Dysplasien oder schon CiS - Bin neu hier und über Diagnose verunsichert

  • Guten Tag zusammen,


    ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 52 Jahre alt
    und hatte eigentlich schon viele, viele Jahre Last mit häufigem
    Harndrang. In der letzten Zeit wurde dies jedoch mehr und so hat mich
    mein Hausarzt zum Urologen überwiesen, um auch einmal die etwas
    vergrößerte Prostata zu untersuchen. Beim Urologen wurde eine
    Blasenspiegelung gemacht. In der Blasenschleimhaut fielen dem Urologen
    zwei rötliche Areale auf, die er abklären lassen wollte. Daher war ich
    in der letzten Woche zu einer TUR-B im Krankenhaus für 5 Tage. Der
    histologische Befund:



    Makroskopie / Mikroskopie



    I. PE rechte Harnblasenwand: Zwei Partikel.
    Mikroskopisch Schleimhaut, regelhaftes Urothel und dysplastisches
    Urothel, darunter lympfhfollikuäre Infiltrate, Hayperämiie, CK20
    Reaktion positiv.



    II. PE Blasenseitenwand: Zwei Partikel. Mikroskopisch Schleimhaut mit
    einem regelhaften Urothel, darunter Hyperämie und Einblutungen, CK20
    Reaktion partiell positiv.



    Diagnose und Beurteilung:



    Es handelt sich



    I um Gewebsfragmente aus der Harblasenseitenwand rechts mit einer
    urothelialen Dysplasie wechselnden Ausmaßes, fokal auch hochgradig.
    II. um Gewebe aus der Harnblasenseitenwand ohne Nachweis einer urothelialen Dysplasie.



    Mein Urologe gab zuerst Entwarnung, korrigierte aber dann die
    Einschätzung nach Rücksprache mit dem Chefarzt, der die OP durchgeführt
    hatte. Ich soll nun eine BCG-Instillation 6 Wochen erhalten und muss
    wohl danach wieder zur TUR-Blase, um festzustellen, ob erneut
    Zellveränderungen vorliegen.



    Nun bin ich sehr verunsichert. Es scheint, als ob die teils hochgradigen
    Dysplasien einem Carcinoma in situ gleichgesetzt werden, oder ob man
    verhindern möchte, dass sich die Dysplasien in ein CiS verwandeln. Dies,
    so habe ich gelesen, sei eine besonders agressive Tumor-Form. Ich
    möchte noch viele Jahre leben, nun habe ich große Angst, was da auf mich
    zukommt.



    Kann mir jemand Tipps geben oder weiterführende Informationen? Worauf muss ich mich bei einer BCG-Instillation einstellen?
    Kann ich mit Naturmedizin irgendetwas tun? Gibt es Ideen, wie man eine angespannte Blase etwas mehr entspannen kann?



    Vielen Dank im voraus!


    Gruß


    Ralle

  • Hallo ralle,
    willkommen, wenn auch aus bescheidenem Grund!
    Ich hab mal meine Antwort von deiner Pinnwand auch hier ins Forum kopiert.
    Ja, es scheint, als ob dein Befund wie Cis beurteilt wird, BCG wird nicht ohne hinreichenden Grund empfohlen!
    Ich habe wegen CIS gerade die 6 x BCG hinter mir und warte auf die Ergebnisse der kontrollbiopsie. Alles was ich dazu sagen kann findest du in meinem Thema im Forum "Oberflächlicher harnblasenkrebs / instillationstherapie/ BCG Therapie von Barbara, Fragen und Verlauf" . Ich hatte mich vorher quer durchs ganze Forum gelesen um verhaltenshinweise, Info zu Nebenwirkungen... zu bekommen. Man kann das Schaffen! Während der Therapie hör einfach auf deinen Körper, es ist schon sehr sinnvoll, eine "Schonzeit" einzuplanen. den Sport hab ich freiwillig weggelassen wie auch andere körperliche Betätigungen (Fenster putzen -was dann eher weniger schwer fällt)
    Wichtig ist ein Arzt, zu dem du Vertrauen hast - und deiner scheint ja auf Zack zu sein, so mancher hier wurde lange hingehalten und dann war die Erkrankung schon weit fortgeschritten. Frag ihn aber direkt nochmal nach der genauen Diagnose ( TNM Klassifikation ) .
    Liebe Grüße und nicht verzweifeln! Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

  • Lieber Ralle,


    erstmal von mir ebenfalls ein Willkommen in unserem Forum.


    Erstmal ist es gut, das man eine Immunzytologie an dem entnommenen Gewebe durchgeführt hat, warum das gut ist, wird Dir im Laufe meiner Antwort noch deutlich werden.
    Nun Schritt für Schritt:


    1. Dysplasien - sind so genannte Zellveränderungen an einer Schleimhaut (in deinem Fall, der Blasenschleimwand)


    Sie hat noch nicht zu einer Tumorbildung im engeren Sinn geführt, stellt aber die Vorstufe eines malignen Tumors (Präkanzerose) dar. Geringe Dysplasien sind fakultative, starke Dysplasien obligate Präkanzerosen (Eine Gewebeveränderung, die immer in einen malignen Tumor übergeht, bezeichnet man beispielsweise als obligate Präkanzerose).


    2. CK20 Reaktion positiv


    Zytokeratin 20 ist ein saures Zytokeratin, ca. 50 - 60% aller Urothelkarzinome reagieren auf CK 20 positiv, im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, das man ein Urothelkarzinom hat, wenn man CK20 positiv getestet ist.



    Somit ergibt sich folgende Einschätzung:



    Aufgrund der Dysplasien und gleichzeitigen CK20 - Reaktion muss man von einer "Krebsvorstufe" ausgehen, aus diesem Grund hat dein Urologe auch nochmals den Chefarzt kontaktiert, weil er sich selbst unsicher war.
    Zumindest das ist gut, auch wenn das Ergebnis natürlich aus deiner Sicht nicht zufriedenstellend ist.


    Insgesamt hat man diese Zellveränderung bei Dir frühzeitig erkannt - und es besteht eine sehr hohe Chance hier blasenerhaltend zu therapieren.


    BCG - Therapie:


    BCG sind abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulose - Bakterien die in die Blase gegeben werden und dann möglichst 2 Stunden dort verbleiben sollten.
    Zu Anfang sind die Nebenwirkungen realtiv gering, können aber von Behandlungstag zu Behandlungstag mehr werden.
    Ich nenne hier mal eine Auswahl aus eigener Erfahrung:
    - Blut im Urin am Behandlungstag teilweise auch Gelee-Artig durch Gewebeteile der Blasenscheimwand
    - Fieber
    - Schüttelfrost
    - Druckempfindlichkeit in der Blasen / Magengegend
    - sehr starker Harndrang
    - Ruhelosigkeit (weil ich nicht liegen konnte ... ich war fast nur in Bewegung)
    - Müdigkeit, Schlappheit am Behandlungstag und entsprechend auch einen Tag später


    Diese Nebenwirkungen vergingen nach spätestens 2 Tagen.


    Hier ein Link zu einer Broschüre:


    http://www.forum-blasenkrebs.n…se/index.php/Download/61/


    Ich habe Dir auch noch ein Merkheft der Firma Medac zur BCG - Therapie hoch geladen.


    *Ich empfehle folgendes:


    - Trinke nach der Behandlung (sobald also die 2 Stunden vorüber sind) sehr viel Flüssigkeit, am besten stilles Wasser oder Tee


    Weiterhin habe ich gemerkt, das man sich die Unterwäsche durch die BCG - Therapie ruinieren kann, aus diesem Grund (nachtröpfeln von sehr blutigem Urin) empfehle ich das tragen von Einlagen zumindest am Behandlungstag + der ersten Nacht nach der Behandlung z.B.:



    TENA Men Level 1 - TENA


    Gruss
    AndreasW

    Dateien

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Lieber Anreas,


    Ganz herzlichen Dank für deine Einschätzung. Das beruhigt mich etwas und ich finde toll, wie wertschätzend in diesem Forum kommuniziert wird. Ich habe noch eine Frage: Ist es normal, dass man auch nach gut einer Woche noch etWas Schmerzen beim Wasserlassen hat? Vielleicht habe ich mich da auch sehr verkrampft in dieser Woche im Krankenhaus, so dass ich erstmal lockerer werden muss. Die letztEn Tage hatte ich eine normale Urinfarbe, heute war er bräunlich. Wahrscheinlich ist so langsam die kleine Wunde zugewachsen. Blut hatte ich aber nicht im Urin.


    Vielen Dank auch für deine sehr hilfreichen Tipps für die BCG-Instillationstherapie. Ich bin sonst immer recht sportlich unterwegs. Also Tennis spielen und laufen, etc. Ist das dann noch möglich außer natürlich am Behandlungstag und dem Tag danach?


    Ich wünsche dir alles Gute


    Gruß


    Ralle

  • hallo Ralle,
    das ist immer ein eigener Prozess. Jeder kommt unterschiedlich da durch. Eine einheitliche Richtung gibt es da nicht. Du selbst wirst im Zuge der Therapie erkennen was geht und was nicht geht. Dein Körper wird es Dir signalisieren.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Lieber Ralle,


    zu deiner ersten Frage:


    Nach einer TUR-B hat man natürlich eine Wunde in der Blase, dadurch kommt es zu erheblichen Reizungen. Normal ist es ja, das die Blase ab einer gewissen Füllmenge ein Signal an das Hirn schickt, welches uns dann auffordert auf die Toilette zu gehen.
    Durch die TUR-B sind diese "Signale" nicht mehr so eindeutig - sodass wir öfter aufgefordert werden zur Toilette zu gehen.
    Weiterhin nimmt uns die Blase auch die TUR selbt und auch den Katheder danach etwas übel, sodass es zu einer vergleichbaren Reaktion wie eine Blasenentzündung kommt.
    Wichtig ist hierbei, sehr viel trinken - je mehr man trinkt um so schneller erholt sich die Blase undje schneller verschwinden auch die beschwerden beim Wasser lassen.
    Ich weiss, das man sich immer in der Falle befindet und sich selbst sagt: Ich trinke lieber weniger, weil ich dann nicht so häufig auf die Toilette muss und folglich weniger schmerzen habe.
    Das aber ist vollkommen der falsche Ansatz - deshalb gewöhne dir an, reichlich zu trinken - das wird später auch bei der BCG - Therapie von großen Vorteil sein.


    deine zweite Frage:


    Wie bei allen Medikamenten und Therapien sind die Nebenwirkungen bei jedem anders - manch einer hat die BCG - Therapie fast problemlos vertragen, es gibt aber auch Fälle, die die BCG - Therapie aufgrund sehr starker Nebenwirkungen abbrechen mußten.
    Somit kannst nur du selbst auf deinen Körper hören, er wird Dir Signale senden, wenn etwas "nicht geht".
    Ansonsten mein Rat: Tu nur das, was Dir gut tut.


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

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