Bemerkungen über das Vitamin B12 und über den Säure-Basen-Haushalt bei Neoblasen

  • Neoblasen werden aus dem Darm transplantiert, was bedeutet, ein Darmstück wird herausgeschnitten und für eine orthotope Neoblase, einen Mainz-Pouch oder ein Urostoma verwendet.
    Es werden unterschiedliche Darmteile dafür genommen, entweder aus dem Ileum, ( einem Teil des Dünndarmes, ca. 2 bis 3 m lang ), oder dem Colon, ( Dickdarm ).
    In manchen Fällen wird der Übergang vom Ileum und Colon verwendet.
    Bei einer orthotopen Neoblase kann es sich durchaus um ein Ileum-Darmstück von 70 bis 80 cm Länge handeln, beim Mainz-Pouch ca. 40 bis 50 cm Länge, beim Urostoma werden 15 bis 20 cm Länge selten überschritten.


    Die Problemstellung :
    Das Ileum, besonders am Ende hin zum Colon, hat folgende Hauptaufgaben :
    a ) die enzymatische Spaltung von Nährstoffen
    b ) die Resorption von Vitamin B12, ( mit Intrisic-Faktor des Magens ), Fetten, ( vor allem Fettsäuren und Glycerin ), und Gallensalzen
    c ) immunologische Funktionen, ( Aufnahme und Weiterleitung von Antigenen )


    Wenn man sich die Länge des Ileums, ( ca. 2 bis 3 m ), vor Augen hält und dann mit der Länge des für eine orthotope Neoblase, ( ca. 70 bis 80 cm ), vergleicht, dann ist man nicht sonderlich überrascht, wenn für die Neoblase genau dasjenige Darmstück verwendet wird, welches für b ) verantwortlich zeichnet, nämlich die Resorption von Vitamin B12, Fetten und Gallensalzen.
    Dies kann sein, muss aber nicht sein !


    Sollte es aber so sein, kann es zu einem Mangel an Vitamin B12 kommen.
    Vitamin B12 wird vom Körper nur in sehr geringen Mengen hergestellt, welche den Bedarf in keinem Fall decken.
    Dieses Vitamin muss also mit der Speise aufgenommen werden, wird im Magen mit dem Intrisic-Faktor “vermischt” und vom Ileum resorbiert.


    Fehlt jetzt der Ileumteil, welcher dafür verantwortlich zeichnet, kann der Körper kein Vitamin B12 mehr resorbieren bzw. speichern.
    Dieses Speichern geschieht in der Leber, aber auch nur in recht geringer Menge, welche ca. 1,5 bis 2 Jahre vorhält.
    Dann ist der Speicher erschöpft und die/der Betroffene beginnt unter einen Vitamin B12-Mangel zu leiden.
    Neues Vitamin B12 muss dem Körper zugeführt werden, meist in Form des Vitamines Cobalamin, welches vom menschlichen Organismus in das biologisch wirksame Coenzym B12 umgewandelt wird.
    Vitamin B12-Mangel kann zu sehr unangenehmen Beschwerden führen, welche einer Rheumaerkrankung ähneln.
    Anhaltender B12-Mangel schädigt die Nervenfasern, wodurch sich neurologische Beschwerden und Erkrankungen wie Demenz oder Senilität entwickeln können, die in ihrer Erscheinung Multipler Sklerose oder Parkinson ähneln.


    Es ist ergo unerlässlich, dass sich Neoblasenträger einmal jährlich auf ihren Vitamin B12-Status untersuchen lassen.


    Jetzt zum Säure-Basen-Haushalt :


    Die Neoblase weiss nicht, dass sie jetzt eine Blase ist und kein Darm mehr.
    Also “arbeitet” sie genauso weiter wie vordem, nämlich, indem sie fleissig resorbiert, ( und auch den so ungeliebten Schleim produziert, aber dieser ist eigentlich nur sekundär....)


    Viel unangenehmer ist das Resorbieren.
    Im Harn befinden sich etliche Säuren, welche von der Neoblase resorbiert und dem Kreislauf zugeführt werden.
    Diese Säuren greifen den sich im Körper befindlichen Basenhaushalt an, welcher im Verhältnis von 20:1 zum Säurehaushalt steht.
    ( Es gibt also ca. 20 mal mehr Basenhaushalt als Säurehaushalt )
    Fällt dieses Verhältnis auf 17:1 oder gar auf 16:1, droht eine lebensgefährliche Azidose.


    Ergo ist es ebenfalls im Interesse der Betroffenen, jährlich einmal den Säure-Basen-Haushalt kontrollieren zu lassen.
    Nicht mittels des Urines, wie es manche Ärzte gern tun, sondern ausschliesslich über eine Blutanalyse !

  • Hallo Eckhard,


    ich finde diesen Beitrag auch sehr, sehr gut, obwohl ich im Vorgespräch mit meinem OP-Arzt darüber genau so, wie du es geschrieben hast, aufgeklärt wurde. Ich bin in sehr guten ärztlichen Händen, aber habe ja auch gelesen, das man nicht überall so gut aufgehoben sein kann. Es ist schon wichtig, sich auch vor dem OP-Eingriff, gut zu informieren. So hat man mehr Bedenkzeit für die Entscheidung des Harnausgangs.


    Liebe Grüße
    Morle

    Mein Befund: Stand 18.7.2013 Urothelcarcinom der Harnblase multilokulär, pT2 G3 pNO Gef:23 pos. 0, R0

  • Hi, Morle,


    ich habe diesen Beitrag eingestellt, weil ich der Überzeugung bin, dass zwischen 80 und 90% der Urologen eben nicht auf dieses Problem aufmerksam machen.
    Im Gegenteil, die halten das entweder für überflüssig oder - was ich eher denke - sie kennen sich damit nicht aus.
    ( Natürlich nur solange, wie sie nicht selbst betroffen sind, hi, hi. )

  • Ja, das sehe ich auch so und deshalb finde ich diesen Beitrag von dir sehr gut. Ich habe in meinem Realleben auch schon viele Betroffene inzwischen kennengelernt, da gab es auch keine richtige Aufklärung. Nur wenn sie selbst Fragen hatten. Gut das ich zu euch gefunden habe, konnte im Vorfeld meiner jetztigen OP mich schon ausführlich informieren. Hatte auch einen Zettel mit Fragen vorbereitet, aber den brauchte ich nicht. Auf der Urologie des AVK bin ich wirklich gut aufgehoben und nun hoffe ich, das alles gut geht und ich nicht wieder mit einer schlechteren Diagnose erwache. Das wird sich nach dem 11. Juli 2013 zeigen. Bis dahin denke ich erst mal nicht darüber nach, die Zeit wirds bringen.



    Liebe Grüße
    Morle

    Mein Befund: Stand 18.7.2013 Urothelcarcinom der Harnblase multilokulär, pT2 G3 pNO Gef:23 pos. 0, R0

  • Auch hier kann ich Ecke nur zustimmen. Mein Urologe damals:" (ich habe ihn schon lange gewechselt!) B12 ? hat das etwas mit der Neoblase zu tun, da müssen sie zum Hausarzt!" Ähnliches habe ich auch mit der BGA erlebt und das nicht nur beim Urologen. Meine jetzige Urologin macht das allerdings alles recht vorbildlich!


    Manny

    Gebt niemals auf!!

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