Kommunikation der Ärzte

  • Es ist ja wirklich nichts Neues, dass man sich darüber austauscht, dass die Art der Kommunikation der Ärzte nicht unbedingt den Heilungsprozeß unterstützt - dennoch frage ich mich, was mögliche, sinnvolle Wege wären, dies auf geeignete Weise Ärzten deutlich zu machen.
    Manches kann man sicher abhaken unter: der weiß einfach nicht, wie er darüber reden soll. Aber was mir als Angehörige bei den bisherigen Treffen (bin immer dabei, weil 4 Ohren mehr hören als 2) mit den Ärzten auffiel war auch, dass die Ärzte lieber eine schlechte Prognose unbedingt noch erwähnen, als seien sie die Schreiber eines Medikamentenbeipackzettels, wo unbedingt alle Nebenwirkungen erwähnt sein müssen, damit sie nicht haftbar gemacht werden.


    Gibt es spezielle Anordnungen, dass dies erfolgen muss oder hatte mein Mann einfach besonderes Glück bei den ihn behandelnden Ärzte?


    Beispiel: Er wurde Mittwoch operiert, direkt nach der OP wurde ich wie erbeten angerufen. Hab mich auch dafür sehr bedankt. Dann hieß es am Telefon, der Befund würde in einer Woche vorliegen. Ich war erstaunt, fragte nach, warum dies nicht wie sonst nach 2 Tagen vorliegen würde und bekam zu hören, nein, das würde auf jeden Fall 4 Tage dauern und dann würde sie lieber ein paar Tage zugeben, damit sich der Patient hinterher freuen kann, wenn es schneller geht.
    Die Tatsache, dass die Aussage, dass man eine Woche auf den Befund warten muss eine Belastung darstellt, wurde nicht in Erwägung gezogen.
    Und dann war der Befund wie beim letzten mal nach 2 Tagen da...
    Warum wird also nicht gesagt: wir bemühen uns, dass der Befund in 2 Tagen da ist, vielleicht dauert es auch 3-4 Tage, das können wir nicht abschätzen?
    warum andersherum?


    Nächste Situation: der Befund ist da, bei der Visite wird Instillationstherapie empfohlen. Auf Nachfrage wird mir am Stützpunkt der Befund ausgedruckt und mit den Worten übergeben: a"ber das bedeutet nicht, dass nach der nächsten TUR B nicht doch die Blase raus muss." -
    Mit verlaub, wir sind alle keine Hellseher, natürlich kann sich die Situation verschlechtern, aber das wissen wir doch zum jetzigen Zeitpunkt nicht, auch der Arzt nicht, warum macht er also diese Bemerkung?


    Ich bin dann immer sprachlos und geplettet, weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Einerseits will ich ja keinen Streit mit den Ärzten, aber andererseits will ich ihnen zurückspiegeln, dass ich das nicht hilfreich finde.


    Wie sind da eure Erfahrungen? Nützt es, was zu sagen?


    Viele Grüße
    Christina

  • Ja, es ist nicht immer einfach mit den Medizinern. Manchen fehlt es einfach an der erforderlichen Sensibilität. Zum Befund? Zwei Tage ist enorm schnell. Selbst vier Tage sehe ich als "rekordverdächtig" an. Bei mir waren es seinerzeit jeweils etwa 10 Tage. Auch möchte ich anmerken, dass die Instillationstherapie auch erfolglos bleiben kann. Dies haben wir oftmals erlebt. Ich selbst habe nach der BCG Therapie meine Blase verloren und vor garnicht langer Zeit auch "bar65". Es ist und bleibt ein Versuch. Doch er ist es wert.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Liebe Christina,


    da ist mit Sicherheit "was dran", was Du sagst u. ich könnte auch -zig Beispiele nennen aber denke mal über folgendes nach:


    > ich war in meinem Leben Banker u. Anlageberater. Stell Dir vor, ich hätte Dich - wenn auch mit anderem Sachverhalt - so behandelt!
    Entweder hättest Du gleich die Bank gewechselt oder mich zumindestens eindeutig zusammengestaucht - stimmt's?
    So, warum gehst Du mit den Ärzten nicht genau so um? Wenn Du Dir die Frage selbst beantwortest, hast Du die Erklärung....


    > Heute ist alles in AGB's - dokumentierten Niederschriften usw. usw. hieb- u. stichfest - 1000 mal von Anwälten geprüft - festgehalten!
    Was haben Ärzte u. -auch andere Berufsgruppen - für eine Veranlassung, sich unnötig durch verbale Aussagen auf's "Glatteis" zu bewegen?
    Darauf warten wiederum Menschen, die sich ausschließlich damit beschäftigen, Fehler/Fehlverhalten bei Menschen festzustellen.


    Verstehe bitte meinen Beitrag nicht als Plädoyer für Ärzte. Ich versuche nur nüchtern zu beschreiben - wie es heutzutage so "zugeht".


    LG Helmut

    Kurze Zusammenfassung:


    2012: Herzinfarkt, Bypässe,Herzklappe
    Aug 2015 = radikale Zystektomie
    mit Uro-Stoma'] - Klassifizierung: pTa pNO LO VO RO pTis
    Sept 2015 = beiders. Schienen nach Nierenstau( mit 6-wöch. Wechsel baw.)
    Aug 2016 = Entf. beider Harnl.-schienen

    März 2017= meine Frau stirbt an Leberkrebs

    Juni 2017= l. Harnleit. zugewachs u. kürbisgr. Hernie

    Nov. 2017= 6-stünd. OP (Harnl. neu annähen u. Entf. Hernie

  • Hallo Christina,


    das Dumme ist, dass Kommunikation mit Patienten kein Zwangskurs im Medizinstudium ist.
    Emphatie leider auch nicht.
    Deshalb kommunizieren Mediziner, wie sie kommunizieren.
    Mal sagen sie zuviel, wie bei dir, oder zu wenig, wie bei mir.


    Da hilf nur klare Kommunikation der Patienten.
    Ich habe mehr nachgefragt, du könntest ihnen sagen, dass es dir lieber ist, wenn sie dir nur Tatsachen und keine Vermutungen erzählen.


    Übrigens, Wolfgang, bin ich auch eine von denen, die trotz BCG Installation ihre Blase verloren hat, weil das vermaledeite CIS einfach nicht aufs BCG reagieren wollte.


    Viele Grüße
    Elbfrau

    2012 Neuroendokriner kleinzell. CA, TUR,4 x Chemo Cisplatin + Etoposid, CIS, 2013 BCG Vers. Zystekt.

  • Warum "stauche ich den Arzt nicht zusammen" oder zeige auf andere Weise dem Arzt, dass seine Art der Kommunikation zumindest für mich unpassend war?
    da gibt es drei Gründe: zum einen die Abhängigkeit, weil mein Mann dort wieder operiert wird und im Kopf die Sorge ist: was könnte das für Konsequenzen haben, die er ausbaden muss; zweitens dass ich in der Situation einfach selbst viel zu dünnhäutig war / bin um so "normal" zu reagieren wie bei einer Bank und drittens weil ich als Angehörige in so einer Situation bin wie zwischen Baum und Borke. Nicht direkt betroffen aber dann natürlich doch - und dann die Spukfrage im Hinterkopf Warum mischt die sich denn ein?


    Natürlich ist es wichtig zu wissen, dass weiterhin der Krebs sich so ausweiten kann, dass die Blase zu einem späteren Zeitpunkt dennoch entfernt werden muss. Das stimmt. Das weiß ich auch. Aber die Frage ist für mich wie, wann und in welcher Weise der Arzt dir dies übermittelt. So über den Thresen beim Stützpunkt der Station vor einigen anderen nebenbei noch mal "rübergeschleudert" während er ein Papier ausdruckt ist für mich nicht die Art, die ich für angemessen halte.


    Habt ihr Erfahrung damit, dem behandelnden Arzt einen Brief bzw eine eMail zu schreiben? Das hätte den Vorteil, man kann in Ruhe überlegen und der Arzt kann es in einem ruhigen Moment lesen.


    Trotz allem (oder eher gerade deshalb) : allen frohe, ermutigende Ostern - und danke für eure Unterstützung und dem Mitdenken1
    Christina

  • Hallo Elbfrau,


    Deine ersten Zeilen treffen "den Nagel auf'n Kopf" ! Besser kann man es nicht ausdrücken!!!!!!!!

    Christina, meine Frau u. ich sprechen "aus einem Rohr". Das wissen die Ärzte in der Klinik auch inzwischen.
    Also, laß' Dir nicht alles gefallen. Keine Angst oder so 'ne Art "Überrespekt" entwickeln. Höflich aber bestimmt nachfragen.
    Manche Ärzte (Menschen) brauche das - macht auch die "Luft sauber".
    Brief u. Mails sind m. E. nicht so zielführend. Besser sind wichtige Stichpunkte vor dem Termin.


    LG Helmut

    Kurze Zusammenfassung:


    2012: Herzinfarkt, Bypässe,Herzklappe
    Aug 2015 = radikale Zystektomie
    mit Uro-Stoma'] - Klassifizierung: pTa pNO LO VO RO pTis
    Sept 2015 = beiders. Schienen nach Nierenstau( mit 6-wöch. Wechsel baw.)
    Aug 2016 = Entf. beider Harnl.-schienen

    März 2017= meine Frau stirbt an Leberkrebs

    Juni 2017= l. Harnleit. zugewachs u. kürbisgr. Hernie

    Nov. 2017= 6-stünd. OP (Harnl. neu annähen u. Entf. Hernie

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