Entscheidungshilfe

  • Hallo zusammen,

    ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung,

    Bei mir wurde letzte Woche ein pT2 G3 diagnostiziert und am 19.04.2018, also nächsten Donnerstag soll die Blase entfernt werden.

    Ich bin immer noch in Schockstarre und kann iwie keine klaren Gedanken fassen.

    Nun stehe ich vor der Frage Neoblase???? Ich weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung ist. Eigentlich möchte ich eine kontinente Lösung.

    Die OP soll 6,5 Stunden dauern. Nach dem Krankenhausaufenthalt von etwa 12-14 Tagen bei gutem Verlauf soll die AHB in Bad Wildungen

    erfolgen.

    Wer hat Erfahrungswerte in der letzten Zeit mit einer Neoblase?

    Muss ich mich selbst katheterisieren?

    Was ist mit dem Sexualleben?

    Habe mich schon mit dem Thema auseinandergesetzt, aber das ersetzt ja keine persönlichen Erfahrungen von Betroffenen.

    Ich würde mich freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.


    Gruß

    Aidafan

  • Moin Aidafan und herzlich willkommen bei uns im Forum. Ich denke, es geht Dir wie beinahe jedem mit dieser Diagnose.


    Du bist 69 und an der Stelle würde ich nicht zwingend zur Neoblase tendieren. In großem Umfang hängt es davon ab wie fit Du bist und mit welcher Willenskraft Du dich den Herausforderungen nach einer Neoblasen OP stellst. Die Kontinenz ist erstmal weg und will ständig durch Beckenbodentraining neu erarbeitet werden. Das wird mit zunehmendem Alter nicht leichter. Es gibt einige wenige mir bekannten Fälle einer nervschonenden OP mit zumindest teilweisem Erhalt einer Erektion. Eine Gewähr für den Erfolg gibt es nicht, nie.


    In Anbetracht der normalen Faktoren würde ich Dir zum Urostoma raten.


    Gruß Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Hallo Aida - Fan,

    diese Schockstarre kennt hier jeder dem eröffnet wurde das er seine Blase los wird. Ich war 54 als es mich erwischte, damals hab ich mich für die Neoblase entschieden die auch die eindeutige Empfehlung der Ärzte war. Meine Neoblase habe ich inzwischen gute 14 Jahre, bereut hab ich es bisher nicht.


    In deinem Fall gebe ich folgendes zu bedenken. Mit zunehmenden Alter wird es immer problematischer die Kontinenz zu erreichen, deine Überlegungen. hinsichtlich einer kontinenten Ableitungen sind gar nicht so falsch. Bei einer Neoblase wirst du mit 69 Jahren mindestens 2 bis 3 Jahre brauchen um eine einigermassen zufriedenstellende Kontinenz zu erreichen. Nicht zu unterschätzen sind die nächtlichen Aufstehintervalle (alle 3 bis 4 Stunden) um auf die Toilette zu gehen. Ehrlich gesagt, hätte es mich mit 69 erwischt, ich hätte mich eindeutig für ein Stoma entschieden. Nachts durchzuschlafen ist schon ein wesentlicher Faktor um auch im Alter den Tag fit angehen zu können.


    Die möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen nach einer Neoblasen Opertation sind ellenlang und gerade im Alter äusserst lästig. Ob du dich kathedrisieren musst kann man vor der OP nicht sagen, kommt ganz darauf an wie operiert wird, ob sich Deine neue Blase etwas absenkt oder eben nicht.


    Die Neoblase ist zwar der Mercedes der Harnableitungen, hat sicherlich in jüngeren Jahren einige Vorteile, birgt aber auch Risiken im Alter.


    Letztendlich wird es deine Entscheidung sein welche Harnableitung verbaut wird. Die Sexualität lass jetzt erst mal aussen vor, du wirst froh sein nach der OP die Augen wieder aufzumachen, an Sex denkst du erst wieder wenn einige Monate vergangen sind.


    Weitere Fragen ?


    Gruss Rainer

  • Hallo Wolfgang,

    vielen Dank für die zusätzlichen Informationen. Ich kann mich irgendwie nicht mit dem Gedanken anfreunden,

    dass "mein Geschlechtsorgan dann nicht mehr mal mehr zum Wasserlassen benutzt wird", sorry, aber ich

    weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Eigentlich hatte ich auch gedacht, dass ich mit den Beckenbodübungen

    zurechtkomme.


    Gruß Aidafan

  • Hallo Rainer,


    danke für die ehrlichen Worte. Ich bin ein sehr aktiver Mensch und habe ständig Sport getrieben, jetzt immer noch 2 xwöchentlich. Ich habe

    Angst, dass mich ein Urostoma zu stark in meiner Lebensqualität und bei allen Aktivitäten einschränkt. Eigentlich bin in körperlich guter Verfassung.


    Gruß Aidafan

  • Ich schrieb ja, das es letztendlich deine Entscheidung ist. Wenn du dich fit fühlst und der Meinung bist das du diese Operation gut verpacken kannst, dann mach es so wie du denkst.

    Es ist ja nicht so das 70 jährige unbedingt für eine Neoblase nicht geeignet sind, es kommt immer auf die Gesamtsituation an. Sortlich, Aktiv, Lebenslustig den schönen Dingen des Lebens nicht abgeneigt sind die besten Voraussetzungen für eine Neoblase.


    Übrigens, ein Urostoma schränkt dich nicht ein, mit einem Stoma machst du alles was du vorher auch gemacht hast.


    Gruß

  • Dieses Thema enthält 19 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registriere dich oder melde dich an um diese lesen zu können.