Hallo, ich bin 38 Jahre alt und lebe
leider 700km von Meiner Mutter, 60 Jahre alt, entfernt.
Ich hoffe, dass mir hier jemand
weiterhelfen kann, denn ich verstehe die Welt nicht mehr.
Ich fange einfach mal an zu erzählen:
Vor ca. 4 Jahren ging meine Mutter
wegen starken Unterbauchschmerzen zum Arzt, dort wurde ein gutartiger
Tumor in der Blase festgestellt. Unternommen wurde nichts, sie sollte
nur regelmäßig zur Nachsorge kommen, da so ein gutartiger Tumor
auch mal bösartig werden kann.
Leider ging meine Mutter nur ein
einziges Mal zur Nachsorge, da der Urologe etwas unfreundlich fragte
warum sie denn schon wieder da sei und untersuchte sie nur halbherzig
und fand auch nichts ungewöhnliches.
Seit ca. einem dreiviertel Jahr klagte
Sie immer wieder über Schmerzen im Rücken und hin- und wieder im
Bauch. Immer wieder sagte ich ihr sie solle doch mal zum Arzt gehen.
Sie war immer schnell dabei mit Schmerzmitteln, hatte immer einen
vollen Terminkalender, arbeitete Vollzeit als Krankenschwester und
war auch sonst immer gut drauf! Deshalb machte auch ich mir nie
größere Sorgen.
An Weihnachten war ich mit meiner
Familie über die Feiertage bei ihr und ihrem Mann und feierten
gemeinsam, da war sie, bis auf die „Rückenschmerzen“ gut drauf.
Im Januar diesen Jahres ging es dann kurz vor ihrem 60. Geburtstag
rapide bergab. Sie hatte eine schlimme Erkältung und erholte sich
gar nicht mehr richtig. Sie ging aber erst zum Arzt wegen einer
Gürtelrose. Dort erzählte sie der Ärztin dann eher beiläufig von
den Schmerzen in der Flanke, diese machte zum Glück gleich einen
Ultraschall und schickte sie sofort zum Urologen.
Meine Mutter lies es sich nicht nehmen
den lang geplanten 60sten mit all ihren Freunden und der Familie zu
feiern. Sie erzählte niemandem davon, nur ihr Mann war eingeweiht.
Eine Woche später erzählte Sie mir
dann am Telefon, dass man bei Ihr einen bösartigen Blasentumor
festgestellt hätte. Außerdem hätte sie einen Nierenstau. Daher
wohl auch die Rückenschmerzen.
Ich fiel aus allen Wolken und fuhr
sofort hin.
Was mich stutzig machte war, dass der
OP Termin erst für den 6. März festgelegt wurde. Die Niere war die
ganze Zeit über weiterhin gestaut und funktionierte kaum noch.
In dieser Zeit fing meine Mutter an
immer schwächer zu werden, sie schlief viel und bekam auch wieder
eine schlimme Erkältung.
Dann kam die OP. Es war eine NEO Blase
geplant. Eigentlich sollte die OP 5 Stunden dauern. Doch sie dauerte
9 Stunden. Die Warterei war furchtbar! Komplikationen!
Hinterher erzählte uns der Arzt dass
der Tumor schon ins umliegende Gewebe eingewachsen wäre und einige
Lymphknoten und eine Bein-Arterie umwuchert gewesen war. Sie mussten
ein Gefäß Chirurgen Team hinzu holen und aus dem gesunden Bein eine
Vene als Ersatz in das andere Bein einsetzen. Jetzt hätte sie eine
Thrombose in dem Bein und ihr Zustand war noch kritisch. Sie hatte
viel Blut verloren und brauchte Konserven.
Erst am nächsten Tag um 16.30 Uhr
durften wir endlich zu ihr auf die Intensiv Station. Sie schrie vor
Schmerzen. Erst als ich wütend zu Schwester ging gaben sie ihr
Schmerzmittel.
Drei Tage später durfte sie endlich
auf die normale Station. Von da an ging es nur noch bergauf!
Erstmal!
Meine Mutter ist so ein optimistischer
Mensch und sie glaubte immer nur an ihre Genesung. Sie sah mit jedem
Tag besser aus, nur übel war ihr ständig und abführen konnte sie
auch noch nicht richtig.
Nach drei Tagen fuhr ich beruhigt
zurück zu meiner Familie. Wir telefonierten jeden Tag mehrmals und
sie war so glücklich, als sie wieder anfangen durfte zu essen.
Nur leider entschieden die Ärzte bei
der Tumorkonferenz, dass sie aufgrund der Tumorgröße nun doch eine
Chemo zu machen hätte, und nicht mehr, wie eigentlich geplant, nach
der Reha, sondern gleich hier und jetzt im selben Krankenhaus, nur
auf der Onkologie, sobald die Wundheilung abgeschlossen ist.
Doch dann kam der Hammer! Genau zwei
Wochen nach der ersten OP bekam ich Nachts einen Anruf vom Mann
meiner Mutter. Sie hatte einen Darmverschluss und musste nachts um
drei Not operiert werden. Oje, sie bekommt doch Heparin wegen der
Thrombose!!!
Es stellte sich heraus, dass im Darm
ein fasriges Knäuel festgesetzt hatte.
Zwei Tage vorher bekam sie
Bohneneintopf und einen Tag später Erbsen. Ist das Schonkost???
Sie verlor wieder sehr viel Blut bei
der OP und bekam Konserven. Auch Tage danach.
Nach zwei Tagen kam sie auf die normale
Station und wir konnten endlich wieder telefonieren. Sie hörte sich
gar nicht mehr gut an und ist seitdem auch nicht mehr so optimistisch
und sehr schwach.
Gestern Abend, eine halbe Woche später,
klagte sie am Telefon über einen dicken Bauch und Atembeschwerden.
Ich war die ganze Nacht besorgt und konnte schlecht schlafen. Ich
rief sie gleich heute Morgen um 6 Uhr an und fragte sie wie es ihr
ging.
Sie war ganz verzweifelt und weinte und
sagte, dass sie 8 bis 10 Liter Wasser im Bauch hätte und dass sie
Nachts so schlimme Atemnot hatte, dass sie Sauerstoff bekäme und
nicht mehr weiter wüsste.
Ich rief sofort ihren Mann an. Der
erzählte mir später dass die Ärzte sie nun auf den Kopf stellen
würden und per Ausschlussverfahren der Ursache auf den Grund gehen
wollen. Es würde ihr aber auch schon besser gehen und ich solle mir
keine Sorgen machen.
Ich ging also brav zur Arbeit und rief
am Mittag nochmal bei ihr in der Klinik an. Sie war immer noch nicht
richtig untersucht worden! Erst am Nachmittag so gegen fünf wurde
eine Sonografie gemacht. Der Arzt sagte nur, tja, sie hatten heute
Nacht höchstwahrscheinlich eine Lungenembolie, und in ihrem Bein
sind mehrere Thrombosen. Doch wegen der Strahlenbelastung wurde kein
CT mehr gemacht, denn behandelt wird beides gleich.
Das wars, mehr nicht! Später kam dann
nochmal der Urologe der sie in den beiden OP´s operiert hatte und
sagte, sie können jetzt nur noch abwarten bis der Körper sich
wieder ins Gleichgewicht bringt. Das ist mein letzter Stand.
Es tut mir leid, wenn ich so chaotisch
geschrieben habe, doch es ist so viel was in den letzten Wochen
passiert ist. Ich bin müde und erschöpft durch die Sorge um meine
Mutter.
Sie ist doch noch so jung! Ich habe das
Gefühl dass man sich dort nicht richtig um sie kümmert.
Müsste man sie nicht auch irgendwie
mit Infusionen aufbauen? Die erste OP ist nun fast 3 Wochen her und
in der Zeit hat sie kaum etwas gegessen. Sie bekommt nur Wasser und
Tee, verständlich.
Aber so kann man doch nicht fit für
die anstehende Chemo werden. Am Freitag packe ich meine Kinder und
fahre für 6 Tage zu ihr. Ich hoffe ich kann dann mal mit einem Arzt
sprechen. Ich weiß nicht wie die Prognosen stehen und was noch auf
uns zukommen wird.
Vor der ersten OP war der Arzt noch so
optimistisch. Hat sich das jetzt geändert???
Oje, ich konnte mich einfach nicht
kürzer fassen, sorry!
Ganz liebe Grüße,
Norina