Blasenkrebs bei meiner Mutter festgestellt

  • Hallo alle zusammen,


    ich will mich mal kurz vorstellen. Ich heiße Kerstin, bin 49 Jahre alt.


    Bei meiner Mutter, 87 Jahre alt, ist Ende August Blasenkrebs festgestellt worden, man ist sich nicht sicher ob es ein Urothelkarzinom oder ein Plattenepithelkarzinom ist. Auf jeden Fall ist es Stadium pT2, umfangreiche Infiltrationen in die glatte Muskulatur.


    eine TUR hat nur für einige Wochen Linderung verschafft, nun wurde sie wieder vor 10 Tagen eingeliefert, und nach einem Ultraschall ist festgestellt worden, daß der Tumor wiederum auf dieselbe Größe nachgewachsen ist.


    Der Arzt hat deutlich gesagt, daß man genau überlegen muß was zu tun ist, je nach dem was meine Mutter möchte. Der Trick ist, bislang hatte niemand meiner Mutter überhaupt gesagt, dass sie Krebs hat.
    Ich hatte zum Glück die Gelegenheit, einen klaren Moment meiner Mutter zu erwischen und habe mit ihr darüber geredet. Sie hat sich eindeutig dazu geäußert, das sie eine weitere Operation haben möchte, denn sie möchte schon solange sie herumlaufen kann und schmerz- bzw beschwerdefrei ist auch noch eine Weile leben.


    Sie hatte jetzt die Operation und berufliche Dinge haben mich volle 5 Tage davon abgehalten, meine Mutter zu besuchen.


    Heute konnte ich sie endlich besuchen und bin irgendwie geschockt.


    Erstens hatte man mir prognostiziert, daß sie schon Montag oder Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen werden kann, jetzt liegt sie immer noch und keiner kann mir sagen wie lange noch.
    Zweitens, meine Mutter läuft wieder etwas herum und scheint die OP erfolgreich verkraftet zu haben. Es ist auch besser und im Moment blutet sie fast nicht. Das ist schon mal toll.
    Drittens, kein Arzt in Sicht und keiner kann und will mir sagen was bei der OP eigentlich herausgekommen ist.


    Meine Mutter war heute sehr verwirrt - das kommt öfter vor und sie ist auch dement - und was mir sehr extrem aufgefallen ist, ist das sie das Essen verweigert. Nach Aussage einer Krankenschwester hat sie in den letzten Tagen mal so, mal so gegessen.
    Übrigens, meine Mutter wiegt mittlerweile nur noch so ca. 40kg.


    Ich bin wirklich verunsichert - ich weiß nicht was ich von all dem halten soll was ich hier sehe - der lange Krankenhaus-Aufenthalt, die Nahrungsverweigerung, was hat das zu bedeuten? Sie hat auch schon wieder keine Ahnung von allem - hat alles vergessen und ich habe Schwierigkeiten, auf ihre Fragen zu reagieren, wenn sie mich fragt was sie eigentlich hat und wann das wieder ok ist....


    Wer kann mir helfen? Was passiert da wohl?


    LG
    Kerstin

  • Hallo Kerstin,
    ja, was passiert da wohl ? Eine zweite TUR in diesem Stadium (mindestens T2) wäre eigentlich überflüssig, normalerweise
    gehört die Blase entfernt.
    Ich denke das die Ärzte bei deiner 87 jährigen Mutter einfach ein zu hohes Operationsrisiko sehen und sich deshhalb
    sehr dünne machen um Dir gegenüber nicht eingestehen zu müssen das man eigentlich (bis auf die TUR) nichts mehr
    machen kann.
    In der Tat, bei dem Zustand deiner Mutter ist eine solche OP hochgradig gefährlich.
    Die Frage ist, wie geht es nun weiter ? Wenn eine Operation nicht mehr in Frage kommt wird man versuchen
    palliativ weiter zu behandeln. Wie ? ich weiss es nicht. Mit nur noch 40 KG Gewicht wird eine Chemotherapie auch nicht
    in Frage kommen. Der Krebs wird sich weiter ausbreiten, es werden Metastasen bilden, es wird dann dem Ende zugehen.


    Beschaffe dir die genaue Histologie der letzten TUR und stelle sie hier ein, es ist durchaus möglich das man mit weitern
    TUR' s den Krebs noch eine Weile in Schach halten kann, wie lange, das kann dir keiner sagen.


    Kerstin, Sorry das ich das so beschreibe, es tut mir leid. Ob das ganze ein Trick ist deiner Mutter nichts zu sagen, ob es psychologisch richtig ist vermag ich nicht zu beurteilen. Normalerweise sollte man die Patienten wahrheitsgemäß aufklären
    damit sie selbst über den weiteren Weg, über weitere Möglichkeiten mit entscheiden können.


    Gruss Rainer

  • Hallo Kerstin,
    Deiner Schilderung hat Rainer eine Antwort hinzugefügt. Die ist inhaltlich auch nicht zu ergänzen. Da steht einerseits die Krebserkrankung und andererseits die Demenz. Die physische Konstitution Deiner Mutter kennst Du eher als wir. So stellt sich die Frage, in welchem Umfeld lebt Deine Mutter? Innerhalb der Familie, einer Pflegeeinrichtung oder gar allein? Die OP ist für einen hochbetagten Menschen schon sehr belastend und wenn überhaupt würde es zu einem Stoma (Beutel) führen. Aber auch hier muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein Stoma auch versorgt sein muss. Es sind schwierige Eckdaten und es ist davon auszugehen, dass die Ärzte dies in ihre Überlegungen einbezogen haben.


    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Hallo Rainer, hallo Wolfgang,


    vielen Dank für Eure Antworten.
    Ich versuche jetzt Montag einen Arzt zu erreichen und werde auch darum bitten, einen exakten Arztbericht zu erhalten.
    Den kann ich dann einstellen.
    Vielleicht kann mir der Arzt auch noch weitere Prognosen geben.
    Meine Mutter ist ansonsten körperlich sehr fit für ihr Alter, sie läuft normalerweise noch komplett frei ohne Hilfsmittel herum und ist sehr aktiv. Leider hat sie vor 2 Jahren vermutlich aufgrund ihrer Demenz in ihrer Wohnung einen Unfall erlitten und seitdem lebt sie in einem Seniorenheim.
    Der Arzt hatte mir schon gesagt dass eine große OP mit Entfernung der Blase eigentlich nicht mehr infrage kommt.
    Noch dazu, wenn ich den ersten Arztbericht lese, müßte man dann wohl die Vagina gleich mit entfernen, das ist ja dann gleich richtig viel.
    Wenn ich am Montag oder in den nächsten Tagen etwas höre, melde ich mich. Wenn es noch Methoden gibt, den Krebs etwas aufzuhalten, wäre das natürlich sehr toll.


    Vielen Dank für Eure Unterstützung!!


    Gruss
    Kerstin

  • Liebe Kerstin,


    erstmal Willkommen hier im Forum, ich ( wir alle) können deine Verunsicherung nachvollziehen und wir werden versuchen deine Fragen zu beantworten.


    Wie Rainer schon sagte, müßte die Blase bei deiner Mutter entfernt werden, aber aufgrund des allgemeinen Gesundheitszustandes deiner Mutter stellt sich für die Ärzte die Frage, ob dies überhaupt noch weitgehend gefahrlos möglich ist.
    Eine derartige OP, die zwischen 4 - 8 Stunden andauern würde, ist schon für wesentlich jüngere Patienten eine enorme Belastung - somit stehen auch die Ärzte vor einer Herausforderung.
    Auch wird eine alternative Behandlung nicht in Frage kommen (RCT / Radio - Chemo - Therapie).


    Weitere Prognosen auch wie lange der Krebs noch aufzuhalten ist, ist wirklich sehr schwer absehbar. Es kommt immer darauf an, ob der oder die Tumoren schon Anschluss an eine Vene gefunden haben.
    Man könnte das Tumorwachstum und die Bildung von Metastasen mit Hilfe einer palliativen Chemotherapie etwas verlangsamen und damit vielleicht etwas Zeit gewinnen.
    Nur muss man eben da auch genau Abwägen zwischen den Zeitgewinn und den Nebenwirkungen.



    Für dringend halte ich in diesem Fall auch eine Patientenverfügung, ich hoffe, das deine Mutter eine erstellt hat, falls dies nicht der Fall ist, sollte ein "klarer" Moment gesucht werden um dies nach zu holen.
    Auch wird sich die Frage stellen, ob das jetzige Pflegeheim zu einer palliativen Pflege in der Lage ist. Hier würde ich gezielt auf die Heimleitung zugehen und nachfragen.
    Falls man hier unbefriedigende Antworten erhält, würde ich im neuen Jahr beginnen einen Hospiz - Platz zu suchen.



    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Danke schön, auch für das herzliche Willkommen.


    Heute wurde meine Mutter aus dem Krankenhaus ins Seniorenheim zurück entlassen, mit einem Dauerkatheder, und ich konnte kurz mit dem Arzt telefonieren. Er sagte, es käme jetzt nur noch palliative Medizin infrage. Die Vagina ist mitbetroffen und nun kann man in Zukunft nichts mehr für sie tun.
    Ich bekomme am Mittwoch einen Termin mit dem Hausarzt, der sie im Heim besuchen wird, da werde ich das Thema Palliativmedizin und auch Pflege im Heim versuchen zu klären.


    Den Arztbericht werde ich dann vielleicht nochmal hier einstellen.


    Wenn ich was Neues habe lasse ich von mir hören.


    Vielen Dank jedenfalls erstmal, Andreas


    Gruß
    Kerstin

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