Linkeinträge von "eckhard11"

    übernehmen



    Fragen0061.mp3


    Das Kondom-Urinal


    Das Kondom-Urinal ist ein Hilfsmittel, welches - bisher - nur von männlichen Patienten bei einer Harninkontinenz verwendet werden kann.

    Es hat die Form eines Kondoms mit einer Anschlussmöglichkeit für einen Schlauch.


    Für die Versorgung der männlichen Harninkontinenz stellen Kondom-Urinale eine sinnvolle Alternative sowohl zu aufsaugenden Hilfsmittel wie Vorlagen oder Windeln als auch zum Dauerkatheterismus dar. Voraussetzung ist, dass der Anwender seine Blase ohne signifikante Restharnmengen entleeren kann. Eine gesunde Penishaut und ausreichende Penislänge und –umfang sollten vorhanden sein. Für Patienten mit retrahierendem Penis werden spezielle Produkte angeboten.


    Wichtig ist die individuelle Anpassung. Der Fachhandel bietet hierzu Meßschablonen bzw. Maßbänder an. Kondom-Urinale werden in unterschiedlichen Arten und Größen angeboten. Viele Kondom-Urinale besitzen ein Reservoir, um bei einem schwallartigen Harnverlust diesen Harn aufzufangen und dann abzuleiten.


    Wenn der Betroffene die richtige Form und Größe verwendet, bieten die heutigen Kondom-Urinale in Verbindung mit einem Bein- oder Bettbeutel eine sichere und hygienische Anwendung. Die korrekte Anlage bedarf einer gewissen Fingerfertigkeit, ist diese eingeschränkt, kann die Anlage auch durch eine Fremdperson erfolgen.


    Kondom-Urinale werden aus Silicon oder Latex hergestellt. Wegen einer möglichen Latex-Allergie sollten Kondom-Urinale aus Silicon bevorzugt verwendet werden.


    Auf dem Markt werden unterschiedliche Varianten der Befestigung angeboten :


    Erstens das Kondom-Urinal, welches mittels eines aufzubringenden Hautklebers oder eines Haftstreifens am Glied befestigt wird und zweitens das gebrauchsfertige Kondom-Urinal, welches mit einem Hautkleber versehen ist.


    Latex Kondom-Urinale sollten wegen des Risikos einer Latex-Allergie nur vorübergehend und wegen möglicher Hautschädigungen nicht länger als einen Tag getragen werden.


    Kondom-Urinale aus Silicon können zur Langzeitversorgung bis zu 48 Stunden verwendet werden, da das verwendete Silicon besonders hautfreundlich ist.


    Bei Kondom-Urinalen mit Hautkleber oder Haftstreifen ist die Befestigung am Penis mit besonderer Sorgfalt auszuführen, um eine sichere Dichtigkeit zu gewährleisten.


    Der Hautkleber wird auf den Penis in einer Länge von ca. 40 mm aufgetragen und gut verteilt. Nach kurzer Wartezeit wird das Kondom-Urinal auf den Penis gerollt und rundum gut angedrückt.


    Beim Haftstreifen wird dieser ca. 20 mm unterhalb der Eichel um den Penis gerollt. Überflüssiger Haftstreifen wird abgeschnitten, damit sich die Streifen nicht überlappen und dadurch dem Harn eine Möglichkeit bieten, auszutreten.


    Dann wird das Kondom-Urinal ebenfalls auf den Penis gerollt und gut angedrückt.


    Einfacher zu handhaben sind gebrauchsfertige, mit einem Hautkleber versehene Kondom-Urinale.


    Diese werden wie ein Kondom auf den Penis gerollt und angedrückt.


    ( Manche Anwender halten das selbstklebende Kondom-Urinal für unsicherer als die Befestigung mit Hautkleber oder Haftstreifen. )


    Allerdings sind diese selbstklebenden Kondom-Urinale für Anwender mit gestörter Motorik viel einfacher anzulegen.


    Ich selbst verwende - ohne gestörte Motorik - ausschliesslich selbstklebende Kondomurinale und habe noch keine Panne mit dem Kleber erlebt.


    ( Und sollte es doch einmal passieren : Ich habe natürlich eine Saugmatte unter meinem Bettlaken zu liegen )


    Alle Kondom-Urinale haben eine Rücklaufsperre, welche das Zurückfließen des Harns unterbindet.


    Bei der Hautpflege des Gliedes sollten rückfettende Seifen oder Gels ebenso vermieden werden wie Öle oder eine Körperlotion, damit der Kleber richtig wirken kann.


    Bei einer Harninkontinenz kann unter Verwendung des Kondom-Urinales auf eine Vorlage oder Windel komplett verzichtet werden.


    Kondom-Urinale sind besonders bei einer nächtlichen Harninkontinenz von erheblichem Vorteil.


    Der Harn wird in einem am Bett eingehängten Bettbeutel gesammelt. Der Betroffene liegt nicht die ganze Nacht im Urin. Die morgendliche Entsorgung ist sehr einfach und geruchlos und vermeidet den bei Windeln nun einmal anfallenden Müll.


    Allerdings ist das Kondom-Urinal für Menschen, welche sich regelmäßig z.B. wegen einer neurogenen Blasenentleerungsstörung katheterisieren müssen, nur bedingt geeignet. Verschiedene Hersteller bieten aber auch hier Lösungen. Anstelle des Kondom-Schlauchansatzes wird eine abnehmbare Kupplung als Verbindung zum Urinbeutel verwendet. Diese Kupplung kann abgenommen und das Kondom mit einem Spreizring geweitet und über den Penisschaft zurückgeführt werden, so dass die Penisspitze zum Desinfizieren und Katheterisieren frei liegt. Danach wird das Kondom wieder in die ursprüngliche Position geführt und an das bestehende Ableitungssystem gekoppelt. Dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen.


    Gegenüber einem Dauerkatheter besteht der Vorteil, dass ganz normale Urinbeutel verwendet werden und nicht die sterilen Urinbeutel, welche bei einem Dauerkatheter unbedingt nötig sind.


    Auch ist den Bakterien nicht - wie bei einem Dauerkatheter - der direkte Weg in die Blase geöffnet.


    Die durch transurethrale Blasenverweilkatheter – als mögliche Folge von Verletzungen der Harnröhre, der Blaseninnenwand und aufsteigenden Infektionen – ausgelösten Harnröhrenfisteln, Blasenentzündungen und andere Erkrankungen werden bei der Verwendung von Kondom-Urinalen vermieden.


    Persönliche Anmerkung :


    Ich verwende Kondom-Urinale seit Herbst 2004.


    Durch eine radikale Zystektomie mit ortothoper Neoblase im Nov. 2003 bin ich nachts total inko.


    In dieser Zeit ist es einmal ( !! ) passiert, dass sich der Schlauch vom Kondom gelöst hat.


    Allerdings habe ich aber auch kein Problem damit, mich im Bett von der einen auf die andere Seite zu werfen.


    Natürlich verwende ich trotzdem eine entsprechende Unterlage unter dem Bettlaken


    Nachtrag vom 11.04.11 : In den sieben Jahren, die ich jetzt Kondom-Urinale verwende, ist es zweimal zu einem "Unfall" gekommen. Einmal ist mir das Kondom abgerutscht und einmal ist der Schlauch abgegangen


    Einmal um sich selbst zu drehen sollte man aber tunlichst vermeiden, sonst fesselt man sich selbst, hi, hi.....


    Etwas besseres als ein Kondom-Urinal zur Vermeidung von Hautschäden, Müll und Gestank gibt es nicht.


    Und das Durchschlafen ist gesichert. Glaubt es mir, ich kenne das......


    Abends Kondom draufrollen, Schlauch des Bettbeutels anschliessen, morgens Kondom abrollen, ab in die Tonne, Bettbeutel leeren, Lümmel waschen, Bettbeutel ausspülen ( ich verwende Bettbeutel eine Woche lang und spüle sie aus, indem ich oben in einer Ecke einen Schlitz von ca. 30 mm Länge reinschneide, durch welchen ich dann heißes Wasser laufen lasse und den Beutel gut durchspüle ), Bettbeutel aufhängen, fertig.


    Kondom-Urinale kann man nicht zweimal verwenden, daher erübrigt sich eine Frage nach der Säuberung.


    Du bekommst sie auf Rezept in jedem Sanitätshaus.


    Dein Urologe wird sie Dir verschreiben. Kondom-Urinale und Bettbeutel sind Hilfsmittel und belasten nicht sein Budget !!


    Ich nehme immer 90 Stück Kondom-Urinale und 12 Stück Bettbeutel auf einmal, damit ich 3 Monate Ruhe habe......


    Das Kondom-Urinal sollte aber gut passen.


    Es liegt den Kondomen eine Meßschablone bei, mit welcher Du den richtigen Durchmesser ermitteln kannst.


    Nicht angeben oder Dir selbst was vormachen, so dick, wie Du glaubst, isser gar nicht, hi, hi.....


    Wenn das Kondom zu gross ist, wird es nicht richtig dicht, ( Faltenbildung ), wenn es zu klein ist, verengst Du Deine Harnröhre und kannst nicht mehr richtig pinkeln.


    Wenn Du schwallartige Entleerungen hast, solltest Du ein Kondom mit einem Reservoir verwenden.


    Diese gibt es mit unterschiedlichem Fassungsvermögen.


    Wenn Du einen permanenten, langsamen Harnabgang hast, dann sind Kondome ohne Reservoir, also recht kurze, festere Kondome, besser geeignet.


    Durch Versuche habe ich aber festgestellt, dass auch diese kurzen Kondome meinen - gewollt massiven - Harnstrahl ohne jedes Problem ableiten.


    Allerdings sollte man nicht vergessen, abends das Ventil am Bettbeutel zu schliessen. ( Ist mir schon mehrfach passiert )


    Es gibt dafür sog. Auffangbeutel, die noch über den Bettbeutel gestülpt werden, aber das ist mir viel zu unbequem.


    Ich habe mir eine große Butterbrotdose geholt und stelle eine Hälfte davon so weit unter das Bett, daß der Bettbeutel darin einhängt.


    Sollte ich mal vergessen, dann wird der Harn in diesem Behälter gesammlt und fließt nicht durch das ganze Zimmer oder versaut den Teppichboden.


    So eineinhalb Liter, wie bei mir, machen dann schon einen mächtig großen Flecken.


    Besonders in einem Hotel wäre dies etwas irritierend, hi, hi.....


    Und die Entsorgung ist dann auch sehr einfach.


    Morgens schiebe ich den Behälter mit dem Fuß unter das Bett und weg isser.....


    Diesen furchtbare Frust mit vollgeschifften, klatschnassen Windeln, die ganze Nacht im Harn liegen, morgens das Auspellen aus der Windel, der Geruch, der Müllanfall, dies alles kann man sich durch ein Kondomurinal ersparen.


    Gruß


    Eck :ecke:hard


    Hinweis Bild: Quelle = Von SVI-Helmut aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5397571

    nicht übernehmen




    Fragen0057.mp3


    Guten Tag, Leute,


    immer wieder wird hier im Forum darüber berichtet, dass jemand nach der OP orientierungslos ist, Angstzustände hat und/oder unter Unruhe oder Hallizunationen leidet.


    Kein Wunder, denn bis zu 70% der älteren Patienten erleben ein postoperatives, ( Anm.: “nach der Operation” ), Delir, ( POD ).
    Dieses Delir wird ausgelöst durch eine Kombination verschiedener Faktoren.
    Besonders gefährdet sind Patienten über 60 Jahre. Vor allem jene, welche viele Medikamente nehmen müssen.


    Die Gefährdung hängt auch von der Art und Dauer des Eingriffs ab.

    Menschen mit schweren Infektionen haben ein höheres Risiko.
    Bei großen Operationen steigt die Gefahr des Delirs aber auch bei jüngeren Menschen.
    Ein erhöhtes Risiko haben Patienten, die zuvor schon einmal einen Schlaganfall hatten oder vorübergehende Durchblutungsstörungen im Gehirn zeigten.
    Auch eine Demenz, Dehydratation oder Seh- und Hörschwäche sind Risikofaktoren.


    Ein Delir kann unbehandelt schwerwiegende Folgen haben :
    erhöhte Sterblichkeit
    längerer Klinikaufenthalt
    ein hohes Risiko für den Verlust der Selbständigkeit.


    “Die Prävention, ( Anm.: “Vorbeugung” ), des Delirs sollte immer vor der Intervention, ( Anm.: “Verhütung” ), stehen”, so die Aussage von Prof. Claudia Spies, Ärztliche Direktorin der Klinik für Anästhesiologie der Charité in Berlin.
    Während einer Operation kann die Anwendung anästhesiologischer Überwachungsmethoden die Krankheitsentstehung beeinflussen.


    Hier besteht eine große Aufgabe für die/den Pflegenden.
    “Mittels einer Elektroenzephalografie, ( EEG ), welche die elektrische Aktivität des Gehirns misst, kann bei der Narkoseüberwachung die Delir-Häufigkeit um knapp 23% gesenkt werden", so Prof. Spies.
    Auch den Pflegenden falle bei einem Delir eine große Aufgabe zu, da sie den Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg beobachten.


    Für die Behandlung des POD spiele auch die nichtpharmakologische Behandlung eine große Rolle.
    Dazu gehöre unter anderem eine ruhige, sichere Umgebung sowie ein optimales Stimulationsniveau mit festem Tag- und Nachtrhythmus.
    Auch Verwandte und Freunde können helfen, indem sie Patienten an Zeit und Ort erinnern und durch Berührungen Stabilität und Orientierung geben.
    Quelle : Westf. Rundschau


    Also Leute,
    nehmt dieses Delir nicht auf die leichte Schulter durch Aussagen wie : “Das wird schon wieder.”
    Häufig wird es eben nicht schon wieder......


    Flyer-Organische_psychische_Stoerungen.pdf

    übernehmen



    Fragen0050.mp3


    Die Berliner Neoblase, wie die Methode genannt wird, mit der im Berliner Kontinenzzentrum bei Frauen nach radikaler Zystektomie eine orthotope Ileum-Neoblase angelegt wird, erfüllt obige Anforderungen voll und ganz.



    Denn das gewählte, methodische Prinzip sieht vor, nach der Blasenentfernung (Orientierung siehe Abb. 1) ein spannungsfreies Interponat zwischen Scheidenstumpf und Ligamentum flavum einzubringen (Abb. 2).


    berl1.jpgberl3.jpg



    Die Ileum-Neoblase wird dann, so wie es Hautmann angibt, gestaltet und orthotop auf dem Netzimplantat positioniert. Die Fixierung des stützenden Netzes am Zwischenbogenband des Steißbeins, etwa ein bis zwei Zentimeter am Ligamentum flavum unterhalb des Übergangwirbels und dann am Scheidenstumpf sichert die Neoblase vor einem Absenken ins kleine Becken und verhindert das Abknicken der Harnröhre (Abb. 3). Beckenbodenrekonstruktion und Anlage der Ileum-Neoblase erfolgen nach dem Ablaufschema der „Berliner Neoblase“ in nur einer Operation.

    Kennzeichnend für den komplexen Operationsmodus ist das schonende Anheben des Blasenbodens mit alloplastischem Material, was ein unzulässiges Abknicken des Blasenhals-Blasenboden-Winkels verhindert und somit eine Überlaufsymptomatik und Beckenbodenfehlfunktion ausschließt.
    Für die meisten Patientinnen ist zudem der Erhalt einer intakten Scheide sehr wichtig.
    Es soll damit ein Stumpfvorfall der verbliebenen Scheide verhindert werden und dadurch die sexuelle Sphäre mittel- bis langfristig bewahrt werden.
    Postoperative Blasenentleerungsstörungen sowie eventuelle negative gynäkologische Aus-wirkungen werden minimiert. Sekundäre Folgeeingriffe werden nicht erforderlich.

    Als Implantatmaterial hat sich ein extraleicht gewichtiges, titanisiertes Netz-implantat für Weichgewebe (TiLOOP® 16 g/m2) bei bisher 86 Ileum-Neoblasen-Operationen gut bewährt.
    Von hohem klinischem Wert ist die Oberflächenveredelung dieser Polypropylon-Netze durch Titanisierung der Faseroberflächen, weil in dem operativen Hochrisikobereich die Fremdkörperreaktion deutlich vermindert und das Entzündungsrisiko minimiert wird. Das konnten wir tierexperimentell für diese Implantatnetze nachweisen .

    Keine Probleme mehr mit Inkontinenz oder Hyperkontinenz ...
    ... belasten die Patientinnen dank der verbesserten Statik des Beckenbodens.
    Die guten Kontinenzergebnisse werden durch die annähernde Kugelform der gestützten Ileum-Neoblase physikalisch plausibel.
    Dennoch gibt es weitere Ansätze für methodische Verbesserungen. Nach Hinweisen von Hautmann, dem diese Methodik in praxi vorgeführt wurde, könnte die Verbesserung der Anastomose von Neoblase und Harnröhre eventuelle Kontinenzprobleme weiter minimieren.
    Bei Frauen ähneln die Probleme, welche sich aus der Konfiguration der Anastomose der Neoblase am Blasenhals ergeben, denen bei Männern.

    Die bisherigen Ergebnisse ...
    ... zeigen, dass 72 von 86 der operierten Frauen langfristig kontinent waren und keine einzige über eine Hyperkontinenz klagte, die eine Selbstkatheterisierung erfordert hätte.
    Neun Frauen berichteten über eine Belastungsinkontinenz Grad I (stress urinary incontinence; SUI I) (Harnverlust bei Husten, Pressen, Niesen, schwerem Heben) und fünf über eine SUI I–II.
    Darüber hinaus berichteten alle Patientinnen, dass sie sich nach wie vor als Frau fühlten und bei den meisten war der Geschlechtsverkehr nach der Operation körperlich nicht beeinträchtigt und bei allen nach wie vor möglich.
    Bei den bisher behandelten 86 Patientinnen fand dieses Verfahren insgesamt eine recht hohe Akzeptanz.

    Zusammenfassend ...
    ... kann festgestellt werden, dass das mit der „Berliner Neoblase“ angestrebte Therapieziel, der Patientin bei einer onkologisch stadiengerechten radikalen Zystektomie mittels kontinenzerhaltender Beckenbodenrekonstruktion ohne funktionelle Beeinträchtigung der weiblichen Anatomie und der sexuellen Sphäre, die individuelle und soziale Lebensqualität zu erhalten (verbessern), voll erreicht wird.

    Zur Beckenbodenstabilisierung bei bisher 86 Ileum-Neoblasen-Operationen bewährte sich das extraleichte titanisierte Netzimplantat für Weichgewebe (TiLOOP® 16 g/m2; Exklusiv-Vetrieb: pfm • produkte für die Medizin AG, Köln) als Implantat in diesem operativen Hochrisikobereich mit Darmtangierung und höherer Keimdichte.
    Wegen der Oberflächenveredelung dieser Polypropylon-Netze durch Titanisierung werden Fremdkörperreaktionen deutlich vermindert und auch das Entzündungsrisiko minimiert.
    Mit der „Berliner Neoblase“ soll nach radikaler Zystektomie ein positives medizinisches und soziales Ergebnis erreicht werden, d.h. nicht nur den Tumor beseitigen sowie die Harn- und Stuhlkontinenz erhalten, sondern auch dem Fortbestehen eines angemessenen Sexuallebens eine Chance eröffnen.


    Komplett und mit Abbildungen nachlesen könnt ihr den Beitrag hier : andrologen.info/topgyn/archiv/2008topgyn_dez.pdf


    Anmerkung :
    Natürlich ist dieser Beitrag über die “Berliner Blase” von Berliner Ärzten des Franziskus-Krankenhauses Berlin verfasst worden und sollte daher genau so und nicht anders bewertet werden.
    Manche Passagen - z.B. über den Mainz-Pouch oder das Urostoma - werden sehr drastisch überzeichnet, um den Vorteil der eigenen “Berliner Blase” hervorzuheben.
    Aber letzten Endes scheint mir, daß die orthotope Neoblase nach “Berliner Art” hinsichtlich der Hyperkontinenz für Frauen doch besser ist als bisher von mir angenommen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß in einem solchen Beitrag viel geschwindelt wird, zumindestens nicht bei den tatsächlichen Fallzahlen.......

    übernehmen




    Fragen0049.mp3


    bevor wir hier im ForumNeoblase” ins Fachsimpeln kommen, möchte ich einmal kurz umreissen, was eine Neoblase überhaupt ist.
    Eingefügte Erläuterungen von mir habe ich kursiv und in Klammern eingefügt.

    Vorweg eine gravierende Erläuterung :

    Als Neoblasen werden alle Harnableitungen bezeichnet, welche zur Funktion ein dazwischengeschaltetes Darmsegment zum Sammeln des Harnes besitzen.

    Dem Anlegen einer Neoblase geht immer eine radikale Zystektomie voraus.

    Ist ein Tumor bereits in tiefe Muskelschichten der Blase eingewachsen (infiltrierend wachsender Harnblasenkrebs), ist eine komplette Entfernung der Harnblase (radikale Zystektomie) nötig – vorausgesetzt, die umgebenden Lymphknoten und Organe sind noch nicht von Krebs befallen.

    Vorsorglich werden die Lymphknoten des Beckens bei der Operation mit entfernt, beim Mann zusätzlich zur Harnblase auch die Prostata (radikale Prostataektomie) sowie die Samenbläschen, die Samenleiter werden getrennt bei der Frau die Gebärmutter, die Eileiter und die Eierstöcke sowie ein Teil der Scheidenwand.

    Noch bis Mitte der achtziger Jahre wurde nach operativer Entfernung der Harnblase der Urin entweder direkt oder durch ein zwischengeschaltetes Darmstück, ( Conduit ), nach aussen geleitet und mittels eines Kunststoffbeutels aufgefangen, ( das sogenannte feuchte Stoma ).
    Die Operationstechnik war standardisiert, die Komplikationsrate gering.

    Allerdings war die Lebensqualität ( Mobilität, Berufsleben, Freizeitgestaltung ) verringert.

    Eine Alternative war lediglich die Einpflanzung der Harnleiter in den Dickdarm, ( Coffey-Ableitung ), was eine kontrollierte Urinentleerung zusammen mit dem Stuhl über den Enddarm ermöglichte. Diese Art Blasenentleerung nennt man Mainz-Pouch2

    Die Entwicklung und Einführung sogenannter kontinenter, ( d.h. trockener ), Ersatzblasen Mitte der achtziger Jahre brachte die entscheidende Veränderung.
    Komfort und Lebensqualität nahmen zu, ohne die Komplikationsraten zu erhöhen.

    Indikationen zur Harnableitung
    Die operative Entfernung der Harnblase bzw. deren funktionelle Ausschaltung erfordert eine Ableitung des Urins.
    Grund für die Zystektomie ( Entfernung ) sind mehrheitlich bösartige Erkrankungen der Harnblase oder der Nachbarorgane, seltener angeborene Fehlformungen oder Funktionsstörungen.

    Sie lassen sich folgendermaßen unterteilen :
    Harnblasenkarzinome ( fortgeschritten )
    Befall der Harnblase durch bösartige Tumore der Nachbarorgane, weibliche Geschlechtsorgane, Enddarm
    Grobe angeborene Fehlbildungen der Harnblase, ( z.B. Blasenspalte )
    Nicht reparable funktionelle Ausfälle der Harnblase bei neurologischen Störungen : Störungen des Rückenmarks ( z.B. Meningomyelocele = Neuralrohrdefekt )
    Funktionsverlust nach Voroperationen oder Vorbestrahlungen

    Formen der Harnableitung

    Externes Reservoir ( feuchtes Stoma :(
    Konduit ( zwischengestaltetes Darmsegment ),
    Hautleiterfistel, definitive Nierenfistel ( Die Hautleiterfistel ist keine Neoblase )

    Internes Reservoir ( trockenes Stoma :(
    Mainz-Pouch1 bzw. neuer Verschlussmechanismus mit Ableitung durch die Bauchdecke oder Nabel ( nichtorthotope Neoblase ).
    Guckt ihr hier : Neoblase mit Bauchdeckenanschluss, ( Pouch )

    orthotope Neoblase Kontinentes Reservoir aus Darmsegmenten mit Neuanschluss an die belassene Harnröhre ( Orthotop bedeutet : anatomisch an der “korrekten” Stelle )

    Eine seltene Ausführung ist :
    Mainz Pouch 2, ( Harnableitung in den Enddarm : Coffey, )


    Konstruktionsprinzip
    Bei der Bildung einer Ersatzblase ( Neoblase ) muss immer auf ein körpereigenes, gut durchblutetes Material zurückgegriffen werden.
    Hier bieten sich Dünndarm, Dickdarm oder eine Kombination von beiden an.
    Bedingungen für die weitere Funktion sind :

    1. ) Eine ausreichende Kapazität ( > 400 ml ) :
    Dabei geht die Kapazitätsberechnung auf ein physikalisches Gesetz nach La Paz zurück, bei der das Fassungsvermögen bei gleicher Darmlänge durch ein U-oder W-förmiges Umschlagen im Sinne eines größeren Radius überproportional erhöht wird.
    ( Amn.: Einfach ausgedrückt : Durch einen Trick in der Gestaltung kann das Fassungsvermögen erhöht werden )

    2. ) Niederdruckbedingungen :
    Da der Darm mittels einer Eigenperistaltik ( Anm.: schubförmige Darmbewegung, zu vergleichen mit der Fortbewegung eines Regenwurmes oder einer Raupe ) schon in seiner normalen Funktion einen hohen Innendruck aufbaut, muss dieser durch eine entsprechende Um-und Neuanordnung der ausgeschalteten und längsgeöffneten Darmsegmente reduziert werden.
    Zu hoher Druckanstieg würde jeden Verschlussmechanismus zerstören.
    ( Anm.: Einfach ausgedrückt : Durch einen Trick in der Gestaltung kann der hohe Innendruck reduziert werden )

    Systemverschluss :
    Eine komplette Kontinenz - dies ist das Ziel und der Sinn der Neoblase - erfordert einen sicheren Verschluss.
    Auf das Anbringen von Beuteln oder sonstigen Auffangsystemen kann damit verzichtet werden.

    Bei einer direkten Verbindung der Neoblase mit der belassenen Harnröhre ( orthotoper Anschluss ) steht der natürliche Verschlussmechanismus des Beckenbodens weiterhin zur Verfügung.
    Anfänglich wurde dieses Prinzip nur bei Männern durchgeführt. Später wurden auch die Frauen mit ihrer relativ kurzen Harnröhre mit einbezogen.
    Die Verschlussraten ( Kontinenzraten, Dichtigkeit ) sind hoch.
    Problem sind vereinzelt Inkontinenzen ( unwillkürlicher Harnverlust ) während der Nacht.
    ( Anm.: Hier gehe ich mit dem Verfasser nicht konform. Nach meiner Erfahrung sind ca. 30% der Betroffenen tagsüber und ca. 50% nachts inkontinent )
    Bedingung ist der Erhalt einer funktionellen Harnröhre, dies ist nach Vorbestrahlung oder bei ausgedehnten Operationen nicht möglich



    Orthotope Neoblase ( orthotop = an richtiger Stelle )

    Illeumneoblase ( Anm.: Illeum ist der med. Ausdruck für den Dünndarm, Colon derjenige für den Dickdarm )
    Auch nach den Erstbeschreibern “Ulmer Blase” oder "Hartmann-Blase" genannt :
    Dabei werden 50 bis 60 cm Dünndarm W-förmig zu einer Kugel geformt und an ihrem tiefsten Punkt direkt mit der belassenen Harnröhre verbunden.
    Ursprünglich war diese Art der Harnableitung nur für Männer vorgesehen, wird nun aber auch bei Frauen praktiziert.

    Studerblase : Nach ihrem Beschreiber Studer aus Bern handelt es sich um eine reine Dünndarmblase.
    Ein Teil des Dünndarmes wird nicht zur Kapazitätsbildung mit einbezogen ( Anm.: Wird nicht für die Volumenbildung verwendet )
    In diesen - verbleibenden - Schenkel werden die Harnleiter direkt eingenäht. Der restliche Dünndarm wird U-förmig gefaltet und dann am tiefsten Punkt mit der Harnröhre anastomisiert ( Anm.: verbunden )
    Vorteil dieser Methode ist eine niedrige Stenosenfrequenz. ( Anm.: Verengung der Harnröhre )
    Diese unterschiedlichen Arten der Harnableitungen sollen nur exemplarisch für eine Vielzahl von unterschiedlichen Typen und Modifikationen stehen.
    Letztendlich fällt die Entscheidung oft erst während der Operation, abhängig von der Beschaffenheit des Darms, von Begleitkomplikationen wie auch der Gesamtprognose.
    Der Chirurg sollte daher über ein breites Repertoire, ( Anm.: Kenntnis, Wissen ) der Harnableitung verfügen.

    Ausschlusskriterien für kontinente Ersatzblasen :
    Es gibt nur wenige sogenannte Kontraindikationen ( Anm.: Ausschlussgründe ), welche die Schaffung einer Neoblase verbieten.
    Diese lassen sich folgendermaßen definieren :

    Chronische Entzündung des Darms :
    ( Morbus Chron, Colitis ulcerosa, ( Anm.: chronisch entzündliche Darmerkrankung )).
    Eine Vorbestrahlung selbst kann, muss aber kein Hinderungsgrund sein.

    Patientenalter :
    Bei alten Patienten ist die Katheterisierung bei einem Mainz-Pouch1 problematisch und erfordert entsprechendes Geschick.
    Die Altersgrenze ist dabei individuell festzulegen.

    Kooperation :
    Der Patient muss über die Problematik der Neoblase und die erforderliche Entleerungstechnik informiert sein und diese sowohl geistig als auch körperlich beherrschen

    Einschränkungen der Nierenfunktion :
    Bei eingeschränkter Nierenfunktion ( Serumkreatinwert > 1,8 mg ) kommt es aufgrund der reduzierten Entgiftungsleistung viel häufiger zu - mitunter lebensgefährlichen - Entgleisungen des Stoffwechsels.
    Abflussgestörte Nieren sollten daher mittels Harnleiterschienen oder Nierenfistel über einen ausreichenden Zeitraum entlastet werden, um danach die definitive Leistung zu bestimmen.
    Harnstauungsnieren ohne Funktionsverlust stellen jedoch kein Ausschlusskriterium zu einer Ersatzblasenbildung dar.

    Prognose :
    Bei einer Lebenserwartung von weniger als einem Jahr muss der höhere operative Aufwand einer Neoblase individuell begründet sein.

    Bei den beschriebenen Kontraindikationen, vornehmlich bei schlechter Prognose, hohem Alter oder funktioneller Einnierigkeit, ( Anm.: nur eine Niere arbeitet noch ), werden auch heute noch weltweit die “alten” Verfahren der Harnableitung wie Conduit, Ureterhautfistel oder definierter Nierenfistel praktiziert, und dies in bis zu einem Drittel aller Operationen.

    Quelle :
    Lofric Neoblasenratgeber
    Kontinente Harnableitung
    Prof. Dr. Reinhard Kühn
    Chefarzt der Urologischen Kliniken
    Krankenhaus Martha-Maria
    Stadenstrasse 58
    90491 Nürnberg

    In zwei kleinen, aber wichtigen Teilen irrt der Professor :

    Sowohl die Verschlussraten ( Dichtigkeit ) als auch die Kontinenzraten sind längst nicht so gut, wie uns der gute Mann weismachen will. ( Problem sind vereinzelt Inkontinenzen )
    Etwa 50 % aller Träger einer orthotopen Neoblase sind nächtens und ca. 30 % sind tagsüber inkontinent.

    Über seine Ausführungen hinsichtlich der Alterseinschränkungen will und werde ich mich hier nicht auslassen !
    Ich bin schliesslich auch ein alter Mann, hi, hi......

    Zusammenfassend kann Folgendes gesagt werden :
    Bei "Neoblasen" handelt es sich immer um künstlich gestaltete Blasen aus einem Darmsegment.
    Und hier wird nur unterschieden zwischen "orthotopen Neoblasen" ( mit natürlichem Harnausgang )
    und "nichtorthotopen Neoblasen", ( mit künstlichem Harnausgang ).



    Einen längeren Aufsatz über die orthotope Neoblase und deren "Werdegang" findet ihr hier : A_Schilling_Neoblase.pdf

    übernehmen




    Fragen0040.mp3


    Die allermeisten hier im Forum beschriebenen “Chemotherapien” sind letztlich gar keine Chemotherapien, sondern Instillationstherapien , sogenannte “Chemotherapeutika
    Diese werden im Rahmen der Zystoskopie in die Blase geträufelt, ( Instillationstherapie ), um das Risiko eines erneuten Auftretens von oberflächlichen Tumoren zu verringern, so z.B. das Mittel Mitomycin.
    In vielen Fällen ( vermutetes höheres Risiko in der feingeweblichen Untersuchung ) wird auch der Tuberkuloseimpfstoff BCG, ( Bacillus Calmette-Guérin ), in die Blase gespritzt.
    Dieser löst im Körper eine intensive Immunreaktion aus, die auch die Tumorzellen bekämpft.
    Die Immuntherapie sollte frühestens zwei Wochen nach der Operation beginnen
    .
    Die “richtige” Chemotherapie, ( also diejenige, bei welcher einem - manchmal - die Haare ausfallen, hi, hi ), nennt man “systemische Chemotherapie

    Eine Beschreibung der Radiochemotherapie findet ihr hier :
    Was ist eigentlich eine Radiochemotherapie ?

    Lokale Chemotherapie, (Instillationstherapie)

    Mitomycin
    Mitomycin wird unmittelbar nach der TUR-B direkt in die Blase gegeben.
    Es hemmt die DNA-Synthese und bewirkt so ein Absterben der befallenen Zellen, welche sich nach einer TUR in der Blase befinden.
    Nebenwirkungen bei Mitomycin
    Da das Therapeutikum direkt in die Blase gegeben wird, entfallen die Nebenwirkungen, welche bei einer intravenösen Gabe auftreten.
    Die intravesikale Gabe ist gut verträglich, am häufigsten sind Pollakisurie, ( häufiges Pinkeln kleiner Mengen Harn ), Dysurie, ( erschwertes Pinkeln ), und Hämaturie, ( vermehrtes Vorkommen von roten Blutkörperchen im Urin ). Selten entsteht ein Ausschlag an Händen und Genitalien.
    Mitomycin kann als Instillationstherapie auch in mehreren Zyklen über einen längeren Zeitraum erfolgen.

    BCG, (Bacillus Calmette-Guérin)
    Mit einem Immunmodulator ( Wirkstoff, der das Immunsystem beeinflusst ) wie BCG aus abgeschwächten Tuberkuloseerregern lässt sich im frühen Tumorstadium oft das Tumorwachstum stoppen.
    Damit diese Chemotherapie nur im Blaseninneren wirkt, werden die Substanzen nach einem bestimmten Therapieschema (anfangs meist einmal wöchentlich, dann monatlich) über einen Katheter direkt in die Blase eingefüllt und dort für etwa 2 Stunden belassen – danach entsorgt sie der Patient wieder „auf natürlichem Wege“ ( Instillationstherapie ).
    Mögliche Nebenwirkungen sind Blasenentzündung und ein starker Reizzustand der Blase und gelegentlich Auslösung oder Aktivierung einer Tuberkulose.
    Die BCG-Instillation darf nur in einer abgeheilten Blase erfolgen, daher sollten zwischen TUR-B und BCG-Instillation mindestens zwei Wochen liegen.


    Systemische Chemotherapie

    Chemotherapie
    Dritte große Säule der ärztlichen Krebsbehandlung ist die Chemotherapie mit Zytostatika.
    Die verwendeten Zytostatika wirken auf die stoffwechselaktiven und teilungsbereiten Zellen.
    Sie machen dabei keinen Unterschied zwischen „gesund“ und „krank“.
    Wegen ihrer vielfältigen und ernsten Nebenwirkungen müssen sich im Gesundheitswesen Tätige bei Zubereitung wie Verabreichung von Zytostatika vor dem Kontakt mit ihnen schützen.
    Zytostatika sind Zellgifte, die Zellwachstum und -vermehrung hemmen. Ihr Hauptanwendungsgebiet ist die Krebsbehandlung, bei der sie die unkontrolliert wachsenden Tumorzellen abtöten sollen. Zytostatika werden außerdem bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt, um die „fehlgeprägten“ Abwehrzellen zu vermindern.

    Ist das Tumorwachstum bereits so weit fortgeschritten, dass der Tumor durch die Muskulatur der Blasenwand gewachsen ist, wird in Einzelfällen vor der operativen Entfernung der Harnblase eine systemische Chemotherapie eingesetzt, um den Tumor zu verkleinern.
    Hierbei werden die Medikamente durch eine Infusion verabreicht.
    Gelingt so eine Verkleinerung des Tumors, vereinfacht diese die Operation oder macht sie manchmal auch erst möglich.
    Als alleinige Therapie wird die systemische Chemotherapie nur empfohlen, wenn bereits Fernmetastasen z. B. in Knochen, Leber oder Lunge vorliegen, der Tumor also bereits in andere Gewebe gestreut hat.
    Manchmal stellt sie jedoch die einzige Möglichkeit dar, die Überlebenszeit zu verlängern.
    Die Wirksamkeit ist aber begrenzt:
    Noch am besten hat sich eine Form der Chemotherapie bewährt, in der vier verschiedene Wirkstoffe nach einem bestimmten Schema eingesetzt werden ( z. B. nach MVAC-Schema mit den Substanzen Methotrexat, Vinblastin, Adriamycin und Cisplatin ).
    Nur in ca. 20 % der Fälle geht der Tumor vollständig zurück, und bei noch weniger Patienten hält der Erfolg langfristig an.
    Daher sind neue Schemata in Erprobung, die zum Teil auch verträglicher sind ( zu den generellen Nebenwirkungen der Chemotherapie ).


    Einsatz von Zytostatika
    Meist sind Zytostatika bei der Krebsbehandlung eine von mehreren Behandlungsformen:
    Bei der neoadjuvanten Chemotherapie sollen sie den Tumor vor einer Operation verkleinern, bei der adjuvanten Chemotherapie nach einer Operation möglicherweise noch vorhandene winzige Tumorzellnester ( Mikrometastasen ) im Körper vernichten, die mit herkömmlichen Diagnoseverfahren nicht nachweisbar sind, aber später häufig zu Metastasen führen.
    Nur in etwa 10 % der Krebsfälle sind Zytostatika die hauptsächliche oder einzige Behandlungsform.

    Darreichungsform von Zytostatika
    Überwiegend werden die Zytostatika als Infusion oder Tablette gegeben.
    Sie wirken also im ganzen Körper, entfalten aber auch überall Nebenwirkungen.
    Seltener werden Zytostatika in Körperhöhlen eingebracht, z. B. in die Harnblase bei einem Blasentumor oder in den Liquorraum.
    Dann sind die Nebenwirkungen auf den Gesamtorganismus viel geringer.
    Meist werden Zytostatika in mehrtägigen Chemotherapiezyklen gegeben, die etwa alle drei Wochen wiederholt werden.
    Gesunde Zellen erholen sich zwischen zwei Zyklen rascher als Tumorzellen, sodass Zytostatika stärker auf Tumorzellen als auf gesunde Zellen wirken.
    Seltener werden die Zytostatika als Dauerbehandlung ( z. B. Hydroxyurea bei chronischen Leukämien ) in niedriger Dosierung verabreicht.
    Bei der Hochdosis-Chemotherapie werden Zytostatika 3- bis 30-fach höher dosiert als bei einem „normalen“ Chemotherapiezyklus, um möglichst alle bösartigen Zellen im Körper abzutöten. Aufgrund der hohen Dosierung ist diese Therapieform aber riskant.
    Wegen der Schädigung der Schleimhautzellen muss der Patient in aller Regel künstlich ernährt werden, bis sich die Zellen des Magen-Darm-Trakts erholt haben.
    Die blutbildenden Zellen im Knochenmark werden sogar irreparabel geschädigt, was ohne Knochenmarktransplantation zum Tode des Patienten führen würde.
    Etabliert ist die Hochdosis-Chemotherapie bei Leukämien und Lymphomen.
    Bei soliden, ( "knotig wachsenden" ), Tumoren haben sich die Hoffnungen insgesamt aber nicht erfüllt.

    Wirkung der Zytostatika
    Zytostatika machen prinzipiell keinen Unterschied zwischen gesunden und bösartigen Zellen.
    Je schneller Zellen wachsen und sich vermehren, desto stärker werden sie geschädigt.
    Es gibt auch gesunde Zellen im Körper, die sich schnell teilen und entsprechend durch eine Zytostatikabehandlung in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Dies sind vor allem die blutbildenden Zellen im Knochenmark, die Schleimhautzellen im Magen-Darm-Trakt und die Haarwurzelzellen. Diese Nebenwirkungen begrenzen die Dosis des Zytostatikums.
    Zytostatika werden in mehrere Wirkstoffgruppen eingeteilt, z. B.:
    · Alkylanzien wie Cisplatin, Cyclophosphamid, Ifosfamid, Oxaliplatin,
    · Antimetabolite wie Cladribin, Cytarabin, Fluorouracil, Gemcitabin, Methotrexat,
    · Alkaloide wie Etoposid, Paclitaxel, Vinblastin, Vincristin,
    · Zytostatische Antibiotika wie Bleomycin, Daunorubicin, Doxorubicin, Mitomycin, ,
    · Andere Zytostatika wie Asparaginase, Hydroxyharnstoff, Irinotecan.

    Frühe Nebenwirkungen
    Kaum eine medikamentöse Behandlung macht Patienten so viel Angst wie die Chemotherapie mit Zytostatika.
    Nicht zu Unrecht:
    Nebenwirkungen treten zu 100 % auf, sie sind unangenehm und teils auch gefährlich.
    Aber :
    Mittlerweile ist es möglich, die schlimmsten Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren.

    Übelkeit, Erbrechen
    Zu den am meisten gefürchteten Nebenwirkungen gehören Übelkeit und Erbrechen.
    Heute werden schon beim ersten Therapiezyklus vorbeugend Medikamente gegeben, deren Auswahl sowohl von den verabreichten Zytostatika als auch vom individuellen Risiko des Patienten abhängt.
    Durch eine Wirkstoffkombination gelingt es fast immer, Übelkeit zu minimieren und Erbrechen zu verhindern.
    Sehr wirksam sind die Setrone ( wie Ondansetron, Granisetron, Tropisetron, ) zusammen mit Kortison ( vor allem Dexamethason ).

    Schleimhautentzündung
    Bei bestimmten Chemotherapeutika kann es zu einer Schleimhautentzündung ( Mucositis ) kommen, vor allem der Mundschleimhaut, ( Mundfäule ). Daneben kann auch die Darmschleimhaut betroffen sein, was sich in Form von Durchfällen bemerkbar macht.
    Je nach Ausprägung der Entzündung reichen die Beschwerden bei einer Mundschleimhautentzündung von leichtem Brennen über starke Schmerzen bis hin zur Störung der Nahrungsaufnahme.
    Ein Zahnarztbesuch vor Beginn der Chemotherapie ist sinnvoll, um „Schwachstellen“ an Zähnen, Zahnfleisch und gegebenenfalls Prothesen sanieren zu lassen und das Entzündungsrisiko zu vermindern.
    Während der Chemotherapie soll die Mundpflege sorgfältig, aber gleichzeitig schonend sein, da Mundschleimhautgeschwüre z. B. durch eine zu harte Zahnbürste leicht bluten und durch die gleichzeitige Verminderung der Abwehrzellen zum Infektionsherd werden können.
    Also nach jedem Essen die Zähne mit einer weichen Zahnbürste putzen, wenn diese immer noch zu hart ist, auf eine Munddusche wechseln, gegebenenfalls Zahnpflegekaugummi benutzen.
    Medikamentös steht zwar Amifostin® als Schleimhautschutz zur Verfügung, wegen des Risikos von schweren Hauterscheinungen, Blutdruckabfall und Übelkeit ist sein Einsatz aber sehr begrenzt.
    Zur Behandlung empfiehlt sich, viel Flüssigkeit zu trinken, Speisen nur leicht zu würzen, Essig oder andere scharfe Ergänzungen zu vermeiden und mehrmals täglich Mundspülungen mit Chlorhexidin und Salbei durchzuführen.
    Harte, scharfkantige und säurehaltige Lebensmittel sind zu meiden.
    Reicht dies nicht, verordnet der Arzt „weiche“ Kost mit Toastbrot, Nudeln, Reis ( kein Vollkornreis ) und Pudding oder sogar passierte Speisen wie Suppen oder Brei ( z. B. püriertes Gemüse ).
    Salbei-, Kamillen- und Ringelblumentee können sowohl für Mundspülungen als auch zur Herstellung von Eiswürfeln oder -lutschern verwendet werden.
    Lutschen von Eiswürfeln lindert die Schmerzen. Schlimmstenfalls muss zeitweilig über eine Magensonde oder Vene künstlich ernährt werden.
    Rauchen und Alkohol sind zwei der wenigen Tabus. Während einer Chemotherapie ist der Körper ohnehin schon stark belastet, und weitere Gifte ( Alkohol, Nikotin ) sollten unbedingt vermieden werden.

    Darüber hinaus können bei einigen Chemotherapeutika Unverträglichkeitserscheinungen bei gleichzeitigem Alkoholkonsum auftreten.
    Reizungen und Entzündungen der Venen, über die Zytostatika infundiert ( per Infusion eingebracht ) wurden. Liegen die entzündeten Venenabschnitte direkt unter der Haut, sind sie als rotviolette Stränge sichtbar.

    Venenreizung
    Im Verlauf der Behandlung nehmen Venenreizungen und -entzündungen bis hin zum Venenverschluss ( Venenverödung ) durch die Zytostatikainfusionen zu, sodass es immer schwieriger wird, eine geeignete Vene für Blutentnahmen oder Infusionen zu finden.
    Daher bietet man Patienten mit voraussichtlich mehreren Chemotherapiezyklen meist das Einpflanzen eines Portsystems an.
    Ein kleines Kästchen mit einer Flüssigkeitskammer ( von der Größe her vergleichbar mit einem Herzschrittmacher ) wird in einer kleinen Operation in der Schlüsselbeingegend unter die Haut gepflanzt und mithilfe eines dünnen Schlauchs mit einer großen Vene im Brustkorb verbunden.
    Vor Beginn des Therapiezyklus wird nun nur noch die Kammer durch die Haut punktiert ( die problemlos zu treffen ist ) und ein spezielles Besteck angeschlossen, über das dann alle Infusionen gegeben werden können.
    Nach Beendigung des Zyklus wird das Besteck entfernt, sodass der Betroffene z. B. problemlos duschen kann. Richtige Handhabung vorausgesetzt, hält ein Port länger als ein Jahr und erspart den Betroffenen die zunehmend schwierigere Prozedur der Venensuche.
    Portsysteme erleichtern sowohl Patient als auch Arzt die Gabe von Medikamenten.

    Haarausfall
    Häufig nicht zu vermeiden ist der Haarausfall, der durch die Schädigung der Haarwurzelzellen bedingt ist.
    Je nach Art der verwendeten Zytostatika, aber auch individuell unterschiedlich, betrifft er nicht nur die Kopfhaare, sondern auch Augenbrauen, Wimpern und Schamhaare.
    Wenige Wochen nach Ende der Chemotherapie beginnen die Haare aber wieder nachzuwachsen, können allerdings etwas anders aussehen als vorher, z. B. lockiger.
    Es ist empfehlenswert, sich rechtzeitig eine Perücke anfertigen zu lassen ( die Kosten für Kunsthaarperücken übernimmt die Krankenkasse ), solange noch eigene Haare als „Muster“ vorhanden sind, egal ob man die Perücke später überwiegend tragen wird oder nicht.
    Denn die Betroffenen empfinden gerade den Haarausfall ganz unterschiedlich: Während die einen zum Wohlbefinden ein möglichst „normales“ Aussehen brauchen, deshalb die Augenbrauen nachschminken und auch im Haus eine Perücke tragen, finden die anderen ein weiches Kopftuch bequemer oder gehen am liebsten "oben ohne"!, weil sie alles andere als „nicht zu sich gehörig“ empfinden.
    Glücklicherweise ist der Umgang mit dem behandlungsbedingten Haarausfall heute viel offener als früher.
    Richten Sie sich in der Frage "!Perücke, Kopftuch oder gar nichts" in erster Linie nach sich selbst! Nur bei starker Sonneneinstrahlung oder Kälte ist eine Kopfbedeckung zum Schutz wirklich erforderlich.

    Mangel an Blutkörperchen
    Vom Patienten zunächst nicht bemerkt, aber medizinisch relevant sind die Nebenwirkungen der Chemotherapie auf die Blutkörperchen.
    Am bedeutsamsten ist der Abfall der weißen Blutkörperchen, Leukozyten , der zu einer erhöhten Infektionsgefährdung führt. Wie stark er ist, hängt vom Zytostatikum und von der verabreichten Dosis ab.
    Bei einem leichten Abfall, Leukozytopenie ( kurz Leukopenie ) genannt, reicht es meist aus, sich von Personen mit einer sichtbaren Infektionskrankheit fernzuhalten und Menschenmengen zu meiden. Zudem kann das Wachstum der weißen Blutkörperchen heute bei Bedarf medikamentös mit G-CSF angeregt werden.
    Ein starker Abfall Agranulozytose hingegen ist lebensbedrohlich, bei einer normal dosierten Chemotherapie aber eher selten.
    Auch die Zahl der für die Blutgerinnung zuständigen Blutplättchen sinkt – mit ein Grund für vorsichtige Mundpflege, um starke Zahnfleischblutungen zu vermeiden.
    Die durch die Zytostatikabehandlung entstehende Blutarmut ( Anämie ) stellt meist das geringste Problem dar und ist mit Transfusion von Erythrozytenkonzentraten zu beherrschen.

    Psyche
    Auch das psychische Befinden des Kranken leidet unter der Chemotherapie: Wer lässt sich schon gerne konzentrierte Zellgifte als Infusion verpassen!
    Andererseits:
    Wer seinen Ärzten und Pflegekräften vertrauen kann, seine Angehörigen um sich weiß und bewusst „Ja“ sagt zum Leben nach der Chemotherapie, verträgt auch die Infusionen besser und hat nachgewiesenermaßen weniger Nebenwirkungen.
    Wissen und Verständnis über den Krebs und seine Behandlung, eine positive Einstellung zur Therapie sowie eine gute Begleitung durch professionelle Helfer und Angehörige wirken sich definitiv günstig aus.
    Um die Chemotherapie gut durchzustehen, hilft es, sich möglichst oft eine angenehme Atmosphäre zu schaffen ( z. B. Musik hören, Bücher lesen ) und zu entspannen, z. B. mit Hilfe von Entspannungsverfahren .
    Zusätzlich ist es sinnvoll, viele kleine Mahlzeiten einzunehmen und die Speisen nach Appetit und Verträglichkeit auszuwählen. Auch Kaugummikauen, Bonbonlutschen oder Aromen einatmen sind einen Versuch wert.

    Späte Nebenwirkungen und Dauerfolgen

    Fruchtbarkeit
    Grundsätzlich beeinträchtigen Zytostatika die Fruchtbarkeit bis hin zur völligen Unfruchtbarkeit.
    Ob diese Veränderungen zeitweilig sind oder bleibend, hängt von Art, Dosis und Dauer der Chemotherapie ab.
    Jungen Männern wird daher die Tiefkühllagerung einer Samenspende empfohlen Kryokonservierung .
    Bei Frauen können die Eierstöcke für die Dauer der Chemotherapie medikamentös "stillgelegt" und dadurch geschont werden.
    Die Tiefkühllagerung von Eierstockgewebe oder Eizellen befindet sich ( noch ) im Versuchsstadium. Dauerhafte Hormonmangelbeschwerden im Sinne künstlich eingeleiteter Wechseljahre treten vor allem bei Frauen auf und können eine Hormongabe erforderlich machen.
    Zytostatika schädigen darüber hinaus jedes noch ungeborene Kind.
    Frauen wie Männer müssen daher während und in den ersten zwei Jahren nach einer Chemotherapie nach einer sicheren Methode verhüten.

    Organschäden
    Wie alle Medikamente können auch Zytostatika bestimmte Organe wie zum Beispiel das Herz schädigen. Um diese Schädigungen möglichst zu vermeiden, werden die gefährdeten Organe vor und während der Behandlung regelmäßig untersucht, wenn nötig wird das Zytostatikum gewechselt oder die Dosis reduziert.
    Zweittumoren.
    Durch ihre mögliche, das Erbgut verändernde Wirkung erhöhen Zytostatika außerdem die Gefahr der Entstehung von Zweittumoren, vor allem von akuten Leukämien. Das Risiko steigt weiter, wenn Chemo- und Strahlentherapie kombiniert werden.

    Lokaltherapien
    Lokaltherapien werden ausschließlich in spezialisierten Krankenhäusern eingesetzt. Ziel ist es auch hier, den Tumor zu zerstören und dabei den übrigen Körper möglichst zu schonen.
    Alle Lokaltherapien sind nur sinnvoll, wenn der Tumor auf ein umschriebenes Areal beschränkt ist und eine Operation nicht möglich oder nicht erwünscht ist.
    Durch eine erfolgreiche Lokaltherapie kann der Tumor auch so weit verkleinert werden, dass eine nachfolgende Operation möglich wird.
    Bei lokalen Chemotherapien wird versucht, die Zytostatika möglichst nah an den Tumor zu bringen und ihre Konzentration im übrigen Körper gering zu halten, z. B. werden die Zytostatika bei Lebermetastasen direkt in die durch die Leber führende Pfortader gegeben.

    Strahlentherapie
    Auch die Strahlentherapie hat im Behandlungskonzept vieler Tumoren einen festen Platz.
    Ziel einer Bestrahlung ist, die Tumorzellen zum Absterben zu bringen.
    Allerdings werden auch gesunde Zellen geschädigt, woraus sich die Nebenwirkungen der Strahlentherapie ableiten.
    Meist soll die Strahlentherapie, adjuvante Therapie, nach einer Operation das Risiko ausschalten, dass sich in der Nähe des Operationsgebiets verbliebene Tumorzellen erneut zu einem Tumor auswachsen und zu einem Lokalrezidiv führen.
    Bei einigen Tumoren ist die Strahlentherapie alleinige Behandlungsform.
    Man arbeitet dann mit höheren Dosierungen, etwa bei Gehirntumoren, die so ungünstig sitzen, dass sie nicht entfernt werden können.
    Insbesondere bei Knochen- oder Gehirnmetastasen wird die Strahlenbehandlung zur Beschwerdenlinderung eingesetzt ( palliative Bestrahlung ).

    Eine lokale Strahlentherapie ist beispielsweise durch Einbringen radioaktiver, nur über eine geringe Entfernung strahlender Kügelchen in den Tumor möglich.

    Radiochemotherapie

    Hierzu gibt es einen gesonderten Beitrag : Was ist eigentlich eine Radiochemotherapie ?

    Bei der Kryothermie wird der Tumor "vereist", bei lokoregionalen Hyperthermien über 40 °C erwärmt, da Tumorzellen besonders hitzeempfindlich sind.
    Lasertherapien können z. B. bei Hautkrebs, Melanom, angewandt werden.

    Moderne, schonende und oft ambulant mögliche Verfahren sind die Laser-induzierte Thermotherapie und die thermische Radiofrequenzablation, bei der durch Licht- bzw. elektrische Energie Hitze erzeugt und damit der Tumor zerstört wird.
    Beide werden derzeit vor allem zur Behandlung von Lebermetastasen eingesetzt.

    Fazit :

    Wie wohl unschwer zu erkennen ist, habe ich versucht, aus verschiedenen Aufsätzen/Beiträgen von entsprechenden Fachleuten eine etwas verständlichere Abhandlung über die verschiedenen Arten der Chemotherapie zu schreiben.

    Trotzdem bleibt eine solche Abhandlung für viele Betroffene doch recht unverständlich.
    Etliche der verwendeten “Fremdwörter” findet ihr - entsprechend beschrieben - in unserem Wörterbuch.
    Dort sind auch die verschiedenen Arten der Chemotherapie in Wort und - teilweise - Film genauer erklärt.


    Ergänzend ist zu sagen, dass es sowohl bei der Mitomycin- als auch bei der BCG-Instillation zu “Versagern” kommen kann.
    Dann sollte mit dem behandelnden Arzt darüber gesprochen werden, ob nicht auf die “andere” Instillationstherapie umgeschwenkt werden kann.

    Fakt ist, dass die Instillationtherapie mittels BCG oder Mitomycin erheblich besser vertragen wird als die systemische Chemotherapie.
    Deren Nebenwirkungen sind viel gravierender und können unter Umständen zu einem Abbruch der Therapie führen.
    Andererseits ist die Chemotherapie momentan einer der “Goldstandards” in der Bekämpfung eines Karzinomes und sichert in vielen Fällen eine erheblich längere Lebenszeit.

    übernehmen




    Fragen0039.mp3


    Hallo Leute,


    ich stelle mal einen Beitrag von Prof. Dr. Dunst, Chefarzt der Strahlenklinik in Lübeck, ein :


    Allgemeine Grundlagen
    Krebs muss meistens radikal behandelt werden, um ihn dauerhaft zu beherrschen. Dabei muss man berücksichtigen, dass sich Krebs oft unsichtbar in die Umgebung ausbreitet. Wenn man eine Krebsgeschwulst heraus operiert, muss man also nicht nur den sichtbaren Tumor entfernen, sondern auch einen Sicherheitssaum von gesundem Gewebe: Krebs wird „weit im Gesunden“ operiert.


    Früher hat man deshalb fast immer gleich das ganze Organ entfernt, z.B. bei Brustkrebs. Heutzutage werden viele Krebserkrankungen organerhaltend behandelt. Der Arzt versucht also, nur eine kleine Operation durchzuführen und das vom Krebs befallene Organ zu erhalten.
    Bei Brustkrebs gelingt dies heute sehr oft (in etwa 80% der Erkrankungsfälle). Auch bei vielen anderen Erkrankungen, z.B. Muskeltumoren, Kehlkopfkrebs, Prostatakrebs oder Blasenkrebs, wird zunehmend auf eine Radikaloperation verzichtet. Bei diesen organerhaltenden Behandlungen spielt die Strahlentherapie eine wichtige Rolle.
    Mikroskopische Tumorreste, die nach kleinen Operationen in der Tumorumgebung zurück geblieben sind, können nämlich mit vergleichsweise niedrigen Strahlendosen gut beherrscht werden.
    Bei Brustkrebs gilt zum Beispiel: kleine Operation (Entfernung nur des Tumor ohne großen Sicherheitsabstand) plus Nachbestrahlung ist ebenso erfolgreich wie oder sogar besser als eine Radikaloperation mit Brustamputation.


    Blasenkrebs gehört zu den strahlenempfindlichen Tumoren.
    Auch bei Blasenkrebs ist ein Verzicht auf die Radikaloperation möglich. Unter allen Experten gilt dies als wissenschaftlich bewiesen. Bisher hat sich diese Therapie aber noch nicht durchgesetzt; möglicherweise haben Ärzte und Patienten unbegründete Ängste gegenüber der Strahlentherapie.


    Im Folgenden möchte ich die 10 wichtigsten Fragen zum Thema Strahlentherapie kurz beantworten :


    1. )
    Für welche Krankheitsstadien kommt eine Strahlentherapie in Frage?
    Die meisten Blasenkarzinome sind Frühfälle mit sehr guter Heilungsaussicht; diese Tumoren können durch Operation über die Harnröhre (transurethrale Resektion) gut behandelt werden.
    Eine Strahlenbehandlung ist dann nicht nötig.
    Strahlentherapie kommt nur in Frage bei Tumoren, die so groß sind, dass als Operation eine Zystektomie erforderlich wäre. Dann ist die Strahlentherapie fast immer eine gute oder die bessere Alternative.


    2. )
    Ist die Strahlentherapie wirklich genauso gut wie eine Zystektomie?
    Ja. Es gibt zwar keine randomisierten Studien (die als klarer wissenschaftlicher Beweis gelten), aber es gibt überhaupt keinen Hinweis darauf, dass die Radikaloperation besser sein könnte.


    3. )
    Gibt es Fälle, die nicht bestrahlt werden können?
    Eine Strahlentherapie ist fast immer möglich. Auch alte Patienten oder Patienten mit hohem Operationsrisiko können ohne Probleme bestrahlt werden. Nur sehr selten kommt eine Bestrahlung nicht in Betracht, zum Beispiel bei Patienten, die schon einmal in der Gegend der Blase bestrahlt wurden.


    4. )
    Welche Vorteile bietet die Strahlentherapie?
    Die Strahlentherapie hat sehr wenig Risiken. Bei drei von vier Patienten kann die Blase erhalten werden; bei einem Viertel der Patienten ist aber dennoch eine Radikaloperation nötig. Die Strahlentherapie bietet also eine Chance, aber keine Garantie auf Blasenerhalt.


    5. )
    Wie wird eine Strahlentherapie durchgeführt?
    Die Strahlentherapie wird heute nur noch mit modernen Geräten (sog. Linearbeschleunigern, mit computergestützter dreidimensionaler Bestrahlungsplanung durchgeführt.
    Diese moderne Strahlentherapie ist sehr schonend und effektiv. Die gesamte Behandlung dauert etwa sechs Wochen. Es wird jeden Tag an allen Werktagen bestrahlt. Pro Tag dauert eine Bestrahlungssitzung etwa 10 Minuten.


    6. )
    Wann ist eine Chemotherapie (sog. Radiochemotherapie) nötig?
    Bei großen Tumoren kann die Strahlenwirkung durch gleichzeitige Chemotherapie verbessert werden; ich empfehle den meisten Patienten diese Kombinationsbehandlung. Die Chemotherapie ist aber schwach. Sie dient lediglich der Strahlenverstärkung. Meistens wird dazu am Beginn und am Ende der Bestrahlung für einige Tage ein Medikament per Infusion verabreicht.


    7. )
    Kann die Behandlung ambulant erfolgen?
    Ja, größtenteils. Die Fahrtkosten zur Strahlentherapie werden von den Krankenkassen im Regelfall übernommen. Nur bei sehr alten Patienten oder Patienten in schlechtem Zustand ist eine ambulante Behandlung zu risikoreich und deshalb eine stationäre Behandlung nötig. Eine begleitende Chemotherapie erfordert ebenfalls meistens eine kurze stationäre Behandlung für die Dauer der Chemotherapie.
    .
    8. )
    Mit welchen Nebenwirkungen muss man rechnen?
    Gegen Ende der etwa sechswöchigen Therapie treten meistens eine leichte Blasen- und Darmentzündung auf; viele Patienten haben vermehrten Harn- und Stuhldrang. Diese Beschwerden gehen meistens nach 3-4 Wochen von allein zurück. Schwerwiegende Komplikationen sind selten. Deshalb ist die Strahlentherapie gerade auch bei älteren Patienten mit hohem Operationsrisiko die beste Therapie.
    ( Anmerkung : Diese Aussage von Prof. Dr. Dunst bezweifle ich sehr. Hier wird “Schönfärberei” betrieben. Zumindesten hier im Forum haben alle Betroffene, welche mittels Strahlentherapie oder Radio-Chemo-Therapie, ( RCT ), behandelt wurden, starke bis sehr starke Nebenwirkungen erlebt. )


    9. )
    Gibt es Spätfolgen?
    Keine Therapie ist frei von Risiken, auch nicht die Strahlentherapie. Schwere Nebenwirkungen waren früher häufig, kommen heute aber nur noch selten vor. Wenn die Blase erhalten werden kann, ist die Blasenfunktion meistens normal.
    ( siehe Anmerkung Nr. 8 )


    10. )
    Wo kann ich eine Strahlentherapie durchführen lassen ?
    Die Strahlentherapie von Blasenkrebs wird von fast allen Strahlentherapeuten in Deutschland nach definierten Standards mit sehr hoher Qualität durchgeführt. Sicherlich gibt es auch in Ihrer Nähe eine modern ausgerüstete Strahlenabteilung. Unser Sekretariat und die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO, degro.org) beraten Sie gern.


    Korrespondenzadresse:
    Prof. Dr. Jürgen Dunst
    Universität zu Lübeck / Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
    Klinik für Strahlentherapie
    Ratzeburger Allee 160
    23538 Lübeck
    Tel.: (0451) 500-6661
    Fax: (0451) 500-3324


    Einen Diskussionsbeitrag in unserem Forum finden Sie hier : Forenthema , hier klicken

    nicht übernehmen




    Fragen0038.mp3


    Radiotherapie des invasiven Blasenkarzinoms


    Urothelkarzinome zählen zu den prinzipiell radiosensiblen Tumoren, wobei die Radiotherapie ( RT ) eine kurative Therapiemodalität darstellt.
    Eine Bestrahlungsindikation besteht prinzipiell in allen Situationen, bei denen durch konservative Maßnahmen ( transurethrale Resektion, TUR ) eine längerfristige Tumorkontrolle mit Blasenerhalt nicht wahrscheinlich ist, oder spätestens dann, wenn von urologischer Seite die Indikation zur Zystektomie gestellt wird:
    • muskelinvasive Tumoren T2-T4,
    • T1-Karzinome mit Risikofaktoren ( T1 G3; nicht resezierbar und/ oder rezidivierend, Tumordurchmesser >5cm, assoziiertes Tis ).
    Bei nicht infiltrienden Tumoren ( Ta, Tis ) und gut differenzierten T1-Tumoren besteht keine primäre Indikation, eine Strahlentherapie ist in diesen Fällen erst bei invasiven Rezidiven angebracht.


    Primäre Radiotherapie
    Wichtigste Voraussetzung für die Prognose nach primärer Bestrahlung ist das Ausmaß der vorangehenden transurethralen Resektion.
    Patienten, bei denen eine makroskopisch komplette transurethrale Resektion (im Sinn eines maximalen Debulkings) gelang, haben nach primärer Radiotherapie signifikant höhere Tumorkontroll- und Überlebensraten als Patienten nach R2-Resektion.
    Das Ausmaß der residualen Tumormasse hat einen stärkeren prognostischen Einfluss als das T-Stadium.
    Nach alleiniger Radiotherapie wurden klinische Ergebnisse aus zahlreichen großen Serien publiziert: Die initialen klinisch kompletten Remissionsraten liegen durchwegs um 50 Prozent, wobei die Tumorkontrollwahrscheinlichkeit, außer von der Radikalität der transurethralen Resektion, abhängig ist von der Größe, dem Stadium, der ( Histo- )Morphologie, dem Vorliegen einer Ureterobstruktion und/oder einem begleitenden multilokulären Tis.


    Von allen Patienten, bei denen eine komplette Remission erreicht wurde, entwickelte sich bei 25 bis 30 Prozent ein späteres Lokalrezidiv.


    Nach alleiniger Radiotherapie ist somit eine dauerhafte lokale Tumorkontrolle in etwa 40 Prozent der Fälle zu erzielen.
    Bei muskelinvasiven Tumorrezidiven sowie bei allen primär nicht kontrollierbaren Tumoren ist in kurativer Intention, ( maximale Vernichtung der Tumorzellen bei optimaler Schonung ), eine Salvage-Zystektomie, ( Rettungs-Zystektomie ), anzustreben.


    Kombinierte Chemo-Radiotherapie
    Der Anteil der Patienten, die nach einer kompletten Remission ( CR ) lokal tumorfrei bleiben, ist unabhängig von der Art der Primärtherapie mit etwa 70 Prozent generell hoch.
    Somit sollten alle Therapien, die die initiale komplette Remissionsrate erhöhen, die permanente lokale Tumorkontrollrate und in weiterer Folge die Überlebensraten steigern.
    Nachdem bei Urothelkarzinomen auch die Chemotherapie über ein kuratives Potenzial verfügt, sind in den letzten zehn Jahren zahlreiche Therapieprotokolle zu einer kombinierten Chemo-Radiotherapie erstellt worden.


    Je nach Sequenz ist zwischen neoadjuvanten und/oder konkomitanten Chemo-Radiotherapie-Schemata zu unterscheiden. Der kombinierte Behandlungsansatz begründet sich durch folgende Argumente :


    • Multimodale Therapien haben ein synergistisches Potenzial. Das therapeutische Wirkprinzip einer konkomitanten ( zeitgleichen ) Chemotherapie liegt in der Sensibilisierung der Tumorzellen für die Radiatio.
    Die bestetablierte Substanz in der Chemo-Radiotherapie des Blasenkarzinoms ist nach wie vor das Cisplatin ( oder Carboplatin ). Der Wirkungsmechanismus besteht dabei nicht nur in einem eigenen, direkten zytotoxischen Effekt ( additive Wirkung ), Cisplatin verfügt über ein synergistisches Potenzial als Radiosensitizer ( unter anderem durch Reparaturhemmung von Doppelstrangbrüchen, die durch ionisierende Strahlung entstehen ).


    • Durch die neoadjuvante ( Induktions- )Chemotherapie, ( zum Beispiel zwei Zyklen M-VEC ), soll eine Größenreduktion des Primärtumors und damit eine Reduktion der Zahl klonogener Tumorzellen vor der definitiven Bestrahlung erreicht werden.


    • Aufgrund der prinzipiellen Chemosensitivität der Urothelkarzinome besteht außerdem die Chance zur Eradikation okkulter Mikrofernmetastasen, sodass höhere Heilungsraten möglich werden können.


    • Elementar für den Erfolg multimodaler Schemata scheint dabei die zügige Durchführung der Abfolge der Therapien zu sein.
    Eine protrahierte Chemotherapie kann trotz partieller klinischer Tumorremission zu einer verstärkten Proliferation überlebender Tumorzellen führen ( sogenannte akzelerierte Repopulation ) mit letztlich verminderter Effektivität bei der anschließenden Radiotherapie.
    In der Tabelle sind die klinischen Ergebnisse von einigen der wichtigsten Publikationen zur Chemo-Radiotherapie des Blasenkarzinoms dargestellt.
    Die berichteten kompletten Remissionsraten liegen zumeist bei rund 70 Prozent, wobei 83 bis 89 Prozent der initial erzielten kompletten Remissionen lokal rezidivfrei bleiben.


    Somit bleibt auch bei fortgeschrittenen Blasentumoren die Blasenerhaltung ein primäres Therapieziel, mit Organerhaltungsraten von über 80 Prozent bei den langzeitüberlebenden Patienten.


    In den genannten Serien wurden Therapieversager frühzeitig vor einer lokalen Progression einer sofortigen Salvage-Zystektomie zugeführt, um das neuerliche Risiko einer systemischen Aussaat zu minimieren.
    Bei Patienten, bei denen primär keine komplette Remission erzielt werden konnte, liegen die Fünf-Jahres-Überlebensraten trotz Zystektomie sehr niedrig.
    Als Begründung wird angenommen, dass größere Tumoren, die lokal schwieriger zu beherrschen sind, ein a priori höheres Metastasierungsrisiko aufweisen.
    Das initiale Ansprechen auf die Chemotherapie ist möglicherweise ein Indikator für das Potenzial, okkulte Metastasen kontrollieren zu können.
    Das Ausmaß des Ansprechens auf eine neoadjuvante Chemotherapie kann bei der Selektion für ein blasenerhaltendes Vorgehen hilfreich sein.
    Bislang konnte kein eindeutiger Vorteil einer höheren Effektivität der zusätzlichen Induktionschemotherapie gegenüber der ausschließlich konkomitant durchgeführten Chemo-Radiotherapie gezeigt werden.


    Zukünftige Entwicklung
    Schwerpunkte der klinischen Forschung liegen in der Entwicklung von „predictive assays“ zur frühzeitigen Identifikation von Therapieversagern nach multimodaler Therapie ( etwa 30 Prozent der T2- und T3-Tumore ).
    Der Einsatz neuer Chemotherapeutika ( zum Beispiel Paclitaxel und Gemcitabin ) ist nicht nur in der Entwicklung effektiverer Schemata zur frühzeitigen Eliminierung von Mikrofernmetastasen von Bedeutung, sondern auch hinsichtlich ihres möglichen Potenzials als Strahlensensibilisatoren.


    So ist zum Beispiel Gemcitabine eine in der Therapie fortgeschrittener Blasentumore schon länger etablierte Substanz.
    Umgekehrt ist bekannt, dass Gemcitabine in der Therapie von nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen und Pankreastumoren bereits in niedrigen ( nicht zytotoxischen ) Konzentrationen eine stark strahlensensibilisierende Wirkung aufweist.


    Dennoch geht die bisherige Erfahrung als Radiosensitizer beim Blasenkarzinom nicht über Phase-I-Daten hinaus, sodass hier ein Potenzial zur Weiterentwicklung der bisherigen Standardtherapie besteht.


    Innovative Strategien in der Radiotherapie haben primär lokale Dosiseskalationen und -intensifikationen zum Ziel:
    Unter anderem die Evaluierung akzeleriert/hyperfraktionierter Bestrahlungsschemata oder auch die Integration der intraoperativen Radiotherapie ( IORT ) als Boostmodalität.


    Technische Durchführung
    Die kurative Bestrahlung erfolgt mittels hochenergetischer Photonen an Linearbeschleunigern nach computerisierter CT- und/oder MR-gestützter Querschnittsplanung.
    Standard sind konformierte, dreidimensional geplante Mehrfeldertechniken zur optimalen räumlichen Anpassung der Bestrahlungsanordnung an das Zielvolumen.
    Dadurch wird eine maximale Dünndarm- und Rektumschonung erreicht.
    Mittels täglicher Einzeldosierung von 170 bis 200cGy können Gesamtdosen von 60 bis 65Gy in sechs bis acht Wochen je nach multimodalem Konzept ohne signifikante Morbidität appliziert werden.


    Toxizität der Radiotherapie
    Akutreaktionen:
    Passagere G1/2-Zystitiden, ( nahezu obligat ),
    schwere Radiozystitiden, ( G3–4 ), in weniger als drei Prozent ( zumindest wöchentliche Harnkontrollen sind während der Radiotherapie nötig ),
    leichte Diarrhoen und Proktitis ( G1/2 ) in 25 bis 30 Prozent und feuchte Epidermolysen in drei bis fünf Prozent.
    Diese Reaktionen sind symptomatisch gut kompensierbar und klingen im Allgemeinen ein bis drei Wochen nach Therapieende vollständig ab.


    Spätreaktionen:
    Chronische Zystitis in weniger als fünf Prozent ( bei Anwendung moderner Bestrahlungstechniken ist selbst nach Chemo-Radiatio die Entwicklung einer „radiogenen Schrumpfblase“ ein rares Ereignis ), chronische Proktitis in zwei bis fünf Prozent ( Therapie: lokale Cortisonapplikation ) sowie Dünndarm- und Rektumstenosen in weniger als drei Prozent.



    Zusammenfassung
    Die primäre Chemo-Radiotherapie ist eine hocheffiziente Strategie in der Therapie des muskelinvasiven Blasenkarzinoms.


    Die Überlebensraten sind mit den Resultaten nach primärer Zystektomie vergleichbar.


    Bei 70 bis 80 Prozent der Überlebenden gelingt die Organerhaltung bei guter Blasenfunktion.
    Prognostisch wichtigster Faktor ist die Radikalität der vorangehenden transurethralen Resektion
    ( Dies bedeutet ganz einfach : Je kompletter das Karzinom vor der RCT aus der Blase etc. entfernt wurde, desto höher die Erfolgschancen )
    ( Allerdings sollten die Ausschliessungsgründe unbedingt beachtet werden )

    linear.pdf


    Quelle Bild oben links: „Clinac 2rtg“. Lizenziert unter CC BY-SA 2.5 über Wikimedia Commons - File:Clinac 2rtg.jpg - Wikimedia Commons

    übernehmen



    Fragen0033.mp3


    Auszug aus einer Fragestunde mit Dr. Gerson Lüdecke :


    Frage :
    In Gießen wird die Hyperthermie-Chemotherapie nach der Synergomethode angeboten. Bis zu welchem Stadium des Blasenkrebses kann diese Therapie angewandt werden?


    DR. GERSON LUEDECKE:
    Hyperthermie-Chemotherapie hat nur eine Indikation für nicht muskelinvasive Blasenkarzinome. Maximale Tumorstadiengröße T1G3. Liegen Hinweise für Veränderungen auch im oberen Harntrakt vor (Harnleiter / Nierenbecken), so ist die Methode unwirksam. Aber bei allen nicht muskelinvasiven Blasenkarzinomen kann die Methode zur Vorbeugung vor weiteren Rezidiven erfolgreich eingesetzt werden und auch besonders aggressive Krebsstadien mit nachgewiesenem Carzinoma In Situ und PT1 G3 kann diese Methode ebenfalls zur Ausmerzung von eventuell vorhandenen Tumorresten eingesetzt werden. In diesen letztgenannten Fällen ist natürlich eine besondere Sorgfalt in Verlaufskontrolle von Nöten. Hinzu kommt, dass nach der Standardtherapie mit BCG zur Vermeidung von Rezidiven bei aggressiven Hochrisikotumoren, kann immer noch Hyperthermie-Chemotherapie als zweite Behandlungsmöglichkeit zum Erhalt der Harnblase eingesetzt werden.


    Frage :
    Guten Abend, Doktor,
    Frage 1 : Warum ist die Synergo-Methode in Deutschland so unbekannt und bei uns noch nicht validiert, während sowohl die regionale Tiefenhyperthermie als auch die lokale Oberflächenhyperthermie regelrecht gepuscht werden ?
    Frage 2 : Bis zu welchem Staging/ Grading wird die Synergo-Therapie eingesetzt ? ( Ich las kürzlich in einem Aufsatz etwas von pT3 bis pT4, was ich doch ganz erheblich bezweifle )
    Frage 3 : Sind Sie der Meinung, dass die Synergo-Methode in Deutschland flächendeckend angewendet werden sollte ?


    DR. GERSON LUEDECKE:
    Zu 1. Die Hyperthermie-Chemotherapie ist nach internationalen Publikationen seit 1996 bis heute kontinuierlich beforscht und in ihrer Leistungsfähigkeit auch hochrangig publiziert worden. So dass man durchaus von einer Validierung sprechen kann. Die Methode wird aktuell nur durch einen Medizingerätehersteller weltweit bedient. Da dieses Unternehmen zu keinem Großkonzern gehört, ist die Verbreitung sicherlich auch eine Frage der wirtschaftlichen Ressourcen dieses Unternehmens. In Italien ist aber die Anwendung dieser Methode durchaus weiter verbreitet.


    Zu 2. Sie haben völlig Recht, wie oben bereits auch von mir ausgeführt, sind Tumorstadien T3 und T4 überhaupt keine Indikation für die Synergo-Therapie.


    Zu 3. Aktuell sind in Deutschland vier Behandlungszentren etabliert und das Bemühen, weitere Kliniken mit dieser Technik auszustatten, laufen aktuell. Wie erfolgreich dabei das Unternehmen ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Neben guten Behandlungsergebnissen ist in der modernen Medizin heute auch die Frage zur Sicherstellung der Abrechenfähigkeit eines Behandlungsprozesses durch die Krankenkassen eine entscheidende Grundlage dafür, dass eine Methode in die flächendeckende Anwendung gelangt. Hierzu ist von Seiten erfahrener Anwender als auch der Industrie als auch interessierter Betroffener noch eine gehörige Fleißarbeit notwendig. Eine Belebung in diesem Thema durch Konkurrenzanbieter ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzusehen.


    Frage :
    Sie schreiben, dass der Vorteil der Hyperthermie-Chemotherapie auch darin liegt, dass sie nach einer BCG-Behandlung auch erfolgversprechend eingesetzt werden kann. Welche Vorteile können bei Hyperthermie-Chemotherapie gegenüber der Kaltanwendung mit Mitomycin besonders festgehalten werden?


    DR. GERSON LUEDECKE:
    Biologisch und physiologisch hat die Kombination von Mitomycin und Hyperthermie einen dreifach synergistischen Effekt: 1. Mitomycin dringt tiefer in die Epitelschichten des Urothels ein (5 mm), 2. die Bindungskapazität von Mitomycin am DNA-Strang wird um ein Vielfaches gesteigert und führt dazu, dass mehr Strangabbrüche an der DNA in der sich teilenden Tumorzelle erfolgen. 3. wird durch die Wärme (42 Grad) die Aktivität der DNA-Reparaturenzyme gehemmt. Durch diese Kombination kommt es zu einem multiplikativen oder sogar potenzierenden Wirkverstärkungsmechanismus und die Effektivität zur Tumorzellzerstörung wird dadurch besonders erhöht. Wirksam nach BCG ist diese Methode deshalb auch, weil sie über einen völlig anderen Wirkmechanismus funktioniert als die BCG-Behandlung zuvor.


    Frage :
    Die Hyperthermie-Chemotherapie wird nicht nach den Krebsleitlinien empfohlen. Bezahlt meine Krankenkasse die Therapie, bzw. was müsste ich selbst dafür bezahlen, um mir diese besondere Behandlung zu gönnen.


    DR. GERSON LUEDECKE:
    Aktuell ist die Methode über eine Verschlüsselung als Ein-Tages-Fall im Krankenhaus innerhalb unseres stationären Behandlungssystems abrechenbar. Die Methode kostet Sie damit so nichts, aber jedes Zentrum muss seine Kostenrechnung mit den örtlichen Patienten einzeln besprechen und wird Ihnen vor Ort eine genaue Antwort auf das Abrechnungsmodell am Standort XY vorlegen. Im Moment bemühe ich mich mit anderen Kollegen aus der Urologie darum, eine Sicherstellung der Abrechnung unter Kassenleistung auch für die Zukunft für alle Beteiligten zufriedenstellend zu etablieren.


    Und hier ein Patientenbericht: hypersynergPatient.pdf