Tipps fürs Pouchen unterwegs

  • Hallo, liebe Formumnutzer, ich bin wieder "eine Neue" im Forum, weil ich eben auch "neu erkrankt" bin. Seit Anfang Juli lebe ich mit einem Mainz-Pouch statt mit meiner Blase. Das Katheterisieren per Bauchnabel funktioniert im heimischen Umfeld ganz gut, allerdings muss ich den 3-stündigen Rhythmus noch beibehalten, weil ich doch noch am Erfahrung sammeln bin, welche Trinkmenge wovon wieviel Urin in welchem Zeitraum produziert.
    Z. Z. richte ich alle meine Termine und Aktivitäten so ein, dass ich nach drei Stunden wieder zu Hause bin, obwohl ich natürlich immer das ganze Equipment dabei habe, falls ich es doch mal nicht schaffe. Aber ich kann mir irgendwie noch nicht richtig vorstellen, wie man unterwegs, z. B. auf der Autobahn (möglicherweise im Stau), im Restaurant, in der Konzertpause etc. die ganze Geschichte problemlos über die Bühne bringt. Im Moment muss ich auch noch oft spülen. Ich wäre Euch echt dankbar, wenn Ihr da Tipps für mich habt, was die Zusammenstellung vielleicht eines kleinen Reisepacks betrifft und das Handling überhaupt unterwegs.
    Liebe Grüße und Danke schon mal vorab!
    Claudia

  • Liebe Claudia,


    erstmal herzlich Willkommen hier im Forum. Deine Op ist ja noch nicht lange her und es dauert einfach seine Zeit bis man Routine entwickelt hat. Ich habe z.B. das ganze erste Jahr nach der Op die Urinmenge abgemessen, weil ich immer Angst hatte, dass ich den Pouch nicht richtig leer bekomme. Mittlerweile bin ich da viel entspannter und habe ein gutes Gefühl wann ich leeren muss und ob ich die Blase leer bekommen habe.


    Ich habe in meiner Tasche immer ein paar Katheter und Desinfektionsmittel dabei. Ich war auch am Anfang angespannt, wenn ich woanders auf die Toilette gegangen bin. Mittlerweile habe ich da überhaupt keine Probleme mehr. Das wird auch bei dir so sein - mit der Zeit wird man immer sicherer. Gib dir die Zeit.


    Im Auto habe ich immer eine Tasche mit ca. 10 Kathetern und einem Desinfektionsmittel liegen, falls ich mal in der Hektik vergessen sollte, was mitzunehmen.


    Bevor ich für länger das Haus verlasse, katheterisiere ich immer. Und falls es im Stau mal nötig ist, kann man auch mal in eine Flasche katheterisieren...


    Das wird sich bei dir alles einpendeln.


    Wie geht es dir sonst? Hast du die Op gut überstanden?


    Liebe Grüße


    Mila

  • Liebe Mila, das klingt ja gut und es beruhigt mich auch, dass Du im ersten Jahr auch erstmal die Dinge genau genommen hast und die Routine dann Entspannung im Umgang bringt. Darf ich Dich trotzdem mal "rein technisch" fragen: Setzt Du Dich dann auf öffentliche Toiletten zum Pouchen oder pouchst Du im Stehen und "triffst" dann auch :) ? Hast Du auch Spülung dabei und Blasenspritze oder kannst Du Dich inzwischen darauf verlassen, dass es "immer läuft"?
    Danke auch der Nachfrage über mein sonstiges Befinden. Ich kann zum Glück sagen, dass es ziemlich gut ist. Die Krankenhauswochen nach OP waren natürlich nichts, was man sich oder anderen wünscht, aber die Reha war dann schon sehr aufbauend, körperlich und mental und ich freue mich über das, was ich inzwischen alles wieder machen kann. Es ist schon eine schöne Lebensoption, für die ich dankbar bin, auch wenn so was natürlich Neuorientierung verlangt und nicht alles einfach ist. Sei lieb gegrüßt und Danke für Deine schnelle Antwort! Claudia

  • Liebe Claudia,


    schön zu hören, dass es dir schon wieder recht gut geht.


    Ich katheterisiere immer im Stehen - da klappt es einfach am besten bei mir. Am Anfang habe ich immer länger gebraucht um den Eingang zu finden, aber das lag damals auch an den Kathetern (Lofric), mit denen ich einfach nicht so gut klar gekommen bin. Mittlerweile habe ich Liquick Base von Medical Service (14 CH) und komme damit super klar. Vielleicht musst du da einfach auch ein bisschen mit verschiedenen Kathetern experimentieren.


    Spülung und Blasenspritze habe ich nie dabei. Ich hatte aber auch nie Probleme, dass der Schleim so verstopft hat, dass ich durch Hin- und Herbewegen des Katheters die Blase nicht frei bekommen hätte. Ist das bei dir so?


    Liebe Grüße


    Mila

  • Liebe Claudia,


    da dein Pouch gerade mal 3 Monate alt ist, liegst du mit 3stdl. Kathetern völlig richtig. Ich wurde im März 2013 operiert und katheterisiere meist auch alle 3 Std. selbst in der Nacht, das hat sich einfach so eingependelt.
    Spülungen und Blasenspritze benutze ich seit September 2013 nicht mehr, ich trinke ca. 3 ltr. am Tag und somit verflüssigt sich der Schleim und "flutscht" leichter durch den Katheter. Ich benutze einen 12 Ch. Katheter mit Tiemannspitze (gebogene), da mein Stomaeingang sehr eng ist und ich mit Kathetern mit gerader Spitze abgerutscht bin. Zu Hause katheterisiere ich immer im Sitzen und klemme dabei einen Behälter zwischen die Knie. In öffentlichen Toiletten oder Gasststätten erledige ich den ISK meist im Stehen, da es einfach hygienischer ist. Das ist alles eine Übungssache.


    Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten ISK auf einer öffentlichen Toilette erinnern. Es war in Bad Wildungen/AHB in einem Cafe. Der Pouch drückte gewaltig, ich hatte schon leichte Nierenschmerzen, begann zu schwitzen und war sehr angespannt. Ausgerechnet gab es hier nur eine Damentoilette mit schummrigen Licht. Es half alles nichts, ich blockierte die Toilette 15 Minuten, hatte Probleme mit dem Einführen des Katheters, überhaupt das ganze Handling des ISK`s ging recht holprig über die Bühne. Mir war das richtig peinlich.
    Heute lache ich drüber, setzte mich nicht so unter Druck und wenn es länger dauert - na und, das kann doch viele Gründe haben, oder? :D


    Wenn ich Termine habe, zum Einkaufen oder zum Sport (Schwimmen, Gymnastik, Walken) gehe entleere ich den Pouch, bevor ich das Haus verlasse. Ich habe immer ein kleines Mäppchen in der Tasche, falls es länger als 3 Std. dauert.
    Darin befindet sich: Händedesinfektion, Schleimhautdesinfektion, kleiner Abfallbeutel, Pads zum Desinfizieren, halbierte Vorlagen (mein Pouch wird ab 300 ml gerne mal undicht), 2 Katheter (falls mal einer runterfällt)


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    Verlasse ich das Haus für mehr als 4 Std. z.B. Besuch von Verwandten/Freunden oder Tagesausflug, benutze ich ein größeres Täschchen (4 Katheter, zusätzlich: Becher, ein Gästehandtuch). Da ich meist einen Rucksack verwende, kann ich nochmal 4 Ersatzkatheter ins Seitenfach packen und habe somit einen Tagesbedarf (8 Katheter) bei mir. Die Plastikklemme ist nur für den Notfall, falls ich den Katheter nicht einführen kann, damit kann man die Katheterspitze besser stabilisieren (habe ich am Anfang öfters gebraucht)


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    Wie gesagt, es spielt sich alles mit der Zeit ein und der Ablauf, auch in ungewohnter Umgebung, wird einfach Routine.
    Selbst in Wald und Wiese wird es dann keine Probleme mehr geben.


    Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen geben.
    Laß dir einfach etwas Zeit.


    LG Gabi

    01/2013 TUR B, pT2a,G3

    03/2013 radikale Zystektomie mit Pouchanlage, Nephrektomie li., pT4a,V1,L1,Pn1,R1,G3,pN0(0/7)

    05-08/2013 Chemotherapie Gem/Cis

    "Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens"

  • Liebe Mila und liebe Gabi, ich finde es total lieb, dass Ihr mir so ausführlich schreibt und auch die Fotos dazu sind hilfreich. Ja, ich habe auch schon verschiedene Taschen und Täschchen gepackt und wieder umgepackt, aber wie gesagt noch nicht ausprobiert. Z.Z. habe ich alles in eine Fototasche getan, weil ich mir die auf einer Toilette umhängen kann, falls es mal nichts zum Abstellen gibt. Ich habe Katheter von Hollister (14 Ch), mit denen ich eigentlich gut klar komme, allerdings sind sie nicht so schön verpackt wie Gabis :-). Manchmal muss ich anspülen, damit es los geht, aber vielleicht sollte ich es doch länger mit dem Hin- und Herschieben probieren. Ich bin nicht gerade ein geduldiger Mensch :)
    Naja. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, nächste Woche beim Sport mal probeweise "auswärtig zu pouchen", dort gibts vernünftige Toiletten. Und kommende Woche fahren wir auf die Insel Rügen zu meiner Mutter (4 -5 Std. Fahrt), da werde ich wohl die "Feuerprobe" machen. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass Ihr mittlerweile so entspannt mit dem Kathetisieren umgehen könnt. Das macht mich doch sehr zuversichtlich!
    Euch ein schönes Wochenende und nochmals Dank und viele Grüße von Claudia

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