Verwachsungen nach Pouch-Op

  • Hallo zusammen,
    ich verfolge schon seit einiger Zeit euer Forum und finde es ganz toll. Jetzt habe ich mich auch registriert (dank Rainer, hat es nach x-Versuchen dann geklappt).
    Ich möchte nämlich auch gerne eine Frage stellen und wissen, ob jemand von euch damit schon Erfahrung gemacht hat:


    Erstmal muss ich dazu sagen, dass mein Sohn den Pouch hat. Er ist jetzt 12 Jahre alt und hat ihn seit 10 Jahren.
    Im Laufe dieser Zeit traten ab und an immer mal wieder kollikartige Schmerzen auf. Wir sind immer davon ausgegangen, dass es sich um Nierenkolliken handelte. Diese Schmerzen waren so stark, dass kein Schmerzmittel half, dauerten über Stunden an, führten nach manchmal 5 bis 6 Stunden zum Erbrechen und wurden danach meist besser (manchmal auch nach mehrmaligem Erbrechen erst).
    Erst jetzt wurde festgestellt, dass er sgn. Briden (Verwachsungen) hat und die Schmerzen dadurch verursacht werden, weil dann auch ein Subileus besteht, der sich bis jetzt Gott sei Dank dann immer nach dem Erbrechen gelöst hat.
    Wir stehen jetzt vor der Entscheidung einer Op oder nicht!!? Und genau das ist auch meine Frage: Hat jemand von euch damit Erfahrungen gemacht? Oder auch so eine Problematik? Wie kriegt ihr das in den Griff?


    Vielen Dank für eure Antworten und Dank' nochmal an Rainer für deine Hilfe


    Akira

  • Guten Morgen Akira,


    zunächst herzlich willkommen im Forum.


    Die Symptomatik Deines Sohnes kenne ich nur zu genau, da ich auch bereits mehrmals aufgrund eines Subileus`in (Not)ärztlicher Behandlung war. Meine letzte Revisions-OP des Pouch hat überwiegend wegen der Verwachsungsproblematik fast fünf Stunden gedauert. Der letzte Verschluss musste erst Anfang Juli diesen Jahres behandelt werden und ließ sich Gott sei Dank medikamentös beheben.
    Die Problematik eine operativen Lösung von Adhäsionen (Verwachsungen) liegt darin, dass sich allein aufgrund des chirurgischen Eingriffs bevorzugt neue Verwachsungen bilden. Ich habe eine Bekannte, die nach einer ersten Darm-OP schon sechs Eingriffe wegen eines Verwachsungsileus`hatte - endlos viel Darm hat man ja nun auch nicht....
    Deshalb versuchen verantwortungsbewusste Chirurgen, derartige Operationen möglichst zu vermeiden oder hinauszuzögern.
    Dein Sohn ist noch jung; vermutlich erhielt er den Pouch wegen einer neurogenen Blasenstörung?
    Ich versuche, einem Subileus/Ileus dadurch vorzubeugen, dass ich einmal viel trinke, und davon möglichst täglich zwei große Tassen lösliche Brühe. Diese Brühe hat einen leicht abführenden Effekt und hält den Stuhl relativ weich, wodurch Engstellen und Passagehindernisse im Darm den Transport des Darminhalts nicht so leicht stoppen können.
    Sollten doch Koliken auftreten bleibt mir nur als erste Hilfe radikales Abführen mittels 30Tropfen!! Natriumpicosulfat (Laxoberal) und Schmerzstillung mit Butylscopolamin (Buscopan) und Novaminsulfon (Novalgin). Bisher bin ich so mit "bordeigenen Mitteln" einer OP entgangen. :)
    Viel kann auch eine Nahrungsumstellung helfen:
    kein langfaseriges Gemüse (Spargel usw.)
    fast kein Vollkorn und sonstige Ballaststoffe
    keine stopfenden Lebensmittel wie Schokolade, Bananen u.ä.
    kein faseriges Fleisch
    also eigentlich eine relativ ungesunde Ernährung :D


    Und weil das nicht mein Geschmack ist, bleibe ich lieber bei Brühe, auch wenn ich manchmal lieber was anderes trinken möchte. Ich habe auch eine Zeit lang Lactulose eingenommen, die mir aber ziemlich viel Blähungen verursachte.


    Liebe Akira,
    versucht es erst mal mit Nahrungsumstellung und milden Abführ- bzw.Gleitmitteln wie Brühe, Lactulose, Feigensaft oder Flohsamen. Ein operativer Eingriff sollte erst das letzte Mittel sein.


    Liebe Grüße


    Hexe :tanzen:

  • Liebe Hexe,
    vielen Dank schon mal für deine Antwort. Es ist immer toll und interessant von jemamdem zu hören, der die Problematik kennt und dies auch richtig beschreiben kann. Das ist nämlich das Problem bei meinem Sohn mit 12 Jahren. Es sind eben Bauchschmerzen, die er angibt. Er kann das dann nicht so gut beschreiben.
    Oder auch wie ihm bestimmte Lebensmittel bekommen. Ist manchmal nicht so einfach.


    Das mit dem "Stuhl weich machen" ist mir bekannt und das versuchen wir auch zu praktizieren. Das mit der Brühe werde ich mal versuchen, danke für den Tip.


    Die Tropfen zum extremen Abführen wie du schreibst, kenne ich nicht. Bekomme ich diese rezeptfrei?
    Buscopan und Novalgin haben bis jetzt, wenn er diese Schmerzen hatte, nicht geholfen.


    P.s. Du schreibst noch, dass dein letzter Verschluss medikamentös behandelt werden konnte. Mit welchen Medikamenten wird das denn gemacht?


    Mein Sohn hat übrigens deswegen den Pouch, weil er im Alter von 1 1/2-Jahren ein Rhabdomyosarkom der Harnblase hatte.


    Viele Grüße
    Akira

    2 Mal editiert, zuletzt von Akira ()

  • Guten Morgen Akira,


    mein letzter Verschluss wurde eben mit einem radikalen Abführen behandelt, nämlich 30 Tropfen Laxoberal. Die normale Dosis für einen Erwachsenen beträgt üblicherweise 10-18 Tropfen. Diese Tropfen kriegst Du rezeptfrei in jeder Apotheke - preiswerter sind generische Präparate mit dem selben Wirkstoff Natriumpicosulfat. Dazu habe ich die Koliken mit Buscopan plus behandelt, in diesem Ausnahmefall auch höher dosiert. Buscopan plus enthält das krampflösende Butylscopolamin und das schmerzlindernde Paracetamol.
    Und in den vier Tagen habe ich fast nur Tee getrunken und etwas Zwieback und Joghurt gegessen, zusätzlich versucht, mir mechanisch, also mittels Bauchmassagen Erleichterung zu verschaffen.
    Der konsiliarisch hinzugezogene Viszeralchirurg möchte verständlicherweise möglichst eine OP vermeiden.


    Im Röntgenbild meines Darms kann man deutlich die Stelle ausmachen, an der es "hakt", nämlich dort, wo die verbleibenden Darmteile anastomosiert wurden. An der Stelle tut sich dann absolut nichts mehr, was man auch deutlich hören kann, denn vorher lässt sich eine verstärkte Darmperistaltik ausmachen. Ich kann diese Stelle auch deutlich spüren, kann den betroffenen Darmabschnitt ganz konkret lokalisieren.


    Liebe Akira,
    diese sehr radikalen Maßnahmen mit einmaliger Überdosierung von Medikamenten wurden bei mir nur als ärztliche Maßnahme und unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt; ich warne ausdrücklich davor, sowas im Alleingang insbesondere bei einem Kind anzuwenden. Abführmittel sind bei einem Ileus nämlich eigentlich kontraindiziert, wurden mir aber nach Röntgendiagnastik und körperlicher Untersuchung im Krankenhaus gegeben.


    Fazit:
    Du solltest derartige Medikamente im Bedarfsfall zuhause haben, aber nur nach Anweisung des behandelnden Arztes in der vom Arzt für Deinen Sohn verordneten Dosierung anwenden.
    Da Dein Sohn den Pouch aufgrund eines Malignoms hat, ist er ja sicher sowieso unter regelmässiger ärztlicher Kontrolle. Wurde Dein Sohn auch bestrahlt? Strahlenschäden können nämlich auch Ursache für Verwachsungen sein. Eigentlich muss bei starken Koliken immer ein Arzt aufgesucht werden, weil ein richtiger, nicht schnell behandelter mechanischer Ileus leicht paralysiert und dann schwerwiegende Folgen auf den Stoffwechsel hat.


    Liebe Grüße


    Hexe :tanzen:


    Nachtrag:
    Auch ich musste mich erst daran gewöhnen, derartige Bauchschmerzen ernst zu nehmen und nicht als Banalität abzutun.

  • Liebe Hexe,


    ich darf Dich doch so nennen. Du wirst mich nicht kennen, da
    ich erst heute versucht habe, ins Forum zu kommen.
    Am 29.07.2008 haben sie mir die Blase entfernt. Mit dem
    Pouch komme ich ganz gut zurecht.
    Was mich aber beunruhigt, sind die Schmerzen links im Bauch.
    Ich war deswegen schon im Krankenhaus, aber ohne Ergebnis.
    Ich müsste Geduld haben. Was ich schon vermutete, wurde mir
    mit Deinem Beitrag klar, es sind Verwachsungen.
    Ich kann immer noch nicht richtig sitzen, länger als 1 Stunde ist
    nicht möglich.
    Mein Urologe vermutet es auch zögerlich.


    Im neuen Jahr muss ich deswegen etwas unternehmen.


    Es grüsst Dich recht herzlich


    Gundula

  • Hallo Gundula,


    ich bin im März 2002 an der Uni-Klinik in Mannheim operiert worden.
    Habe auch einen Mainzer-Pouch I. Ich bin von Prof. Alken und Prof.
    Köhrmann und seinem Team operiert worden. Der Prof Köhrmann ist ja
    seit 2003 im Theresienkrankenhaus Chefarzt, ich konnte mich mit allen Fragen an ihn wenden. Er hat es mir auch sehr verständlich erklärt. Aber die Prof. haben auch immer wenig Zeit. Bist du auch von ihm operiert worden? Ich war sehr zufrieden. Bei dir ist es ja noch nicht solange her, da ist Anfang auch noch sehr empfindlich. Ich hatte am Anfang auch Probleme mit Blähungen und Durchfall, nicht lange sitzen und laufen. Bin dann immer im Flur und Treppenhaus hoch und runter gelaufen. Es könnten aber auch Verwachsungen sein. Ein bisschen Geduld mußt noch haben mit der Zeit wird alles besser. Warst du in der Reha?
    Guten Rutsch ins neue Jahr und ganz viel Gesundheit.
    Viele liebe Grüße Marion

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