Studie: Darmfunktion und das Allgemeinbefinden nach der radikalen Zystektomie

  • Viele Patienten mit Harnblasenkarzinom leiden nach radikaler Zystektomie unter Veränderungen der Stuhlgewohnheiten und des Stuhlgangs. Eine aktuelle Cross-Over-Studie, deren Daten auf dem ASCO GU 2017 präsentiert worden sind, untersuchte erstmalig die Langzeitauswirkungen dieses Eingriffs auf die Darmfunktion sowie das Auftreten damit verbundener Beschwerden über die Zeit an einer größeren Patientenkohorte. Diarrhoe war demnach das bestimmende Darmsymptom nach radikaler Zystektomie, wobei die Symptomatik nicht nur unmittelbar postoperativ, sondern auch als Spätfolge auftrat.


    Als Analyseinstrumentarium verwendeten die Studienautoren einen zuvor entwickelten Fragebogen, welcher die auftretenden Darmsymptome und den jeweiligen Einfluss auf die Lebensqualität (QoL) erfasste. Dieser wurde deutschlandweit an Mitglieder von Blasenkrebs-Selbsthilfegruppen verteilt. In die Auswertung eingeschlossen waren 324 Patienten, 72% Männer und 28% Frauen, mit erfolgter radikaler Zystektomie und einer Mindestbeobachtungszeit von einem Jahr. Das Durchschnittsalter bei Zystektomie betrug 63,3 +/- 9,4 Jahre.

    Flatulenz und Diarrhoe als Früh- und Spätfolgen

    43% der ausgewerteten Patienten hatten fortbestehende Darmbeschwerden, 40% gaben Beeinträchtigungen des Alltags sowie 60% eine daraus resultierende Unzufriedenheit an. Die häufigsten Beschwerden waren Flatulenz (49%), gefolgt von Diarrhoe (30%) und dem Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung (23%).

    Die höchste Prävalenzrate bei Diarrhoe trat im dritten Jahr nach der Operation auf. In den ersten drei Monaten nach der Operation waren 14%, drei bis elf Monate danach 21% und nach zwölf bis 23 Monaten 18% der Patienten von Diarrhoe betroffen sowie nach 24 bis 35 Monaten 44%, nach 36 bis 59 Monaten 36% und nach einem Zeitraum von 60 Monaten und länger 27% der Patienten (p<0,01).

    Auch Flatulenz erwies sich als Langzeitsymptom der Totaloperation. Blähungen traten postoperativ nach einem Jahr und darüber hinaus bei 50% der Patienten sowie im Zeitraum von unter einem Jahr nach der Operation bei 37% der Studienteilnehmer auf (p=0,0334), während sich die Prävalenz der anderen Darmsymptome über die Zeit nicht veränderte.

    Diarrhoe korrelierte mit weiteren Symptomen

    Nach 12 Monaten korrelierte das Auftreten von Diarrhoe signifikant mit dem Auftreten von Flatulenz, unkontrolliertem Stuhlverlust, Stuhldrang, jüngerem Alter zum Zeitpunkt der Operation und der Größe des zur Rekonstruktion verwendeten Darmsegments für die Harnableitung (alle p<0,01). Patienten, die unter Diarrhoe litten, berichteten von einer höheren Stuhlfrequenz, geringeren Lebensqualität und größeren Unzufriedenheit. Darüber hinaus wiesen sie ein geringeres Energielevel (alle p<0,01) und einen schlechteren Gesundheitsstatus (p=0.0488) auf.

    Fazit:

    Die bessere Erforschung der Langzeitsymptome kann zur Optimierung des Operationsprozesses, der postoperativen Medikation und der Schulungsmaßnahmen für Patienten beitragen, schlossen die Autoren.


    Quelle: Hupe MC et al. J Clin Oncol 35, 2017 (suppl 6S; abstract 318) und Poster

    In Zusammenarbeit mit Prof. Axel S. Merseburger, Lübeck