Wie geht's weiter ?

  • Moin, alle zusammen !


    Ich schreibe hier für meinen Mann. Er selbst betreibt so ein kleines bißchen "Vogelstrauß-Politik" und möchte mit seiner Krankheit eigentlich so wenig wie möglich konfrontiert sein.


    Aber von Anfang an:
    Anfang Mai 2015 gab mein Mann im Zuge eines "Gesundheits-Checks" beim Hausarzt eine Urinprobe ab. In dieser befand sich Blut (allerdings nicht mit dem Auge sichtbar). Da er im März eine schwere Bronchitis hatte, die mit Antibiotika behandelt wurde, hat der Hausarzt ihm seinerzeit gesagt: "Das ist weiter nichts. Kommen Sie mal in einem halben Jahr wieder. Dann gucken wir nochmal. Das kommt jetzt wohl noch von der Antibiotikabehandlung aus dem März." Mein Mann nahm das so hin. Aus einem halben Jahr wurden dann fast 11 Monate, weil die ganze Sache irgendwie im ganz normalen Wahnsinn unterging und er ja auch keine Schmerzen hatte.
    Anfang April diesen Jahres wurde er auf einen Artikel über Blasenkrebs aufmerksam und war alarmiert. Nun ging er also fix seine Urinprobe beim Hausarzt abgeben. Zwei Tage später fragte er das Ergebnis ab und bekam von der Sprechstundenhilfe zu hören: "Da ist nach wie vor Blut im Urin und Zucker haben Sie wohl auch." Mein Mann erstmal ziemlich perplex wollte dann einen Termin zur Besprechung der Diagnose. Den hätte er bei seinem Arzt frühestens am 28. Mai bekommen, da er nur nachmittags zum Arzt gehen konnte.


    Wir haben dann sofort einem Termin beim Urologen gemacht, den wir innerhalb von 4 (!!!) Tagen auch bekamen.
    Hierbei wurde im Ultraschall "etwas gesehen". Da sich das "etwas" nicht genau erkennen ließ, sollte gleich an Ort und Stelle eine Blasenspiegelung durchgeführt werden, die jedoch nicht gelang, so dass beim Mann am nächsten Tag im Krankenhaus vorsprechen sollte.
    Dort wurden im Ultraschall 3 Blasentumore (1 x 30 mm, 2 x 12 mm) entdeckt.
    Am 18.05.2016 wurden diese im Zuge einer Blasenspiegelung (TUR-B) entfernt. Gekennzeichnet sind diese wie folgt: pTa Differenzierung: G2 high grade (Material I) und pTa Differenzierung: G2 low grade (Material III. un V). Es wurde eine Mitomycin-Frühinstallation gemacht.


    Natürlich war mein Mann erstmal ziemlich platt, als man ihm sagte, dass die Tumore bösartig waren, wobei man dahingehend differenzierte, dass der eine bösartiger als die beiden anderen sei.


    Es folgte eine Nachresektion am 29.06.2016, die als Beurteilung ergab: "I.-III. Tumorfreie Resektate der o. g. Lokalisationen mitnicht mehr frischen Nekrosen, Entzündung und reaktiv verändertem Urothel." Man übersetzte das so, dass keine neuen Tumore nachgewachsen waren und die alten restlos beseitigt sind. Es wurde wieder eine Mitomycin-Frühinstallation gemacht.


    Wir übersetzten das so: Riesenglück gehabt !!!


    Nach allem, was wir bisher wissen, steht für meinen Mann jetzt nur noch alle drei Monate eine Blasenspiegelung beim Urologen an und er kann schon bald wieder arbeiten gehen. Wir hoffen, dass wir alles richtig verstanden haben.
    Leider muss man sagen, dass die Ärzte im Krankenhaus nicht sehr auskunftsfreudig sind und man ihnen alle Informationen förmlich "aus der Nase" ziehen muss. Unser Urologe ist da schon auskunftsfreudiger.
    Insbesondere ist uns aufgefallen, dass alle im Kollektiv den Kopf einziehen, wenn das Thema "BG" zu Sprache kommt. Soweit uns bekannt, kommen für meinen Mann die Berufskrankheiten 1301 und 1302 in Betracht. Allerdings hat mein Mann auch fast 35 Jahre geraucht. Seit dem 17.05.2016 ist er aber nun schon Nichtraucher und hält eisern durch, auch wenn ich das Laster leider noch nicht abgelegt habe.
    Wir haben nun gehört, dass er unter diesen Bedingungen gar nicht erst versuchen muß, seine Krankheit als Berufskrankheit anerkannt zu bekommen. Sicherlich ist er für's erste wohl aus dem Schneider. Aber was passiert, wenn ... ? Immerhin war er von 28 Berufsjahren 23 Jahren entsprechenden Chemikalien ausgesetzt. Das muss doch irgenwie Berücksichtigung finden !!!


    Wir würden uns riesig freuen, wenn wir hier im Forum Menschen finden könnten, die vielleicht die gleiche Tumorklassifizierung hatten oder haben und wie es bei ihnen weitergegangen ist und wenn sich vielleicht auch ein Ratschlag wegen der BG-Geschichte ergeben würde.


    Bis dahin
    alles, alles Liebe und Gute für alle hier

  • Von mir ein herzliches Willkommen.
    Für mich ist das auch alles noch sehr neu, von daher kann ich zu den Fragen nichts beitragen.
    Aber es werden sich bestimmt gleich andere Mitglieder melden und einiges beantworten können.


    Ich wünsche euch beiden viel Kraft!

  • Hallo liebe schnuetchen,
    willkommen hier im Forum, wenn der Grund auch bescheiden ist.
    Alles in allem sieht es ja erstmal nach Glück im Unglück aus, Hausarzt und vor allen Dingen Urologe scheinen auf Zack zu sein, ist nicht selbstverständlich. Fürs Krankenhaus ist man bei TUR B ein Standardfall und da werden nicht mehr Worte gemacht, als unbedingt notwendig... Wie man psychisch mit der Diagnose klarkommt, bleibt einem selbst überlassen :(
    Wegen des Highgrade würde ich nochmal nachfragen zu einer Instillationstherapie mit mytomycin - das würde das rezidivrisiko nochmal etwas senken.
    Zu BG kann ich selber leider auch nix sagen, aber soweit ich mich hier im Forum belesen habe ist es als Raucher defacto aussichtslos. Rauchen ist das erklärte Hauptsrisiko und damit ist man wohl immer raus...
    Ihr solltet aber auf jeden Fall noch über die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises nachdenken, bringt Kündigungsschutz und mehr Urlaub und ein paar Euro Steuerersparnis.
    Frag ruhig alles was euch auf der Seele liegt und lies dich ein...
    Lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

  • Hallo Schnuetchen,
    herzlich willkommen hier bei uns im Forum. Es ist immer von Sorge begleitet wenn das Wort "Blasenkrebs" fällt. Zu Recht! Ein heimtückisches Monster mit extrem hoher Rezidivquote. Die engmaschige Kontrolle ist nun in jedem Fall der Begleiter Deines Mannes. Immer begleitet von der Hoffnung nicht erneut befallen zu sein. Daher in jedem Fall die Kontrolltermine einhalten.


    Zur BG kann ich nur die Befürchtungentsprechenden unterstreichen. Als Raucher wird er wohl keine Anerkennung einer berufsbedingten Erkrankung erhalten. Das Rauchen wird ihm hier wohl zum Verhängnis werden. Ob das nun richtig oder falsch ist lass ich mal dahingestellt. Ein sehr beschwerlicher Weg durch Die Instanzen steht euch da ins Haus.


    Unser Fachmoderator "Blasius" wird sich in Kürze sicherlich differenziert zum Thema äußern.


    Wichtig ist nun aber auf eine positive Entwicklung bei Deinem Mann zu hoffen und zu bauen.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Nochmal Moin !


    Lieben Dank schon mal an alle Mitglieder, die sich bisher gemeldet haben.


    Ja, so langsam macht sich bei uns wieder Optimismus breit, denn nach allem, was wir bisher so wissen, hat mein Mann wirklich großes Glück gehabt. Dafür sind wir natürlich erstmal riesig dankbar und froh, ganz klar.
    Aber irgendwie sitzt einem dieses Schreckgespenst doch im Genick und man fragt sich, ob das alles auch so bleibt. Natürlich wird mein Mann ganz pingelig genau die Nachuntersuchungstermine einhalten. Es ist aber so, dass er sich gewissermaßen sperrt, weiter über die Krankheit nachzudenken. Will heissen: Er möchte möglichst nicht darüber reden und sich Gedanken machen, was hätte passieren können. Deshalb versuche ich mich soweit als möglich "schlau" zu machen und verkaufe ihm meine Erkenntnisse dann "häppchenweise". Das geht dann schon so einigermaßen.
    Fakt ist: Er ist erstmal megafroh, so davon gekommen zu sein. Kann man ja irgendwie auch verstehen, nicht ?


    Was die Sache mit der Schwerbehinderung angeht, so haben wir das schon angeleiert. Müssen wir nun abwarten, was dabei 'rauskommt.


    Was mir zu denken gibt ist, dass ich hier gelesen habe, das mit einem G2-Tumor eine "Chemo" durchgeführt wird. Davon hat man uns bisher aber überhaupt gar nichts gesagt. Gibt es denn da noch Unterschiede ?


    Liebe Grüße

  • Liebes schnuetchen,


    auch von mir ein herzliches Willkommen in unserem Forum.


    Zum Befund:


    Hier nur auf eine 3 monatige Blasenspiegelung zu setzen, halte ich für wenig ausreichend, da wir hier über drei Tumor reden und einer zumindest als high risk eingestuft wurde. Hier muss eine Instillationstherapie erfolgen.und das zumindest mit Mitomycin.


    Zum Thema Berufskrankheit:


    Unter Ärzten, Gutachtern usw. ist man sich einig, das Rauchen die Hauptursache für Blasenkrebs ist - somit hat man als Langjähriger Raucher kaum eine Chance auf eine Anerkennung einer Berufskrankheit bei Blasenkrebs. Es sei denn, man hat das Rauchen schon Jahre vor der Erkrankung aufgegeben.
    Hat man aber bis zum Zeitpunkt der Erkrankung geraucht, wird jede BG die Ursache der Blasenkrebserkrankung auf das Rauchen schieben - sodass eine Anerkennung als Berufskrankheit scheitern würde.


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

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