hersteller empfehlen eine Spülung alle vier bis sechs Wochen. Viele Patienten werden aber nur alle drei Monate zum Spülen aufgefordert, in einigen Kliniken sogar seltener.
Da die Empfehlungen sich zudem für die einzelnen Port-Modelle unterscheiden, sollten Patienten die Notwendigkeit regelmäßiger Spülungen und die Termine mit ihren Ärzten besprechen.
Spülung mit Heparin oder Kochsalzlösung?
Oft verwenden Ärzte zur Spülung eine Heparinlösung. Heparin kommt natürlicherweise im Körper vor und ist an der Blutgerinnung beteiligt. Als Spüllösung verhindert Heparin die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen oder im Kathetersystem eines Ports.
Heparin kann jedoch bei einigen Patienten zu schweren Nebenwirkungen führen, zum Beispiel zu der heparininduzierten Thrombozytopenie (HIT), einer Abnahme der Blutplättchenzahl, bei der es auch zur Verklumpung der Blutplättchen (Thrombozyten) und nachfolgend zu Blutgerinnseln oder auch Blutungen kommen kann. Aufgrund dieser seltenen, aber schweren Nebenwirkung verzichten einige Kliniken inzwischen auf eine Spülung der Ports mit Heparin. Stattdessen spülen Ärzte die Ports ihrer Patienten mit einer Kochsalzlösung, deren Salzgehalt dem des Blutes ähnelt.
Es gibt bislang nur wenige Studien, die Vor- und Nachteile der beiden Methoden untersucht haben. Derzeit vorliegende Untersuchungen zeigen keine wesentlichen Unterschiede zwischen einer Spülung mit Heparin oder einer Kochsalzlösung.
Liegedauer: Wie lange kann der Port im Körper bleiben?
Ein Port hält etwa 1.500 bis 2.000 Nadelstiche mit dafür vorgesehenen Spezialnadeln aus. Sofern diese 'Lebensdauer' des Ports nicht abgelaufen ist, kann er bei richtiger Pflege beliebig lange im Körper verbleiben - auch nach Abschluss der Therapie.
Wichtig ist, dass der Port sich nicht entzündet: Bei Infektionen muss er herausgenommen werden, da sonst die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis) besteht. Auch ein Verrutschen, ein Leck sowie eine dauerhafte Verstopfung des Katheters oder eine "Port-Thromobose" können Gründe sein, den Port vorzeitig zu entfernen. Viele Ärzte empfehlen Patienten, den Port nach Therapieende noch für zwei oder drei Jahre im Körper zu belassen. Während dieser Zeit ist das Rückfallrisiko bei vielen Krebserkrankungen am höchsten. Sollten Patienten doch noch einmal eine Chemotherapie oder eine andere medikamentöse Behandlung benötigen, kann der alte Port gleich verwendet werden. Patienten sparen sich die Eingriffe für das Herausnehmen und Legen eines neuen Ports.
Der liegende Venenzugang lässt sich außerdem zum Beispiel auch für eine Schmerztherapie nutzen oder auch für eine sogenannte parenterale Ernährung mit Infusionslösungen.
Wie wird ein Port wieder entfernt?
Wenn Patienten nach Abschluss der Therapie keinen Port mehr benötigen, können sie ihn - nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzten über alle Vor- und Nachteile - aber auch entfernen lassen. Falls später doch noch einmal eine Chemotherapie notwendig wird, ist ein neuer Port möglich. Dieser lässt sich allerdings in der Regel nicht an derselben Stelle einpflanzen. Der Katheter wird meist in einer anderen herznahen Vene platziert, die ausreichend groß ist.
Um einen Port zu entfernen, ist erneut ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig. Er wird in der Regel ambulant durchgeführt. Meist erhalten Patienten dazu eine örtliche Betäubung. Manchmal ist eine Allgemeinnarkose notwendig, insbesondere bei schmerzhaften Entzündungen oder bei umfangreicher Narbenbildung rund um den Port. Wenn möglich, schneiden die Chirurgen im Bereich der bestehenden Operationsnarbe, um den Port herauszunehmen. So entsteht keine zweite Narbe. Wie auch beim Einpflanzen des Ports können Patienten nach dem Eingriff einige Zeit unter Wundschmerzen im Operationsgebiet leiden. Diese lassen sich mit Medikamenten jedoch gut behandeln.
Die Blutgasanalyse (kurz BGA, mitunter auch unter dem Eponym Astrup nach Poul Bjørndahl Astrup bekannt) ist ein Verfahren zur Messung der Gasverteilung (Partialdruck) von O2 (Sauerstoff), CO2 (Kohlendioxid) sowie des pH-Wertes und des Säure-Basen-Haushaltes im Blut. es gibt für die BGA zwei Arten das Blut zu zapfen. Die Entnahme einer Blutprobe aus einer Arterie ist zur Durchführung einer Blutgasanalyse bei Operationen und in der Intensivmedizin vonnöten. Der Vorteil einer arteriellen (aus der Arterie) Blutentnahme besteht darin, dass man gegenüber einer kapillaren (aus dem Ohrläppchen / Finger) Blutabnahme genauere Messwerte erhält.
Der für die Harnableitung verwendete Darm und seine Schleimhaut haben eigentlich die Aufgabe, Substanzen (Nahrungsbestandteile) aufzunehmen. Mit dem Urin werden hingegen Substanzen (Schlackenstoffe) aus dem Körper ausgeschieden. Da der ausgeschaltete Darm nun den Urin ableiten bzw. speichern soll, besteht die Gefahr, dass vermehrt Schlackenstoffe über die Darmschleimhaut in den Körper zurückgelangen. Hierdurch kann es zu einer Übersäuerung des Blutes (Veränderung der Blutgase) und zu einer Verschiebung des Gleichgewichtes der Blutsalze (Elektrolyte) im Körper kommen. Dieses kann sich in Müdigkeit, Abgeschlagenheit, vertiefter Atmung und Herzrhythmusstörungen äußern.
Der Säuregrad des Blutes und die Blutgase können mit der sogenannten Blutgasanalyse kontrolliert werden. Hierbei wird ein Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen entnommen und untersucht. Sollte eine Übersäuerung des Blutes vorliegen, so kann diese durch Tabletten (z.B. Natriumhydrogencarbonat) ausgeglichen werden.
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Synergo ist die fortschrittliche und innovative Technologie zur Behandlung des oberflächlichen Blasenkarzinoms.
Grundlage der Behandlung ist die kontrollierte Hyperthermie der Oberflächenschicht der Blasenwände (“durch HF-Energie Mikrowellen), zusammen mit Instillationen einer chemotherapeutischen Substanz (MMC) in die Blase.
Den Kern des Synergo-Systems bildet ein Hochfrequenz-Generator mit 915 MHz, der über eine intravesikale Antenne, die ein integraler Bestandteil des transurethalen Synergo-Katheters ist, die Blasenwände auf eine optimale Temperatur erwärmt. Über den Katheter lässt eine kleine peristaltische Pumpe die chemotherapeutische Lösung zwischen der Blase und einem Arzneimittelreservoir zirkulieren.
Außerdem enthält der Katheter Thermoelemente, die thermisch regulierte Temperaturen an der
Oberflächenschicht der Blasenwände wie auch der Harnröhre überwachen. Die Informationen werden an einen eingebetteten Computer mit proprietärer Synergo-Software übertragen, die alle Systemfunktionen überwacht und steuert. Der Computer ist mit einer Tastatur und einem Touchscreen-Bildschirm ausgestattet und mit Datenerfassungsmodulen verbunden, mit deren Hilfe alle Behandlungsparameter verfolgt und analysiert werden können.
Modalitäten der Behandlung mit dem Synergo®-System
synerg10.jpg Das Synergo®-System ermöglicht zwei Behandlungsmodalitäten für das oberflächliche Zellkarzinom der Harnblase.
Adjuvante (prophylaktische) Behandlung – mit dem Ziel, das Wiederauftreten von Tumoren nach der vollständigen transurethalen Resektion eines Blasentumors (TURBT) bei Patienten mit intermediärem oder hohem Risiko gemäß den Richtlinien des europäischen Urologieverbands* zu verhindern. Pathologisches Stadium Ta-T1, papillar oder fest, STCCB. Pathologische Stufe I-III und CIS. Die Behandlung besteht aus 6 wöchentlichen Einheiten gefolgt von Erhaltungseinheiten (alle 6 Wochen).
Neo-adjuvante (ablative) Behandlung – mit dem Ziel, den oder die Tumore zu beseitigen. Für Patienten, bei denen die vollständige Tumorbeseitigung nicht mit einer einzigen TURBT erreicht werden kann (mehrere Orte und/oder hohe Tumorlast), bei denen aus medizinischen Gründen keine Narkose möglich ist oder die trotz radikaler TURBT tumor-positiv bleiben oder für aufgrund ihrer anatomisch nicht erreichbaren Lage unresektierbare Tumore. Die Behandlung beginnt mit 4 wöchentlichen Einheiten, wonach mittels Video-Zystoskopie und Biopsien die Reaktionskriterien überprüft werden. Wird eine Teilreaktion erreicht, erhält der Patient 4 weitere wöchentliche Einheiten. Bei vollständiger Reaktion beginnt der Patient mit der adjuvanten Behandlungsmodalität.
Jede Behandlung ist aus zwei dreißigminütigen Zyklen zusammengesetzt; diese bestehen jeweils aus der intravesikalen Instillation von Mitomycin C (in ablativer oder prophylaktischer Dosierung) gelöst in 50 cc sterilem destilliertem Wasser kombiniert mit Hyperthermie bei 42±2°C verabreicht durch das Synergo®-System.
* (Low-risk: single, Ta, G1, < 3 cm diameter; High-risk: T1, G3, multifocal or highly recurrent, CIS; Intermediate-risk: all other tumors, Ta-T1, G1-G2, multifocal, > 3cm diameter)
Es ist das Produkt der Fermentierung von Pilzen der Gattung “Streptomyces caespotius” Als “Chinon”, ( eine organische Verbindung, das ist das “C” hinter der Bezeichnung ), ist es in der Lage, Zellen zu schädigen. Dies geschieht, ( sehr vereinfacht ausgedrückt ), indem es sich nach der Metabolisierung, ( Verstoffwechslung ), in die Verbindung einer Zelle schleust, eine der Seitenketten abspaltet und so die Zellteilung hemmt. Dabei entsteht irgendetwas Alkylisches, was in der Lage ist, DNA-Stränge zu vernetzen. Mitomycin ist teratogen ( kann Veränderungen am Erbut erzeugen ), mutagen ( kann Zellveränderungen erzeugen ), und karzinogen, ( krebserregend ), dies alles allerdings nur bei intravenöser Gabe und recht selten.
Die “Früh-Instillation” von Mitomycin C wird aber direkt in die Blase eingegeben und wirkt daher “vor Ort” sowohl auf die sich nach der TUR-B in der Blase befindlichen, umherschwimmenden, krebsbefallenen Zellen als auch auf diejenigen in der offenen Wunde.
Mitomycin sollte spätestens bis 6 Stunden nach einer TUR-B intravesikal, ( durch einen Katheter direkt in die Blase ), verabreicht werden, sofern - ohne kontinuierliche Spülung - eine mindestens einstündige Einwirkzeit gewährleistet ist.
Als ein neues, vielversprechendes Verfahren steht die intravesikale Hyperthermie, kombiniert mit einer Instillations-Chemotherapie mit Mitomycin C, zur Verfügung. Hierbei wird sie mit dem sogenannten “Synergo-System” appliziert, ( angewendet )
BCG ist etwas ganz anderes !! BCG, ( Bacille Calmette-Guérin, benannt nach zwei französischen Forschern ), ist ein abgeschwächter Tuberkelbazillus. Dieser bewirkt eine lokale Immunreaktion gegen den Krebs. Warum dies so ist, ist bisher noch nicht entgültig erforscht worden.
Auf jeden Fall hat sich die intravesikale Gabe von BCG in der Krebstherapie seit einigen Jahren durchgesetzt.
Intravesikal verabreichtes BCG adhäriert, ( setzt sich an der Blasenwand fest ), und führt zu einer lokalen Aktivierung verschiedener Zellen des Immunsystems.
In einem Induktionszyklus werden wöchendlich über insgesamt sechs Wochen in Lösungsmitteln entsprechende Mengen Bakterien intravesikal appliziert ( verabreicht ). Die Instillation sollte frühestens zwei Wochen nach der TUR-B beginnen. Bei einem früheren Beginn steigt das Risiko für Nebenwirkungen, hier besonders für eine - lebensgefährliche - Sepsis.
Die Katheterisierung sollte möglichst atraumatisch, ( ohne Wunden oder Verletzungen verursachend ), erfolgen. Bei einer traumatischen, ( wenn dadurch eine Wunde oder eine Verletzung hervorgerufen wird ), Katheterisierung muss auf eine BCG-Instillation verzichtet werden.
Nach der Instillation sollte der Patient körperlich ruhen, viel trinken und das Therapeutikum mindestens 2 Stunden in der Blase behalten.
Zu den Kontraindikationen einer BCG-Therapie gehören eine vorherige Überreaktion auf BCG, parallele immunsuppressive Therapie, Makrohämaturie, Harnwegsinfektionen oder unklares Fieber.
Lokale Nebenwirkungen zeigen sich bei 46% der Patienten, systemische Nebenwirkungen bei 19%. Diese Nebenwirkungen treten häufig nach der zweiten oder dritten Instillation auf und bessern sich nach wenigen Tagen. Nebenwirkungen sind Fieber, ( teilweise bis über 39,5° C ), irritative ( reizende, störende, verwirrende ) Beschwerden, Hautausschlag oder Arthralgie, ( Gelenkschmerzen ), sowie Blasenentzündung. Bei den Antibiotika haben sich Gyrasehemmer wie z.B. Ciprofloxacin als sinnvoll erwiesen. Diese können auch prophylaktisch, ( vorbeugend ), eingenommen werden und somit die Nebenwirkungen abschwächen
Winzige Abschürfungen von Tumoren könnten die Ursache dafür sein, dass sich Krebs im Körper ausbreitet. Münchner Wissenschaftler untersuchen nun diese sogenannten Mikropartikel. Die Forscher vermuten, dass sie die Fähigkeit besitzen, durch den Körper zu wandern und gesunde Zellen in Krebszellen zu verwandeln. Sie hoffen, durch Blockade der Mikropartikel die Krebsausbreitung zu verhindern. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Forschungsvorhaben mit 346.000 Euro.
Eine besondere Eigenschaft von Krebszellen ist ihre Fähigkeit, sich aus dem Zellverband eines Tumors zu lösen. Sie gelangen in die Blut- oder Lymphbahnen, werden durch den Körper transportiert und dringen in andere Gewebe ein. Dort können sie sich ansiedeln und Tochtergeschwülste des ursprünglichen Tumors bilden, in der Fachsprache Metastasen genannt. Geschieht dies, sinken die Heilungschancen des Patienten drastisch.
Auf welche Weise die bösartigen Zellen die Blut- und Lymphbahnen verlassen, in das Gewebe eindringen und neue Tumoren bilden, ist noch weitgehend unbekannt. Doch möglicherweise helfen ihnen winzige Mikropartikel, die von der Krebszellhülle abbrechen, bei ihrem Feldzug durch den Körper. Denn Tumorzellen geben ständig solche kleinen Zellhüll-Brocken in die Blutbahn ab. Diese Krebsboten können leichter in das Gewebe eindringen als die um ein Vielfaches größeren Krebszellen und diesen den Weg ebnen. Damit nicht genug: Die Tumorabschürfungen können einen molekularen Schutzwall um sich herum errichten, der verhindert, dass sie vom Abwehrsystem des Körpers erkannt und entfernt werden.
Die gefährlichen Abschürfungen werden nun von Professor Dr. Bernd Engelmann, Institut für Klinische Chemie, und Professor Dr. Christiane Bruns, Chirurgische Klinik und Poliklinik am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München, untersucht. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Mikropartikel neben ihrer Fähigkeit zum Eindringen in das Gewebe zudem gesunde Zellen in Krebszellen umwandeln können. Sie untersuchen das Phänomen an Bauchspeicheldrüsenkrebs, einer Krebsart, die nach wie vor sehr schlecht heilbar ist und an der jährlich rund 14.000 Menschen in Deutschland erkranken.
Langfristig erhoffen sich die Münchner Forscher ein verbessertes Verständnis der Metastasierung von Krebs sowie neue Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten. „Wenn wir unterbinden, dass Krebszellen Mikropartikel abgeben, könnten wir damit auch die Ausbreitung von Tumoren verhindern“, so Engelmann. „Ein weiterer Ansatzpunkt für neue Therapien wäre das Aufbrechen des Schutzwalls der Partikel, um sie so für das Immunsystem angreifbar zu machen.“
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Derzeit erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 490.000 Menschen neu an Krebs. Die von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojekte haben daher das Ziel, innovative Strategien zu entwickeln, die den Betroffenen schnellstmöglich zugutekommen.“
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Beim Urologen wird gemeinhin als erste Untersuchung eine Ultraschall-Untersuchung durchgeführt. Ergibt diese kein Ergebnis und die Beschwerden bleiben trotz Behandlung unverändert, wird eine Blasenspiegelung durchgeführt. Durch die Harnröhre wird ein dünner Schlauch, an welchem sich sowohl eine Lampe als auch ein Objektiv befinden, in die Blase geführt. Dieses Gerät nennt sich Zystoskop, daher ist der Name der Behandlung : “Zsytoskopieren”. Gemeinhin wird diese Untersuchung unter örtlicher Betäubung durchgeführt, häufig auch nur mit einem betäubenden Gel, welches in die Harnröhre gebracht wird.
Bei Männern ist die Blasenspiegelung aufgrund der langen, abknickenden Harnröhre, ( 25 bis 30 cm ), und der Durchstoßung der Prostata schmerzhafter als bei Frauen mit ihrer kurzen, geraden Harnröhre, ( 4 bis 5 cm )
Das Gerät zur Durchführung der Untersuchung, ( das Zystoskop ), ist entweder ein starrer oder ein flexibler, 3 bis 4 mm dünner, katheterähnlicher Schaft, durch den sowohl ein lichtleitendes Kabel als auch Instrumente ( Faßzange, Biopsiezange, Spülschlauch ) in die Harnröhre eingeführt werden. Der äußere Teil des Geräts umfasst ein Objektiv und verschiedene Anschlüsse für das Lichtkabel, Hilfsinstrumente und Spülwasserzufluss bzw. -abfluss. Die endoskopische Untersuchung kann über die Blase hinaus auch bis in den oberen Harntrakt und das Nierenbecken angewendet werden. Dazu wird das Instrument über Harnröhre, Blase und Harnleiter bis ins Nierenbecken vorgeschoben, ( Ureterorenoskopie )
Aufgrund der langen Harnröhre des Mannes wird heute meist eine Zystoskopie mit flexiblem Instrumentenschaft durchgeführt. Nach Entleerung der Blase wird der Patient bei normaler Rückenlage untersucht. Dies ist angenehmer für den Patienten, überdies führt die flexible Zystoskopie zu weit weniger Beschwerden nach Abschluss der Untersuchung. Die starre Untersuchungsmethode führt hingegen dann zu besseren Ergebnissen, wenn Spülungen und Absaugen des Blaseninhalts erforderlich sind.
Bei Frauen ist diese Untersuchung auch ohne Betäubung möglich. Die im Vergleich zum Mann sehr kurze Harnröhre der Frau erlaubt eine meist problemlose Einführung eines starren Zystoskops. Die Untersuchung der weiblichen Harnröhre ist wegen der Kürze oft erschwert. Die weitere Untersuchung der Blase erfolgt wie beim Mann.
Die Untersuchung von Harnröhre und Blase kann auch unter sterilen Arbeitsbedingungen Krankheitskeime in die Blase schleusen und somit eine Harnröhren- oder Blasenentzündung verursachen.
Durch den Einsatz des Instruments kann die Schleimhaut an Harnröhre oder Blase verletzt werden. Die einer Verletzung folgende Narbenbildung kann beispielsweise die Harnröhre verengen, ( Stenose ), und Probleme beim Wasserlassen verursachen. Leichte Blutspuren im Harn unmittelbar nach einer Blasenspiegelung können vorkommen und müssen nicht gefährlich sein.
Nach einer Blasenspiegelung kann das Wasserlassen schmerzhaft sein. Die Flüssigkeitsaufnahme sollte unmittelbar nach der Behandlung gesteigert werden. Dadurch werden Blase und Harnröhre gespült, was es möglichen Krankheitserregern schwerer macht, sich anzusiedeln.
Die - noch - verbreitetste Form der Blasenspiegelung ist die Weisslichtmethode. Wie es der Name ausdrückt, wird die Blase mit hellem, weissem Licht ausgeleuchtet. Dabei sind die knoten - oder polypenartigen Auswüchse auf der Blasenschleimhaut, dem Urothel, gut ersichtlich.
Diese Weisslichtmethode kommt aber schnell an ihre Grenzen, wenn es um die Sichtbarkeitmachung von flachen, auf dem Urothel liegenden Karzinomen der Klassifizierung TaG1 oder Tis ( Carcinoma in situ ), geht. Diese, vor allem als Tis hoch aggressiven und damit sehr gefährlichen, flachen und unscheinbaren Karzinome werden bei Weisslich häufig übersehen und bleiben deshalb unbehandelt.
Daher wurden die Untersuchungmethoden verfeinert. Durchgesetzt hat sich die Blasenspiegelung mittels Hexvix. ( Erläuterungen siehe im Wörterbuch und im Fred “Forschung : Wohin geht die Forschung” )
( Die Methode mittels 5ALA soll Hexvix noch überlegen sein, hat sich aber in Deutschland erstaunlicherweise nicht durchsetzen können. Hier mögen marktpolitische Interessen gewirkt haben, denn ALA kostet mit ca. 150,00 Euro nur etwa ein Viertel wie Hexvix mit ca. 650,00 Euro. An Hexvix lässt ergo viel mehr verdienen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.... )
Da für die Untersuchung mittels Hexvix besondere, teure Geräte erforderlich sind, kann längst nicht jeder Urologe diese Blasenspiegelung mittels Hexvix anbieten.
Inzwischen hat sich die euphorische Meinung zu Hexvix etwas gemindert, viele Fachleute sehen keinen so prägnanten Vorteil mehr in dieser Methode, da sie gegenüber Weisslicht bei muskelinvasiven, ( also schon größeren, starken ), Karzinomen auch nicht mehr zeigen würde.
Unbestritten aber ist der Vorteil bei den flachen Karzinomen wie pTa, pT1a oder Tis. Und dies ist meiner Meinung nach viel wichtiger, denn hier geht es um die Früherkennung. Daher kann ich nur dazu raten, möglichst bereits die erste Spiegelung, wenn nicht, dann aber die zweite Spiegelung unbedingt mittels Hexvix durchzuführen, da die eventuell befallenen Ränder der vorherigen Ausschälung, welche nicht entfernt wurden, ganz einfach viel eher gesehen werden können.
Vorsicht, in manchen Kliniken/Praxen ist die Untersuchungsmethode mittels Hexvix nicht erstattungsfähig und muss privat bezahlt werden.
Quelle Bild oben links: „Cystoscope-med-20050425“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons
Guten Abend, Leute, in der Ausgabe 2/07 der Zeitschrift des “Selbsthilfe-Bundes Blasenkrebs e.V.” fand ich folgenden Artikel des Herrn Dr. Thobias Fritsch von der Uniklinik Jena. Ich möchte euch den Artikel nicht vorenthalten möchte, da mir dieser als sehr verständlich geschrieben vorkommt. Die Erlaubnis der hiesigen Veröffentlichung habe ich mir von Dr Fritsch geben lassen. Leider kann ich zum Beitrag keine Bilder einstellen, wenn mir Rainer oder Detlef Höwing nicht helfen, ich vergesse immer wieder, wie das geht, hi, hi.....
Blasentumorresektion mit fluoreszierendem Licht
Harnblasenkarzinome
Das Harnblasenkarzinom ist einer der häufigsten Tumoren des Harntrakts, es macht etwa 3% aller Krebserkrankungen aus. Erste Anzeichen, die den behandelnden Urologen zu weiteren diagnostischen Maßnahmen veranlassen, sind eine Hämaturie (Blutbeimengungen im Urin), dysurische Beschwerden (Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen) und immer wiederkehrende Harnwegsinfekte. Die so entdeckten Tumoren sind in 70-80 % der Fälle bei der Diagnosestellung oberflächliche, nicht in die Blasenwand einwachsende Befunde und können durch endoskopische operative Verfahren meist entfernt werden. Die geschilderten Symptome können jedoch auch erst bei fortgeschrittenen Tumoren auftreten. Wenn die Befunde tiefer in die Harnblasenwand eingewachsen sind, so reichen die endoskopischen Operationen nicht aus, um eine Heilung zu erzielen. In diesen Fällen muss meistens die Harnblase in einer großen Tumoroperation komplett entfernt werden. Die oberflächlichen Harnblasentumore haben eine starke Neigung wiederzukehren. Man spricht hierbei von einer hohen Rezidivrate. Dabei können diese Tumoren sich auch so verändern, dass sie bei nicht rechtzeitiger Entfernung tiefer in die Harnblasenwand einwachsen, einen sogenannten Progress zeigen. Kompliziert wird dies zusätzlich durch häufig multilokuläres Vorkommen der Befunde (an mehreren Stellen in der Blase gleichzeitig) und durch Befunde, die flach wachsen und so dem Auge des Operateurs entgehen können.
Bei Verdacht auf einen Harnblasentumor ist das wichtigste diagnostische Verfahren die Zystoskopie (Blasenspiegelung). Dabei beurteilt der Urologe mit Hilfe eines endoskopischen Instrumentes (Zystoskop), welches über die Harnröhre eingeführt wird, die innere Oberfläche der Harnblase. Auch kleine Befunde, die in das Innere der Blase ragen (exophytische Befunde), sind mit Hilfe der Vergrößerung durch das Zystoskop meist gut zu erkennen. Flache Läsionen hingegen lassen sich mit dieser Methode nicht immer sicher abgrenzen und können übersehen werden. Manchmal fallen sie nur durch schwer zu deutende Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche auf. Dies kann nicht immer durch die Erfahrung des Urologen ausgeglichen werden. Wird der Verdacht auf einen Harnblasentumor durch eine Zystoskopie erhärtet, so muss im zweiten Schritt die Sicherung der Diagnose erfolgen. Hierfür ist die Entnahme von Gewebeproben zur feingeweblichen (histologischen) Untersuchung notwendig. Dies geschieht ebenfalls mit einem endoskopischen Instrument, vergleichbar mit einem Zystoskop, welches zusätzlich mit einer Vorrichtung zum Herausschneiden (Resizieren) von Gewebe ausgestattet ist. Dabei wird der Tumor möglichst komplett entfernt, so dass zum einen die histologische Sicherung anhand der Gewebespäne erfolgen kann und im besten Falle auch der Tumor durch die komplette Entfernung behandelt worden ist. Da der Urologe anhand des endoskopischen Bildes und der Pathologe anhand seiner histologischen Untersuchung der Gewebeproben nicht sicher sagen kann, ob der Tumor wirklich komplett entfernt worden ist, erfolgt aus Sicherheitsgründen nach vier bis sechs Wochen eine Nachresektion an der gleichen Stelle in der Blase. Auch dieses Gewebe wird histologisch untersucht und in vielen Fällen somit die komplette Entfernung des Tumors bestätigt.
Photodynamische Diagnostik ist ein auf Fluoreszenz basierendes Verfahren, bei dem Gewebeverän-derungen, z.B. bösartige Tumoren, für den Untersucher besser sichtbar gemacht werden. Dabei werden Fluoreszensfarbstoffe, die sich im veränderten Gewebe besonders anreichern, eingesetzt. Werden diese Farbstoffe mit Licht einer bestimmten Wellenlänge (Farbe) angeregt, so senden sie Licht einer anderen Wellenlänge aus. Die so markierten Areale heben sich durch unterschiedliche Färbung von der Umgebung ab. Dieses Prinzip wird z.B. bei der endoskopischen Untersuchung der Luftwege, im Verdauungstrakt und in der Harnblase eingesetzt. Um die Diagnostik beim Harnblasenkarzinom zu verbessern, erfolgten seit Anfang der 90er-Jahre Untersuchungen mit 5-Aminolävolinsäure (5-ALA). Diese ist ein Baustein bei der körpereigenen Herstellung von Porphyrinen, welche wiederum eine Vorstufe des roten Blutfarbstoffes sind. Nach Einbringen von 5-ALA in die Harnblase kommt es zu einer Anreicherung eines bestimmten Porphyrins ( Protoporphyrin IX ), dem eigentlichen Fluoreszenzfarbstoff) in den Zellen der Blasenschleimhaut. In normalen Zellen wird dieses rasch abgebaut. In krankhaft veränderten Zellen hingegen (Tumorzellen, aber auch in entzündlich veränderten Zellen) erhöht sich durch den fehlenden Abbau die Konzentration. Werden nun diese Gewebeareale Licht in einem blauen Wellenlän-genbereich (345 - 440 nm) ausgesetzt, so kommt es zu einer rötlichen Fluoreszenz. (Abb)
Etwa zwei Stunden vor der Operation werden 50 ml einer 5-ALA-Lösung mit Hilfe einer nahezu schmerzlosen Kathetereinlage in die Harnblase gefüllt. Der Katheter wird unmittelbar danach wieder entfernt. Diese Flüssigkeit sollte nun möglichst bis zum Operationsbeginn in der Harnblase verbleiben. Bei der eigentlichen Operation erfolgt erneut eine endoskopische Untersuchung der kompletten Harnblase sowohl mit normalem weißen Licht als auch mit blauem Licht. Alle fluoreszierenden und unter Weißlicht tumorverdächtigen Befunde werden resiziert. Abschließend wird die Harnblase nochmals mit “Blaulicht” untersucht und eventuell verbliebene fluoreszierende Areale zusätzlich entfernt. Ein wichtiger Unterschied zur “normalen” Resektion besteht darin, dass zur Operation ein für die Fluoreszenzdiagnostik geeignetes Spezialinstru-mentarium verwendet werden muss, da herkömmliche Endoskope aufgrund ihrer optischen Eigenschaften die Fluoreszenzen nicht sichtbar machen können.
Vor- und Nachteile
In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe der PDD das Auffinden der Harnblasentumoren deutlich verbessert werden kann. So wurde z.B. in einer Arbeit festgestellt, dass 34 % der dort unter Fluoreszenzlicht gefundenen Befunde mit Weißlicht übersehen worden wären [Zaak 2001]. Einschränkend muss man jedoch beachten, dass sich im Vergleich zur Weißlicht-Diagnostik bei der PDD auch mehr auffällige Areale finden, in denen histologisch kein Tumor nachzuweisen ist.
Der längere Zeitraum ohne Nachweis eines neuen Tumors nach PDD-Resektion (nach 12 Monaten 78,6/90,9%; 24 Monaten 69,9/90,9%; 48 Monaten 60,7/85% (Weißlicht/PDD)) [Filbeck 2003] und der seltenere Nachweis von Resttumor in der Nachresektion nach ALA-Resektion (PDD: 4,5 - 32,7%; Weißlicht: 15,2 - 53,1%) [Riedl 2001, Filbeck 2002, Kriegmair 2002] sprechen jedoch eindeutig für diese Methode. Die zusätzlichen Risiken einer PDD-Resektion im Vergleich zu einer Resektion unter Weißlicht sind gering. Systemische (im ganzen Körper auftretende) Nebenwirkungen durch den in die Blase eingebrachten Wirkstoff sind aufgrund der geringen Menge, die in den Körper aufgenommen wird, kaum zu erwarten. Durch die notwendige zusätzliche Blasenkathetereinlage vor der Operation ist das Risiko eines Harnwegsinfektes prinzipiell gegeben. Außerdem sind, wie bei nahezu allen Substanzen, auch allergische Reaktionen möglich.
Häufige Fragen:
Wann wird eine ALA-Resektion durchgeführt ?
Bei Ersttumoren in der Harnblase und bei Rezidivbefunden wird in der Regel eine ALA-Resektion erfolgen, um mögliche weitere winzige Befunde zu erkennen und zu entfernen. Ebenso sollte bei Patienten mit auffälligen Zellen im Urin (Nachweis von Tumorzellen in der Urinzytologie) und bei zystoskopisch unklaren Veränderungen in der Harnblase eine ALA-Resektion durchgeführt werden, um die Areale, die zur Diagnostik resiziert werden sollen, genauer abgrenzen zu können. Bei einer planmäßigen Nachresektion ist dies in der Regel nicht notwendig, da das Areal, in dem der Tumor zu finden war, durch die Narbe der vorausgegangenen Operation markiert ist.
Ist eine photodynamische Diagnostik ohne Operationsmöglichkeit sinnvoll ?
Prinzipiell kann man eine ALA-Zystoskopie auch ohne Möglichkeit einer Resektion, also ohne Narkose, durchführen. Da man die auffälligen Areale später bei einer Operation möglicherweise nicht wiederfindet, ist dies jedoch nicht sinnvoll.
Wird diese Operation von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt ?
Die endoskopische Resektion von Harnblasentumoren im Rahmen eines stationären Aufenthaltes wird über ein Punktwertsystem (DRG-System) verrechnet. Dabei ist es unerheblich, ob diese Operation mit Fluoreszenzdiagnostik oder ohne durchgeführt wurde. Lediglich die entstehenden Mehrkosten für das Arzneimittel werden durch eine zusätzliche Vergütung ausgeglichen.
Diese Regelung muss jedoch jedes Jahr neu verhandelt werden.
Bisher führen schon viele Kliniken die fluoreszenzgestützte Resektion durch, um ihren Patienten eine optimale Versorgung zu ermöglichen.
Live-Op-Photodynamische Diagnostik bei Blasentumor
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Der gegenwärtige “Goldstandard” in der Diagnostik des Blasenkrebses besteht aus der Verbindung von Zytologie und Weißlichtzystoskopie. Zytologie ist eine nichtinvasive Technik, mit deren Hilfe neoplastische Zellen in Urinproben nachgewiesen werden. Die Zytologie verfügt sowohl über eine hohe Spezifizität als auch Sensitivität für den Nachweis hochgradiger Laesionen, einschließlich CIS. Allerdings lassen sich mit dieser Technik keine Informationen über Ort und Ausdehnung der Krankheit gewinnen. Daher ist eine direkte visuelle Untersuchung des Urotheliums und der Mucosa (Schleimhäute) mit Weißlichtzystoskopie notwendig, um die Tumoren zu lokalisieren und die auffälligen Stellen anschließend transurethral zu entfernen (transurethrale Resektion der Blase, TURB). Die so gewonnenen Proben werden schließlich histologisch auf Bösartigkeit untersucht.
Bei der Fluoreszenz-Zystoskopie handelt es sich um eine so genannte photodynamische Diagnostik (PDD). Das Verfahren erlaubt es, während der Elektroresektion von Tumoren eine intraepitheliale, ( in die Schleimhaut dringende ), Fluoreszenz im Tumorgewebe zu nutzen, um alle Tumoren - auch flache intraepitheliale Läsionen, ( in die Schleimhaut eingedrungene Schädigungen ), vom Typ des Carcinoma in situ - sicherer zu erkennen. Infolge der verbesserten Erkennung wird vorhandenes Tumorgewebe auch vollständiger reseziert, ( entfernt ). Insgesamt werden mittels PDD pro Patient mehr Tumoren entdeckt, auch die besonders riskanten Carcinomata in situ . Während die Standard-Weißlichtzystoskopie ihren Wert für den Nachweis von dreidimensionalen, ( also papillären ), Laesionen bewiesen hat, ist seit einiger Zeit deutlich geworden, dass sie weit weniger zum Nachweis flacher Laesionen wie CIS geeignet ist. Die medizinische Forschung, die sich den Schwierigkeiten der Diagnose von Blasenkrebs gewidmet hat, führte schließlich zur Entwicklung von Hexvix Fluoreszenz-Zystoskopie, einer Technik, bei der eine fotoaktive Substanz, (Hexvix) in die Blase katheterisiert wird. Hexvix führt dann zu einer verstärkten Ansammlung fotoaktiver, ( fluoreszierender ), endogener Porphyrine in malignen ( befallenen, bösartigen ) Zellen, im Gegensatz zu nichtmalignen Zellen des Urotheliums.
Bei nachfolgender Illumination mit blauem Licht fluoreszieren die neoplastischen Zellen rot und heben sich deutlich von der gesunden Mucosa, ( Schleimhaut ), ab. Die malignen, ( bösartigen ), Bereiche lassen sich so visuell nachweisen, indem das Zystoskop auf eine Blaulichtquelle umgestellt wird. Die in verschiedenen unabhängigen Studien bestätigten hervorragenden klinischen Resultate. Alle bislang veröffentlichten Studien haben die statistisch signifikante, ( bedeutsame ), Überlegenheit der Fuoreszenzzystoskopie gegenüber der Standardzystoskopie im Nachweis von CIS gezeigt. Die hohe Sensitivität, ( die Wahrscheinlichkeit, einen tatsächlich positiven Sachverhalt auch durch ein positives Testergebnis zu erkennen ), ebenso wie der negative prädiktive Wert, ( die Wahrscheinlichkeit, dass ein negatives Ergebnis auch tatsächlich negativ ist ), verbessern die Diagnose maligner Laesionen sowie CIS Tumoren. Die Fälle, die mit Weißlichtzystoskopie übersehen wurden, waren typischerweise CIS Laesionen, die mit Fluoreszenzzystoskopie entdeckt werden konnten und die Überlegenheit dieser Technik unterstreichen.
Die Tumor-Fluoreszenz ist strahlend und klar umschrieben, während nichtmalignes, ( nichtbefallenes ), Gewebe blassrosa fluoresziert und an den Rändern ausfranst.
Hexvix Fluoreszenzzystoskopie ist eine Diagnosetechnik mit hoher Sensitivität für den Nachweis von Blasentumoren, insbesondere von CIS Tumoren
Anmerkung : Eine photodynamische Untersuchung sollte nicht während oder kurz nach einer Instillation mittels Mitomycin oder BCG durchgeführt werden. Diese Therapiemittel greifen die Zellen des Urothels an, welche sich dabei entzünden. Dann “leuchten” die entzündeten Zellen genauso wie die befallenen Zellen. Der Urologe kann daher nichts erkennen. Nach einer Instillation sollte die Blase mindestens zwei Wochen Zeit zur Beruhigung erhalten.....
Eine Blasenspiegelung unter PDD kostet ca. den fünffachen Preis, ( etwa 450,00 Euro ), einer Weisslicht-Spiegelung. Einige GKV verweigern die Kostenübernahme, daher tun sich etliche Kliniken recht schwer mit der Anwendung. Geschicktes Verhandeln mit dem Arzt oder dem kaufmännischen Leiter ergibt allerdings häufig, dass die Klinik die PDD als TUR-B abrechnet. Aufgrund des doch erheblichen Vorteiles, welche die PDD gegenüber der Weisslichtspiegelung bringt, sollten hier weder die Klinik noch die/der Betroffene ein schlechtes Gewissen haben.....
Film Live-Op-Photodynamische Diagnostik bei Blasentumor
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