Harnblasenkarzinom pT1,G2 und Nierenzellkarzinom

  • und möchte mich vorstellen. Ich bin die Ines. Mein Mann hatte im Mai durch Zufallsbefund die Diagnose Nierenzellkarzinom links pT1b NO G2 RO und Harnblasenkarzinom pt1 G2. Die OP's sind überstanden und zur Zeit findet die BCG-Therapie statt. Eine AHB hatte mein Mann auch schon. Zur Zeit ist er noch AU geschrieben. Nun haben wir Post von der Rentenversicherung erhalten,da er von Reha eine Einstufung von unter 3h arbeitsfähig erhalten hat. Es geht um eine verminderte Erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen. Bei Nachfrage beim Urologen,sagte dieser Behandlung muss erst abgeschlossen werden. Eine Frist von 4Wochen haben wir aber nur von der Rentenversicherung erhalten. Mein Mann ist Busfahrer von Beruf. Sind die nachfolgenden Therapien aller 3 Monate nicht so heftig mit Nebenwirkungen und kann es sein, dass nach den 6 Wochen die Behandlung abgeschlossen ist,wenn sich bei Blasenspieglung nichts ergibt,oder sind die 36 Monate Standard?

  • Liebe Agnula,


    Erwerbsunfähigkeit:

    Wurde man während der Reha / AHB auf eine Arbeitsfähigkeit von unter 3 Stunden am Tag bzw. max. 15 Wochenstunden, so bekommt man 100% der EU-Rente. Ob diese ausreichend ist, euren gemeinamen Lebensunterhalt zu bestreiten, ist schwer abschätzbar - von daher sollte man sich darüber wirklich im klaren sein, dass man erhebliche finanzelle einbußen hat.

    Die Höhe der EU-Rente sollte ja in diesem Bescheid vom Rententräger auch aufgeführt sein.


    BCG-Therapie und Bus fahren:

    Hat man einen "Büro-Job", dann ist es unter umständen möglich, weiter Arbeiten zu gehen - ist man aber wie dein Mann Busfahrer, so wird er durch den sehr hohen Harndrang und die Erschütterungen kaum in der Lage sein, diesen Beruf während der BCG-Therapie auszuüben.

    Denn, der Harndrang ist auch noch Monate nach der letzten BCG-Therapie so groß, dass man eigentlich immer eine Toilette in der Nähe haben sollte - dies ist als Busfahrer nicht gegeben.


    Dauer der BCG-Therapie:


    Standard ist:

    eine Initialtherapie von 6 Instillationen im wöchentlichen Abstand

    und daran anschliessend die Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.


    Von diesem Schema wird sehr selten abgewichen, es sei denn:

    es treten während der Therapie rezidive auf oder die Nebenwirkungen zwingen zu einer Unterbrechnung / Abbruch der Therapie.


    Gruss

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hier noch ein paar zusätzliche Informationen zur und über die BCG - Therapie:


    die BCG - Therapie ist in den meisten Fällen auch kein Spaziergang, hierbei handelt es sich im abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulosebakterien, die per Katheter in die Blase gegeben werden, dort müssen die Bakterien ca. 2 Stunden verbleiben und können dann ausgeschieden werden.

    Durch diese Bakterien kommt es in der Blase zu einer Immunreaktion, was eine Blasenentzündung auslöst. Diese Immunreaktion des Körpers soll dazu führen, dass die körperlichen Antikörper auch Krebszellen in der Blase bekämpfen und so neue Tumoren verhindern helfen.

    Therapieplan wird sich wie folgt aufteilen:

    1. eine 6 wöchige Initialtherapie mit je einer Therapie pro Woche

    2. der Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.


    Nebenwirkungen:

    Bei einer immunologischen Behandlung mit BCG kann die Harnblase in den Tagen nach der Behandlung gereizt sein. Dies kann insbesondere beim Wasserlassen zu Schmerzen (Krampfartig) führen und Harndrang verursachen. Die Patienten können auch etwas Blut im Urin und leicht erhöhte Temperatur haben und an Müdigkeit leiden.

    Weiterhin kann die Therapie grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

    All diese Nebenwirkungen betreffen Großteils die ersten 48 Stunden nach der Instillation des BCG - danach sollten sie deutlich abklingen. Der verstärkte Harndrang aber, kann noch Monate nach der Behandlung auftreten (Reiz - und Schrumpfblase).


    Hygiene:

    Am Tag und Folgetag der Instillation sollte man verstärkt auf die Hygiene achten und nicht nur nach jedem Toilettengang die Hände waschen, sondern auch desinfizieren, ebenso ist es hilfreich die Toilette selbst mit Desinfektionsspray nach jedem Toilettengang zu reinigen.

    Durch den verstärkten Harndrang sollte man ebenso darauf achten immer eine Toilette in der Nähe zu haben, aus eigener Erfahrung weiß ich, das man oftmals keine 20 Meter weit kommt, wenn man erst mal merkt das man mal "muss".

    Durch die Blutbeimengungen im Urin, der dann auch Gelleeartig sein kann, bietet es sich an am Tag der Instillation und dem Folgetag Einlagen zu tragen, sodass man sich die Unterwäsche nicht versaut.

    Diese Inkontinenzeinlagen kann der Urologe als so genanntes Hilfsmittel verschreiben, sollte dies geschehen sein, sollte man mit der Krankenkassen in Kontakt treten und sich das Sanitätshaus nennen lassen mit denen sie zusammenarbeiten. Danach dann das Sanitätshaus aufsuchen, dort findet eine Beratung statt und eine Abklärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.


    Nach der Instillation:

    ca. 1 1/2 Stunden nach der Instillation kann man beginnen mit trinken, das Beste sind Tee´s oder stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltige Getränke können die Blase zusätzlich reizen. Je mehr man trinkt, je besser wird die Blase gespült, Anhaltspunkt ist ein Liter Flüssigkeit pro Stunde das sollte man dann ca. 4 Stunden lang machen und ab dann kann weniger getrunken werden.

    Gönne Dir am Tag der Instillation + dem Folgetag ruhe, auch wenn Du wahrscheinlich nach den ersten Instillationen kaum Nebenwirkungen verspüren wirst, werden die Nebenwirkungen von Behandlung zu Behandlung mehr werden, teilweise kann es auch Aufgrund der Nebenwirkungen zu einem Therapieabbruch kommen.

    Ebenso muss der Arzt bei der Instillation aufpassen, dass z.B. die Harnröhre nicht verletzt wird und somit BCG in die Blutbahn kommt, denn dann kann es zu einer Bcgitis kommen (Tuberkulose).


    Sexualität während der BCG-Therapie:

    Während der BCG-Therapie sollte bei jedem Verkehr ein Kondom benutzt werden, dies sollte man auch noch bis 4 Wochen nach der letzten Therapie beibehalten. Weiterhin zeigte sich in Studien und Untersuchungen, dass durch die BCG-Therapie die Qualität der Spermien abnehmen und es nicht ausgeschlossen werden kann, das es zu einer dauerhaften Schädigung kommt. Sollte die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein, sollte hierüber mit dem Urologen gesprochen werden.

    Männer sollten sich vor Therapiebeginn hinsichtlich einer möglichen Spermienkonservierung beraten lassen, leider werden die Kosten dafür nicht von den Krankenkassen übernommen.


    Im Dateianhang findest du noch die BCG-Fachinformationen, diese kann man sich auch mal in Ruhe durchlesen.


    Gruss

    AndreasW

    Dateien

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Andreas W Danke erstmal. Unser Wunsch jetzt erst mal, keinen weiteren Tumor. Die OP's haben meinen Mann ganz schön geschafft. Zum Glück konnte bei Entfernung des nierentumors die halbe Niere erhalten werden. Alles ist ja nur durch einen Zusammenbruch bei Arbeit mit Einlieferung ins KH wegen Verdacht auf Herzinfarkt oder Embolie entdeckt wurden. Urologe meinte, das Schicksal hat es noch mal gut gemeint. Auch finde ich es toll, dass es solche Foren gibt. Danke

  • Moin moin Ines,

    AndreasW hat im wesentlichen alles gesagt was an dieser Stelle zu sagen möglich ist. Der Wunsch von weiteren Tumoren verschont zu bleiben ist legitim und logisch. Die hohe Rezidivquote bei Blasentumoren zwingt aber zu ständiger Wachsamkeit und Kontrolle.


    Liebe Grüsse, Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

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