Hallo zusammen,
schon eine Weile lese ich mich hier durch die verschiedenen Beiträge und kann mich den vielen Kommentaren anschließen, dass hier eine sehr gute und informative Plattform entstanden ist.
Heute habe ich mich entschlossen, auch mal etwas zu schreiben. Vielleicht ist meine Geschichte insofern etwas ungewöhnlicher, da ich mich auf meinen Freund beziehe, der in England lebt und dort aufgrund eines Blasenkarzinoms behandelt wird. Ich habe in den letzten Monaten das englische Gesundheitssystem kennengelernt und kann nur eins sagen: Wir haben es hier wirklich noch gut!
Mein Freund ist 52 und hatte im Mai erstmals Blut im Urin, ohne Schmerzen. Er hat aber schon seit Anfang des Jahres undefinierbare Rücken- und Flankenschmerzen gehabt. Seit diesem Vorkommen und überhaupt dem ersten Termin für ein CT (der Arzt im Krankenhaus in London wollte aufgrund der Rückenprobleme etwas umfassander untersuchen) verging eine halbe Ewigkeit, nämlich genau 6 Wochen. Mitte Juni wurde das CT gemacht, 2 Wochen später kam der Befund: Verdacht auf größeres (etwa 4cm) Blasenkarzinom. Niere und Leber etc. unauffällig. Weitere 4 Wochen später wurde dann die TURB gemacht, der Tumor wurde soweit wie möglich abgetragen und das Gewebe zur Biopsie geschickt. Gestern, fast 6(!) Wochen nach der OP, haben wird das Ergebnis bekommen: pT1 G3 (mit dem schönen englischen Zusatz 'possibly progressing to pT2; mit möglicher Progression auf pT2). Soweit also zur Effizienz eines 'kostenlosen' Gesundheitssystems, das das Warten zu einem neuen Erlebnis macht.
Der behandelnde Arzt hat jetzt, bevor eine Entscheidung über die weitergehende Behandlung gefällt wird, CT, MRT und Knochenzyntigramm angeordnet.
Hier meine Fragen:
Weiß jemand, was genau dieses 'mit möglicher Progression auf pT2' bedeutet? Wird durch die Zusatzuntersuchungen dann genau entschieden, ob es nun ein pt1 oder pt2 Tumor ist?
Der Arzt hat wohl im Laufe des Gesprächs als mögliche Behandlungsmethode (gesetzt den Fall, dass bei den Zusatzuntersuchungen nichts weiter rauskommt) BCG erwähnt (was ja bei dem Befund pT1 G3 eine organerhaltender Ansatz ist), er meinte aber auch, dass BCG im Moment nur noch schwer zu bekommen sei. Hat jemand schon mal was von einem BCG-Engpass gehört?? Ich konnte das ehrlich gesagt kaum glauben. Als weitere Alternative steht nun auch die Radiochemotherapie im Raum. Ich habe hier ein bisschen was im Forum gefunden, alledings auch viel 'ältere' Sachen (5 Jahre oder so), weiß jemand, wie der Stand der Dinge ist?
Sehe ich das richtig, dass, wenn der Tumor nun doch noch als pt2 G3 eingestuft wird, eine Blasenentfernung die einzige Möglichkeit ist?
Ich wäre über Rückmeldungen sehr dankbar. Es ist schwer, da ich mich hier ein wenig ausgeliefert fühle, da die Behandlung nicht in Deutschland stattfindet. Das Thema Zweitmeinung in England ist aufgrund der Gesundheitswesenstruktur mehr als schwierig. Wie Ihr seht, muss man allein in einem Krankenhaus schon wochenlang zwischen Terminen warten. Wenn man jetzt dort wechseln würde, würde der ganze Mist wieder von vorne losgehen und man würde noch mehr wertvolle Zeit verlieren, als man gefühlsmäßig jetzt schon nach wochenlangem Rumgewuschtel hat.
Vielen Dank für Eure Zeit und Euer mögliches Feedback!
Anne