pT2, ICD-O 8120/3, G3/high grade, L1

  • Gruß an alle Leidensgenossen

    bin 72 Lenze. hier mein Text, den ich in einem Medizinforum heute eingestellt habe:


    TUR-Blase 14.5. mit HEXVIX

    Harnblasen-PE mit ausgedehnten Infiltraten eines gering differenzierten, micropapilären U-Karzinoms mit Lymphangiosis carcinomatosa mit Vorwachsen in die mitgefassten Dentrusoranteile

    die genaue Bezeichnung heisst:

    pT2, ICD-O 8120/3, G3/high grade, L1

    2 andere Stellen konnten restlos entfernt werden.

    am Do OP-Vorbereitung und nächsten Mo Eintritt in das Klinikum

    am Freitag, also vorher noch einen Termim bein Radioonkologen.

    Ich würde gern die Blase behalten.

    Was soll ich machen, wenn der Radiologe sagt: das lässt sich durch Bestrahlung mit Begleitchemo machen?

    Ich, der am wenigsten über all das weiss, muss nun ins Dunkle schiessen und es genügt eine Fehlentscheidung, dann bin ich spätestens in wenigen Jahren ein Leichnam. ok, es ist halt so, was soll man jammern. Das Leben ist von Geburt an eine Abenteuerfahrt mit Endstation Prellbock.

  • Moin Manfred,

    herzlich willkommen bei uns im Forum. Bei einem pT2 am Erhalt der Blase festzuhalten ist mal eine gewagte Nummer. Ich, ich ganz persönlich halte das für einen Suzid mit Ansage.


    Gruß Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Nun Manfred,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum.


    Ich werde erstmal versuchen, deinen Befund soweit zu übersetzen, dass du diesen auch besser verstehen kannst.


    Die Harnblase ist in mehrere unterschiedliche Schichten aufgebaut, sodass man das Tumorstadium recht gut feststellen kann. Grundsätzlich wird dabei erstmal in oberflächlich wachsende Tumoren und bereits muskelinvasive Tumoren unterschieden.


    Tumorstadien.jpgZu den oberflächlich wachsenden Tumoren zählen:


    - pTa

    - pT1


    und die Sonderform, dass sehr flach wachsende CiS / TiS / pTiS


    Bei oberflächlich wachsenden Tumoren ist oftmals eine blasenerhaltende Therapie möglich.


    Ab einem Tumorstadium von pT2a spricht man von einem bereits muskelinvasiven wachstum des Tumors. Hier ist kaum noch eine blasenerhaltende Therapie möglich.

    Denn durch eine mögliche Lymphgefäßinvasion oder / und Veneninvasion sowie die Gefahr das der Tumor mit einer oder mehreren TUR-B nicht vollständig entfernt werden kann, ist die Gefahr von Fernmetastasten viel zu groß um hier ein Risiko eingehen zu können.


    Bei Dir hat man einen pT2 G3 festgestellt, da du schreibst, das zwei andere Stellen restlos entfernt werden konnten - würde dies bedeuten, dass der Primär-Tumor (pT2) nicht vollständig entfernt werden konnte und noch Tumorreste in der Blase verblieben sind.


    Daher müsste dann der Befund "mindestens pT2 G3" heißen.

    Da dein Tumor schon Anschluss an das Lymphsystem gefunden hat - wird eine Chemotherapie folgen müssen.






    Insgesamt sehe ich bei diesem Befund keine Möglichkeit mehr, die Harnblase zu erhalten. Aufgrund deines Alters wäre eine Blasenentfernung und das Anlegen eines Urostoma die wohl beste Alternative mit der du noch viele jahre leben kannst.

    Aber: Je länger Du mit einer Entscheidung wartest - je länger hat eben der verbliebene Tumorrest auch Zeit, noch mehr Schaden an und in deinem Körper anzurichten.


    Innerhalb von wenigen Wochen kann aus einem pT2 ein pT3 oder gar pT4 werden.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • ok, verstehe

    aber kann man die Biester nicht niederstrahlen? An welche Voraussetzung ist eine erfolgreiche Strahlenbehandlung gebunden?

    Das CT von Brust und Bauchraum, allerdings vor 4-5 Wochen zeigt "lediglich" einen Lymphknoten, von grenzwertigen 13mm.

    Gehe ich also bei einer Radio-Behandlung das Risiko ein, dass soundsoviele Zellen übrigbleiben, die sich dann wieder auf die Socken machen?

  • Eine einzelne Zelle reicht aus um den ganzen Kreislauf wieder neu zu starten! Im Zweifel wächst diese dann verborgen und man bemerkt es erst wenn es zu spät ist!

    Die Charite in Berlin wirbt damit das sie alles versuchen die Blase zu erhalten, auch bei einem (mindestens) Pta2, aber dies ist wohl nur in extrem günstigen Fällen möglich!

    Ich bin kein Arzt und will dir keine übertriebenen Hoffnungen machen, bei einem G3 (hoch aggressiv) wäre es aus meiner Sicht ratsam ans überleben zu denken und das mit allen Konsequenzen!

    Wäre ich oder wir in deiner Situation, würden wir uns auch an jedem Strohhalm klammern, will sagen, ich kann dich sehr gut verstehen! Sprich mit deinen Ärzten und such dir ein guten Krankenhaus in deiner Gegend!

  • Radio - Chemo - Therapie:

    Bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom, die ein organerhaltendes Vorgehen wünschen, soll eine komplette transurethrale Tumorresektion angestrebt werden. Eine Perforation der Blasenwand soll aber vermieden werden.


    In den meisten publizierten Originalarbeiten zu dieser Thematik wird eine komplette bzw. maximale TUR-B vor RT/RCT angestrebt. Diese definiert sich hierbei durch postoperativ makroskopisch nicht mehr sichtbare Tumorresiduen. Allerdings wird nur in wenigen Fällen auf die Technik der TUR-B eingegangen und entsprechend klassifiziert. In der prospektiven Fallserie von Dunst et al. wurde erstmals ein standardisiertes Vorgehen beschrieben, bestehend aus einer sichtbar maximalen TUR-B samt Blasenmapping und Tumorgrundbiopsie. Durch den RStatus der Resektionsgrundbiopsie (R0=mikroskopisch kein Tumornachweis, R1=mikroskopischer Tumornachweis, R2=makroskopischer Tumornachweis) konnten die Autoren den onkologischen Verlauf prognostizieren. So lag die 5-JahresÜberlebensrate bei initialem R0-, R1- und R2-Status bei 81%, 53% und 31%. Diese Ergebnisse konnten durch die prospektive Fallserie von Rödel et al. an einem Kollektiv von 415 Patienten bestätigt werden.


    Dies stammt aus den Leitlinien zur Behandlung und Therapie von Blasenkrebs (Seite 189).


    Fazit: Willst du Leben = Blase raus


    Willst du Lotto spielen bei einem R1 oder R2 ... dann käme eine RCT theoretisch in Frage. Aber dann sinkt deine Überlebensrate auf 30 bis 50% in den nächsten 5 Jahren.

    Von der Lebensqualität, die durch eine RCT leiden kann - will ich da garnicht erst Anfangen.

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

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