Clostridien gehen nicht weg

  • Hallo liebe Mitglieder,
    meistens hole ich mir aus Euren Beiträgen Tips und Infos um meiner Mutter mit Ihrer Neoblase zu helfen.
    Heute möchte ich mich mal mit einer Frage an Euch wenden:
    Meine Mutter ist seit Anfang August "Besitzerin" einer Neoblase.
    Seite Ende August ist sie nun schon viermal !!!! wieder im Krankenhaus gewesen, da sie immer wieder
    Durchfälle, Übelkeit und Fieber auf Grund von Clostridienbefall hat.
    Sie hat inzwischen 15 Kilo angenommen und wird immer schwächer. <X
    Die Ärzte verabreichen immer Antibiotikum Vacomycin und Perenterol. Jedesmal wenn das Antibiotikum
    abgesetzt wird, dauert es ca. 4-6 Tage und die Misere geht von vorne los.
    Jetzt denken die Ärzte, dass sich die Bakterien in den Harnleitern ansammeln, da die Darmflora anscheinend
    sauber ist (Darmspiegelung). Sie soll nun viel trinken um die Harnleiter durchzuspülen.
    Ich habe jetzt schon wieder Angst, wenn sie aus dem KH entlassen wird. Wie lange wird es dann wieder dauern?
    Hat jemand Erfahrung mit diesen Bakterien? ?(
    Ich habe mich schon durch gegoogelt und bin bis zur Stuhltransplantation vorgedrungen. Dies kommt aber bei ihr
    nicht in Frage, da man das nur bei extremer Darmetzündung macht.
    Weiß jemand Hilfe? ;(


    Viele Grüße
    Claudia

  • Hmm, Mimsi,


    dies ist ein sehr ernstes Problem, welches sofort, unverzüglich und professionell behandelt werden muss !
    Du meinst, es hat nichts mit dem Darm zu tun.
    Wenn Du Dich da mal nicht irrst :


    Der Clostridium difficile kann sehr wohl in der Neobase auftauchen, da diese aus einem Darmstück besteht, welches noch alle Verbindungen zum Körper hat.
    Und jetzt auch noch - zusätzlich - zwei Zugänge, nämlich die beiden Harnleiter.


    Man muss wissen, dass dieser Keim äusserst widerstandfähig gegen Antibiotika ist, ja sogar teilweise durch Antibios erst hervorgerufen wird.


    Du schreibst, als Medikament würde ( orales ? ) Vancomycin genommen.
    Dieses Medikament hat aber den erheblichen Nachteil, dass es resistente Enterokokken selektiert, ( aussucht ).
    Zudem kann es aufgrund zunehmender Resistenzentwicklung Rückfälle von Clostridium difficile-Infektionen in 20 bis 30 % der Behandlungsfälle nicht verhindern.


    Es gibt ein recht neues Antibiotikum namens “Fidaxomicin”.
    Fidaxomicin ist fast ausschließlich lokal im Darm wirksam, da es bis dorthin nur geringfügig resorbiert wird.
    Sprich doch einmal mit dem Arzt, ob er dieses Medikament kennt und ob man dieses nicht mittels Instillatin in die Neoblase einbringen kann, anstatt oral, da es sonst im Darm wirkt.
    Eventuell verhindert dies die häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen Erbrechen, Übelkeit und Verstopfung.


    Mehr über dieses Mittel findest Du hier :
    Neue Richtlinien empfehlen Fidaxomicin zur Behandlung der Clostridium-Difficile-Infektion für alle Patienten, die | Pressemitteilung Astellas Pharma Europe Limited


    Jetzt ist es lebenswichtig, sehr viel ( !!!!! ) zu trinken, damit der Flüssigkeitverlust ausgeglichen wird.
    Zudem ist äusserste Hygiene angesagt, denn dieser Keim ist hochinfektiös und springt einen überall regelrecht an, daher würde ich, ( ich persönlich ), mich nur noch auf der Isolierstation einer Klinik behandeln lassen.


    CD ist hochinfektiös und auch hochgradig kontagiös. Dieses erfordert eine strikte Isolierung von CD-infizierten Patienten, eine ausschließlich patientenbezogene Nutzung von Medizinprodukten, einen täglichen Wechsel der Bettwäsche sowie die Benutzung von Schutzkitteln und Handschuhen bei direktem Patientenkontakt. Anders als sonst sind nach dem Umgang mit CD-Infizierten die Hände zuerst zu desinfizieren und erst anschließend zu waschen.


    Auszug aus der “Pharmezeutischen Zeitung” Ausgabe 50 / 2013


    Gruß
    Eck :ecke: hard

  • eckhard hat recht, ein ernstes Problem. Ich denke sogar, durchaus auch
    Lebensbedrohlich, da die Gewichtsabnahme doch schon erheblich ist.
    Jetzt muss festgestellt werden um welche Clostridien es sich handelt und
    wie sie in den Körper gelangen konnten.
    Auf jeden Fall am Ball bleiben.


    Liebe Grüße
    Jürgen

  • Lieber Eckhard,
    vielen Dank für die genaue Auskunft.
    Ja, ich glaube auch, dass es schon mit dem Darm zu tun hat, aber die Ärzte in der Klinik, in der meine Mutter im Moment ist, denken es ist nur in den
    Harnleitern. Dort wird sie auch behandelt.
    Sie liegt auch seit Anfang an im Einzelzimmer. Sie ist Gott Sei Dank zusatzversichert.
    Ich bin morgen wieder in der Klinik und werde wegen dem Antibiotikum fragen.


    Sie hat das Antibiotikum Anfangs in der Infusion bekommen, als der Rückschlag wieder eintrat und jetzt als Tabletten.


    Sind diese Clostridien denn auch für mich ansteckend, wenn ich bei ihr aulf die Toilette gehe?


    Viele Grüße
    Claudia

  • Aber sicher, Claudia,


    dieser Keim ist hochinfektiös.
    Allerdings ist er gemeinhin für gesunde Personen ungefährlich, jede/r trägt ihn mit sich rum.


    Aber für Erkrankte mit geschwächtem Immunsystem kann er bei Befall lebensbedrohlich sein !
    Hier ist vor allem die Dehydrierung zu bekämpfen. So ein Durchfall mit Erbrechen etc. kann schnell zu einem (zu)hohen Flüssigkeitsverlust führen.
    Einzelzimmer reicht hier nicht ganz, viel besser wäre Isolierstation.


    Der Clostridium difficile hat inzwischen den gefährlichen MRSA als "Krankenhauskeim" in der Vielzahl der Befälle abgelöst.
    Von wegen : "Unser tolles Gesundheitssystem"
    Die Verwaltungsdirektoren der Kliniken, die Krankenkassen und das Gesundheitsministerium sollten mal einen Blick über die Grenzen werfen.
    In Holland und Norwegen z.B. ist MRSA kein Thema mehr, aber bei uns sind die Fallzahlen erheblich.......


    Unterschätze bloss nicht diesen Keim :


    Resistenz nach Antibiotikatherapie


    Ist zum Beispiel eine Therapie mit Antibiotika nötig oder wird der Körper durch einen operativen Eingriff, eine Krebserkrankung oder immunsuppressive, also das Immunsystem unterdrückende, Behandlung geschwächt, kann C. difficile zum Infektionserreger werden. Der Keim produziert so genannte Exotoxine und entlässt diese in den Darm. Dadurch werden verschiedene Formen von Durchfallerkrankungen ausgelöst. Aufgrund seiner Resistenzeigenschaften kann C. difficile nach einer Behandlung mit Antibiotika gegen bestimmte Erreger als unangreifbarer Keim im Darm zurückbleiben. Dadurch wurde dieses Bakterium zum wichtigsten Erreger der Antibiotika-assoziierten Durchfallerkrankung – ein großes Problem vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.


    Durchfall


    Bisher verlief eine C.-difficile-assoziierte Diarrhö eher glimpflich: Einschlägigen Studien zufolge entwickeln 60 Prozent der Infizierten keinerlei Symptome. In den vergangen fünf Jahren hat sich die Situation jedoch dramatisch geändert. Mit dem Auftauchen eines hoch virulenten C.-difficile-Stamms in Ländern wie den USA, Kanada, England, Belgien, Holland und Frankreich erhöhten sich die Ansteckungsgefahr, Morbidität sowie die Todesrate aufgrund der Infektions-assoziierten Diarrhö beträchtlich. Dieser gefährliche neue Bakterienstamm kann nur mit Methoden der Molekularbiologie sicher nachgewiesen werden.


    Notwendige Maßnahmen


    Da C. difficile als fakultativer Anaerobier auch außerhalb des Körpers bis zu einer Woche überleben kann, besteht die Gefahr der Infektion auch durch Sporen in der Umwelt. Hauptübertragungsweg ist der direkte und indirekte Kontakt über Hände oder kontaminierte Gegenstände, etwa fäkale Kontaminationen von Toiletten, Bettwäsche, Bettgestelle oder auch Telefone. Zur Vermeidung einer Ausbreitung hoch virulenter C.-difficile-Stämme imKrankenhaus stehen wirkungsvolle Hygienemaßnahmen an vorderster Stelle. Auch sollte restriktiver mit Antibiotika umgegangen werden, die zu Resistenzen der Erreger führen können.


    ( Aus "Medizin.de, Clostridium difficile - Pseudomembranöse Enterokolitis - Medizin.de )


    Hochinteressant ist auch eine Dissertation der Universitätsklinik Ulm, welche über die Früh- und Spätkomplikationen von 752 Patienten mit einer Neoblase geführt wurde. Diese Dissertation ist aber aus dem Jahr 2007, da war der Clostridium difficile wohl noch nicht so sehr verbreitet wie heute......
    In dieser Studie ist nicht ein einziger Befall von Neoblase oder Harnleiter durch Clostridium difficile aufgeführt.
    Entweder wurde danach gar nicht gesucht oder es ist wirklich nicht vorgekommen.
    ( Interessant wird es ab Seite 15, ist aber viel zu lesen. Ab Seite 69 sind die Komplikationen tabellarisch aufgeführt. )
    Guckst Du hier :
    vts_5940_7957.pdf


    Gruß
    Eckhard

  • Lieber Eckhard,


    Mann oh Mann, Du bestärkst mich in meinem Vermutungen!!!


    Ja, die Dehydrierung war bei der ersten Einlieferung ins KH extrem. Die anderen Male waren wir schon gewarnt und
    sie hat es eher gemerkt, dass ich sie wieder einliefern muss.
    (Ich muss dazu kurz erwähnen, dass wir 40km auseinander wohnen und ich sie Anfangs unter der Woche zu uns ins Haus geholt habe,
    weil meine Schwester, die noch zuhause wohnt berufstätig ist. Aber meistens sind die Durchfälle am Wochenende angegangen.)


    Ich dachte immer, dass die Ärzte doch mit dem Problem vertraut sein müssten?
    Vorhin habe ich mit meiner Mutter telefoniert und sie wird nun morgen entlassen. Wieder mit einem Rezept für ein Antibiotikum,
    das sie daheim weiter nehmen muss, in der Tasche. Sie weiß nur den Namen nicht. Ich bin jetzt gespannt was auf dem Rezept steht.
    Angeblich wäre Blut und Stuhl keimfrei. Bin gespannt. ?(


    Glaube mir, ich habe so einen Bammel davor, wenn sie das Antibiotikum wieder absetzt....... :(


    Viele Grüße
    Claudia :)

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