Vorstellung Flomann pT1+CIS vor BCG-Therapie

  • Moin, freue mich über die Aufnahme. Bin 66 Jahre alt und habe aktuell 2 TUR B hinter mir. Die Klassifizierung des Tumors lautet pT1, G3, pTis. Die Histologie von der 2. TUR sagt: Keine Tumorzellen mehr vorhanden. Der Urologe meint nun sehr bestimmend (am Telefon!), dass eine Immuntherapie mit BCG durchgeführt werden muss und diese keine Chance auf Erfolg hat, wenn ich nicht aufhöre zu rauchen. Ein persönliches Informationsgespräch hat nicht stattgefunden, einen Termin für den Beginn der Therapie wurde mir bereits mitgeteilt.

    Gruß

    Flomann

  • Moin Flomann,

    pT1, G3, pTis, das sind nicht optimale Voraussetzungen. Eine BCG Therapie ist kein Spaziergang aber die hohe Rezidivquote lässt mich die Ernsthaftigkeit Deines Arztes schon verstehen. Rauchen ist ein eigenes Thema aber Fakt ist, dass es zumindest im Verdacht steht den Krebs zu fördern. Du hast aktuell eine Option, keine Garantie.


    Gruß Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Nun Flomann,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum.

    Damit du gleich etwas über deine Erkrankung lernst, werde ich Dir erstmal etwas darüber erzählen.


    Unsere Harnblase ist in mehrere Schichten aufgebaut, daher unterscheidet man erstmal ganz grob in oberflächlich und bereits muskelinvasiv wachsende Tumoren.


    Bei Dir hat man nun einen:

    - pT1 G3

    und ein

    - pTIS

    festgestellt.

    Beide Tumoren zählen zu den oberflächlichen Tumoren, da diese die muskelschicht noch nicht erreicht haben.


    Ein pT1 - Tumor hatte das Bindegewebe erreicht, das ist eine "Zwischenschicht" zwischen der Blasenschleimwand und der Muskelschicht.

    Das pTIS ist ein "Tumor in Situ", dies ist ein sehr flach wachsender Tumor, der auch sehr schnell zu Metastasen neigt - daher wird dieser Tumor immer mit High risk eingestuft.


    Was bedeuten nun die Buchstaben und Zahlen:


    p = pathologisch (sagt also aus, das das entnommene Gewebe in der Pathologie untersucht wurde)

    T = Tumor

    1 = das Bindegewebe infiltriert


    TiS = Tumor in Situ (wird auch oftmals als CiS bezeichnet für Carzinom in Situ)

    G3 = das ist das Grading, das Grading besagt, wie nah oder wie stark die Tumorzellen noch an den Orginalzellen ist ... als den "Grad der Zellmutation".


    Therapie:

    Wie dein Urologe schon sagt, ist bei diesem Tumorstadium eine BCG-Therapie der "goldene Standard" - aber diese Therapie ist mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und nur 50% derjenigen Patienten, die die 3 Jährige Therapie begonnen haben, halten diese auch durch. Das heißt, die Abbruchrate liegt bei 50%!!!

    Weiterhin hat Blasenkrebs eine Rezidivwahrscheinlichkeit in den ersten beiden Jahren von ca. 70% - diese Rezidivwahrscheinlichkeit wird durch die BCG-Therapie auf ca. 50% rediziert.


    Nun weitere Informationen zu der BCG-Therapie, damit du in etwa erahnen kannst, was dich bei einer BCG-Therapie erwarten kann hier mal meine Informationen dazu:


    Nun aber zur BCG-Therapie:

    Die BCG-Therapie ist eine enorm anstrengende Therapie die sich über 36 Monate erstreckt und dabei ca. 27 mal lebendige Tuberkulosebakterien in die Blase gegeben werden - die dann eine "gewollte" Blasenentzündung und eine Immunreaktion auslösen. Daher nennt man diese Therapieform auch "Immuntherapie mit BCG".

    Warum sage ich, dass die BCG-Therapie eine enorm anstrengende Therapie ist, ca. 50 % aller Patienten, bei denen eine Therapie über 36 Monate gepalnt ist, halten diese auch durch - sodass es zu vielen Therapieabbrüchen kommt. Daher ist diese Therapie wirklich nicht zu unterschätzen und körperlich wie auch seelisch sehr fordernd.


    Informationen zur BCG-Therapie:

    Die BCG - Therapie ist in den meisten Fällen auch kein Spaziergang, hierbei handelt es sich im abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulosebakterien, die per Katheter in die Blase gegeben werden, dort müssen die Bakterien ca. 2 Stunden verbleiben und können dann ausgeschieden werden.

    Durch diese Bakterien kommt es in der Blase zu einer Immunreaktion, was eine Blasenentzündung auslöst. Diese Immunreaktion des Körpers soll dazu führen, dass die körperlichen Antikörper auch Krebszellen in der Blase bekämpfen und so neue Tumoren verhindern helfen.


    Therapieplan wird sich wie folgt aufteilen:

    1. eine 6 wöchige Initialtherapie mit je einer Therapie pro Woche


    2. der Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.


    Nebenwirkungen:

    Bei einer immunologischen Behandlung mit BCG kann die Harnblase in den Tagen nach der Behandlung gereizt sein. Dies kann insbesondere beim Wasserlassen zu Schmerzen (Krampfartig) führen und Harndrang verursachen. Die Patienten können auch etwas Blut im Urin und leicht erhöhte Temperatur haben und an Müdigkeit leiden.

    Weiterhin kann die Therapie grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

    All diese Nebenwirkungen betreffen Großteils die ersten 48 Stunden nach der Instillation des BCG - danach sollten sie deutlich abklingen. Der verstärkte Harndrang aber, kann noch Monate nach der Behandlung auftreten (Reiz - und Schrumpfblase).

    Die ersten paar Instillationen werden recht Problemlos und mit kaum Nebenwirkungen vorüber gehen, unsere Erfahrung zeigt, dass ab der dritten bis vierten Instillation mit den ersten deutlichen Nebenwirkungen zu rechnen ist - die sich dann von Behandlung zu Behandlung noch steigern können.


    Hygiene:

    Am Tag und Folgetag der Instillation sollte man verstärkt auf die Hygiene achten und nicht nur nach jedem Toilettengang die Hände waschen, sondern auch desinfizieren, ebenso ist es hilfreich die Toilette selbst mit Desinfektionsspray nach jedem Toilettengang zu reinigen.

    Durch den verstärkten Harndrang sollte man ebenso darauf achten immer eine Toilette in der Nähe zu haben, aus eigener Erfahrung weiß ich, das man oftmals keine 20 Meter weit kommt, wenn man erst mal merkt das man mal "muss".

    Durch die Blutbeimengungen im Urin, der dann auch Gelleeartig sein kann, bietet es sich an am Tag der Instillation und dem Folgetag Einlagen zu tragen, sodass man sich die Unterwäsche nicht versaut.

    Diese Inkontinenzeinlagen kann der Urologe als so genanntes Hilfsmittel verschreiben, sollte dies geschehen sein, sollte man mit der Krankenkassen in Kontakt treten und sich das Sanitätshaus nennen lassen mit denen sie zusammenarbeiten. Danach dann das Sanitätshaus aufsuchen, dort findet eine Beratung statt und eine Abklärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.


    Nach der Instillation:

    ca. 1 1/2 Stunden nach der Instillation kann man beginnen mit trinken, das Beste sind Tee´s oder stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltige Getränke können die Blase zusätzlich reizen. Je mehr man trinkt, je besser wird die Blase gespült, Anhaltspunkt ist ein Liter Flüssigkeit pro Stunde das sollte man dann ca. 4 Stunden lang machen und ab dann kann weniger getrunken werden.

    Gönne Dir am Tag der Instillation + dem Folgetag ruhe, auch wenn du wahrscheinlich nach den ersten Instillationen kaum Nebenwirkungen verspüren wird, werden die Nebenwirkungen von Behandlung zu Behandlung mehr werden, teilweise kann es auch Aufgrund der Nebenwirkungen zu einem Therapieabbruch kommen.

    Ebenso muss der Arzt bei der Instillation aufpassen, dass z.B. die Harnröhre nicht verletzt wird und somit BCG in die Blutbahn kommt, denn dann kann es zu einer Bcgitis kommen (Tuberkulose).


    MedacBCG-Fachinformationen


    Ließ Dir diese Fachinfo wirklich sehr gut durch - um dann auch die Nebenwirkungen einschätzen zu können. Vorallem aber sollte der Urologe über die Nebenwirkungen informiert werden (vorallem dann, wenn sie verstärkt auftreten).


    weitere Nebenwirkungen (kann bis zu 1 Behandelten von 100 betreffen)


    • Schwere systemische BCG-Reaktion/-Infektion, BCG-Sepsis (weitere Informationen finden Sie weiter unten)


    • Mangel an Zellen im Blut (Zytopenie)


    Anämie (Abnahme des Hämoglobins im Blut)


    • Reiter-Syndrom (Arthritis mit Entzündung der Haut, der Augen und der Harnwege)


    • Lungenentzündung (miliare Pneumonie)


    • entzündliche Reaktionen der Lunge (Lungengranulomatose)


    Leberentzündung (Hepatitis)


    • Hautabszesse


    • Hautausschlag, Entzündung der Gelenke (Arthritis), Gelenkschmerz (Arthralgie).


    In den meisten Fällen sind diese Nebenwirkungen Zeichen einer allergischen Reaktion (Überempfindlichkeitsreaktion) gegenüber BCG. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, die Behandlung abzubrechen.


    • Harnwegsinfektion, Blut im Urin (Makrohämaturie)


    • ungewöhnlich kleine Blase (Einschränkung der Blasenkapazität), ungewöhnlich geringe Urinmengen (Harnstauung), Schrumpfblase


    • niedriger Blutdruck (arterielle Hypotonie)


    Bei Männern zusätzlich noch:


    • Entzündung der Hoden (Orchitis)


    • Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis)


    • entzündliche Reaktion der Prostata (symptomatische granulomatöse Prostatitis)


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • AndreasW

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung Flomann“ zu „Vorstellung Flomann pT1+CIS vor BCG-Therapie“ geändert.
  • Vielen Dank für die Antworten, bin nun um einiges "schlauer". Hätte allerdings erwartet, diese Infos vom Urologen oder von der Klinik zu bekommen. Gruß Flomann

  • Nun Flomann,


    die Ärzte haben wenig Zeit und letztlich auch keine Lust, einen Patienten umfassend zu informieren, denn letztlich bekommt weder der Urologe noch die Klinik dieses bezahlt, weiterhin werden die Ärzte zwar medizinisch wirklich gut ausgebildet - aber dafür steht eben "Kommunikation mit dem Patienten" nicht auf dem Unterrichtsplan - deshalb gibt es immer wieder diese Art von Kommunikationsproblemen.

    Nun best du erstmal durch uns gut Informiert und kannst nun mit diesem Wissen auch die Ärzte und Urologen befragen.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Moin, habe heute die 6. BCG-"Sitzung" gehabt, bisher quasi ohne Nebenwirkungen. Am 04.12. soll noch einmal eine TUR B erfolgen (prophylaktisch), dann werden wir weiter sehen.

    Gruß Flomann

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