Ich bin neu hier und wohl ein Sonderfall: Ta G2 + cis + Prostatakrebs

  • Hallo liebe Mitglieder

    Beim googeln bin ich auf dieses Forum gestossen; eine wirklich gute Sache. Ich bin 58 und eigentlich topfit. Belastet haben mich in den vergangenen Jahren lediglich Harndrang- und Prostataprobleme.

    Nach ewigem PSA-Anstieg und mehrfachen Biopsien wurde schliesslich ein Prostatakrebs (3+3) gefunden; nach kurzer Active Surveillance verschlechterte sich dieser auf (3+4). Im MRI wurde beiläufig noch ein Blasenkrebs gefunden. Nach Spiegelung und TUR-B ergab die Histologie einen papillären Ta G2 low grade; alle vier zusätzlichen Biopsien aus der Blase und prost. Harnröhre waren i.o. (kein Hinweis auf ein cis). Mein Urologe machte nach 6 Wochen eine zweite TUR-B zur Kontrolle (rund um den entfernten Tumor). Histologischer Befund nunmehr: Multifokales cis. Nun stellt sich die Frage wie weiter. Gibt es in diesem Forum Jemanden, der ein ähnliches Doppelproblem hatte?

  • Lieber Walter,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum, auch wenn der Umstand deiner Anmeldung kein erfreulicher ist - aber wir haben oder hatten uns alle hier angemeldet, weil wir eben selbst an Blasenkrebs erkrankt sind oder einen Angehörigen haben der betroffen ist / war.


    Ich möchte erstmal etwas zu dem Prostatakrebs schreiben - da diese Behandlung dann auch Auswirkungen auf eine Blasenkrebstherapie hätte.


    Durch den Prostatakrebs, wirst du wahrscheinlich nicht um eine Prostatektomie herum kommen, also um eine vollständige Entfernung der Prostata.


    Durch diese OP wird es wahrscheinlich zu einer Inkontinenz nach einer Prostata-Entfernung kommen:

    Eine oft nur vorübergehende Harninkontinenz ist eine häufige Begleiterscheinung, wenn aufgrund einer Krebserkrankung die Vorsteherdrüse (Prostata) entfernt werden muss. Der Grund dafür ist, dass durch die radikale Prostata-OP, die sogenannte Prostatektomie, neben der Prostata auch Abschnitte der Harnröhre und des inneren Schließmuskels entfernt werden.

    Das wiederum hängt mit der Lage der Prostata zusammen, die neben Teilen der Harnröhre auch Teile des Schließmuskels umschließt. Wird bei der Entfernung der Vorsteherdrüse ein Teil des Schließmuskels abgetrennt, entfällt damit auch der von außen wirkende Druck auf die Harnröhre. Zudem kommt es durch die Prostataentfernung auch meist zu einer Schwächung des Beckenbodens.

    Genau an diesem Punkt wird es dann schwierig werden, die Blase zu erhalten, denn dazu müßte eine Instillationstherapie mit BCG durchgeführt werden. BCG, das sind lebendige Tuberkulose-Bakterien, die mit einer Lösungsfüssigkeit per Katheter in die Blase gegeben werden und dort zwei Stunden verbleiben müssen, bevor man sie ausscheiden sollte.

    Durch die Prostatektomie aber, wirst du eben dieses BCG nicht in der Blase halten können.


    Insofern muss man bei Dir sehr sehr genau überlegen, wie es weiter geht. Meine ganz persönliche Meinung wäre aber: die Blase und Prostata entfernen zu lassen und dadurch dann den Krebs "los zu sein".


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Lieber Andreas


    Herzlichen Dank für die schnelle Antwort. Wirklich schön, so ein Forum zu haben, denn beim Googeln kann man sich zwar sehr viel theoretisches Wissen aneignen, doch Erfahrungen von anderen Betroffenen und ein Gedankenaustausch mit Empatie hilft enorm. Mein Urologe rät mir aktuell zu einer BCG-Behandlung, wobei dann gleichzeitig die Prostata mit einer fokalen Therapie behandelt werden sollte (Brachy). Die radikale OP (Blase und Prostata raus) wäre dann die Option, wenn die BCG-Therapie nicht anspricht. Ich werde mich nun mal auf diesem Forum ein wenig kundig machen, wie diese BCG-Therapie konkret vertragen wird. Ich bin ja noch berufstätig, wobei ich meinen Job (Urteile schreiben) teilweise auch zuhause ausführen kann.


    Lieber Gruss

    Walter

  • Hallo @Walter B.


    willkommen bei uns im Forum.

    Als erfahrener BCGler kann ich dir mitteilen, dass die BCG-Instillationen meine

    Prostata mehr als gereizt hat. Sie war zwischenzeitlich (während der BCG-Therapie)

    auch entzündet, der PSA-Wert von 1,1 auf 4,9 erhöht. Meinem Urologen war dies nicht

    so geläufig (sodass ich eine Biopsie machen lassen musste) - die Werte haben sich jeweils

    Wochen bzw. Monate nach der BCG-Gabe normalisiert. Dies sollte deinem Urologen und dir

    bekannt sein - es kann sein, muss aber nicht.


    Alles Gute!

    Andreas

    10/2012 1. TUR-B mit Perforation des Blasendachs - 12/2012 2. TUR-B Nachresektion - 03.2013 3. TUR-B erstmals mit HEXVIX - Dazwischen 6. Instillation mit BCG --- nach 03/2013 volles Programm BCG

  • Vielen Dank Andreas für deine Antwort.

    Was mich noch interessieren würde ist, wie diese BCG-Therapie abläuft. Hält man das aus mit der Flüssigkeit in der Blase über 2 Stunden? Riesenharndrang ... oder kommt der verzögert? Schafft man den Weg nachhause (bei mir sicher 1 Stunde) oder geht das dann gleich los mit dem Drang? Wie kann man das handeln? Einlagen?

    Danke Allen für allfällige Erfahrungsberichte.


    Liebe Grüsse

    Walter

  • Hallo @Walter B.

    Lieber Walter,


    meine Tipps für die BCG-Instillation:


    1. Ich lege den Termin immer auf einen Donnerstag Morgen - relativ früh, damit ich nicht viel davor trinke. Donnerstag auch deshalb, dass ich freitags (im Notfall - der zum Glück noch nicht eingetreten ist) noch den Urologen in der Praxis erreichen kann.


    2. Je weniger ich vorher getrunken habe, desto leichter ist die Wartezeit von 2 Stunden zu ertragen. Nach ca. 1 3/4 Stunden fange ich an zu trinken - und zwar so viel es geht. Innerhalb der nächsten Stunden können dies bis zu 4 Liter werden.


    3. Nach den zwei Stunden entkleide ich mich vollständig und gehe aufs WC (im Sitzen!!!) und sofort unter die Dusche. Desinfektion und Sauberkeit sind nun oberstes Gebot. Nach jedem Toilettengang (bitte im Sitzen, damit der Urin nicht zu sehr spritzt) am Waschbecken äußerste Intimpflege. Ich benutze die Flüssigseife von Sagrotan im Infrarot-Spender.


    4. Ich lasse mich immer für Donnerstag und Freitag krank schreiben, damit ich keinen Stress habe.


    5. Vorlagen lege ich bereits vor dem Arztbesuch in die Unterhose, damit evtl. austretende Tröpfchen danach in der Vorlage landen und nicht in der Unterhose. Diese wechsle ich nach dem Duschen, falls Blutbeimengungen später noch dabei sein sollten.


    Ich hoffe, dir mit diesen (meinen) Infos geholfen zu haben - ich denke, jeder BCGler wird sein eigenes Muster basteln und sehen, wie er am Besten damit klarkommt.


    LG Andreas

    10/2012 1. TUR-B mit Perforation des Blasendachs - 12/2012 2. TUR-B Nachresektion - 03.2013 3. TUR-B erstmals mit HEXVIX - Dazwischen 6. Instillation mit BCG --- nach 03/2013 volles Programm BCG

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