Erfahrungsbericht Neoblase (2017 38 Jahre)

  • Hallo zusammen,
    da ich im Vorfeld auch sehr viele Erfahrungsberichte hier im Forum gelesen habe, und mir das sehr geholfen hat,
    möchte auch ich Euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Da zwar überall Neoblasen gemacht werden sich die
    Praktiken von Haus zu Haus zum Teil sehr stark unterscheiden möchte ich erst mal sagen wo ich operiert worden bin:


    Uni Klinik Köln
    Operateur Prof. Dr. Heidenreich


    Ich werde jetzt jeden Tag auf diesen Post Antworten und Euch Tag für Tag an meinem Weg teilhaben lassen.
    Ich hoffe das ich damit ein wenig helfen kann Ängsten und Sorgen entgegen zu wirken. Ich werde aber auch nichts
    manipulieren, wenn also was scheiße war dann schreibe ich das hier auch. Aber vergesst bitte nicht, was bei mir schlecht
    läuft muss bei Dir noch lange nicht schlecht laufen.


    In meiner ersten Antwort werde ich die ersten Tage zusammenfassen.


    Stationär gegangen : 09.02.2017
    OP Tag: 10.02.2017
    Heute: 14.02.2017


    Wenn Ihr fragen habt oder Euch etwas Spanisch vorkommt tut Euch keinen Zwang an antwortet einfach.
    Ich werde mich bemühen zeitnah auf alles einzugehen.


    Dann mal los......

    Diagnose: pt1a -high grade, R1; Cis G3,
    Urinableitung: Neoblase seit 10.02.2017
    Operateur: Prof. Dr. Heidenreich (Uni-Klinik Köln)


    "Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst!"

  • 09.02.2017


    Bin wie ich sollte um 10 Uhr in der Uni-Klinik. Ich mag es hier nicht. Man kommt sich vor wie eine Zahl.
    Erstmal zur Anmeldung. Wenn ich es nicht besser wüsste könnte man denken man steht am Terminal und will seine Koffer aufgeben.
    Ok 17 Etage Urologie. Heute wird die Uni Klinik bestreikt und es herrscht ein Heidenchaos. So viele Menschen und so wenig Personal.
    Ich bin begeistert. Wir haben mittlerweile irgendwas gegen 13 Uhr ich soll zu den Anästhesisten (Aufklärung).
    Sehr nette Ärztin. Hab nicht mehr das Gefühl eine Nummer zu sein. Sie fragt mich ob ich eine PDA gelegt haben möchte für nach
    der OP. Ich kenne das noch von der Geburt unseres Sohnes und halte das für eine gute Idee. Ist aber freiwillig
    Jetzt wieder 17 OG und Aufklärungsgespräch bei einer Ärztin auch sehr nett. Davor noch die üblichen Untersuchungen (Blut/Abstriche/usw.)
    Ja und dann warte ich. Sehr lange erst gegen 18 Uhr kann ich endlich auf mein Zimmer. Ich stehe als erster auf dem OP Plan somit muss
    ich morgen nicht lange warten. Ein Arzt kommt spät Abens noch zu mir und will mir einen Punkt aufmalen für das Coduit. Ich bin etwas verwundert weil das
    erst Variante 3 für mich wäre. Aber das muss vor der OP gemacht werden damit man im Fall der Fälle während der OP weiß wo der Ausgang hin muss.


    10.02.2017
    06 Uhr ich werde geweckt und bekomme meine Beruhigungstablette
    06:30 Uhr werde in den Vorraum zu den OPs gebracht die Anäthesisten warten bereits. Alle sehr nett. Ich bin nicht im geringsten nervös.
    Das war ich auch vor der Tablette nicht. Alles ist gut. Die PDA muss bei Bewusstsein gesetzt werden. Der Arzt macht es super ich merke nur
    einen kleinen Stich mehr nicht. Dann wird noch der Venenzugang an der Hand gesetzt. Kenne ich ja jetzt schon von beiden TURBs und ist auch nur ein Pieks.
    Wir haben jetzt irgendwas um die 7 Uhr schätze ich die Narkose wirkt ich schlafe ein ......


    ca.15 Uhr ich bin wach und liege auf der Wachstation. Ich habe keine Schmerzen. Man hat mir eine Magensonde gelegt die ich als sehr unangenehm empfinde.
    Auch hier sehr nette Schwestern. Ich nerve so lange bis ich die Sonde gezogen bekomme. Bin total fasziniert das ich so gar keine Schmerzen habe. Die Schwester sagt mir das ich wohl die Nacht bleiben werde es sei so vorgesehen. Ich bin traurig doch nicht mehr auf Station. Denke an meine Frau und an die Kinder und hoffe das sie sich nicht zu viel Sorgen machen. Die Schwester erscheint mit einem Telefon. Bin verwundert aber meine Frau hat es geschafft das sie mit mir sprechen kann. Ich bin begeistert. Sie hat bereits mit Herrn Heidenreich sprechen können und er war sehr zufrieden mit dem Verlauf.Wir legen auf. Es erscheint immer mal wieder ein Arzt der nach mit guckt. Bin sehr aufmerksam und spreche mit Ihnen. Schichtwechsel der Arzt der jetzt übernimmt findet nicht das ich auf der Wachstation bleiben muss und nimmt mich gar nicht erst auf. Gegen 20 Uhr bin ich dann auf meinem Zimmer und bin heilfroh. Wachstation ist wirklich nicht schön. Die Älteren Menschen kommen mit den Narkosen nicht ganz so gut parat wie ich. Eine Frau rief andauernd nach Hilfe. Andere übergeben sich. Das ist mir zum Glück erspart geblieben.
    Kaum ist die letzte Schwester aus dem Zimmer schlafe ich auch schon ein.


    11.02.2017
    Ich werde von Herrn Heidenreich geweckt. Er sagt mir auch nochmal das aus seiner Sicht die OP ein voller Erfolg war und das man jetzt den Verlauf abwarten müsse. Schlugweise trinken und Zwieback darf ich zu mir nehmen. Ich bin happy. Keine Schmerzen und das mit der Neoblase hat geklappt. Ich bin noch sehr müde und werde immer wieder durch irgendjemand geweckt.
    Pflasterwechsel/ Schmerzbetreuer/ Essen was ich eh nicht essen darf. Ja und dann stehen zwei Schwestern vor mir und fänden es super wenn ich es mal versuchen würde zu sitzen.


    Sitzen --> Check
    Stehen --> Check
    ein paar Schritte ins Bad --> Check
    Hinsetzen um Zähne zu putzen? Schweißausbruch. Mir wird schwarz vor Augen. Auf einmal ganz viele Leute im Zimmer. ich liege wieder im Bett. Mir geht es schnell wieder besser. Eine Ärztin steht vor mir und grinst mich an. "Immer die jungen Männer" bekomme ich zu hören. Tja ich hab die Schwestern ja schon für verrückt gehalten als die mich gefragt haben ob ich mal sitzen will. Aber gut. Den Rest des Tages verbringe ich mit meiner Frau und mit schlafen


    12.02.2017
    Frühstück. Okay also setzen. Aber nach 10 Sekunden sitzen wird mir wieder schwarz vor Augen. Ich leg mich wieder hin. Danach frage ich mich hätte ich überhaupt Frühstücken dürfen? Herr Heidenreich kommt rein und ist weiterhin zu frieden. Weißbrot darf ich auch essen. Okay. Dann bekomme ich am späten Abend ein paar tropfen zum Abführen. Verstehe ich nicht. Frage nach, aber laut der Schwester alles abgesprochen. Warte die Ganze Zeit auf die Wirkung. Diese kommt dann auch gegen 23 Uhr. Ich bin fix und fertig, aber in Bad schaffe ich es bereits. Durch die PDA habe ich aber nicht so wirklich Kontrolle über meinen Schließmuskel. Sobald was kommt kneife ich automatisch zusammen. Wirklich ätzend. Der Druck im Unterbauch wird immer größer. Aber dann irgendwann um 02:30 Uhr kommt es raus und ich kann endlich schlafen.


    13.02.2017
    Bei Visite erzähle ich den Ärzten von meiner nächtlichen Tortour und dem abführen. Sie sind stinksauer das war viel zu früh und hätte nicht passieren dürfen. Ich habe den ganzen Tag über immer wieder druck im Unterbauch. Ich weiß allerdings nicht ab es Neoblase oder Darmtätigkeit ist. Meine Katheter werden angespült.
    Ich habe 3 Stück an der Zahl rechter und linker Harnleiter. Die sind dafür da damit die neue Neoblase nicht mit zu viel Urin belastet wird damit sie in Ruhe heilen kann. Ja und den Katheter in die Blase selbst durch den Penis. Genau diesen spült man an aber man kann die angespülte Flüssigkeit nicht zurückgewinnen. Gar nicht gut. Ärzte werden gerufen. Ultraschallgerät ins Zimmer geschoben alle Pflaster gelöst und erneut gespült. Sehr unangenehm. Habe Angst das meine neue Blase das nicht aushält. Aber der Oberarzt bekommt die Flüssigkeit auch wieder zurück. Der Druck lässt sofort nach. Nachdem ich wieder verpflastert bin meine Frau durch die Tür ist gehe ich noch mal auf Toilette und nach 1 Stunde kommt endlich das was mich so gequält hat raus. Durchfall. Könnte mich jetzt noch über die Abfühtropfen ärgern. Aber die Ärzte sind zufrieden denn Darmtätigkeit ist immer besser wie keine Darmtätigkeit. Heute war auch die Dame vom Sozialdienst da wegen der Reha. Ich habe mich dazu entschlossen nicht nach Bad Wildungen zugehen sondern in den Schwarzwald. Nach Badenweiler in die Klink Park-Therme. Ich wechsel zum 01.03 dort hin.


    14.02.2017
    Mittlerweile kenne ich den Ablauf. Anspülen, alle 2 Tage Pflaster wechsel. Abgeklopft werden, Schmerztherapeut guckt auf die PDA, Viste. Vor den Schmerzen brauch man wirklich keine Angst haben, zumindest mit PDA wie es ohne ist kann ich nicht sagen. Aber auch da wird man gucken einen Schmerzfrei zu halten.
    Mein Urin in den Beutel ist schon viel klarer geworden. Es hat jetzt nichts mehr von Rotwein eher was von Eistee. Die Ärzte sind zufrieden.Die Schwester meinte heute beim Anspülen das sie es krass finden würde wie wenig schleim meine Neoblase produzieren würde. Ich hoffe sehr das das so bleibt, aber ich glaub es kaum denn jetzt ist sie ja auch noch nicht wirklich mit viel Urin in Berührung gekommen . Ich habe meine Frau heute zum Valentinstag einen so gut es ging gewaschen Mann geschenkt und 3 Runden über die Flure der 17 Etage. Kann man sich als eine Art Rundkurs vorstellen. Meine Medikation der PDA wurde heute von 8ml auf 6ml die Stunde reduziert. Ich bin gespannt wie sich das auf die Schmerzen auswirken wird. Ich werde jetzt nochmal auf Toilette verschwinden und hoffen ein wenig Luft loszuwerden. Danach versuch ich nochmal mein Glück auf dem Flur. Aber keine Sorge ich übernehme mich nicht. Ach ja was ich vergessen habe zu schreiben das ich seit gestern Probleme mit Wasser im Hoden und Penis habe. Sieht nicht schön aus und fühlt sich nicht gut an. Ich soll ihn hochlagern. Bin mal gespannt ob das besser wird. Das mit auf 6ml runter zu gehen war keine gute Idee. Schwester gebeten es erstmal auf 7ml zu wechsel vielleicht reicht das ja. Wenn nicht geht sie wieder auf 8 hoch. Ich soll viel trinken aber das bekomme ich nicht hin nach 2 Schlückchen hab ich schon das Gefühl mir steht das Wasser bis zu Hals. Keine Ahnung warum.

    Diagnose: pt1a -high grade, R1; Cis G3,
    Urinableitung: Neoblase seit 10.02.2017
    Operateur: Prof. Dr. Heidenreich (Uni-Klinik Köln)


    "Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst!"

    Einmal editiert, zuletzt von Sascha38 ()

  • Hallo Sascha!
    Das hört sich doch schon mal gut an.
    Ab und zu kann ma meinen das es die erste Radikale Zystektomie auf der Station ist ( wg deinem Abführmittel )
    Mir haben sie Salat zum Mittag gegeben :/
    War auch nicht die Beste Idee.



    Das deine Kronjuwelen geschwollen sind, liegt am Valentinstag :grinsen:
    Nee Spass beiseite, das liegt an den fehlenden Lymphknoten.
    Hoch lagern dann werden se wieder kleiner. Hatte ich auch.


    Gute Besserung und mach langsam :Ausruf1:

  • Hey Sascha,
    musste eben bisschen grinsen beim lesen.Kam mir fast alles sehr bekannt vor.
    Ich habe aber 3 Tage auf der Intensiv gelegen und habe auch beim ersten Versuch aufzustehen den Abflug gemacht.
    Soviel junge Schwestern hatten sich lange nicht um mich gekümmert.


    Vielleicht ist es nicht jedermanns Sache,aber ich finde Du machst es hier ganz prima so damit umzugehen und uns daran teilhaben zu lassen.


    Du wirst sehen das es Dir jeden Tag besser geht. Auch wenn Dein Darm was dagegen hat. :D


    Liebe Grüße von Dieter

    22.01.16 TUR-B pT1,G2
    09.03.16 TUR-B unter PDD,Nachweis CIS
    April-Mai 16 Instillationstherapie 6mal BCG
    16.06.16 TUR-B Nachweis CIS,high risk
    25.08.16 Radikale Zystoprostatektomie und Anlage einer Neoblase
    22.11.16-13.12.16 Reha in Ratzeburg

  • Hallo Sascha ich verfolge deine Tage und bin gespannt wie es weiter geht. Mein Mann hatte Operation am 26.1. also 3 Wochen vor dir und ist seit gestern endlich daheim. Seine reha beginnt er am 21.2. wenn alles gut läuft geht er ins Algäu Bad Kissing. Ich wünsche dir alles gute und das es so weiter geht.
    Liebe grüße Reni

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