Urothel-Carzinom an der Blase

  • Hallo,
    ich bin neu in diesem Forum. Habe Urothel-Ca an der Blase. Wurde im Mai und Juli operiert und bekomme jetzt BCG.
    Bis jetzt habe ich keine Ahnung, wie es mit dem Krebs weitergeht. Im Augenblick nervst mich der ständige Harndrang weil ich nie weiß ob es blinder
    Alarm ist oder nicht.


    Hat jemand die gleiche Erfahrung gemacht und kann evtl. einen Rat geben.


    Danke und freundliche Grüße
    Ingeborg


    (Aus dem Kommentar der Mitgliederkarte hierher kopiert; Rainer)

  • Herzlich Willkommen in unserem Forum Ingeborg,


    für eine gesamte Beurteilung benötigen wir noch den genauen histologischen Befund, denn der Blasenkrebs wird neben dem Grading ( G1, G2 oder G3 ) auf vom Stadium der Eindringtiefe unterschieden.


    Es gibt oberflächliche Tumoren mit den Stadien pTa, pT1 sowie CIS und muskelinvasive Tumoren mit einem Stadium pT2 bis pT4b.


    Da man bei Dir eine BCG - Therapie empfohlen hat und diese durchführt, kann es sich nur um einen oberflächlichen Tumor handeln. Hierzu solltest du von deinem Urologen einen Therapieplan erhalten haben.


    Zur BCG - Therapie:
    Je nach Behandlungsplan würde diese Therapie bis zu drei Jahre dauern, die Erfolgsaussichten dieser Blasenerhaltenden Therapie beträgt ca. 50 Prozent. Dieser Prozentsatz liegt unter anderem daran, weil viele die Behandlung Aufgrund von Nebenwirkungen aber auch neuen Rezidiven nicht zuende führen können.
    Ablauf der Therapie:
    Es wird unterschieden zwischen der Initialtherapie, bei der im wöchentlichen Abstand über insgesamt 6 Wochen BCG in die Blase gegeben wird. Danach schließt sich die Erhaltungstherapie an wobei es unterschiedliche Therapieschema gibt:
    Ein Therapieschema besteht aus einer 12-monatigen Erhaltungstherapie mit Behandlungen in monatlichem Abstand. Ein anderes Schema besteht aus 3
    Instillationen in wöchentlichem Abstand, die mindestens 1 Jahr lang und bis zu 3 Jahre in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (nach der TUR-B gerechnet) verabreicht werden. In diesem Schema werden bis zu 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.
    Art der Anwendung:
    BCG sollte unter den gleichen Kautelen wie für eine intravesikale Endoskopie verabreicht werden.
    Der Patient sollte über einen Zeitraum von 4 Stunden vor bis 2 Stunden nach der Instillation keine Flüssigkeit zu sich nehmen. Die Harnblase muss vor der BCG-Instillation entleert sein. BCG wird in die Blase mit Hilfe eines Einmal-Katheters und mit geringem Druck eingeführt. Die instillierte Suspension sollte für etwa 2 Stunden in der Blase verbleiben. Während dieser Zeit sollte die Suspension einen ausreichenden Kontakt mit der gesamten Schleimhautoberfläche haben. Es
    sollte daher darauf geachtet werden, dass der Patient so weit wie möglich mobil bleibt. Nachdem die Suspension 2 Stunden in der Harnblase geblieben ist, entleert der Patient sitzend die Blase. Sofern keine besondere medizinische Gegenanzeige besteht, wird eine Hyperhydratation (reichlich Flüssigkeitzuvor - Trinkmenge) des Patienten für 48 Stundennach jeder Instillation empfohlen.
    mögliche Nebenwirkungen:
    Bei bis zu 90 % der Patienten kommt es zu Schmerzen und Unwohlsein bei der Miktion sowie zu verstärktem Harndrang. Zystitis und entzündliche Reaktionen (Granulome) der Blase sind ein Bestandteil der antineoplastischen Aktivität. Weitere lokale Nebenwirkungen werden gelegentlich beobachtet:
    Makrohämaturie, Harnwegsinfektion, Einschränkung der Blasenkapazität, Harnstauung,Schrumpfblase, symptomatische granulomatöse Prostatitis, Orchitis, Epididymitis.
    Vorübergehende Nebenwirkungen:
    Niedriges Fieber, grippeähnliche Symptome und allgemeines Unwohlsein können auftreten.
    Diese Symptome bilden sich in der Regel innerhalb von 24 – 48 Stunden zurück und sollten mit symptomatischen Maßnahmen behandelt werden. Sie sind als
    Zeichen der gewünschten beginnenden immunologischen Reaktion zu werten.Alle Patienten, die eine BCG-Behandlung erhalten, sollten sorgfältig überwacht und angewiesen werden, Fieberund Reaktionen außerhalb des Harntrakts dem Arzt mitzuteilen.
    Schwere systemische Nebenwirkungen/Infektionen
    Systemische Nebenwirkungen/Infektionen werden wie folgt definiert:
    Fieber > 39,5 °C über mindestens 12 Stunden, Fieber > 38,5 °C über mindestens 48 Stunden, miliare Pneumonie, granulomatöse Hepatitis, Leberfunktionstests abnormal, Organstörungen (außerhalb des Urogenitaltrakts) mit bioptisch gesicherten Granulomen, Reiter-Syndrom.
    Schwere systemische BCGReaktion/Infektion kann zu BCG-Sepsis führen, die eine lebensbedrohliche Situation darstellt.
    Hygiene:
    Da es sich bei der BCG-Therapie um lebendige Tuberkulose-Bakterien handelt, die in die Blase gegeben werden, sollte am Behandlungs - und Folgetag verstärkt auf Hygiene geachtet werden.
    Nach jedem Toilettengang (immer im sitzen) Hände und die Toilette desinfizieren
    - Mit Einmalwaschlappen und Einmalhandtüchern den Intimbereich reinigen
    - zum Schutz der Unterwäsche Einlagen tragen ( z.b. Tena )
    Fazit:
    Insgesamt kann die BCG-Therapie auch Aufgrund der Nebenwirkungen eine sehr anstrengende Therapie auch jüngere Berichten, das diese Therapie kein Sonntagsausflug ist und man sollte sich ebenfalls darüber im klaren sein, das es keine Garantie dafür gibt, das BCG erfolgreich den Blasenkrebs bekämpft und es zu keinen neuen Rezidiven kommt.


    Warum habe ich Dir so ausführlich über die BCG-Therapie berichtet:
    Nun, die Instillationstherapie sind mein Fachgebiet im Forum und ich befinde mich gerade selbt wieder in dieser Therapie, weiss also sehr genau worüber ich rede und schreibe.


    Gruss
    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hallo Andreas,
    danke für die ausführliche Erklärung. Jetzt weiß ich wenigstens was auf mich zukommt.
    Gruss
    Ingeborg