Mein Vater (74) hat ein Blasenkarzinom und ist Bypass-Patient, kennt sich jemand mit Blasenkrebs bei Herzkranken aus?

  • Liebes Forum,


    mein Vater hat vorgestern, nachdem quasi reines Blut beim Wasserlassen rauskam (er beschreibt es als schon gewissermaßen klumpig), eine TUR erhalten. Es wurde dabei ein 5 x 5 cm großer Tumor entfernt. (Das ist sehr groß, oder? Ich habe wenig zu der Größe von Blasentumoren bisher finden können). Erstausssage war, dass dieser oberflächlich sei (aber wird das vielleicht zunächst immer gesagt, um den Patienten nicht sofort extrem zu schocken?) Ist bei dieser Größe eigentlich eine Klassifikation als nicht-invasiv/in max. P1 überhaupt wahrscheinlich? Die Ergebnisse der histolog. Untersuchung kommen erst irgendwann nächste Woche.
    Obwohl man gestern noch gewillt war, ihn heute zu entlassen, hat der visitierende Arzt heute früh wegen der anhaltend starken Blutung die Entlassung abgesagt. Muss ich das als ein sehr schlechtes Zeichen interpretieren? Wie lange ist eine (sehr starke!) Rotfärbung des Urins nach der TUR noch normal?


    Nun kommt hinzu, dass mein Vater vor ein paar Jahren einen zweifachen Bypass gelegt bekommen hat und seitdem die üblichen Herzmedikamente nimmt, allerdings keinen Blutverdünner mehr. Aspirin aber permanent.


    Da er im Rahmen der Voruntersuchung beim EKG Vorhofflimmern hatte, ist die Kardiologin im AKH Harburg beunruhigt gewesen und hat empfohlen, trotz des Eingriffes auf jeden Fall die Aspirin weiter zu nehmen. Weiß jemand, ob sich die Einnahme von Aspirin bei Herzpatienten negativ auf die (im Grunde ja nicht unübliche) Blutung nach der TUR auswirkt? Anscheind hatte er bereits eit November 2015 immer wieder mal Blut im Urin, was auf die Herzkrankheit respektive Medikamenteneinnahme zurückgeführt wurde (weder die Hausärztin noch der Kardiologe kamen offensichtlich auf die Idee, das auch mal urologisch abklären zu lassen).
    Da man bei einer regulären Blutentnahme aus der Vene wohl Schwierigkeiten hatte, ihm Blut abzuzuapfen, hat mein Vater gerade Angst, dass er dabei ist, auszubluten. Ich habe ihn durch Beispiele meiner früher z.T. sehr starken Menstruationsblutungen (infolge Endometriose) versucht, etwas zu beruhigen. :/
    Aber mich würde interessieren, ob es auch andere Herzpatienten gibt, die von erschwerten Blutungen berichten können? Ausserdem würde es mich freuen, mal zu hören, ob beim Zusamentreffen dieser beiden Disaster aus Eurer Erfahrung heraus noch eine echte Heilung denkbar ist. Ich habe gerade bei jeder Vollnarkose schon Angst, ob er den Eingriff packt. Und wenn ich dann was über Blasenentfernung und Neublasen etc. lese, kriege ich ganz wackelige Knie.


    Freue mich über Eure Erfahrungen oder Anregungen.


    Ist jemand vielleicht im AK Harburg operiert worden? Mein Vater ist dort sehr unglücklich mit den anscheinend sehr kurz angebundenen und unzureichend aufklärenden Ärzten. Daher hat er sich sehr gefreut, dass ich ihm von diesem Forum hier berichtet habe und mich gebeten, dort nach den Erfahrungen (speziell anderer Herzpatienten) zu fragen.


    Viele Grüße,
    J

  • Lieber Jase,


    erstmal Willkommen in unserem Forum, ich werde auch gleich versuchen deine Fragen zu beantworten.


    Ein Tumor von 5 x 5 cm ist schon recht groß, da Blasentumore recht langsam wachsende Tumoren sind, wird dein Vater den Tumor schon einige Jahre mit sich herum tragen.
    Auch ein so großer Tumor kann ein oberflächlicher Tumor sein, dies weiss ich aus eigener Erfahrung, mein Erstbefund war vor 4 Jahren ein "apfelgroßer Tumor" der ebenfalls oberflächlich (pTa) war.


    Im Normalfall wird man nach der TUR-B noch 4-5 Tage im Krankenhaus bleiben, am ersten Tag wird die Blase mit einer Kochsalzlösung gespült, diese Spülung wird erst beendet wenn der Urin einigermaßen klar wird. Danach verbleibt der Katheder noch für 2 Tage - bis kaum noch Gewebeteile und Blut sichtbar sind, erst danach sollte eine Entlassung aus dem Krankenhaus anstehen.


    Blut ist ein sehr sehr guter Farbstoff, das heißt schon ein Tropfen ist ausreichend um ein Liter Flüssigkeit gut einzufärben. Die Frabe des Urin sagt also nichts über die Menge des darin gelößten Blutes aus.


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hallo, noch ergänzend zu Andreas Antwort.


    Richtig, 5 mal 5 cm ist schon sehr groß, entsprechend groß ist die Wunde in der Blase. Durch den Blutverdünner ASS 100 (Aspirin) blutet das ganze etwas stärker und länger. Ich denke auch das es es ein paar Tage länger dauern wird bis die Blutungen aufhören, das ist aber kein Grund zur Sorge. Da kann sogar noch bis zu 4 Wochen nach der TUR etwas Blut und vor allen Dingen dunkelrote Blutkoagel abgehen.
    Dieses Aspirin (ASS100) kann ruhig weiter genommen werden, auch beim Zähne ziehen muss es nicht abgesetzt werden. Eine andere Sache ist Macomar, das wird wahrscheinlich abgesetzt werden müssen.


    Auch ein so großer Tumor kann durchaus oberflächlich sein, also ein T1 bei dem eine vollständige Entfernung durchaus möglich ist. Jetzt kommt es auf das Grading, also auf die Aggrissivität der Tumorzellen an !. Ist es G1-G2 low Grade, oder eher ein G3 high Grade. Dies werdet ihr bei der Bekanntgabe der Histologie erfahren.


    Ist es ein G3 sieht es schon nicht mehr ganz so gut aus.. es könnte auch ein CIS sein, CIS Tumore sind flach und brandgefährlich, immer G3.


    Mit 74 würde ich mir keine Neoblase mehr machen lassen, in diesem Alter wäre ein Stoma das richtige. Vorteile eines Stomas sind verkürzte OP Zeit (3-4 Stunden statt 8 Stunden bei eine Neoblase, sofort kontinent, saubere, einfache Handhabung.


    Also, wir müssen jetzt wirklich die Histologie abwarten. Poste das Ergebnis hier drunter und wir können damm näheres raten.


    Gruß Rainer

  • Lieber Andreas, lieber Rainer,


    vielen Dank für Eure schnellen und auch beruhigenden Antworten - tut ziemlich gut, sich mal mit anderen Betroffenden darüber austauschen zu können, das wirkt schon beruhigend auf das "Kopfkino". Da ich vor einigen Wochen einen sehr plastischen Traum vom Tod meines Vaters hatte, war dieser ganz unerwartete Befund jetzt für mich ganz schwer zu verkraften. :-/


    Ich poste das Ergebnis nächste Woche, klar.


    Mein Vater wurde in Hamburg operiert - ich selber wohne in Berlin und möchte ihn am liebsten bald nach der Entlassung hierher holen. Falls jemand in besonders empfehlenswerter Behandlung in einem Berliner Krankenhaus war/ist oder im südwestlichen Berlin einen exzellenten Urologen kennt, der vielleicht sogar auch Erfahrung mit Herzpatienten hat, würde ich mich über einen Adresstipp sehr freuen.


    Viele Grüße und Euch allen ein schönes Wochenende,
    Jase

  • Hallo Jase,


    ich bin im AK Harburg operiert worden (Prof. Bach, Filippow). Ich bin sehr gut betreut u. behandelt worden.
    Mich wundert jetzt Eure negative Erfahrung. Mit welchen Ärzten hattet Ihr zu tun? Ich kenne sie inzwischen fast alle.
    Aber man sieht an diesem Beispiel, daß jeder für sich andere Erfahrungen haben kann.


    Wie Du siehst, hatte ich 2012 meine Bypass- u. Herzklappen-OP(Hamb-Eppendorf). Bez. der Herzmedikamente konnte ich
    Ass 100 bei der TUR u. der Haupt-OP 2015 einfach rd. 1 Woche weg lassen. Muß nicht für andere gelten.
    Ich kann mich allerdings daran erinnern, daß sie bei der Herz-OP mein Blut nicht stoppen konnten,
    weil ich noch Ass im Blut hatte. Es war ziemlich heikel u. es war eine Not-OP erforderlich.


    Wenn Du noch was wissen möchtest - sag Bescheid.


    LG Helmut

    Kurze Zusammenfassung:


    2012: Herzinfarkt, Bypässe,Herzklappe
    Aug 2015 = radikale Zystektomie
    mit Uro-Stoma'] - Klassifizierung: pTa pNO LO VO RO pTis
    Sept 2015 = beiders. Schienen nach Nierenstau( mit 6-wöch. Wechsel baw.)
    Aug 2016 = Entf. beider Harnl.-schienen

    März 2017= meine Frau stirbt an Leberkrebs

    Juni 2017= l. Harnleit. zugewachs u. kürbisgr. Hernie

    Nov. 2017= 6-stünd. OP (Harnl. neu annähen u. Entf. Hernie

  • Lieber Helmut,


    vielen Dank für Deine sehr hilfreiche Antwort, die ich gleich an meinen Vater weiterleitet habe. Namen der Ärzte kann ich noch nicht nennen, das kann ich ggfls. nachreichen. Ich war leider noch nicht bei ihm im Krankenhaus, da ich in Berlin wohne und er eigentlich heute ja hätte entlassen werden sollen.


    Die Info mit dem kurzzeitigen Absetzen der ASS 100 ist sehr interessant, vielleicht lohnt sich das auch jetzt postoperativ ja noch. Oder zumindest, wenn noch ein weiterer Eingriff folgen sollte.
    Nun warten wir erstmal auf den Befund nächste Woche- davon hängt ja letztlich alles ab.


    Danke schonmal für Deine Hinweise und alles Gute für Dich und Deine Familie (schönes Foto! :-))
    Jase

  • Dieses Thema enthält 52 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registriere dich oder melde dich an um diese lesen zu können.