Gezielte Chemotherapie? Was sagt ihr dazu?

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,


    am Dienstag habe ich erfahren, dass mein Freund ( 68 ) an Blasenkrebs erkrankt ist. Seitdem bin ich ständig am recherchieren, über die Krankheit, Therapiemöglichkeiten, Lebenserwartung etc. und bin sehr oft auf euch gestoßen. Dies ist auch der Grund, weshalb ich entschlossen habe, mich hier anzumelden. Ich brauche Menschen, die mir helfen können zu begreifen. Ich bin nicht lange involviert, verstehe viele Begriffe noch nicht. Habt bitte Verständnis, wenn ich mich laienhaft ausdrücke.


    Nun zur Vorgeschichte. Vor ca. 1,5 Jahren hatte mein Freund Blut im Urin. Er ist damals zum Urologen. Es wurde eine Blasenspiegelung durchgeführt. Ergebnis: Alles sauber. Die Geschichte mit seinem Blut im Urin ist aber nach 1,5 Jahren erneut aufgetreten. Vor zwei Wochen dann hatte er einen "Harnstau" und ist mit starken Schmerzen zur Notaufnahme. Dort wurde eine Ultraschall-Untersuchung durchgeführt und ein Blasentumor festgestellt.


    Daraufhin wurde wieder eine Blasenspiegelung durchgeführt, nennt sich TURB?!?! Dabei wurden mehrere "kleine" Tumore entfernt. Die pathologische Untersuchung ergab folgende Diagnose:


    pt2 g3 l1


    Laut meinen Recherchen ist der Tumor in die Muskulatur eingewachsen also invasis, g3 ist wohl ziemlich aggressiv und l1 bedeutet Lymphgefäßinvasion.


    Gestern wurde die CT-Untersuchung durchgeführt. Direkt nach der Untersuchung teilte der Arzt mit, dass keine Metastasen vorhanden sind und ein Lymphknoten lediglich entzündet ist, was aber nicht schlimm sei.


    Am Dienstag hat mein Freund einen Termin bei seinem Hausarzt. Da wird das Ergebnis nochmal besprochen und das weiter Vorgehen besprochen.


    Fest steht, seit dem pathologischen Ergebnis, dass die Blase entfernt werden wird.


    Nun, mein Freund ist sehr gefasst aber ich weiß, dass er kämpfen will. Auch ich will noch ein paar glückliche Jahre mit ihm verbringen und bin total am Boden zerstört. Ich kann es kaum ertragen, der Gedanke, dass er Schmerzen erleiden oder gar bald sterben muss macht mich verrückt.


    Bitte berichtet mir, wie geht es weiter? Besteht die Hoffnung, dass er geheilt wird? Wie ist die Lebenserwartung? Ich lese ständig was von 5 Jahren und diese 5 Jahre erreichen nur 50% der Patienten, ist das wirklich so krass?


    Nimmt die Lebensqualität sehr ab, muss er viele Schmerzen ertragen oder verläuft die Zeit nach der OP und den ersten OP-Beschwerden eher beschwerdefrei?


    Sind Chemo oder Bestrahlung nach der OP notwendig oder entscheidet sich das je nach Einzelfall?


    Ich bitte euch um Infos und Erfahrungen. Zwar habe ich hier bereits viele Antworten auf meine Fragen gefunden
    aber ich habe einfach das Bedürfnis, darüber zu sprechen.


    Ich bin so verzweifelt. Ich will ihn nicht verlieren :(

  • Hallo Vivien,
    Ja, bei der Diagnose dürfte die blasentfernung die richtige Therapie sein.
    Das ist eine mittlerweile gut entwickelte Operation, ihr solltet eine Klinik wählen, die das oft macht.
    Wenn die Blase entfirnt wird, wird man Auch genauer sagen können, wie stark der Befall ist. Wenn sich der Befund bestätigt, habt ihr gute Chancen auch noch ganz lange miteinander zu leben.
    Es kann sein, dass noch eine chemo kommt. Aber warten wir mal ab?


    Wo soll die op stattfinden ?
    Eine zweite Meinung solltet ihr auch noch einholen.


    Schreib uns deine fragen wir Antworten.


    Und sei nicht zu pessimistisch, unser Krebs ist inzwischen gut erforscht und es gibt viele Behandlungsalternativen. Aber Blase raus ist erst mal richtig. Damit lebt es sich gut und lange.
    Glück auf

    Andy :thumbup:

  • Hallo Andy,


    vielen Dank für deinen Beitrag!


    Dich und deine Geschichte kenne ich inzwischen :)
    Wie bereits erwähnt war ich in den letzten Tagen
    viel in diesem Forum unterwegs.


    Übrigens bin ich auch bei der Polizei beschäftigt, allerdings in der Verwaltung -
    bin also eher Feind als Freund :)


    Deine Geschichte und viele andere Geschichten hier
    machen mir Mut, manche wiederum rauben mir jegliche Hoffnung. Seit dem Befund erlebe ich den ganzen Tag diese Höhen und Tiefen,
    bin total verwirrt. Ich glaube ich wirke tatsächlich sehr pessimistisch. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen,
    dass ich neben meinem Freund die superstarke Frau spiele und alles sehr optimistisch darstelle, meine Ängste aber total
    verdränge, um ihn nicht traurig zu stimmen.


    Ich versuche ihn möglichst viel Kraft zu geben und tue alles damit er seelisch stabil bleibt.


    Die endgültige Diagnose werden wir also erst nach der OP haben? Diese Ungewissheit ist kaum zu ertragen. Ich hoffe,
    dass sich der Befund bestätigt. Der Befund kann aber nur schlechter werden, nicht besser, oder???


    Wo die OP stattfinden soll wird sich am Dienstag entscheiden. Der Arzt ist gleichzeitig ein guter Bekannter, der die
    Recherche nach einer guten Klinik übernommen hat. Dennoch würde ich mich über Empfehlungen freuen!


    Was genau ist mit einer zweiter Meinung gemeint? Der Urologe, der Pathologe, der CT-Arzt (wie auch immer man ihn nennt)
    sowie der Hausarzt sind der Meinung, dass die Blase raus muss. An wen könnte man sich denn noch wenden? Entschuldigt meine
    Unerfahrenheit, ich hatte bisher nicht viel mit Ärzten und Kliniken zu tun.


    Pt2 und G3 habe ich weitesgehend begriffen aber was genau kann ich unter L1 verstehen. Das heißt, nach meiner Recherche, dass
    in den Lymphgefäßen Krebszellen nachgewiesen wurden. Was bedeutet das? Ist dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass sichLymphknotenmetastasen bilden höher oder was bedeutet eine Lymphgefäßinvasion?


    Mein Freund ist sich nicht sicher, ob er eine Neoblase haben will. Er muss seit Jahren Nachts mehrmals raus und hat
    quasi die Nase voll davon. Heute hat er angedeutet, dass er glücklicher wäre, wenn er eine "Tüte" bekommt und nicht alle 2 Stunden
    aufstehen muss. Was er mit der "Tüte" meint, weiß ich nicht genau. Welche Möglichkeit bietet denn eine bessere Lebensqualität?


    Und wie gefährlich ist eigentlich so eine OP. Mir ist bewusst, dass es immer zu Komplikationen kommen kann, aber
    wie groß ist vorliegend die Wahrscheinlichkeit? Mein Freund ist gesundheitlich auch vorbelastet. Er hat bereits 2 Stents im Herzen :(

  • Hallo Vivien,


    ich hatte im Mai 2010 fast den gleichen Befund, etwas schlechter sogar: PT 2b G3-4 L1. Zuerst habe ich eine neoadjuvante Chemo begonnen als Vor-Chemo vor der geplanten Zystektomie um Mikrometastasen zu vernichten, habe aber starke Komplikationen bekommen, sodass ich meine eigentlich bevorzugte Therapie im September begonnen habe, die RCT Radiochemotherapie. Auf die anschliessend geplante Sicherheitschemo habe ich wegen der bekannten Komplikationen verzichtet. Ob diese die Lungenmeta hätte verhindern können ist auch nicht gesagt, vielleicht hätte sie sogar mein Immunsystem mehr geschwächt und es gibt sowieso 50 % Therapieversager. Also habe ich die im Februar 2011 entdeckte Meta bestrahlen lassen und seit nunmehr 2 Jahren ist die Lunge, das Skelett und das Abdomen krebsfrei. Die letzte Blasenuntersuchung war im Herbst 2012 und die war auch sauber. Ob das auch jetzt noch ist wird die bald geplante nächste Untersuchung zeigen, ich fühle mich jedenfalls gut, habe meine Potenz und Kontinenz erhalten und bin mit 49 Jahren im Februar 2013 Vater geworden.
    Um Infos über die RCT zu bekommen, falls Interesse besteht, müsst ihr einen Radioonkologen fragen, der diese Therapie durchführt. Urologen sind meist die falschen Ansprechpartner, sie erwähnen diese Option noch nicht einmal oder lehnen sie ab.
    Ach ja, mit Tüte meint Dein Freund einen Stomabeutel, also eine inkontinente Harnableitung durch die Unterbauchdecke. LG, Hans

    05/2010 Harnblasenkarzinom mit Infiltration der prostatischen Harnröhre: Pt2b, G3-4, L1. 09-10/2010 Radiochemotherapie, 02/2011 Lungenmetastase, 05/2011 Cyberknife Therapie

  • Hallo Vivien,


    zeige mir die Statistik die ich nicht selber gefälscht habe. Breche jetzt bitte nicht in Panik aus was die Überlebensrate betrifft. Hier gibt es viele die mit einem schlechteren Befund schon lange leben als auch welche die einen besseren hatten und nicht mehr leben. Das die Blase raus sollte ist klar. Was die Harnableitungen betrifft mit Tüte meint dein Freund einen Stomabeutel der an die Haut angeklebt wird und eine inkonitnete Harnableitung ist.


    Hier kannst Du alle Harnableitungen nachlesen:
    Muskelinvasiver Harnblasenkrebs, da findest du das Stoma, den Pouch und die Neoblase.
    Ich selber lebe seit meinem 47. Lebensjahr mit einer solchen Tüte und habe die erschwerte Version nämlich die Hautleiterpfistel. Dein Freund würde zu 99% ein Urostoma bekommen.


    Für eine 2. Meinung meint Andy das Ihr mit Euren Befunden noch einen anderen Arzt zu Rate zieht.


    Ich wünsche Euch das alles gut geht und Ihr positive Ergebnisse bekommt.
    Lg
    Annette

  • Hans, Eure RCT Fraktion in Ehren, Euch allen weiterhin viel Gesundheit. Hans, bedenke das der Freund von Vivien 68 (achtundsechzig) Jahre alt ist. Jetzt sei ehrlich, würdest Du das einem in diesem Alter erkrankten Mann noch zutrauen wollen. Ich möchte jetzt hier gar nicht auf die ganzen Nebenwirkungen, auf die qualvolle Zeit der Behandlung (die Du ja zu genüge mitgemacht hast) eingehen, das kennst Du ja.


    Vivien, die einzig vernüftige Art den Krebs auf Dauer loszuwerden ist bei dieser Diagnose und das zu berücksichtigende Alter deines Freundes die Blasenentfernung. Welche Harnableitung möglich ist entscheidet sich letztendlich in erster Linie bei der Operation. Mein Rat, lasst Euch nicht mehr allzuviel Zeit, geht in ein Krankenhaus die eine visierte Urologie haben, die 5 Jahre Überlebensrate ist Humbug. Wird der Krebs zu 100% entfernt kann dein Freund damit auch 100 Jahre alt werden.


    Gruß Rainer

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