Harnblasenkarzinom pT2 G3 mit 39 Jahren

  • Hallo zusammen,


    meine Frau hat heute den pathologischen Befund bekommen "mindestens pT2 G3". Eine CT wurde anschließend gemacht, worauf gesagt wurde es wären keine Fernmetastasen oder vergrößerte Lymphknoten erkennbar.
    Der leitendete Oberarzt empfahl eine komplette Entfernung der Blase, der Lymphknoten und der Gebärmutter.


    Das ganze war ein riesen Schock für uns und wissen momentan nicht wie es weitergehen soll.


    Ich habe nun Fragen an euch:
    - was muss gemacht werden um auszuschließen das es nicht mehr als pT2 G3 ist (CT reicht da wohl eher nicht, oder?)
    - warum wollen die die Gebärmutter mit rausnehmen?
    - Wie schnell sollte die Operation angesetzt werden. Die Klinik schlug den übernächsten Montag, also 04.07.2016 vor. Kann das wirklich solange warten?


    Gruß,
    Markus

  • Hallo Markus,
    zunächst begrüße ich Dich hier bei uns im Forum obwohl ich einmal mehr geschockt bin von der Tatsache des Alters Deiner Frau.


    Ich nehme an, dass der Befund das Ergebnis einer TUR-B (transurethale Resektion Blase ) ist. Die Entwicklung bis zu diesem Punkt könntest Du vielleicht noch schildern.


    Ein pT2a G3 ist ein Befund der auf eine Zystktomie (Blasenentfernung) deutet. War es die erste Gewebeentnahme? Wie hat es sich abgezeichnet das nun dieser Befund vorliegt? Das Blasenkarzinom neigt extrem zur Rezidivbildung und steigert sich in der Aggressivität. Ebenso ist es wichtig ob es zusätzlich Hinweise wie R 0 oder L 0 bzw. V 0 gibt. Die Zeichen sagen etwas zur vollständigen Entfernung (R 0) oder Venenanschluss (V) bzw Lymohbefall (L) aus. Den gesamten Befund lasst euch bitte aushändigen, er steht euch zu. Ggfs macht es auch Sinn,eine zweite Meinung einzuholen.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Ja es ist am Montag eine TUR-B gemacht worden und dort ein 6cm großer Tumor entfernt worden. (zumindestens soweit es ging)


    Vorher hatte meine Frau 3 Monate lang eine angebliche Blasenentzündung die sich nicht auf Antibiotika ansprach.
    Ich möchte hier keine Schuldzuweisungen machen es ist eh zu spät dafür.


    Wie bekomme ich den gesamten Befund? Soll ich nochmals in der Klinik anrufen?


    Histologie: Resektionsmaterial der Harnblase mit dem Nachweis eines gering differenzierten, muskelinvasiven Urothelkarzinoms des Blasenbodens. Mindestens pT2, G3, high- grade.


    Auf dem Bericht des CT´s steht folgendes:
    Kein Hinweis auf Fernmetastasierung, keine Lymphome. Soweit beurteilbar bei leerer Blase mit einliegendem BDK kein organüberschreitendes Wachstum.

  • Lieber Markus,


    auch ich begrüße dich ganz herzlich hier im Forum - dem besten zum Thema Blasenkrebs.


    Dass ihr geschockt seid, versteht sich von selbst. Und uns schockierst du auch ein wenig - denn wie Wolfgang schon schrieb, ist das Alter deiner Frau eher untypisch für Blasenkrebs. Wir haben aber gerade auch in letzter Zeit viele Anmeldungen von Betroffenen bekommen, die teilweise noch jünger sind als deine Frau.


    (Ich frage mich, ob man das vielleicht mal in einer Ärztezeitung veröffentlichen soll, damit die Ärzte sich auch innerlich darauf einstellen, dass Blasenkrebs durchaus keine Krankheit mehr von älteren Menschen ist. HIer sind vielleicht unsere Moderatoren gefragt).


    Wolfgang hat dir das Wichtigste schon beantwortet und da ich "nur" Angehörige bin und eher ein medizinischer Laie, so möchte ich nur auf die eine - von Wolfgang nicht deutlich beantworteten - Frage eingehen: "Warum wollen die die Gebärmutter mit rausnehmen?"


    Wie eben Wolfgang schon schrieb, neigt der Blasenkrebs ganz extrem zum Rezidiv, also zum Wiederauftreten. Deshalb müssen alle umliegenden Organe (beim Mann z.B. meist die Prostata und bei der Frau die Gebärmutter, die Eierstöcke, Eileiter usw.) herausgenommen werden, weil die Erfahrung leider zeigt, dass sonst der Blasenkrebs schnell wieder kommt.


    Dies ist zunächst immer ein großer Schock - vor allem, wenn bei Frauen womögich noch ein Kinderwunsch besteht (und ich bete, dass dies bei deiner Frau nicht mehr so ist) oder auch bei Männern, die ja nach der Entfernung der Prostata auch nicht mehr zeugungs- und oftmals auch nicht mehr auf normalem Wege erektionsfähig sind. (Wobei hier allerdings der Vorteil besteht, das man Samenzellen einfrieren kann... wir haben hier einige glückliche Väter ohne Prostata).


    Trotzdem gilt eines: Das wichtigste ist, diesem Krebs von Anfang an die Stirne zu bieten und ihn zu bekämpfen.


    Ihr scheint ja schon mal in gten Händen zu sein, was die Ärzte betrifft. Aber auch ich würde dich bitten, noch mehr dazu zu schreiben, wie alles angefangen hat.


    Du kannst dir hier im Forum viele Informationen holen (z.B. im Lexikon und in den einzelnen Geschichten und Berichten), du kannst aber auch alle möglichen Fragen stellen - und zwar nicht nur medizinische. Hier wird einem - gerade auch als Angehörigem - auch seelisch geholfen, denn uns ist bewusst, dass die Angehörigen manchmal mehr leiden als die Patienten selbst - weil sie so hilflos zuschauen müssen.


    In diesem Sinne: Stell uns Fragen, lies dich durch und dann noch: Kopf hoch, nicht verzweifeln, sondern dem Gegner in die Augen schauen.



    Liebe Grüße, besonders auch an deine Frau


    Christina

    Ich habe für meine Mutter geschrieben, bei der im Jahr 2008 Blasenkrebs diagnostiziert wurde. Am 10.01.2015 ist sie im Alter von 80 Jahren daran verstorben.

  • erstmal danke für euch beide für die ausführlichen Antworten.


    Ein Kinderwunsch besteht nicht mehr, wir haben 2 Kinder.
    Dies macht mir auch momentan sehr zu schaffen, da unser ältester Sohn (3,5J) sehr sensibel ist und wahnsinnig an seiner Mutter hängt. Selbst die 3 Tage die sie jetzt in der Klinik war, waren für ihn die Hölle. Der Kleine (1J) bekommt das zum Glück im Moment noch nicht so mit...

  • Da liegt in der Tat eine schwere Zeit vor euch. Chris hat es schon geschrieben, stellt alle Fragen die euch quälen, lies Dich ein. Den Befund muss euch die Klinik aushändigen. Das ist keine Bitte sondern ihr habt darauf Einen Anspruch.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

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