Blasenkrebs als Schockdiagnose für die ganze Familie

  • Hallo an alle - ich bin die Schwiegertochter einer 75jährigen Blasenkrebspatientin. Für mich hat sich seit November 17 mein Leben komplett geändert - nach einer rapiden Gewichtsabnahme innerhalb eines halben Jahres wurde unsere Oma von ihrer Hausärztin zum CHECK ins KH überwiesen und schon nach der 1. Untersuchung - CT - stand fest - NotOP - beidseitiger Nierenstau aufgrund eines Tumors in der Blase.

    Nun hat sie aus jeder Niere eine Ableitung und seit heute den 2. Chemozyklus Gemcitabin/Cisplatin hinter sich. Mein Großes Problem - ich "erarbeite" mir alle Infos selbst indem ich mithilfe des Internets die Arztbriefe übersetze - sie wird auf der Urologie behandelt - und da von 15 unterschiedlichen teils ausländischen Ärzten. Wir hatten vorher keinen Urologen da sie ja keine Beschwerden hatte - außer eben die Gewichtsabnahme. Wie handhabt ihr den Informationsfluß wenn es um Angehörige geht? Lg aus dem Erzgebirge

  • Liebe Silke,


    nun Probleme wird deine Schwiegermutter schon gehalbt haben - zumindest Blut im Urin. Aber darauf wird sie nicht geachtet haben - somit konnte der Tumor ungestört so groß werden, dass es eben zu diesem beidseitigen Urinstau in den Nieren gekommen ist.

    Wichtig ist, dass es eine Histologie gibt bzw. die Aussage um welches Tumorstadium es sich handelt - damit du verstehtst was ich genau damit meine, hier eine bildliche Beschreibung:


    Blasenkrebs unterscheidet man in oberflächliche und muskelinvasiv wachsende Tumore.

    Tumorstadien.jpg


    Tumore im Stadium:


    - pTa, pT1 und CIS


    sind oberflächlich wachsende Tumore, die man sehr gut mit einer TUR-B durch die Harnröhre entfernen kann.


    muskelinvasive Tumore sind Tumore in folgenden Stadien:


    - pT2 (a,b), pT3 (a,b) und pT4(a,b)


    diese Tumoren sind oftmals nicht vollständig durch eine TUR-B zu entfernen, da in vielen Fällen Tumorreste in der Blase verbleiben.

    Daher wird in diesen Stadien eine Harnblasenentfernung angeraten.







    Du siehst also Silke, es ist wichtig, dass ihr vom Krankenhaus erfahrt um welches Tumorstadium es sich handelt - erst dann können wir auch genaueres sagen.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Hier kommt mein Arztbrief ins Spiel - mindestens pTa G3 mit pelvinen Lymphknotenmetastasen. Das habe ich zumindest schon mal "erlesen" bedeutet HIGH RISK.

  • Liebe Silke,


    ein Arztbrief ist kein Befund sondern nur erstmal eine Diagnose - wichtig ist wirklich die Histologie, also wenn der Tumor per TUR-B entfernt wird / wurde, geht dieses zu einem Pathologen - dort wird das Material aufbereitet und histologisch Untersucht - dieser Pathologe erstellt dann einen "histologischen Befund".


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Liebe Silke,

    auch von mir herzlich willkommen, wenn der Anlass auch sehr bescheiden ist.

    Wie Andreas denke ich, die Oma hatte sicher Beschwerden, aber gehört wohl zur Sorte „Zähne zusammenbeißen“ ... Aber all das ist nicht zu ändern. Es gilt nach vorn zu schauen.

    Auch wenn es noch keine offizielle Histologie gibt - ein pTa scheint mir bei Lymphknotenmetastasen unwahrscheinlich... es müsste noch eine Ziffer so wie pT3a oder so dabei sein. An dem Bild von Andreas sieht man gut, was das bedeutet in Sachen Einwachstiefe. So günstig es wäre, wenn es nur ein pTa ist, so unwahrscheinlich ist das, wenn es Metastasen gibt. Die sind bei pTa, der nur oberflächlich ist, sehr unwahrscheinlich.

    Was ihr der Oma erzählt und was nicht hängt von ihrem Zustand ab, das könnt ihr besser einschätzen als wir aus der Ferne. Es ist auch jeder bisschen anders, der Eine will detailliert wissen, was los ist, der Andere möchte eher nicht so viel Information....

    Auch wenn es jetzt hart erscheint, denkt bitte an solche Dinge wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Wenn noch nicht vorhanden, besprecht das in der Familie und klärt das. Durch die angegriffenen Nieren kann es schnell notwendig werden, dass ihr Entscheidungen treffen müsst und dann ist es sehr hilfreich zu wissen, was die Schwiegermutter selber möchte oder eben auch nicht!

    Frag, was immer du wissen möchtest ...wir versuchen zu helfen!

    Einstweilen lieben Gruß in Richtung alte Heimat von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde