Neu hier - Vater (73) bekam gestern Diagnose und Empfehlung zur Blasenentfernung

  • Hallo,


    noch geschockt vom Befund habe ich (45, verh., 2 Kinder) mich entschlossen, für meinen Papa erstmals an einem Selbsthilfeforum teilzunehmen.


    Befundbericht:
    TNM Klassifikation pT2, high Grade G3, Vo, ICD-O C. Eine immunhistochemische Zusatzuntersuchung wird gerade durchgeführt.


    Die Empfehlung lautet umgehende Blasenentfernung und eine Neoblase. Derzeit wird die Narkose/OP-Fähigkeit geprüft (Vorhofflimmern, Marcumarpatient, offene Beine bei Schäden der Venen).


    Ich bin dankbar für Erfahrungen
    - für eine Einschätzung, ob Alternativen realistisch erscheinen
    - mit der OP\der Neoblase und der Nachsorge
    - wie ich ihn unterstützen kann (und auch aus eurer Sicht - wie bitte nicht)


    Mit Pflegestufen, Schwerbehinderungen und dergleichen kenne ich mich leider gut aus - Mutter schwer Dement, wurde bisher von Papa und mir in der Pflegeklinik betreut. Vielleicht hat jemand auch ein ähnliches Umfeld und kann mich am Umgang damit teilhaben lassen. Derzeit wächst mir alles über den Kopf und ich versuche nun, mich zu sammeln, damit ich Kraft und einen kühlen Kopf für beide habe.


    Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

  • Mhh, da ich nichts höre (lese), gehe ich mal davon aus das es sich um eine kontinente Neoblase mit natürlichem Anschluss
    an die Harnröhre handeln soll.


    Bei dem pT2, high Grade G3 handelt es sich bereits um einen muskelinvasiven Harnblasenkrebs der bereits gestreut haben könnte. Die Betonung liegt hier
    auf könnte, nicht muss.


    In Anbetracht der Tatsache das Dein Vater


    - 73 Jahre alt ist
    - Dein Vater entsprechende Vorerkrankungen hat (Vorhofflimmern, Marcumarpatient, offene Beine bei Schäden der Venen).
    - Eventuell auch noch mit eine Chemotherapie zu rechnen ist



    rate ich dringend von einer kontinenten Neoblase ab.



    Warum ?



    Bei der kontinenten Neoblase ist mit einer OP Zeit zwischen 6 und 8 Stunden zu rechnen (Herzprobleme)
    Mit 73 Jahren wird es hinterher enorm schwierig die Inkontinenz in den Griff zu bekommen
    Mit zunehmenden Alter, eventuell auch in Pflege ist eine andere Harnableitung empfehlenswerter und auch einfacher zu händeln.
    Tagsüber und vor allen Dingen nachts wird die Inkontinenz ein Problem. Dein Vater müßte fast dauerhaft mit
    Windeln herumlaufen und mit diesen Vorlagen schlafen was nachts ein Problem werden könnte (Auslaufen ).
    Wenn die Ärzte behaupten das die Inkontinenz schnell in den Griff zu bekommen sei, dann ticken die nicht ganz sauber.
    Das wäre eventuell nur der Fall wenn dein Vater noch recht fit ohne Vorerkrankung durchs Leben turnen würde.




    Die Harnableitung sollte hier unter Berückdichtigung des Alters und der Vorerkrankungen ein Urostoma sein, eine
    Harnbeutelvariante die von dem Beroffenen selbst und später auch vom Pflegepersonal wesentlich einfacher zu
    handhaben ist.
    Nicht zu vergessen ist auch die wesentlich kürzere OP Zeit (3 bis 4 Stunden)


    Was ist ein Urostoma ? : Hier klicken, unser Lexikon oder / und Hier klicken (Leben mit einem Stoma)


    Sprecht das bitte mit den Ärzten ab, letztendlich entscheidet ja Dein Vater


    Weitere Fragen ?


    Gruß Rainer

  • Liebe Alexandra, Du bist hier im Forum gut aufgehoben !!! Herzlich willkommen von mir !!! Ich habe mich anfang diesen Jahres auch erstmals an ein Forum gewendet, da meine Mama auch eine Blasenkrebs-Diagnose bekommen hatte. Die Forum-Mitglieder haben uns beiden über die schwere Zeit hinweg geholfen. Ich weiss nicht, wie ich es ohne die persönliche Unterstüztung einerseits (Mut, Zuspruch, positive Gedanken) und die medizinischen Erfahrungsberichte andererseits geschafft hätte.


    Meine Mutter, ähnliches Alter, hat im April ein Urostoma (Beutel aussen) bekommen. Mit dem kommt sie gut zurecht.


    Vielleicht magst Du nachlesen, wie es bei meiner Mama gelaufen ist. Die Beiträge sind hier im Forum unter "Blasenentfernung" zu finden.


    Bei all dem was ich durch Lektüre, Arztgespräche und hier im Forum erfahren habe, macht eine Neoblase für Deinen Papa keinen Sinn (SEHR große OP, langes Training, bis ggfs. eine Kontinenz gegeben ist).


    Ganz liebe Grüße und
    ganz viel Kraft für die schwere Zeit !!


    Melde Dich mal,
    Vera

    Ich schreibe hier für meinen Vater. Erstdiagnose: pT1, G3, high grade

  • Liebe Alexandra,


    willkommen hier im Forum.


    Ich selbst kann dir zum Thema Neoblase/Urostoma (noch) nichts sagen, habe meine Blase noch und habe Anfang August mit der BCG-Instillations-Therapie begonnen.


    Von meinen drei Kindern ist meine 27 jährige Tochter behindert (Autistin), mein Vater ist dement. Ich habe sofort nach meiner Krebs-Diagnose im Heim meiner Tochter und auch im Betreuten Wohnen bei meinem Vater Bescheid gesagt. So war erstmal klar, dass ich nicht mehr ständig auftauchen kann, und mir wurde auch von beiden Stellen deutlich gemacht, dass ich auf jeden Fall Kräfte für mich aufsparen soll.


    Mein Vater hat nun in letzter Zeit seine Medikamente nicht mehr richtig genommen, ab morgen geht er 4 Wochen in die Kurzzeitpflege, ich dachte schon, er nimmt das nicht an, aber der Pflegedienst im Heim hat ihm das ganz toll als "Kur" verklickert... wollte sagen, ich fühle mich auch von dieser Stelle unterstützt.


    Ich weiß nicht, in welcher Pflegeklinik ihr eure Mutter betreut, aber ich denke, es muss erstmal alles für deinen Vater durchdacht werden. Vielleichtkommt er nach einer Urostoma-Anlage doch recht schnell wieder auf die Beine. Auf jeden Fall hat auch für dich der Tag nur 24 Stunden.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf eurem Weg.


    LG Heike

    1.TUR-BT am 1.6.15: pT1, pTa, [lexicon='Cis'][/lexicon] 2. TUR-BT am 29.6.15: kein Anhalt für Malignität. BGC-Instillationen ab 5.8.15 (reduzierte Version). 3. TUR-BT und Uretherpyleogramm am 17.12.15 - kein Nachweis von Tumorzellen im Resektat, aber im [lexicon='Urin'][/lexicon]. 24.6.16 Blasenperforation bei geplanter TUR, Urinzytologie: keine Tumorzellen . 4.TUR am 23.8.16: weder im Resektat noch im Urin Tumorzellen

  • Hallo Ihr Lieben,


    Danke für eure schnellen Rückmeldungen und das Ermutigen. Heute habe ich meinen Vater abgeholt, damit er sich vom ersten Eingriff erholen kann und die weiteren Untersuchungen erfolgen. Die Ärztd planen ein Ileum conduit, das sei aufgrund der Vorerkrankungen und des Altes ratsam.


    Die OP soll in etwa vier Wochen erfolgen und danach eine Reha. Weiteres kann ich noch nicht sagen, wir haben heute Termine für
    Urologie, Angiologie und Radiologie/MRT vereinbart, alles für diese und kommende Woche (auf zähes Nachhaken und Verhandeln geht das dann plötzlich schneller als ein Termin im Oktober oder Dezember).


    Vera: Danke, ich werde im Verzeichnis mal nachlesen.


    Psychisch geht es meinem Vater schon seit längerem sehr schlecht und bis zur Reha braucht er sicherlich mehr als Untersuchungen. Macht es aus eurer Sicht Sinn, daß mein Vater psychologische Hilfe erhält und wenn ja wie und wo kann man diese erhalten? Der Hausarzt hatte ihm aufgrund unserer Pflegesituation Antidepressiva verordnet, das ersetzt nun m. E. nicht die professionelle Hilfe. Ich selbst bin zwar systemischer Berater, aber das übersteigt meine Kompetenzen, außerdem bin ich ja nicht "neutral".


    Toll, euch gefunden zu haben! Danke...

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