Würdet ihr Fachleute auch nach dieser Diagnose zu einer Neoblase raten ?

  • Hallo - ich bin auch neu hier - habe aber schon viel hier gelesen.
    Mittlerweile seit ihr alle schon Fachleute, was es hier zu lesen gibt findet man sonst nicht im Netz.
    Ich denke ich werde wohl - hoffentlich - lange Mitglied bleiben.


    Meine wichtigste Frage - ich soll einer Neoblase zustimmen in ca. 1 Woche:
    Ich bin 56 Jahre - und gefühlt Top Fit und gesund.


    Diagnose: Multifokales Urothelcarcinom der Blase ED 02/15 pT1 high Grade mit CIS
    EORTC-Rezidivrisiko: hoch
    EORTC-Progressionsrisiko: hoch
    Z.n. TUR-B 02/15

    Nachresektion 04/15
    Multifokaler Befund mit maximal pT1 high grade.
    Begleitendes CIS sowie Nachweis eines pTa high grade Tumors des Blasendachs.
    Es wird eine radikale Zystektomie empfohlen. (Neoblase) - zuerst hieß es BCG.
    Auf explizitem Patienten Wunsch kann eine Nachsekretion gemacht werden - die wohl keinen Sinn haben wird.


    Ich würde mich freuen wenn ihr mir helfen könnt das einzuschätzen - ich versuche das schon seit einer Woche - immer wenn ich darüber nachdenke bleibt mir die Luft weg.

  • Wer hat Erfahrung mit der Neoblase und würde sich mit mir - möglichst Face to Face - darüber unterhalten ?
    Raum Krefeld - beim Pizza essen - Pizza wird gestellt . . . . :)


    Vielen herzlichen Dank an Rainer und Coco, hier aus dem Forum, die mir in den vergangen Tagen in stundenlangen Telefonaten am Beispiel ihres eigenen Blasenkrebs-Schicksals meine Fragen beantwortet haben. Für die sehr offene, ehrliche Darstellung der Probleme, aber auch der Möglichkeiten und Hoffnung, die dieser Schritt (Radikale Zystektomie mit Neoblase) mit sich bringen kann. Jetzt habe ich mehr Klarheit.

  • Das "alte" Problem: Ein pT1G3 wird kontrovers diskutiert. Manche Urologen raten zur umgehenden Blasenentfernung, andere vertreten die Auffassung, dass man durchaus einen Organerhalt anstreben bzw. versuchen kann. Nachteilig hier lt. Befundbericht: multifokal und begleitendes CIS. Man könnte noch fragen, wie groß die befallenen Flächen waren, wobei eine Größe > 5cm als sehr ungünstig anzusehen ist.


    Zitat (Quelle EAU):
    "Patienten mit pT1G3-Tumoren sind eine besondere Risikogruppe, da der Tumor häufig progredient wird. Nach vollständiger TUR ist der Versuch der organerhaltenden
    Therapie mittels intravesikaler BCG-Instillationsprophylaxe erlaubt. Bei dem Rezidiv des pT1G3-Tumors innerhalb von drei bis sechs Monaten ist die Zystektomie indiziert. ...
    Einen Sonderfall stellt das Carcinoma in situ (Tis) dar: Das Rezidiv- und Progressionsrisiko ist hoch und beträgt nach alleiniger TUR bis zu 80%. Die intravesikale Therapie mit BCG nach der TUR ist als Teil der Primärbehandlung anzusehen. Bei etwa 70% der Patienten wird damit eine Vollremission über die Dauer von fünf Jahren erreicht. Versagt diese Therapie, ist die radikale Zystektomie möglich
    ."


    Der sicherste Weg ist wohl die Zystektomie. Aber auch ein blasenerhaltendes Konzept kann versucht werden, wobei man aber sagen muss, dass gerade ein CIS mitunter sehr heimtückisch ist/sein kann. Sofern eine BCG od. Mitomycin-Instillationsbehandlung nach den ersten sechs oder acht Wochen keinen Erfolg bringt, bleibt nur die Blasenentfernung. Ebenfalls sinnvoll bei Rezidiv innerhalb der ersten sechs Monate. Ich pers. hatte meine Erstdiagnose in 2006 (mind. pT1G3 +CIS +L1). Instillationsbehandungen mit Mitomycin brachten Erfolg (Rezidivfreiheit jeweils weit über sechs Monate), aber doch Rezidive nach längerer Zeit. Auch nach Synergo (> ein Jahr) gab es wieder ein Rezidiv des CIS, weswegen ich dann im Dez. 2011 die Blase hergab. Immerhin habe ich noch ein paar Jahre mit dem Original rausgeholt, aber man muss auch das Risiko sehen, welches bei solchen Behandlungsversuchen (so bezeichne ich es mal) besteht.


    Auch GKV-Patienten können Zweitmeinungen einholen. Bei mir gingen erwartungsgemäß die Meinungen weit auseinander, von "Sie spielen mit Ihrem Leben" bis "da kann man noch was versuchen". Als Patient hat man die Qual der Wahl und so wird es vermutlich auch hier sein.


    Wenn organerhaltender Therapieversuch: Erneute Nachresektion unter Hexvix!! Gerade wegen dem CIS (erkennt man unter Weisslicht schlecht). Und Frühinstillation nach TUR-B!


    All the best!

  • Hallo Aechsel
    guten Morgen und auch von mir ein herzliches Willkommen in unserem Forum.


    Du hast dich bereits mit dem Thema befasst und "Lubber" hat dir schon Informationen gegeben. Unser Supermoderator "Eckhard11" und unser Admin "Rainer" sind langjährige Neoblasenträger und die werden sich zu Wort melden.


    Leider steht gerade jetzt ein Relaeseupdate an und es wird heute und morgen zeitweise keinen Zugang zum Forum geben. Rainer wird sich wohl dennoch melden,


    Bis bald
    Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die RCT (Radiochemotherapie). Falls Du das in Erwägung ziehst, solltest Du Deinen Befund schnellstmöglich an eine Strahlenklinik schicken, welche die RCT durchführt. Vor der RCT ist eine TUR-B mit R-0 Resektion, also der Schnitt ins "Gesunde", die komplette Tumorentfernung Voraussetzung, was bei einem CIS schwierig sein könnte.


    Wenn eine Zystektomie, dann würde ich an Deiner Stelle eine Klinik wählen, welche sehr viel Erfahrung mit der nervschonenden Operationen hat, damit Du möglichst Kontinenz und Potenz erhalten kannst. Vielleicht eine Operation mit dem DA VINCI Roboter.

    05/2010 Harnblasenkarzinom mit Infiltration der prostatischen Harnröhre: Pt2b, G3-4, L1. 09-10/2010 Radiochemotherapie, 02/2011 Lungenmetastase, 05/2011 Cyberknife Therapie

  • Hallo Aechel,


    Eine Frage, viele Antworten und Möglichkeiten. Ich selbst, jetzt 64, habe jetzt seit 11 Jahren eine Neoblase und bin bisher hochzufrieden damit.


    Da bei Dir der Krebs an mehreren Stellen aufgetreten ist, alles pT1 G3 plus CIS rate ich Dir auch zur Entfernung der Blase. Ob eine RCT (eine Radiochemotherapie) bei einem so ausgebreiteten Tumor noch hilft oder überhaupt möglich ist, ist fraglich.


    Da ich heute eine größere Aktion mit dem Forum vorhabe sende ich dir alle Antworten per Mail zu. Dazu schick ich dir meine Telefon Nummer, so kannst du vorab Fragen stellen die du dann spätestens am Dienstag Abend gerne auch ins Forum stellen kannst.


    Ich habe noch schwach in Erinnerung das das Krefelder Krankenhaus nicht unbedingt die erste Adresse für Neoblasen ist. Solltest du Vorhaben dahin zu gehen würde ich es mir noch einmal überlegen und möglichst schnell nach einer Alternative suchen.


    Gruß Rainer

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