8 Monate Neoblase - ein kurzer Bericht

  • Hallo


    Mit 42 Jahren ist man eigentlich zu jung für eine Neoblase - sagt jedenfalls die Statistik - aber der sollte man ja nicht trauen.


    Am 19.10.2011 habe ich folgenden Eintrag eingestellt:
    „Hallo! bis vor 2 Wochen war ich gesund - dachte ich... dann hatte ich Blut im Urin und nun liege ich im Krankenhaus und habe heute die Diagnose Blasenkrebs bekommen. ... Mein Urologe sagt, dass an einer Blasenentfernung kein Weg vorbei führt. Die Diagnose und die Entwicklung der letzten 2 Wochen hat mich wirklich umgehauen.“


    Am 7.11. 11 war es dann soweit - OP mit Neoblase in Großhadern bei Prof. Stief (absolute Empfehlung für Station und Ärzte - Rückfragen hierzu gerne). Am 15.11. gab es dann das Ergebnis vom Pathologen - auch hier hatte ich meinen Eintrag im Forum eingestellt:
    „Hallo! ... Ergebnis der Pathologen: pT3b G2, pN0 (0/20LK), V0, L0, lokal R0 Laut Prof. Stief ein kleines Wunder! Das Ergebnis macht mich glücklich - trotzdem ist auch ein wenig Entsetzen über die stattgefundene Ausbreitung drin - man bedenke der erste Befund der Pathologie nach der TUR-B war T1 und damit Chance auf Erhalt der Blase....“


    Nach fast 8 Monaten ohne Nachricht im Forum möchte ich nun ein wenig über die Zeit mit Neoblase berichten - meine Erfahrungen niederschreiben und ein wenig Hoffnung geben.
    Nach dem Ergebnis aus der Pathologie war ich noch rd. 14 Tage auf Station. Danach ging es fast direkt zur postoperativen Heilbehandlung/ Reha in die Klinik Prof. Schedel Nähe Passau.


    Meine erste längere Fahrt nach der OP war geprägt von der Notwendigkeit alle 45-60 min. eine Pinkelpause zu machen. Leider sind die entsprechenden Autobahnraststätten nicht auf diesen Rhythmus ausgelegt. Also immer die spannende Frage hier raus oder schaff ich es noch bis zur nächsten Raststätte.


    Die Zeit in der Klinik hat mir gut getan - die Folgen der OP waren doch heftiger als erwartet. Mein körperlicher Zustand (-8kg) und die Belastungsfähigkeit (10 Treppenstufen und ich war am Ende) hatten doch sehr unter der Zeit im Krankenhaus gelitten. Insofern habe ich die Zeit dort genutzt um mit Spaziergängen und Treppensteigen mich wieder fit zu machen. Viele andere Angebote der Klinik konnte ich auf Grund der gerade stattgefundenen OP nicht wahrnehmen.
    Die medizinische Betreuung ist dort ok - auf Grund der Masse der Patienten aber ein wenig unpersönlich und am Ende muss man sich auch ein wenig selbst drum kümmern. Am Wochenende gab es keine Heilbehandlungen und daher habe ich dann Urlaub von der Reha zu Hause gemacht.
    Folgende Punkte fand ich in Passau nicht so toll - das Thema Krebs ist dort dein ständiger Begleiter - alle sind/ waren krebskrank und es gibt dort praktisch keine Möglichkeit dem Thema auszuweichen. Zudem ist im Dezember bei Schneeregen Kellberg schon ein wenig trist.


    Die Fahrten zwischen Heimat und Kellberg wurde jede Woche ein wenig entspannter - die Füllmenge der Neoblase und das Beckenbodentraining zeigten Wirkung.
    Am Samstag vor Weihnachten habe ich mich dann entlassen - nach rund 3 Wochen Reha und Weihnachten vor Augen wollte ich nach Hause in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub.


    Seit 7. Januar 2012 (2 Monate nach der OP) arbeite ich wieder. Ob dies zu früh war lässt sich im Nachhinein nicht mehr genau sagen. Das Thema „Arbeit“ hat den Vorteil, dass man abgelenkt ist und mal wieder andere Gesprächsthemen als die Krankheit hat - dafür ist man schneller wieder in der Tretmühle und achtet weniger auf seine Gesundheit.


    Was seitdem passiert ist: Im Mai hatte ich meine erste Krebsnachuntersuchung mittels MRT - ohne Befund! Das Warten auf die 1te Untersuchung und das Ergebnis hat mich ganz schön mitgenommen - aber das gehört nun mal dazu.
    Meine neue Blase fasst inzwischen knapp einen Liter - damit lässt sich der Alltag gut bestreiten. Auch das Thema Kontinenz ist tagsüber gut. Im Büro trage ich noch eine dünne Einlage - in der Freizeit komplett keine.
    Die Kontinenz im Schlaf bietet noch Potential. Selbst ein kleines Nickerchen ist gefährlich. Ich versuche über Weckerstellen und schlafen mit Windeln das Thema zu verbessern. Derzeit mit überschaubarem Erfolg.
    Um nicht jeden Tag übermüdet den Tag zu bestreiten schlafe ich teilweise auch mit Kondom Urinal. Das klappt sehr gut.
    Sport treibe ich seit Anfang Januar wieder und vor 2 Wochen bin ich mit Rucksack auf die Zugspitze gelaufen. Fitness damit fast wieder auf dem Stand vor der OP.


    Fazit ist nach 8 Monaten Neoblase es ist halt nicht mehr so wie vorher - aber wie sagte schon D. Stepanovic (Ex-Trainer der Eintracht): Lebbe geht weider - und das ist was wirklich zählt.

  • für Deinen Bericht...ich habe ihn mit grossem Interesse gelesen und.....ja, das stimmt schon....."Lebbe geht weider"


    Weiterhin alles Gute.......wünscht....


    Manny

    Gebt niemals auf!!

  • Lieber Bruce,


    daß man in einer auf Onkologie spezialisierten Rehaklinik über den Krebs redet, ist völlig normal. Alle sind mehr oder weniger frisch damit konfrontiert und suchen das Gespräch mit gleichfalls Betroffenen.0049.gif
    Aber wie du schon schreibst:
    das Leben geht weiter.
    Ich finde deinen Pragmatismus einfach klasse :klatschen: ; übrigens habe ich den Vorteil, auch die kleinen roten Häuschen auf den Autobahnrastplätzen nutzen zu können, denn ich bin dank Pouch "Stehpinklerin" und muss mich nicht mal zum Pullern ausziehen... :grinsen:


    Liebe Grüße und jede Kontrolle ohne Befund!!!!
    Hexe :tanzen:

  • rainer

    Hat das Thema geschlossen.