Kontinenz auf Reisen

  • Liebe Mitmenschen mit Neoblase,

    ich will Euch kurz mal schildern, wie es mir auf einer anstrengenden, dreieinhalbwöchigen Reise (24 Tage) in den portugiesichen Alentejo und die spanische Extremadura erging. Das könnte diejenigen Interessieren, die mal ähnliches vorhaben und die vom Krankheitszustand her gesehen etwa ähnlich gelagert sind wie ich.

    Vorbereitung:

    Pro Reisetag nahm ich drei Tiemann-Katheter (Lofric Origo) mit, die ich vor dem Zubettgehen und zweimal in der Nacht brauche. Zusätzlich steckte ich noch eine Schachtel (pro tag 1 - 2) SpeediCath Compact (mit Teleskop-Mechanismus) von Coloplast ein, die man tagsüber auf Exkursionen in einem neutralen Mäppchen relativ bequem mitnehmen kann; dazu gehört immer das Sprühfläschchen mit Octenisept. Für 24 Tage kommt da ein schönes Volumen zusammen, doch wollte ich mich nicht darauf verlassen, im Ausland nachkaufen zu können.

    Für den Fall, dass es trotz Hygiene zu einer Harnverkeimung käme (was ja schon vorkam), hatte ich (nach Absprache mit meinem Urologen) Antibiotika dabei; ich hätte mit Fosfuro begonnen und wäre, falls es sich nach zweimaliger Gabe als unwirksam erwiesen hätte, zu wenigen Gaben Levofloxacin übergegangen. Gegen die kolikartigen Rückstauschmerzen war Buscopan plus mit dabei.

    Verlauf:

    Unglücklicherweise kam ich in eine außerordentliche Hitzeperiode hinein (10 Tage lang über 40° Cesius!), die nicht nur manche vorgeplante Unternehmungen vereitelte, sondern mir auch urologisch zusetzte. Wir trinken ja zuhause, unter normalen Bedingungen, zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag, um die Nieren zu Spülen und Verschleimung zu verhindern. Unterwegs hat dies jedoch wenig genutzt, da man ständig schwitzen musste, das Wasser - wie ich mir das halt so vorstellen kann - an der Haut verdunstete, statt in die Neoblase zu gelangen. So kam es, dass die Entleerung in den letzten drei Tagen immer prekärer wurde und die Gefahr einer Verkeimung sich erhöhte. Wieder zuhause und nach zwei Tagen ordentlicher Flüssigkeitszufuhr, entspannte sich die Lage und ich musste den Urologen bis jetzt nicht aufsuchen.

    Ein Schlag ins Wasser war dessen Idee, zur Verringerung der nächtlichen Urinproduktion, vor dem Zubettgehen eine Tablette mit Lyophilisat/Desmopressin einzunehmen. Ähnlich verfährt man ja bei Kindern mit schwacher Blase, die man z.B. in ein Landschulheim schickt. Doch bemerkte ich bald, dass dadurch auch die Menge tagsüber reduziert wurde, so dass ich keine Kontrolle mehr hatte, ob ich genügend ausscheide. Ich setzte es wieder ab, hatte ja genügend Katheter dabei und nahm die Schlafunterbrechungen in Kauf.

    Ein kleineres Problem, aber auch lästig war die Prozedur mit dem Wecker, der nachts in Abständen von 2 1/2 bis 3 Stunden losgehen sollte, ohne gleichzeitig meine Frau im Nebenbett zu terrorisieren. Ich höre ihn (als Schwerhöriger bei herausgenommenen Ohrpassstücken) nur, wenn er laut gestellt ist, Lichtblitze aussendet und vibriert...

    Fazit:

    Kurz und gut, ich habe die Erfahrung gemacht und mir bewiesen, dass ich noch Reisen kann. So schnell, allerdings, werde ich dies nicht mehr tun. Außerdem läuft mir als 75-Jährigem auch die Zeit und damit die Gelegenheit davon.

    Es grüßt Euch wieder erleichtert

    Uro Thelius

    Es wäre schön, von Euren Reiseerfahrungen zu lesen und den Tricks, mit denen Ihr Schwierigkeiten begegnet.

    2011 Urothelkarzinom pTa (G3) ; Resektionen, Blasenspülungen mit BCG; chron. Urocystitis
    2012 TUR-B und RUP und DJ-Einlage links, keine Malignität
    2013 regelmäßige Zystoskopien (ohne HEXVIX), ohne Auffälligkeiten
    2014 Zystoskopien mit unklarem Bild, jedoch ohne weitere Veranlassungen
    2015 Nachweis von pTa (G2) und erstmals Tis; Nachresektion: Blase sauber, doch pTa (G2) im Harnleiter;
    radikale Zysto-Prostatektomie, Lymphadenektomie bds., Anlage einer Ileumneoblase,
    2016 Anastomose-Korrekturen

  • Lieber Uro Thelius ,

    Ich habe gerade in meinem Thread (Hier ganz am Ende) zum Urlaub in Sizilien geschrieben und dort auch bisschen was zur medizinischen Ausstattung. Das möchte ich hier nicht wiederholen - bitte sieh mir die Faulheit nach...

    Flüssigkeit war auch bei mir etwas problematisch, man behält nicht so leicht den Überblick über die Mengen. Die Hitze (Sizilien) hat mich geschätzt 1,5 Liter mehr gekostet pro Tag(sonst so ca. 3 Liter) - fast alles stilles Wasser.

    Zum weckerproblem: ich nutze mein Handy zum Wecken (im Flugmodus) - das vibriert und so störe ich meinen Mann wenig. Es gibt auch Fitnessarmbäner mit solch einem Vibrationsalarm ... Geht natürlich nur, wenn du davon auch wach wirst.

    Lieben Gruss von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde