Mit neuem Gerät, Hohe Temperaturen gegen den Krebs

  • Ein Artikel aus der Eschweiler Zeitung vom 14.04.2015


    Hohe Temperaturen gegen den KrebsEine Therapie mit Wärme und Chemotherapeutikum im Medizinischen Zentrum der Städteregion kann Blasentumor-Patienten helfen VON EDDA NEITZWürselen. Zu Beginn der Erkrankung spüren die Patienten von dem Tumor in ihrem Unterleib meistens nichts. Der Blasenkrebs (Blasenkarzinom, Blasentumor) ist eine von der Schleimhaut der Harnblase ausgehende bösartige Tumorerkrankung, die häufig erst im späten Stadium erkannt wird. In Deutschland erkranken jährlich um die 30 000 Menschen daran. Männer sind dabei mehr als doppelt so oft betroffen. Für die meisten der bösartigen Blasentumore besteht das sogenannte Rezidivrisiko.


    Das bedeutet, dass die Tumore trotz Behandlung ständig wiederkehren. Hier soll jetzt eine neuartige Therapie helfen. Bekannt ist sie unter den Namen: Hyperthermie, Thermo-Therapie und HIVEC – Therapie (hyperthermische Intravesikale Chemotherapie).Erfolglose ChemotherapieWenn die Chemotherapie den Blasentumor nicht mehr in Schach hält, kann die HIVEC-Therapie helfen.


    Im Medizinischen Zentrum der Städteregion Aachen in Würselen werden Blasenkrebs-Patienten mit dieser Methode behandelt.„Mit dieser Therapie steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Krebszellen vernichtet werden, um 60 Prozent“, sagt Professor Thomas-Alexander Vögeli, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Medizinischen Zentrum. Was bedeutet das konkret? „Krebszellen platzen, wenn die Temperatur um sie herum höher ist als die normale Körpertemperatur von 37 Grad“, sagt Professor Vögeli.Das Prinzip basiert auf der Erkenntnis, dass Krebszellen hitzeempfindlicher sind als gesunde Zellen. Krebszellen sterben bei einer Temperatur von 40 bis 43 Grad ab.


    Anders als bei einer Fiebertherapie, bei welcher der gesamte Körper mittels bakterieller Substanzen auf Fiebertemperatur erhitzt wird, ist diese Hyperthermie lokal beschränkt.Bekannte WirkungAllerdings ist das Thermoprinzip zur Behandlung von Krebs schon lange bekannt. Auch das Chemotherapeutikum „Mitomycin C (MMC)“ ist kein neuer Wirkstoff, sondern wird schon seit Jahren bei Blasenkrebs eingesetzt. „Vor 15 Jahren hatten italienische Kollegen schon ein System geschaffen, das in diese Richtung ging“, sagt Professor Vögeli. Die Ergebnisse waren gut. Den an Blasenkrebs erkrankten Patienten konnte geholfen werden. Aber das Gerät selbst war für den klinischen Alltag nicht praktikabel.


    Mit dem neuen Gerät, einem sogenannten Combat BRS-System, das das Team von Professor Vögeli seit November vergangenen Jahres einsetzt, wurden bereits über 20 Patienten behandelt. Sie reisten dafür extra aus verschiedenen Regionen Deutschlands an. Das „Combat BRS-System“ basiert auf einem Zirkulationssystem. Ein Katheter wird dabei durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Über ein kleines, tragbares Gerät, das über einen Touchscreen bedient wird, wird das Chemotherapeutikum „Mitomycin C (MMC)“ auf 40 Grad Celsius erhitzt und über einem Katheter in die Blase gespült.„Auf die exakte Temperaturmessung kommt es an“, sagt Professor Vögeli. „Nur wenn wir die entsprechende Temperatur im Tumor erreichen, kann die Behandlung helfen.


    Aber sie darf auch nicht überschritten werden, sonst schadet sie.“ Durch die Wärmezufuhr wird die Durchblutung im Tumorgewebe gefördert und die Chemotherapie wirkt besser. Die Behandlung dauert etwa 60 Minuten. Der Patient liegt dabei auf dem Rücken im Bett. Zur Beobachtung bleibt er eine Nacht im Krankenhaus und kann am nächsten Tag aber nach Hause. Als Folgen der Behandlung können Schmerzen und verstärkter Harndrang auftreten. Weitere Risiken sind nicht bekannt.


    Bislang sind diese Nachwirkungen bei den in Würselen behandelten Patienten nicht aufgetreten. „Diese Therapie setzen wir bei Patienten ein, bei denen der Tumor gefährlich ist und die bisherige Chemotherapie nicht geholfen hat“, sagt der Leiter der Klinik für Urologie.Auch hier gilt – wie bei allen Krebserkrankungen –, je früher der Tumor festgestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen.


    Wenn das eine oder andere Alarmsignal vorliegt, sollte man einen Arzt aufsuchen. „Ein Urintest alleine reicht aber nicht aus. Die ärztliche Untersuchung sollte so aufgebaut sein, dass ein Blasenkrebs definitiv ausgeschlossen werden kann“, sagt Professor Vögeli.Die Alarmsignale, die Ursachen und die Kontaktdaten zum MZDie Klinik für Urologie und Kinderurologie am Medizinischen Zentrum StädteRegion Aachen GmbH befindet sich am Dr. Hans Böckler Platz 1 in Würselen-Bardenberg.


    Im Netz gibt es Infos auf der Seite Medizinisches Zentrum StädteRegion Aachen - Krankenhaus.
    Telefonisch ist das Sekretariat über Ursula Orthmanns erreichbar unter ☏ 02405/ 801 12 71 oder per Email an ursula.orthmanns@mz-ac.de.


    Alarmsignale für Blasenkrebs sind Blut im Urin oder brauner Urin, Schmerzen beim Wasserlassen und verstärkter Harndrang.Der häufigste Auslöser ist das Rauchen. Laut deutscher Krebshilfe sind etwa 30 bis 70 Prozent aller Blasenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen.Aromatische Amine sind ebenso gefährlich. Diese Stoffe kommen in der chemischen Industrie sowie in der Gummi-, Leder-, Textil- und Farbstoffverarbeitung vor. Eine Blasenkrebserkrankung kann daher mitunter auch als Berufskrankheit eingestuft werden.


    Auch chronische Entzündungen und bestimmte Medikamente mit dem Wirkstoff Phenazetin zählen zu den Risikofaktoren (Quelle: Deutsche Krebsforschung).„Es kommt auf die exakte Temperaturmessung an. Nur wenn wir die entsprechende Temperatur im Tumor erreichen, kann die Behandlung helfen. Sie darf auch nicht überschritten werden, sonst schadet sie.“


    Professor Thomas-Alexander Vögeli, MedizinischeS ZentrumIN WÜRSElEN