MRSA; Gemeinsam auf der Suche nach einem Wirkstoff

  • Ein neues Projekt bündelt Kompetenzen des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und des
    Lead Discovery Center in Dortmund.
    Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus ist einer der häufigsten und gefährlichsten Krankenhauskeime. (Foto: ©HZI/Rohde)
    staptoko.jpgKrankenhauskeime stellen in Deutschland ein immer größeres Problem dar. Denn viele von ihnen sind resistent gegen die meisten herkömmlichen Antibiotika. Neue
    Wirkstoffe werden daher dringend benötigt. Um diese zu finden, haben sich Wissenschaftler des HZI und des LDC zusammengetan, um gemeinsam ein
    Mittel gegen den Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) zu finden.


    Methicillin ist ein Prüf-Antibiotikum, mit dem die Empfindlichkeit von Krankheitserregern gegen Antibiotika getestet wird. Keime, die gegen
    diesen Test-Wirkstoff resistent sind, sind es auch gegen nahezu alle anderen Breitband-Antibiotika. Gegen den Keim, der eine ganze Reihe von
    Infektionen auslösen kann, fehlt es also an Gegenmitteln, was vor allem in Krankenhäusern fatale Folgen hat: Jährlich sterben daran Schätzungen
    zufolge etwa 2000 Patienten. Neue Wirkstoffe gegen den Erreger werden daher dringend gesucht.


    „In der Grundlagenforschung haben wir oft das Problem, dass wir neu entdeckte Ansätze nicht in kommerziell und medizinisch wertvolle
    Produkte umsetzen können“, sagt Prof. Mark Brönstrup, Leiter der Abteilung „Chemische Biologie“ am HZI. Genau das soll nun durch die
    Zusammenarbeit mit dem LDC gelingen. Ziel des Projektes ist es, Wirkstoffe gegen ein neues Zielprotein von MRSA zu finden, diese zu
    optimieren und am lebenden Organismus zu testen.


    Dabei verfolgen die Wissenschaftler einen besonderen Ansatz, denn sie suchen speziell nach Wirkstoffen, die die Bakterien nicht abtöten,
    sondern sie nicht-infektiös machen, sogenannten Pathoblockern. „Es hat zwei große Vorteile, die Bakterien nur lahm zu legen, anstatt sie mit
    Antibiotika abzutöten. Zum einen wird die Resistenzentwicklung deutlich verlangsamt und zum anderen wird unsere natürliche Keimflora so nicht
    geschädigt“, sagt Brönstrup, der das Projekt am HZI leitet.


    Die Zusammenarbeit zwischen dem LDC und dem HZI stellt dabei eine große Chance dar. „Durch Bündelung unserer Kompetenz, Erfahrung und
    Infrastruktur haben wir ideale Voraussetzungen, um einen neuen Wirkstoffkandidaten gegen MRSA zu identifizieren“, sagt Bert Klebl,
    Geschäftsführer des LDC. „Dies ist unser zweites Kooperationsprojekt mit der Helmholtz Gemeinschaft. Wir freuen uns sehr darauf, zusammen mit
    dem HZI jetzt auch auf dem Gebiet antibakterieller Wirkstoffe dringend benötigte Innovationen voranzutreiben.“


    In der ersten Phase des Projektes gilt es nun zunächst potentielle Kandidaten zu identifizieren. Dank der Infrastruktur des LDC werden zu
    diesem Zweck mehrere 100.000 Substanzen in einem Hochdurchsatzscreen getestet. Aktive Substanzen werden parallel in verschiedenen
    spezialisierten Arbeitsgruppen des HZI und des LDC profiliert und in ihren Eigenschaften optimiert.


    Finanziert wird das Projekt aus Geldern des HZI und aus dem Helmholtz-Validierungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit dem Fond
    eine Reihe an Kooperationsprojekten zwischen Helmholtz-Zentren und dem LDC unterstützt.


    Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was
    Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern.
    Am seinem Standort in Braunschweig-Stöckheim blickt das Zentrum auf eine jahrzehntelange Historie zurück. Bereits 1965 begannen hier die ersten
    Arbeiten; 2015 feiert das HZI 50-jähriges Jubiläum.


    Die Lead Discovery Center GmbH (LDC) versteht sich als Inkubator für translationale Projekte im Bereich der niedermolekularen
    Wirkstoffforschung. Das LDC nimmt vielversprechende Projekte aus der akademischen Forschung auf und entwickelt sie - in enger Zusammenarbeit
    mit führenden Partnern aus der akademischen Forschung und Industrie - weiter bis zu pharmazeutischen Leitstrukturen, die nahtlos in die
    industrielle Weiterentwicklung überführt werden können. LDC arbeitet in strategischen Forschungsallianzen mit Partnern wie AstraZeneca, Bayer,
    Merck Serono und Daiichi Sankyo sowie führenden akademischen Drug Discovery Zentren weltweit zusammen.



    Quellen: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung