Nachresektion und BCG Instillation

  • Hallo,

    ich bin neu im Forum. Ich bin 64 Jahre alt und habe eine TUR hinter mir. Diagnose: 1x T1G3 und 4x Cis (nicht malignös). In drei Wochen soll ich zur Nachresektion mit anschließender BCG Instillation. Ich möchte meine Blase behalten und tue alles, was möglich ist: Habe komplett mit dem Rauchen aufgehört, ernähre mich möglichst basisch und stärke mich mental . Kann mir jemand was über die Chancen sagen, dass die Blase nicht entfernt werden muss?

    Was passiert, wenn man eine vom Arzt vorgeschlagene Zystoskopie einfach ignoriert? Wie lange lebt man dann noch, wenn sonst alle anderen Organe absolut krebsfrei sind und man sich "pudelwohl" und gesund fühlt?

    Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.

    LG, Vijen

  • Lieber Vijen,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum.

    Das man bei diesem Befund eine Nachresektion durchführt, ist Standard und auch zwingend erforderlich - erst danach kann man letztlich entscheiden wie es weiter geht.

    Viel wird davon abhängen, ob alle Tumoren vollständig entfernt werden können, denn gerade die 4 CIS sind ein enormes Risiko.

    Im allgemeinen darf von von der BCG-Therapie nicht zu viel erwarten, aus folgenden Gründen:


    1. halten diese Therapie nur ca. 60 % durch (Aufgrund von Nebenwirkungen)

    2. das Rezidiv + Progressions-Risiko liegt bei der BCG-Therapie bei ca. 50 %


    Da du es aber mit insgesamt 5 Tumoren zutun hast, liegt die Chance hier letzlich blasenerhaltend zu therapieren bei ca. 20 - 30% (meine Einschätzung).

    Ob dies die Qual der Therapie rechtfertigt, muss jeder Betroffene selbst entscheiden, ich werde Dir hier ein paar Details zur der BCG-Therapie, den möglichen Nebenwirkungen und Maßnahmen zur Hygiene usw. benennen:


    Die BCG - Therapie ist in den meisten Fällen auch kein Spaziergang, hierbei handelt es sich im abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulosebakterien, die per Katheder in die Blase gegeben werden, dort müssen die Bakterien ca. 2 Stunden verbleiben und können dann ausgeschieden werden.

    Durch diese Bakterien kommt es in der Blase zu einer Immunreaktion, was eine Blasenentzündung auslöst. Diese Immunreaktion des Körpers soll dazu führen, dass die körperlichen Antikörper auch Krebszellen in der Blase bekämpfen und so neue Tumoren verhindern helfen.

    Therapieplan wird sich wie folgt aufteilen:

    1. eine 6 wöchige Initialtherapie mit je einer Therapie pro Woche

    2. der Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.

    Nebenwirkungen:

    Bei einer immunologischen Behandlung mit BCG kann die Harnblase in den Tagen nach der Behandlung gereizt sein. Dies kann insbesondere beim Wasserlassen zu Schmerzen (Krampfartig) führen und Harndrang verursachen. Die Patienten können auch etwas Blut im Urin und leicht erhöhte Temperatur haben und an Müdigkeit leiden.

    Weiterhin kann die Therapie grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

    All diese Nebenwirkungen betreffen Großteils die ersten 48 Stunden nach der Instillation des BCG - danach sollten sie deutlich abklingen. Der verstärkte Harndrang aber, kann noch Monate nach der Behandlung auftreten (Reiz - und Schrumpfblase).

    Hygiene:

    Am Tag und Folgetag der Instillation sollte man verstärkt auf die Hygiene achten und nicht nur nach jedem Toilettengang die Hände waschen, sondern auch desinfizieren, ebenso ist es hilfreich die Toilette selbst mit Desinfektionsspray nach jedem Toilettengang zu reinigen.

    Durch den verstärkten Harndrang sollte man ebenso darauf achten immer eine Toilette in der Nähe zu haben, aus eigener Erfahrung weiß ich, das man oftmals keine 20 Meter weit kommt, wenn man erst mal merkt das man mal "muss".

    Durch die Blutbeimengungen im Urin, der dann auch Gelleeartig sein kann, bietet es sich an am Tag der Instillation und dem Folgetag Einlagen zu tragen, sodass man sich die Unterwäsche nicht versaut.

    Diese Inkontinenzeinlagen kann der Urologe als so genanntes Hilfsmittel verschreiben, sollte dies geschehen sein, sollte man mit der Krankenkassen in Kontakt treten und sich das Sanitätshaus nennen lassen mit denen sie zusammenarbeiten. Danach dann das Sanitätshaus aufsuchen, dort findet eine Beratung statt und eine Abklärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

    Nach der Instillation:

    ca. 1 1/2 Stunden nach der Instillation kann man beginnen mit trinken, das Beste sind Tee´s oder stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltige Getränke können die Blase zusätzlich reizen. Je mehr man trinkt, je besser wird die Blase gespült, Anhaltspunkt ist ein Liter Flüssigkeit pro Stunde das sollte man dann ca. 4 Stunden lang machen und ab dann kann weniger getrunken werden.

    Gönne Dir am Tag der Instillation + dem Folgetag ruhe, auch wenn Du wahrscheinlich nach den ersten Instillationen kaum Nebenwirkungen verspüren wirst, werden die Nebenwirkungen von Behandlung zu Behandlung mehr werden, teilweise kann es auch Aufgrund der Nebenwirkungen zu einem Therapieabbruch kommen.

    Ebenso muss der Arzt bei der Instillation aufpassen, dass z.B. die Harnröhre nicht verletzt wird und somit BCG in die Blutbahn kommt, denn dann kann es zu einer Bcgitis kommen (Tuberkulose).

    Sexualität während der BCG-Therapie:

    Während der BCG-Therapie sollte bei jedem Verkehr ein Kondom benutzt werden, dies sollte man auch noch bis 4 Wochen nach der letzten Therapie beibehalten. Weiterhin zeigte sich in Studien und Untersuchungen, dass durch die BCG-Therapie die Qualität der Spermien abnehmen und es nicht ausgeschlossen werden kann, das es zu einer dauerhaften Schädigung kommt. Sollte die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein, sollte hierüber mit dem Urologen gesprochen werden.

    Männer sollten sich vor Therapiebeginn hinsichtlich einer möglichen Spermienkonservierung beraten lassen, leider werden die Kosten dafür nicht von den Krankenkassen übernommen.


    Gruss

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Lieber vijen ,


    herzlich Willkommen bei uns im Forum, dem besten seiner Art.


    Was passiert, wenn man eine vom Arzt vorgeschlagene Zystoskopie einfach ignoriert? Wie lange lebt man dann noch, wenn sonst alle anderen Organe absolut krebsfrei sind und man sich "pudelwohl" und gesund fühlt?


    Ein kurzer Satz zu deiner Frage: Meine Mutter hätte ohne Zystektomie noch 3 Monate gelebt. Und wäre dann sehr qualvoll gestorben (nicht behandelter Blasenkrebs kann sehr grausam sein). Mit der Zystektomie hat sie noch über 6 Jahre gelebt - und hätte wohl noch länger gelebt, wenn sie zu den Nachsorgeuntersuchungen gegangen wäre.




    Liebe Grüße


    Christina

    Ich habe für meine Mutter geschrieben, bei der im Jahr 2008 Blasenkrebs diagnostiziert wurde. Am 10.01.2015 ist sie im Alter von 80 Jahren daran verstorben.

  • Hallo vijen,


    ich selbst stand vor den gleichen Fragen wie Du und will von meinem erfolgreichen Verlauf berichten.

    Am 14.03.2008 hatte ich eine TURB mit dem Befund: pT1/is G3. Am23.04.2008 erfolgte ein Nachresektion mit dem Befund: pTis. Die am 23.05.2008 folgende Nachresktion hatte den Befund: "Kein Krebs mehr vorhanden". Eine darauf folgende BCG Therapie musste wegen extremen Fieberschüben nach der 4. Instillation abgebrochen werden. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine BCG'itis handelte, die mit einer halbjährigen Tuberkulosetherapie geheilt werden konnte. (Näheres kannst Du in meinen Forumbeiträgen nachlesen). Es wurden dann keine weiteren Instillationen durchgeführt, lediglich wurden alle 3 Monate eingehende Blasenuntersuchungen gemacht und zwar: Blutbild, Ultraschall, Urinzytologie "sehr wichtig" und eine Zystoskopie. Dabei wurden am 17.01.2012 zwei Rezidive festgestellt. Es folgte eine TUR-Blase mit dem Ergebnis: pT1/is G3. Bei der Nachresektion am 28.02.2012 war kein Krebs mehr vorhanden. Es folgten in 4 wöchigen Abständen 20 Instillationen mit je 20mg Mitomycin und weiterhin die oben genannten Blasenuntersuchungen im Abstand von 4 Monaten bis heute.

    Seit der letzten TURB 2012 habe ich keinerlei Beschwerden und habe meine Blase immer noch, worüber ich sehr froh bin ! Sollten sich mal wieder Rezidive bilden, werden sie halt wieder entfernt. Man muss sich nur regelmäßig untersuchen lassen!!!

    Wie Du siehst, lebe ich 9 Jahre nach der ersten TURB mit meiner Blase recht gut.

    Verzichte auf keinen Fall auf die Nachresektion und auch nicht auf regelmäßige Untersuchungen.


    Solltest Du noch Fragen haben, will ich sie gerne beantworten.


    Alles Gute


    Joseph

  • Herzlichen Dank allen, die mir geantwortet haben.

    Das hilft mir doch sehr und ich fühl mich weniger allein. Ich habe am 19.04. einen Termin zur Nachresektion.

    Ich möchte noch erzählen, was mir ein paar Tage nach der 1. TUR-B passiert ist. Ich konnte plötzlich nicht mehr "Wasser lassen" es kam einfach nichts und es tat unglaublich weh. Ich fuhr mit rasendem Auto zu meinem Urologen, dessen Praxis gerade noch auf hatte. Ich wohne auf dem Land, der Urologe und die nächste Klinik sind 20km entfernt!!!

    Ich bekam sofort unter extremem Schmerz einen Katheter gesetzt. Dann setzte Erleichterung ein. Das war an einem Dienstag. Der Arzt wollte ihn Freitag noch nicht ziehen, da es sich, wie er sagte um eine "fiese" Stelle am Blasenausgang, der durch die TUR angeschwollen war, handelte. Am Montag morgen wurde der Katheter gezogen. Und seitdem klappt es mit dem Pinkeln, wenn auch nicht ganz ohne etwas Ziehen in Blasenmuskel und Harnröhre. Ich dränge nun bei der nächsten TUR darauf, dass der Katheter länger drin bleibt und dann von meinem "Hausurologen" gezogen wird, falls die Klinik sich drauf einlässt, was ich hoffe!!


    Eigentlich hätte das mein Operateur, immerhin Chefarzt, vorhersehen können oder müssen?


    Ich bin jetzt auch etwas verunsichert, ob der Nachresektionstermin vielleicht etwas zu früh(nach 5Wochen) gewählt ist, weil ich mich frage, wann Blase und Harnröhre sich mal erholen können, wenn das immer so weitergeht.

    Am Tag nach der 1. TUR hatte sich auch ein ziemlich starkes Blutgerinnsel gebildet, was unter nochmaliger Narkose entfernt werden musste. Kann sich eine dermaßen malträtierte Blase überhaupt wieder erholen?

    Vielleicht hat jemand Lust, mir was dazu zu sagen.

    Liebe Grüße,

    Vijen

  • Hallo vijen,

    solche Schwierigkeiten sind schwer vorhersehbar und eigentlich ist es günstig, den dauerkatheter so schnell wie möglich zu ziehen, er ist ein Einfallstor für Infektionen. Sollte bei die die resektionsstelle in der Nähe des Ausgangs liegen, ist das natürlich ein ungünstiger Faktor... frag am besten nach! Nachresektion im Abstand von 4 - 6 Wochen ist üblich....

    Hilf deiner Blase mit viel trinken, vorzugsweise stilles Wasser und Kräutertee, das hält den Urin dünn und die Reizungen lassen schneller nach....und die Blase erholt sich! Wünsche dir schnelle Besserung!

    Lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

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