Harnblasenkrebs/Neoblase

  • Hallo ihr lieben, bin neu hier! Hab mich aus lauter Verzweiflung angemeldet. Bei meinem Vater (69) wurde ein bösartiger Blasenkrebs diagnostiziert. Der Urologe der bei meinem Vater TURB mit Mytomocin C - Installation durchgeführt hat, hat uns nun sofort zu einher Blasen Entfernung geraten. Obwohl jetzt nach 6 Wochen nochmal eine Abscharbung vorgenommen wird. Wir sind total verunsichert und verzweifelt zu gleich. Haben uns in der Uni Klinik Würzburg eine zweitmeinung eingeholt. Die war aber auch nicht so aufschlussreich. Würde sich hier jemand mal die Befunde durchlesen, versteh da nicht wirklich viel. Muss die Blase echt sofort raus ? Gibt es eine Alternative ?? Und gibt es eine Klinik die zu empfehlen ist??? Leben in Bad Mergentheim!! Danke im Voraus !!! Ganz liebe Grüße Aleks

  • Moin moin Aleks,

    herzlich willkommen hier bei uns im Forum. Der Befund sagt mir, dass hier Handlungsbedarf besteht. pT1, G 3 und CIS deuten klar auf die Blasenentfernung hin. L 1 weist darauf hin, dass der Tumor Anschluss an das Lymphsystem gefunden hat. Nun steht einer Nachresektion nichts entgegen aber ich bin überzeugt davon, die Blase muss raus. Das CIS ist immer ein G 3 Tumor.


    Gruß Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Hallo Wolfgang , Danke für die schnelle Antwort! Das hört sich nicht gut an , vorallem das der Tumor Anschluss an das Lymhsystem hat. Ich dachte es gäbe vielleicht eine änder Möglichkeit. Eine Chemotherapie oder so. Mein Vater ist vor 10 Jahren am Herzen operiert , er hat 2 Beipässe, der jüngste ist er auch nicht mehr . Hab echt Angst ob das mit so einer großen Op klappt .

  • Hallo Alesksandra,

    obwohl der Anlass gerade keine schöner ist herzlich Willkommen in unserem Forum. Ich habe mir die Befunde durchgelesen, eine alternative sehe ich hier für deinen Vater mit 69 Jahren nicht. Um Dir das ganze etwas näher zu bringen hier der Aufbau der Blase.


    Die Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut und deshalb unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasive Tumore.

    Blasenkrebs.JPG


    Zu den oberflächlichen Tumoren zählen:

    - CIS

    - pTa

    - pT1

    zu den muskelinvasiven Tumoren zählen alle ab einem Stadium von pT2x

    Weiterhin gibt es dann noch das Grading, welches angibt, wie nah die Tumorzellen noch an den Orginalzellen sind.

    Dabei gibt es zwei unterschiedliche System, laut WHO z.b. nur noch in low risk oder high risk oder die Bezeichnung G1, G2 oder G3.

    Bei G1 (low risk) - Tumoren, sind die Tumorzellen noch relativ nah am Orginal und somit noch nicht so stark mutiert. G2 - Tumoren können als low bzw. high risk eingestuft werden, hier ist die Zellveränderung schon deutlich zu sehen. Bei G3 - Tumoren erkennt man kaum noch die Originalzelle.

    Bei einem oberflächlichen Tumor (CIS, pTa und pT1) kann man noch eine blasenerhaltende Therapie versuchen. Versuchen deshalb, weil Blasenkebs eine sehr hohe Rezidivwahrscheinlichkeit besitzt und diese bei ca. 70% liegt.


    Ab einem Tumorstadium von pT2 ist eine blasenerhaltende Therapie kaum noch möglich, sodass in den meißten Fällen die Blase entfernt werden muss. Dies ist zwar eine sehr große OP, aber man kann auch mit einer "Ersatzblase" noch sehr gut Leben.


    Jetzt haben wir aber bei Deinem Vater 2 Besonderheiten. Einmal das CIS auch TIS genannt und das vorhandene L1 eine bereits sehr gefährliche Lymphgefäßinvasion.


    Fakt ist, eine Lymphgefäßinvasion bekommt man mit einer Mitomyzinbehandlung nicht weg. Wäre das L1 nicht vorhanden könnte man Instillationstherapie mit BCG (nicht mit Mitomyzin) durchführen.

    Das Carcinoma in situ (CIS) wächst zwar nur oberflächlich, ist aber recht aggressiv und tritt häufig wieder auf. Daher sollte deinem Vater die Instill.-Therapie mit BCG angeboten werden. Was mich etwas stutzig macht ist die Tatsache das bereits bei einem T1 eine Lymphgefäßinvasion vorliegt, da kommt in mir die Vermutung auf das es sich eventuell doch um einen T2 handeln könnte.


    Ich selbst würde sicherheitshalber hier auf jeden Fall die Blase entfernen lassen. Eine Chemotherapie (wegen dem L1) wird ca. 6-8 Wochen nach der OP durchgeführt werden müssen, kommt darauf an ob hier schon befallene Lympfknoten vorhanden sind oder nicht. Auf jeden Fall würden diese (so um die 20) bei der Operation direkt mit entfernt.

    Noch ist der Tumor nicht muskelinvasiv, also kein T2, noch stehen die Changen recht gut den Krebs endgültig los zu werden.


    Gruß Rainer

  • Hallo Aleks,

    es soll nicht der Nachresektion vorgreifen und nicht einer Zweitmeinung. Die "Chemotherapie" ist eine lang angelegte Therapie und die ist für deutlich jüngere Menschen eine Tortur. Lies Dich ein im entsprechenden Unterforum. Ich denke, mit 69 sollte er sich das nicht mehr zumuten. Zumal es keine Sicherheit auf Erfolg bietet. Klartext, ich denke die Zystektomie mit Anlage eines Urostoma ist der Weg der sich zeigt. Die Anlage einer orthotope Neoblase ist von der Operation wesentlich aufwändiger und in der Folge stehen große Anstrengungen auf dem Programm um auch nur annähernd die Kontinenz zu erlangen. Grundsätzlich gilt aber immer, die mögliche Art der Harnableitung wird während der OP fedtgelegt.


    Gruß Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Ach ja, während ich hier tippe seid ihr schon fleißig dran. Egal, Wolfgang liegt auf der gleichen Linie wie ich, die Blase sollte raus, Experimente und hinauszögern verschlimmern nur noch. Mit 69 und 2 Bypässen sollte es trotzdem zu packen sein. Als Harnableitung in diesem Alter ist ein Urostoma sinnvoll.


    Gruß

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