Nachsorge bei pT3b, pN0 (0/20 LK), V0, L0, G2

  • Hallo Master Bruce :)


    Eine Röntgen-Aufnahme der Lunge gehört meines ERachtens auch noch dazu.
    Weiterhin muss immer der Base-Excess mit einer Blutgasanalyse untersucht werden.


    Schön, wenn alles o.k. ist, diesen Zustand habe ich jetzt schon bald 5 Jahre.


    Weiter so, Glück Auf

    Andy :thumbup:

  • Die Azidose – ein lebensbedrohender Zustand


    Der von Andreas erwähnte Base-Exzess durch die Blutgasanalyse ist viel zu ungenau !
    Es sollte nicht nur der Basen-Haushalt, sondern zusätzlich das Säure/Basen-Verhältnis ermittelt werden.
    Allerdings ist dies eine Zusatzleistung und kostet ca. 50,00 Euronen.
    ( Für einen Neoblasenträger, dessen Illeum für die Neoblase verwendet wurde, ist die Gefahr der Übersäuerung erheblich viel größer als bei einem Gesunden, da dieses verwendete Darmstück weiterhin Substanzen aufnimmt und dem Kreislauf zuführt, nur eben nicht aus der Nahrung, so wie vorher, sondern aus dem Harn.
    Je nach Ess-und Trinkgewohnheiten kann es da schnell zu einer Übersäuerung kommen. )


    Das menschliche Blut hat beim Gesunden den Wert pH 7,4.
    Dies wird schwach basisch genannt, denn pH 7,0 gilt als Neutralpunkt, bei dem Säuren und Basen im Gleichgewicht stehen.
    Nun stimmt dieser Wert pH 7,0 allerdings nur für destilliertes Wasser.
    Jede andere Lösung, in der irgend etwas herum schwimmt, hat einen eigenen Neutralpunkt, bei dem Säuren und Basen im Verhältnis eins zu eins vorhanden sind.
    Für das menschliche Blut liegt dieser Wert bei pH 6,1.
    Und wenn Du nun ganz neugierig bist und den Taschenrechner fragst, wie denn 10 : 6,1 zu 10 : 7,4 steht, dann wird er Dir sagen, dass in der zweiten Verdünnung nur noch ein Zwanzigstel der Säure vorhanden ist.


    Der Gesunde hat in seinem Blut also zwanzig mal mehr Basen schwimmen, als da Säuren sind.
    Basen binden Säuren, sie "puffern" diese ab.
    Dies lässt erkennen, dass die Gefahr von der Säure und nicht von der Base herrührt.
    Wir haben also einen hohen Schutzwall gegen die Übersäuerung mit auf den Weg bekommen.
    Wenn wir allerdings immer wieder an diesem Schutzwall knabbern, ( wie es bei einer Illeum-Neoblase sehr häufig vorkommt ), dann wird mit der Zeit aus zwanzig zu eins nur noch neunzehn, achtzehn, siebzehn zu eins – und irgendwann bricht das System zusammen.
    Dann sprechen wir von der akuten Azidose, einer Notfallsituation, die mit Blaulicht auf die Intensivstation führt.


    Dass uns nicht jede saure Gurke und jede Aspirintablette dort hin bringt, verhindern die zwanzigfachen Basenreserven, die eine hinzukommende Säure puffern, das heißt “an sich binden und damit ihrer Aggressivität berauben.”
    Auch wenn sie nicht mehr akut bedrohlich ist, eine Säure bleibt eine Säure, und wenn sie nicht wieder ausgeschieden wird, hat sie eine Base vom Schutzwall abgegraben.
    Der “Schutzwall”, den die Basen bilden, wird immer kleiner.....
    Die Mär von der Säure, die angeblich basisch verstoffwechselt wird, gehört in das Reich der Fabel.
    Vermehrte (Säure)Zufuhr und verminderte (Säure)Ausscheidung, dies sind die beiden Ursachen, die zur Übersäuerung führen.
    So ganz korrekt ist dieser so gern gebrauchte Begriff allerdings auch wieder nicht :
    Bevor es zur Übersäuerung kommt, findet eine schleichende Verminderung der Basenreserven statt.
    Latente Azidose oder verminderte Pufferkapazität nennt man das.....
    Hochgefährlich !!


    Daher kann ich nur raten, mindestens alle zwei Jahre, besser jedes Jahr, das Säure-Basen-Verhältnis prüfen zu lassen und nicht nur den Basen-Haushalt.


    Übrigens gilt Gleiches für den Vitamin B12-Haushalt.
    B12 ist kein körpereigenes Vitamin, sondern wird mit der Nahrung aufgenommen, im Magen fermentiert und im Illeum assimiliert, was bedeutet, im Illeum wird die körperfremde Substanz in eine körpereigene Sunstanz umgewandelt und dem Kreislauf zugeführt.
    Überschüssiges B12 wird - zum Teil - in der Leber gespeichert, der Rest wird ausgeschieden.
    Da aber bei Illeum-Neoblasen sehr häufig genau derjenige Darmteil verwendet wird, welcher für die Assimilation zuständig ist, wird bei Illeum-Neoblasen eben kein B12 mehr assimiliert.
    Dem Körper wird kein B12 - sehr wichtig für die Nerven !! - mehr zugeführt.
    Der Speicher in der Leber hält für ca. 2 Jahre vor, dann ist er leer.
    Daher sollten Illeum-Neoblasenträger spätestens nach drei Jahren den B12-Status prüfen lassen und eventuell fehlendes B12 als Methylcobalamin zusätzlich zu sich nehmen, entweder durch Injektionen oder durch Tropfen unter die Zunge.


    Auch dieser Test, ( Methylmalonsäure-Test, MMS oder MMH ), ist eine IGEL-Leistung und kostet ca. 60,00 Euro
    Natürlich sind auch die Injektionen oder die Tropfen privat zu bezahlen, falls man nicht einen guten Hausarzt hat.
    Auf keinen Fall darauf verlassen, dass der Uro von selbst auf die Idee kommt, den Säure-Basen-Haushalt oder den B12-Wert testen zu lassen !
    Dies ist eine Leistung des Hausarztes und nicht die des Urologen.
    Als ich DC Schacht darauf ansprach, entgegnete mir dieser : "Nö, da musst Du zum Hausarzt gehen. Der verschreibt diese Test´s. Wir als Urologen dürfen das gar nicht."
    So isses nun mal in diesem unserem gesegneten Lande.....


    Mir übrigens völlig unbegreiflich, denn gerade Illeum-Neoblasen sind gegenüber B12-Mangel und Übersäuerung besonders anfällig.
    Da sollten diese Test´s bei den Nachuntersuchungen doch zum Standard gehören !!
    Zumindestens sollte es Usus sein, dass die Urologen die/den Betreffende/n auf dieses mögliche und gar nicht ungefährliche Manko aufmerksam machen, damit man wenigstens informiert ist und die Test´s als IGEL-Leistung durchführen lässt.


    Übrigens haben Übersäuerung und B12-Mangel fast die gleichen Auswirkungen, die da sind :

    • Chronische Müdigkeit
      Konzentrations- und Antriebsschwäche
      Depression
      Schlaflosigkeit
      Sodbrennen, Magenkrämpfe
      Reizblase, ( aber nicht bei Neoblasenträgern, hi, hi, )
      Muskel- und Gelenkbeschwerden (Schmerzen, Verspannungen, Rheuma, Gicht)
      Osteoporose
      Brüchige Haare und Nägel
      Zahnkaries / Zahnempfindlichkeiten
      Wiederkehrender Kopfschmerz ohne entscheidende Ursache
      säuerlicher Schweißgeruch
      trockene Haut mit Entzündungsneigung / Neurodermitis


    und bei B12-Mangel können noch hinzukommen : Demenz und Alzheimer.


    Also unterschätzt mir bloss nicht diese beiden Mangelerscheinungen !


    Gruß
    Eck :ecke: hard

  • eckhard hat Recht mit der ausführlichen Beschreibung der Auswirkungen des Base-Excess, allerdings teile ich seine Bewertung der Untauglichkeit einer Blutgasanalyse nicht so. Wenn sie alle drei Monate vorgenommen wird und mit arteriellem Blut, kann man normalerweise sicher sein, dass nix passiert. Weil der BE einen nicht akut ins Koma fallen lässt, sondern man bemerkt, dass man schlapper wird.


    Ich bin ohne Zusatzleistungen bisher ausgekommen, obwohl ich keine Puffer-Medikamente nehme, also das Risiko bei mir erhöht sein müsste.


    Glück Auf

    Andy :thumbup:

  • Für einen Neoblasenträger, dessen Illeum für die Neoblase verwendet wurde


    Gelten die Ausführungen zu Blutgasanalyse und B12 nur für o.g. Neoblasenträger oder auch für Urostomaträger?

  • Liebe Waage,
    Eckhard hat doch alles sehr ausführlich erläutert.
    Die Blutgasverschiebung und der Vitamin B12 Mangel entstehen nur bei Neoblasen bei denen der entsprechende Anteil von Dünndarm entnommen wurde.
    Bei einem Urostoma wird nicht am Darm rumgeschnippelt.


    Balu

    19.03.2010 radikale Zystektomie mit Anlage einer Neoblase

    (TNM 2010) p0 pN0 (0/46) M0 L1 V0 Pn0 R0 G3


  • Bei einem Urostoma wird nicht am Darm rumgeschnippelt.


    "Das übliche Urostoma ist ein sogenanntes Conduit (von conduire=führen). Zur Herstellung eines Conduits wird aus dem Darmtrakt ein etwa 10-20 cm langes Stück herausgetrennt, wobei die Blutversorgung erhalten bleibt. Die durchtrennten Darmteile werden wieder miteinander vernäht.
    In das eine Ende des entnommenen Darmfragments werden die beiden Harnleiter implantiert und das andere Ende wird durch eine Öffnung in der Bauchdecke nach außen geführt und prominent mit dieser vernäht. Bei Verwendung eines Dickdarmstücks spricht man von einem Kolon-Conduit, bei Verwendung eines Fragments aus Dünndarm von einem Ileum-Conduit." (Zitat Hexe aus unserem Wörterbuch)


    Balu, leider doch!

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