pT1 G3 - Hilfe zu Diagnose

  • Guten Morgen,


    ich bin neu hier. Bei meiner Mama, 62 Jahre alt, wurde im April ein Zitat "multifokaler papillär riesiger Tumor" in der Blase entfernt. Dabei wurde die Blasenwand perforiert. Direkt im Anschluss an die OP hat sie eine MMC-Frühinstillation bekommen.


    Während wir auf die Histologie gewartet haben, hatte sie ein CT und eine Knochenszintigraphie - beides zum Glück ohne Befund.


    Jetzt ist die Auswertung des Gewebes da. Ich zitiere "Die makroskopischen und feingeweblichen Befunde entsprechen einem voluminösen transurethalen Resektat von der Harnblase mit reichlich Anteilen eines teils hochdifferenzierten, fokal jedoch auch schlecht differenzierten papillaren Urothelkarzinoms mit mindestens initialer karzinomatöser Infiltration der Lamina propria. Äußerst spärliche, tumorfreie Anteile der Detrusormuscularis wurden bioptisch miterfasst. TNM-Klassifikation: pT1; G3/high grade"


    Ich muss sagen, dass ich über das pT1 doch sehr erstaunt bin, da der Arzt von einem riesigen Tumor gesprochen hat. Das "mindestens" bezieht sich wohl auf die pT1 Einschätzung. Verstehe ich nicht, denn sie schreiben ja auch, dass der Rand des Resektats in der Muskulatur tumorfrei war - oder verstehe ich das falsch?


    Jetzt meine zweite Frage: Kann es sein, dass durch die Perforation der Blase Tumorzellen "abgehauen" sind?! Kann man sich das als richtiges Loch in die Blasenwand vorstellen?


    Und was genau ist ein multifokaler papillarer Tumor? Ich dachte multifokal sind mehrere Tumore in der Blase, aber die Rede ist ja nur von einem riesigen Tumor. Meine Mutter sagte, bei der Spiegelung sah es aus wie eine Koralle auf einem Stiel...


    Für wie groß haltet ihr die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor gestreut hat? CT und Knochenszinti ohne Befund heißt ja nicht, dass da nicht schon Zellen im Körper unterwegs sind. Wie geht es nach der Blasen OP weiter? Wird regelmäßig geschaut, ob sich doch Metastasen bilden?


    Ende Mai hat meine Mama einen OP zur Blasenentfernung. Sie hat sich entschieden den "Problemherd" direkt entfernen zu lassen und möchte sich eine Beutellösung basteln lassen. Sehe ich ehrlich gesagt genau so. Wäre es meine Blase, wollte ich sie auch nicht mehr haben.


    Sorry für die vielen Fragen, aber ich habe den letzten Monat schon sehr viel in diesem Forum gelesen und würde mich freuen, wenn ihr mir ein wenig weiterhelfen würdet.


    Viele Grüße

  • Hallo Mama2015,


    nach der Schleimhaut in der Blase kommt die Lamina propria, danach der Detrusormuscularis. Der Detrusormuscularis war, so wie ich das lesen
    tumorfrei. Also, wir haben hier einen T1, ganz klar.
    Ob riesig oder weniger riesig, damit wird gemeint sein das der Tumor in die Blase nach innen hineinein gewachsen ist, jedenfalls besser als umgekehrt.



    Unter multifokal verstehe ich das es mehrere Tumore waren, manche klein, manche oder einer eben riesig. Ich denke es waren eben mehrere.
    Eine Perforation der Blase bedeutet kein riesiges Loch in der Blase, es wird eher eine kleine Durchbruchstelle bis ins Muskelgewebe der Blase, eben ein paar Millimeter zu tief geschnitten.


    Zusammengefasst, CT und Knochensinti ohne Befund, R0-Resektion, also bei der Resektion randfrei sauber, keine Tumorreste mehr vorhanden.
    Anschließend wurde mit Mito behandelt um eventuelle herumschwirrende Tumorzellen zu vernichten. Ob da ein paar Zellen es geschafft haben durch die Perforierung in den Blutkreislauf zu gelangen kann man nicht sagen. Ich denke es wurde ordentlich gespült, die körpereigene Abwehr ist ja auch noch da.
    Darüber würde ich mir nicht zu große Gedanken machen.


    Die Entscheidung direkt ans Eingemachte zu gehen und die Blase entfernen zu lassen ist angesichts des multifokal und G3 richtig. Sicher, man hätte auch noch mit
    BCG, zweit und dritt Meinung, Radiochemo usw..usw.. probieren können. Aber raus ist raus und kann dann nicht wiederkommen.


    Gruß Rainer

  • Hallo,


    wie Rainer bin ich der Meinung, dass es eine gute Entscheidung ist, die Blase zu entfernen. Ich hatte meinen Blasenkrebs mit 30, vor 25 Jahren, und lebe seither gut ohne Blase. Natürlich gibt es recht viele Umstellungen und es ist ganz stark Sache der Gefühle, wie man damit umgeht.
    Beim Alter deiner Mutter wäre aber doch zu überlegen, einen Mainz-Pouch anzulegen, einen Innen-Beutel sozusagen. Den hab ich seit 8 Jahren (davor waren die Harnleiter in den Dickdarm eingeleitet) und bin so richtig glücklich damit.


    Herzliche Grüße
    Hans

    1990: Blasenkrebs und Zystektomie mit 30.
    2008: Umbau der Harnableitung in Mainz Pouch 1.
    Sehr zufrieden damit, praktisch keine Einschränkungen. :thumbup:

  • Ich denke, es sollte nicht außer Acht bleiben, wie die Betroffene selbst dazu steht. Mit welcher Art der Ableitung sie wohl am ehesten leben mag. Die naürliche Ableitung, der Pouch oder das Stoma? Mit welchem Handling mag sie auf Sicht am ehesten zurechtkommen? Nicht jeder eignet sich zum selbstkatheterisieren, die natürliche Ableitung oftmals nicht machbar. Auch das Gesamtbefinden spielt eine Rolle bei dieser Entscheidung.


    Noch habe ich recht wenig dazu gelesen. Doch es scheint ja wohl eine Tendenz zum Urostoma zu geben.


    Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Guten Morgen,


    danke Rainer, Hans und Wolfgang für eure Antworten und den Hinweis auf R0. Hört sich vergleichsweise glimpflich an. Ich hoffe es bleibt dabei, sie ist nach der nächsten OP wieder schnell fit und wir sind dieses blöde Blasenkrebsthema los.


    Selbst katheterisieren kommt für sie nicht in Frage, vor der Neoblase hat sie Bedenken wegen Inkontinenz und evtl. einer erneuten OP, wenn sie damit nicht klar käme, daher hat sie sich für den Außenbeutel entschieden. Ich glaube das Krankenhaus bietet auch nur Neoblase oder den Beutel an. Auch soll hier die OP etwas kürzer sein. Soweit ich gelesen habe wird auch die Harnröhre mitentfernt. Damit wäre einem Rezidiv wieder ein wenig Grundlage entzogen. Zudem ist meine Mama niemand, der gerne im Schwimmbad oder am Strand liegt - ich denke der äußere Beutel ist kosmetisch gesehen jetzt nicht das Drama für sie.


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende euch

  • Sei gegrüßt,


    nehmen wir einfach mal das Beste an:
    es haben sich durch die Perforation keine Zellen auf den Weg gemacht. Das kann zwar passieren, glaub ich aber aufgrund der Spülung die ja gemacht wurde nicht.


    Ob ein Tumor gestreut hat erfährt man leider erst nach der Op, wenn der Pathologe den Befund frei gibt.
    Glaub ich jetzt aber bei der Diagnose, wenn sie so, oder annähernd so bleibt auch nicht.
    Nach der Op gehts zur AHB, das ist ganz wichtig. Erstens ist man dort unter Menschen mit gleicher oder ähnlicher Befindlichkeit, wird aufgepäppelt auch das ist nach einer großen Op wichtig.


    Natürlich wird weiterhin beim Urologen kontrolliert. Ultraschall, Blut, Urin.
    Jährlich Ct Abdomen und Thorax röntgen.
    Die Untersuchungsintervalle kannst du gelegentlich im Lexikon nachlesen
    Damit ist man dann hoffentlich auf der sicheren Seite.
    Deine Mama hat sich für die Beutellösung entschieden. Damit wird sie gut leben können.
    Klar muß man sich arrangieren- aber das macht man sowieso schon das ganze Leben.
    Wir können fast alles machen wie vorher. Wir verreisen, gehen ins Theater und nutzen an schönen Tagen das Fahrrad. Also alles was das Leben, lebenswert macht. :D


    Nun wünsche ich dir alles Gute und für deine Mama :thumbup: eine gute Op
    LG Ricka

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