Neoblase und Fieber drei Monate nach OP

  • Euch allen ein Hallo ins neue Jahr hinein!


    Hier meine "Weihnachtsgeschichte", von der ich mich gerade erhole:


    Zwei Tage vor dem 4. Advent fühlte ich mich schon recht schlapp und am Samstag Nachmittag stellte ich bei mir, der seit mindestens einem Jahrzehnt kein Fieber mehr hatte, 39,3° C fest. Eingedenk der am 16. September erfolgten OP war damit nicht zu spaßen. Nur stand eben das Wochenende bevor und auch der örtliche Urologe war bis nach Drei Könige abgemeldet. Die OP erfolgte in München-Großhadern, zuvor und seit 2011 besorgten die Urologen in Planegg die nötigen Resektionen und Maßnahmen. Eigentlich ging es jetzt nur um eine kurze Untersuchung und eine Beratung für eine evtl. Medikation in aktueller Notlage. Dafür bot sich die Notfallambulanz im übersichtlicheren urologischen Spezialklinikum Planegg eher an, als der „große Apparat“ der LMU in Großhadern. In einer knappen Autostunde brachte mich meine Frau nach Planegg, wo wir allerdings zweieinhalb Stunden auf die einzige diensthabende Urologin warten mussten, ehe sie sagen konnte, dass sie mich einbehalten wollte. Katheter legen und Nadel setzen waren das erste, denn „der Dreck muss raus“… Ich musste sie eigens darauf hinweisen, dass mein Urin nach einer Schnellanalyse durchaus sauber war und dass ich mich bisher stets um möglichst vollständige Entleerung intensiv bemüht hatte (da seid Ihr ja Zeugen im Threat, den ich gesetzt habe "Wann ist eine Blase ganz entleert").


    Ich wurde dann ganze 11 Tage einbehalten, in denen nichts weiter erfolgte als Infusionen mit Antibiotika und fiebersenkendem Paracetamol. Vor Weihnachten wurde noch eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel gemacht und nach 8 Tagen ergänzend ein CT mit Kontrastmittel, die aber kaum Eingang in nähere Analysen fanden und mangels Auffälligkeiten kein Anlass zur Besprechung zusätzlicher Maßnahmen war. Am 10. Tag meines Aufenthalts bot mir einer der wechselnd eingesetzten Oberärzte die Entlasssung an. „Ja aber ich habe doch noch Temperatur und eine Ursache wurde doch auch nicht ermittelt!“ Daraufhin erfuhr ich, dass das KH an einem Pt kein Interesse mehr hat, wenn es durch die Behandlungsmaßnahmen keine Fortschritte mehr gibt. Ich könne aber gerne noch dableiben… Dazu war ich aber psychisch schon zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, schon zu sehr zermürbt, zumal durch ein zusätzliches Antibiotikum auch der Darm noch im Eimer war und ständig neue Nadeln gesetzt werden mussten, da angeblich durch Dauerinfusion die Venen ihre Elastizität verlieren.


    Nun meine Fragen:


    Wo weichen Eure Fieber-Erfahrungen von meiner positiv ab?
    Wie kann man Fieber bekommen bei tadellosen Blut- und Urinwerten?
    Hätten Eure Ärzte eine kleine Lymphocele mit geringem Restrisiko punktiert bzw. gefenstert?


    Was hätte noch zu Gebote gestanden (z.B. internistisches Konzil?)


    Muss man nach einer Neoblase u.U. mit erhöhter Temperatur leben?


    Wenn ich dazu aus Eurem Erfahrungsschatz nützliche/tröstliche Hinweise erhalten könnte - das wäre wunderbar! Wahrscheinlich war meine Erwartungshaltung überzogen, mir stünde nach einer Muster-OP und einer Muster-Reha nun auch eine Muster-Heilung zu.


    Herzlichen Gruß vom eingeknickten
    Uro Thelius

    2011 Urothelkarzinom pTa (G3) ; Resektionen, Blasenspülungen mit BCG; chron. Urocystitis
    2012 TUR-B und RUP und DJ-Einlage links, keine Malignität
    2013 regelmäßige Zystoskopien (ohne HEXVIX), ohne Auffälligkeiten
    2014 Zystoskopien mit unklarem Bild, jedoch ohne weitere Veranlassungen
    2015 Nachweis von pTa (G2) und erstmals Tis; Nachresektion: Blase sauber, doch pTa (G2) im Harnleiter;
    radikale Zysto-Prostatektomie, Lymphadenektomie bds., Anlage einer Ileumneoblase,
    2016 Anastomose-Korrekturen

  • Lieber uro Thelius,
    Das ist ja gar keine schöne "Weihnachtsgeschichte", die du da schreibst.
    Ich hatte bisher 3 Infekte, wobei der zweite wohl ein wiederaufflammen des ersten war. Dabei hatte ich auch Fieber (gefühlt war ich mit 38,5 scheintod - hatte das aber auch das letzte Mal vor ich weiß nicht wie vielen Jahren) und starke Bauchschmerzen, besonders entlang der inneren Nähte (so fühlte es sich jedenfalls an). Allerdings konnte bei mir jedesmal ein Keim (Proteus) bzw. beim 3. Mal eine extrem hohe Zahl der eh immer im Darm vorhandenen E Coli's nachgewiesen werden.
    In keinem Fall wurde ich einbehalten, obwohl ich beim 3. Mal auch die Rettungsstelle in meinem OP Krankenhaus (Humboldt Krankenhaus Berlin) anlaufen musste. Der erste und zweite Infekt traten in der AHB auf...
    Ich bekam jedesmal Antibiotika (bei 1 & 3 Cipro, bei 2 unacid), die auch jeweils auch nach 2 Tagen zur Fieberfreiheit führten. Es wurde auch immer noch ein Blutbild gemacht und BGA.
    Damit habe ich anscheinend doch Glück gehabt, obwohl ich auch immer wieder hadere - es könnte besser laufen ....
    Ich würde doch nochmal den behandelnden Urologen "auf die Nerven gehen" - obwohl meine Erfahrung hier auch sagt, dass man dort eher abgewimmelt wird, wenn sich die Symptome gebessert haben. Zumindest die Lymphocele sollte aber doch nochmal näher beleuchtet werden. Alternativ - ein Schritt, den ich auch immer wieder in Betracht ziehe - sich nochmal mit dem Operateur in Verbindung setzten, wenn keiner einen Huf zieht. Die Karte hab ich aber auch noch nicht gezogen, weil ich dabei das Gefühl habe meinen Uro zu übergehen (bin eben typisch deutsch am einhalten der Befehlskette ... :/ ). Es bleibt halt immer eine Gratwanderung.
    Eine echten Rat kann ich also nicht geben, nur vielleicht ein bisschen trösten - es geht dir nicht alleine so, die Unsicherheit wird uns wohl eine ganze Weile begleiten .... Einstweilen wünsche ich dir gute Besserung und ein bisschen zur Ruhe zu kommen!
    Lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde