Unglaublich, aber leider wahr!

  • Hallo,
    auch mich, mit meinen 52 Jahren hat es erwischt!
    Doch der Reihe nach: Ich bin aktiver Sportler, Triathlet und Turniertänzer. Am 08. November 2015 ging ich nach einem Bauchmuskeltraining auf die Toilette. Dann der Schock: Die letzten Urintropfen waren mit Blut vermischt. Ich habe sofort einen Termin beim Urologen vereinbart. Zwei Tage später, in der urologischen Praxis, musste ich meinen Urin abgeben, der ohne Befund!!! war und ich bekam das "volle" Untersuchungsprogramm, ausser einer Blasenspiegelung. Da die ganzen Untersuchungsergebnisse negativ ausfielen, ging ich einigermaßen beruhigt nach Hause.
    Ca. 2 Wochen später hatte ich erneut 2 - 3 Tropen Blut im Resturin. Ein beklemmendes Gefühl stieg in mir hoch, nachdem ich im Internet recherchiert habe, was dies sein könnte. Ich also erneut zu meinem Urologen: Das Ergebnis blieb das selbe: Urin "jungfräulich, alles andere ebenfalls negativ. Mein Urologe meinte, es könnte durchaus vom vielen Sport kommen, eine sogenannte Sportleprostatitis. Wenn sich das ganze nicht beruhige, müsste man eine Blasenspiegelung in Betracht ziehen!


    Danach hatte ich ca. 4 Wochen Ruhe. An einem Sonntagabend, vor dem Schlafengehen, ging ich auf die Toilette... ihr könnt euch vorstellen, was passiert. Gott sei Dank war meine Frau anwesend, der ich das Blut zeigte. Sie hatte mittlerweile auch ihre Zweifel, ob ich tatsächlich Blut im Urin hatte. Nach einer schlaflosen Nacht hatte ich einen Entschluss gefasst: Ich suchte mir einen "neuen" Urologen.
    In einer renommierten urologischen Gemeinschaftspraxis bekam ich sehr schnell einen Termin. Erneut wurde ich ausführlich untersucht: Urin negativ, mir wurde eine Prostata-Entzündung diagnostiziert.
    6 Wochen Antibiotika...toll! :( Während dieser Zeit hatte ich Ruhe, kein Blut, nichts. 3 - 4 Tage danach, erneut Blutstropfen!!! "Kein Grund zur Sorge", versucht mich mein neuer Urologe zu beruhigen, die Prostatitis sei hartnäckig. Ach ja, meinen Urin habe ich auch wieder abgegeben... ihr kennt das Ergebnis :evil:


    Zwischenzeitlich hatte ich mir eine Erkältung eingefangen und ging zu meinem Hausarzt. Nebenbei sprachen wir über meine Erlebnisse bei den Urologen. "Um wirklich sicher zu gehen, schicke ich Sie in CT, dann haben wir Klarheit!" 2 Wochen später lag ich, nachdem ich das Kontrastmittel gespritzt bekam, in der "Röhre".
    "Alles bestens, Sie haben einen leichten Reflux", lautet das Ergebnis. Ich war beruhigt und tiefenentspannt, also doch eine gereizte Prostata!


    In der selben Woche am Freitag, wieder Blut im Urin. Mein Urologe hatte Urlaub, ich musst zu seinem Kollegen. Dieser sah sich mein "Krankheitsbild" an und schmunzelte, ich war also ein Hypochonder! "Gerne können wir einen Tumortest machen, den sie aber selbst bezahlen müssen!"
    67 Euro, für einmal über einen "Plastikstreifen" pinkeln, der wie ein Schwangerschaftstest aussieht. "Nach 15 Minuten haben wir das Ergebnis!" Da im CT nichts zu sehen war, war ich relativ entspannt.
    "Wie ich es mir dachte, negativ, sie haben zu 95% keinen Tumor!" Zum ersten Mal seit langem atmetet ich tief durch: CT und Tumortest negativ!


    Am Gründonnerstag, das gleiche Spiel: Blutstropfen, diesmal jedoch stärker, im Urin. Hinzu kam ein Brennen in der Harnröhre, das auch nach dem Pinkeln anhielt. Einfach ignorieren, dachte ich, alles ist ok. Das Brennen wurde schlimmer, ich musste erneut auf die Toilette. Toll, dachte ich, genau vor Ostern! Ich suchte einen Plastikbecher, ging auf die Toilette und pinkelte in den Becher. Anschließend fuhr ich in die Notfall-Urologie im Krankenhaus. "Den Urin können sie wegleeren, wir brauchen frischen!" Mit diesen Worten wurde ich begrüßt. Also gut dachte ich, diesmal kann ich es "beweisen", dass was nicht stimmt. Ich gab brav meine Urinprobe ab und wurde von einem Arzt ca. eine halbe Stunde untersucht. "Alles bestens, warten wir noch auf das Ergebnis der Urinprobe!"
    Was soll ich sagen, die Urinprobe war negativ!!! ;( "Was wollen Sie eigentlich hier, Sie wissen schon, dass wir hier eine Notfall-Urologie sind. Sie sind gesund, ich kann Ihnen ein Schmerzmittel aufschreiben!" Mit diesem Worten wurde ich Simulant weggeschickt. Super, was soll ich mit einem Schmerzmittel???


    In meiner Verzweiflung rief ich meinen Hausarzt an und fragte ihn was ich nun tun solle. Er schickte mich zu einer Bekannten, die eine private, urologische Praxis betreibt. Super, das ganze Prozedere nochmal... Im Schnelldurchlauf: Urin negativ, alles ok. Eine neue Diagnose lautete: Abakterielle Prostatits! Aber: Wenn wieder Blut im Urin sein solle, müsse ich eine Blasenspiegelung in Betracht ziehen! So weit so gut, das Wochenende hatte ich Ruhe, am Montag dann wieder Blut im Urin. Ich rief der Ärztin an und fragte nach einem Termin: Frühestens am Donnerstag, aber es hat wirklich keine Eile! Hartnäckig bestand ich jetzt auf den Termin am Donnerstag. Mit meiner Frau und einem mulmigen Gefühl fuhr wir zum Termin.
    "Machen Sie sich keine Sorgen, da ist nichts und ich bringe ihn unbeschadet zurück!" Mit diesen Worten ging ich ins Untersuchungszimmer. Die Prozedur der Blasenspiegelung schenke ich mir, dann sah ich meine Blase von innen auf dem Monitor: "So weit so gut...Stop, da links ist etwas, was nicht hingehört! Das scheint ein Tumor zu sein!" Oha...


    Dann saßen wir vor der Ärztin, die nicht so wirklich wusste, wie sie mir/uns das erklären solle: "Links in der Blase hat sich ein kleiner Tumor gebildet, der leider nicht ganz sichtbar ist!"
    In diesem Augenblick fühlte ich zwei Dinge: Triumph, kein Hypochonder zu sein und... Wut. Keiner nahm mich ernst, da ich ja ein CT und einen Tumortest gemacht hatte.
    TUR - Blase stand auf der Überweisung ins Krankenhaus, in 10 Tagen. Meine Frau war total aufgelöst und ich versuchte sie zu beruhigen, indem ich ihr sagte, dass es so schlimm nicht sein könne, da ich sonst viel früher unterm "Messer" liege...

  • Tag X, Krankenhaus, OP - Termin:
    Eine Beruhigungstablette, dann Spinalanästhesie (nie wieder). Die OP ist vorbei, ich wache auf, kann meine Beine nicht bewegen, mir ist speiübel und ich habe wahnsinnige Schmerzen im linken Nierenbereich. Der Katheder trägt auch nicht gerade zu meinem positiven Stimmungsbild bei. Der Arzt erklärt meiner Frau und mir (im Halbschlaf): "Der Tumor war größer als erwartet und hatte sich vor dem linken Harnleiter gebildet. Wir mussten etwas mehr "wegschneiden" und damit sich der Harnleiter nicht vernarbt, haben wir eine Schiene legen müssen!" Ok, hab ich zwar anfänglich nicht verstanden. Am nächsten Tag bekomme ich die "Chemo-Flüssigkeit" in die Blase, alles so weit so gut, wenn nicht immer diese Nierenkoliken links wären... jetzt verstehe ich auch, was es mit dieser Harnleiterschiene auf sich hat: Die will mich ärgern und mag mich nicht! Am nächsten Vormittag, "rupft" mir die Schwester den Katheder raus angry.png Endlich Duschen denke ich und ignoriere den Schmerz vom Entfernen des Katheders. Unter der Dusche merke ich plötzlich, dass ich pinkeln muss. Da ich ja unter der Dusche steht, kann ich ja mal antesten denke ich. Ganz vorsichtig versuche ich ein paar Tropfen zu pinkeln...und werde vor Schmerzen an die Duschwand geworfen! Ein Rückstau in die Niere, die sich gefühlt zu einem Fußball aufgeblasen hat. Oh mein Gott, wie soll denn das gehen??? Beim zweitem Mal auf der Toilette, geht es etwas besser, einfach in den Schmerz atmen crying.png , aber wirklich viel kommt nicht...außer Blut. Beim dritten Mal kommt gar nichts mehr...
    Die Schwester ruft daraufhin den Bereitschaftsarzt...ein Orthopäde!!! Na ja, es ist Pfingsten. Nach ca. 30 Minuten und eine Blase, gefühlt wie ein Medizinball, kommt er endlich. "Wir müssen wieder einen Katheder legen". Zwischenzeitlich ist mir alles egal, Hauptsache die Schmerzen gehen weg. Nachdem der Katheder gelegt ist, ändert sich nicht wirklich was... ganz im Gegenteil: Es wird immer schlimmer. Erneut klingle ich der Nachtschwester: Der Katheder scheint nicht richtig gelegt zu sein, wir sollten einen neuen legen!!! Mir ist mittlerweile alles egal: Katheder raus, Katheder rein...die Schmerzen werden immer schlimmer. Wieder klingle ich und verlange den Bereitschaftsarzt der mich fragt: Und was soll ich jetzt machen?
    Ziemlich unwirsch schnauze ich ihn an, dass ich ihm mit dem "nackten Arsch ins Gesicht springe", wenn er nicht sofort einen Urologen holt. Als dieser endlich kommt, sind seine ersten Worte: Der Katheder ist ja gar nicht richtig drin! crying.png Dann wäre dann das dritte Mal in der Nacht, denke ich. Als er mir den Katheder "reinrammt" spritzt das Blut, als ob ich abgestochen werde. Eine regelrechte Fontäne spritzt durch das Zimmer. Wie in einem schlechten Film denke ich, aber nach Lachen ist mir weiß Gott nicht zumute. Am nächsten Morgen werde ich operiert, diesmal habe ich auf eine Vollnarkose bestanden, und die Harnleiterschiene wird gewechselt. Zwei Tage später, nach etlichen Koliken, werde ich mit den Worten entlassen: Wir geben Ihnen Schmerzmittel mit. Erstaunlicherweise klappt das ganz gut, morgens und abends eine Voltaren, dann klappt´s auch mit dem Pinkeln.


    Die Woche drauf ist das Ergebnis der Histologie da: Es ist zwar ein bösartiger Tumor, der jedoch oberflächlich ist und nicht gestreut hat. Gott sei Dank, denke ich, aber nach meiner Odyssee bin ich nicht wirklich beruhigt. Was ist, wenn doch noch irgendwo was ist? Da ich noch relativ jung bin, muss ich in vier Wochen, jetzt sind es noch 7 Tage, zu einer Nachresektion. Dort wird offensichtlich kontrolliert ob alle Tumorzellen vernichtet sind und gegebenenfalls noch nachgeschnitten. Dann bekomme ich auch endlich diese nervende Harnleiterschiene entfernt. Hoffentlich klappt dieses Mal alles...


    Ach ja, zwischenzeitlich komme ich mit einer Voltaren alle 2 - 3 Tage aus. Trotzdem habe ich immer wieder mal ein Ziehen in der linken Nierengegend, in der Blase, und im Penis. Pinkeln geht so weit ganz gut. Sport oder schweres Heben ist gerade nicht so wirklich prickelnd.


    Das war und ist jetzt eine ganze Menge, aber ich möchte euch damit zeigen, dass man sich nicht von den Ärzten einfach "abspeisen" lassen sollte. Schließlich kennt man seinen Körper und geht nicht aus Langeweile zum Arzt!


    Ach ja: Der Arzt der mich nach Pfingsten mich untersuchte, war der,der mich seinerzeit wegschickte! Ich begrüße ihn mit den Worten: "Man sieht sich immer zwei Mal im Leben!" An seiner Reaktion war zu erkennen, dass es ihm furchtbar peinlich und unangenehm war...was mir persönlich nicht weiterhilft!


    LG
    ToKro

  • Sollte so nicht sein aber so kann es einem ergehen. Mir völlig unverständlich wieso man kein Blut im Urin nachweisen konnte. Es ist doch so, das selbst minimalste
    Blutanteile angezeigt werden.
    Auf jeden Fall, die Odyssee hätte ich auch nicht gebrauchen können.


    Viel Glück bei der Nachresektion ! Hast du das Ergebnis der Histologie schon ?


    Gruß Rainer

  • Hallo Rainer,


    das Ergebnis der ersten OP, sprich Histologie ergab zwar einen aggressiven, aber Gott sei Dank oberflächlich gewachsenen Tumor, der weder eingewachsen ist, noch gestreut hat.


    Grüße

  • Hallo Tokro


    Das ist ja fast wie in einem Horrorfilm , ich bin sprachlos.
    Bevor bei mir damals Blut im Urin war, hatte ich ebenfalls ein Brennen in der Harnröhre. Die Urinprobe beim Hausarzt war o.K. und ich bekam Antibiotika. Es dauerte dann etwa ein viertel Jahr bis bei mir sichtbares Blut zu sehen war. Im Gegensatz zu dir hat mir der Hausarzt eine Überweisung zum Urologen gegeben und auch gesagt , daß es eine Blasenspiegelung wird. Am nächsten Tag bekam ich sofort einen Termin , bin Nachmittags zur Untersuchung und nach der Diagnose bedeppert gegen Abend wieder nach Hause. Ich war damals 57 Jahre alt gewesen.


    Die 2. TurB wird dann hoffendlich nicht so schlimm . Ich drücke dir fest die Daumen, das alles gut wird.


    MfG. Didi

  • das Ergebnis der ersten OP, sprich Histologie ergab zwar einen aggressiven, aber Gott sei Dank oberflächlich gewachsenen Tumor, der weder eingewachsen ist, noch gestreut hat.


    Auch oberflächliche Tumore haben eine eigene Histologie. Bei den oberflächlichen Tumoren unterscheiden wir zwischen pTa und pT1 - Tumoren und ebenfalls das Grading ist ausschlaggebend für die weitere Behandlung.
    Ebenfalls zu den oberflächlichen Tumoren zähl das CIS - eine Sonderform des Blasenkrebs, der hoch aggressiv ist.


    Nur wenn wir die genaue Histologie kennen, können wir auch fachlich richtig beraten.


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

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