Harnblasenkrebs

  • Hallo zusammen


    Ich bin neu hier weil ich sehr ängstlich bin. Bei meinem Mann haben Sie am 11.4.2017 ein Urothealcarcinom durch die Blase entfernt. Nach der OP rief mich der Operateur an und sagte es sei Krebs aber Sie hätten ihn komplett und komplikationslos entfernen können. Leider ist die Stufe pt1G3. Jetzt muss er am 2. Juni 2017 wieder zur Nachresektion. Gestreut hat er wohl auch nicht, daß ist untersucht worden. Ich mach mir schreckliche Sorgen. Hat jemand Erfahrung damit? Ich würde mich sehr freuen, wenn ich einige Infos bekommen würde vor allem wegen der Stufe. Ich hoffe, daß sie nichts mehr finden.

    Liebe Grüsse

    Paula

  • Hallo und guten Tag Paula. Trotz der Besorgnis möchte ich Dich recht herzlich begrüßen hier bei uns im Forum.


    Nach Deiner Schilderung hat inzwischen eine TUR-B (transurethale Resektion Blase) stattgefunden. pT1, G3 lautet die Auswertung und damit ist es noch ein oberflächlicher Tumor. Es ist richtig, eine Nachresektion durchzuführen um sicher zu sein, den Tumor komplett entfernt zu haben. Es wird nun sehr engmaschige Kontrollen geben müssen weil das Blasenkarzinom eine sehr hohe Rezivivquote aufweist und bei etwa 70% liegt.


    Lasst euch bitte unbedingt die Befunde aushändigen. Schwärzt die persönlichen Daten und stellt es hier ein. Es gibt meistens weitere Hinweise auf wichtige Faktoren.


    Liebe Grüße

    Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Liebe Paula, erstmal herzlich willkommen in unserem Forum.


    Ich werde Dir erstmal ein paar allgemeine Informationen zu Blasenkrebs mitteilen, bevor ich auf den eigentlichen Befund eingehen werde.


    Hier im Forum wirst du fach - und auch sachgerecht beraten, zwar sind wir alle keine Ärzte und wollen diese auch nicht ersetzen - aber dennoch ist in diesem Forum sehr viel Wissen um dieser Erkrankung gebündelt.

    Die Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut und deshalb unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasive Tumore


    Tumorstadien.jpgZu den oberflächlichen Tumoren zählen:

    - CIS

    - pTa

    - pT1

    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x

    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.

    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.

    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.

    Bei deinem Mann hat man nun einen oberflächlichen Tumor (pT1) festgestellt, derauf dem Bindegewebe der Blase (Siehe Bild) gewachsen ist. Da es sich um einen G3 (high risk) - Tumor handelt, ist eine zweite TUR-B erforderlich. Hier will man kontrollieren, ob wirklich keine Tumorreste mehr in der Blase verblieben sind und die gesamte Wunde und Wundränder werden nochmals "nachgeschnitten".


    Da Blasenkrebs eine sehr hohe Rezidivwahrscheinlichkeit (bis zu 70% in den ersten zwei Jahren) besitzt, ist nach der 2. TUR-B eine weitere Therapie notwendig.

    Sehr wahrscheinlich wird es sich dann um eine Immuntherapie handeln, diese nennt sich auch BCG - Therapie.


    Die BCG - Therapie ist in den meisten Fällen auch kein Spaziergang, hierbei handelt es sich im abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulosebakterien, die per Katheder in die Blase gegeben werden, dort müssen die Bakterien ca. 2 Stunden verbleiben und können dann ausgeschieden werden.

    Durch diese Bakterien kommt es in der Blase zu einer Immunreaktion, was eine Blasenentzündung auslöst. Diese Immunreaktion des Körpers soll dazu führen, dass die körperlichen Antikörper auch Krebszellen in der Blase bekämpfen und so neue Tumoren verhindern helfen.

    Therapieplan wird sich wie folgt aufteilen:

    1. eine 6 wöchige Initialtherapie mit je einer Therapie pro Woche

    2. der Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.

    Nebenwirkungen:

    Bei einer immunologischen Behandlung mit BCG kann die Harnblase in den Tagen nach der Behandlung gereizt sein. Dies kann insbesondere beim Wasserlassen zu Schmerzen (Krampfartig) führen und Harndrang verursachen. Die Patienten können auch etwas Blut im Urin und leicht erhöhte Temperatur haben und an Müdigkeit leiden.

    Weiterhin kann die Therapie grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

    All diese Nebenwirkungen betreffen Großteils die ersten 48 Stunden nach der Instillation des BCG - danach sollten sie deutlich abklingen. Der verstärkte Harndrang aber, kann noch Monate nach der Behandlung auftreten (Reiz - und Schrumpfblase).

    Hygiene:

    Am Tag und Folgetag der Instillation sollte man verstärkt auf die Hygiene achten und nicht nur nach jedem Toilettengang die Hände waschen, sondern auch desinfizieren, ebenso ist es hilfreich die Toilette selbst mit Desinfektionsspray nach jedem Toilettengang zu reinigen.

    Durch den verstärkten Harndrang sollte man ebenso darauf achten immer eine Toilette in der Nähe zu haben, aus eigener Erfahrung weiß ich, das man oftmals keine 20 Meter weit kommt, wenn man erst mal merkt das man mal "muss".

    Durch die Blutbeimengungen im Urin, der dann auch Gelleeartig sein kann, bietet es sich an am Tag der Instillation und dem Folgetag Einlagen zu tragen, sodass man sich die Unterwäsche nicht versaut.

    Diese Inkontinenzeinlagen kann der Urologe als so genanntes Hilfsmittel verschreiben, sollte dies geschehen sein, sollte man mit der Krankenkassen in Kontakt treten und sich das Sanitätshaus nennen lassen mit denen sie zusammenarbeiten. Danach dann das Sanitätshaus aufsuchen, dort findet eine Beratung statt und eine Abklärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

    Nach der Instillation:

    ca. 1 1/2 Stunden nach der Instillation kann man beginnen mit trinken, das Beste sind Tee´s oder stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltige Getränke können die Blase zusätzlich reizen. Je mehr man trinkt, je besser wird die Blase gespült, Anhaltspunkt ist ein Liter Flüssigkeit pro Stunde das sollte man dann ca. 4 Stunden lang machen und ab dann kann weniger getrunken werden.

    Gönne Dir am Tag der Instillation + dem Folgetag ruhe, auch wenn Du wahrscheinlich nach den ersten Instillationen kaum Nebenwirkungen verspüren wirst, werden die Nebenwirkungen von Behandlung zu Behandlung mehr werden, teilweise kann es auch Aufgrund der Nebenwirkungen zu einem Therapieabbruch kommen.

    Ebenso muss der Arzt bei der Instillation aufpassen, dass z.B. die Harnröhre nicht verletzt wird und somit BCG in die Blutbahn kommt, denn dann kann es zu einer Bcgitis kommen (Tuberkulose).

    Sexualität während der BCG-Therapie:

    Während der BCG-Therapie sollte bei jedem Verkehr ein Kondom benutzt werden, dies sollte man auch noch bis 4 Wochen nach der letzten Therapie beibehalten. Weiterhin zeigte sich in Studien und Untersuchungen, dass durch die BCG-Therapie die Qualität der Spermien abnehmen und es nicht ausgeschlossen werden kann, das es zu einer dauerhaften Schädigung kommt. Sollte die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein, sollte hierüber mit dem Urologen gesprochen werden.

    Männer sollten sich vor Therapiebeginn hinsichtlich einer möglichen Spermienkonservierung beraten lassen, leider werden die Kosten dafür nicht von den Krankenkassen übernommen.


    Anbei im Dateianhang schon einmal Informationen zu der BCG-Therapie.


    Weiterhin hat dein Mann jetzt ein Anrecht auf eine onkologische Reha, falls er gesetzlich versichert ist, muss der Antrag beim zuständigen Rententräger gestellt werden.

    Auch besteht die Möglichkeit, dass dein Mann einen Schwerbehindertenausweis beantragen kann, dieser wird mit einem GdB (Grad der Behinderung) von 50 - 60 und einer Heilungsbewährung von 5 Jahren ausgestellt werden.

    Gruss

    AndreasW

  • Paula, Du kannst eine Kopie machen und alle Daten Deines Mannes und der Ärzte schwärzen damit hier keine Personen öffentlich gemacht werden. Diese Kopie speichern als Scan oder als Bild und das kannst Du als Dateianhang hochladen. Es gibt hinter der Bezeichnung pT1, G3 noch weitere Kürzel wie L oder V und R. Das sind dann Hinweise zu Lymph befallen, Venensystem oder Resttumor. Nach der zweiten TUR-B wird es natürlich auch einen Befund geben und dieser gibt dann die Richtung über die Folgebehandlung vor.

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


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