neues Mitglied - Helene, CIS - BCG geplant

  • Schön, dass es dieses Forum gibt - eine große mentale Hilfe. Ich heisse Helene und bin 66 Jahre alt und habe Blasenkrebs. Bei der zweiten TUR-B wurde neben mehreren bereits rückstandslos entfernten TA-Tumoren kleinherdige Gewebsveränderungen festgestellt, die nach weiterer Prüfung mit Carcinoma in situ bezeichnet wurden. Zur Zeit bin ich kopflos und versuche mir in diesem Forum ein Bild über die verschiedenen Stadien und Behandlungsmöglichkeiten zu machen. Der Vorschlag des Operateurs ist: 6 Wochen BCG Instillation, dann erneute TUR (Mapping ?) - dann weitere Überlegung nach Befund. Ich habe grosse Angst, dass durch die Ausschabungen in der Blase das CIS in die Blutbahn gelangen könnte und somit der Krebs sich ausbreitet. Gedanklich arbeite ich an einer Verabschiedung von meiner Blase und weine viele Tränen - aber durch dieses Forum habe ich schon jetzt neue Zuversicht, denn ich lese - es geht weiter und dass Leben ist noch nicht zu Ende - es lohnt sich zu kämpfen - ich bin bereit !

  • Liebe Helene,

    willkommen hier bei uns, wenn der Anlass auch bescheiden ist...Wie du hatte ich ein CIS und riesen Schiss, dass es in die blutbahn gelangt. Aber ich denke, da die TurB mit einer elektroschlinge die gleichzeitig kauterisiert durchgeführt wird, ist die Gefahr sehr gering. Leider hat das BCG bei mir versagt und ich habe mich dann schnell zur blasenentfernung entschlossen - alles andere war mir zu riskant. Ich lebe heute sehr gut mit einer Neoblase. Natürlich bringt jede künstliche Ableitung Veränderungen und Einschränkungen mit sich - aber hat man sich damit arrangiert, kann man weiterhin ein schönes und erfülltes Leben führen. Aber so weit ist es bei dir noch nicht, mit ein bisschen Glück klappt es ja mit dem BCG. Das wird kein Spaziergang, aber geh einen Schritt nach dem anderen. Jetzt mach die Therapie, schau wie du damit zurechtkommst und dann wird man sehen, ob es wirkt. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert! Geduld und warten sind die schwierigen, aber notwendigen Begleiter auf dem Weg.

    Lies dich gern hier bei uns ein bisschen ein und frag, was immer du wissen möchtest - wir versuchen nach Kräften zu helfen.

    Einstweilen lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

  • bar65

    Hat den Titel des Themas von „neues Mitglied“ zu „neues Mitglied - Helene, CIS - BCG geplant“ geändert.
  • Liebe Helene,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum - und nun werde ich mal versuchen, Dir etwas die Angst zu nehmen.


    Ich habe grosse Angst, dass durch die Ausschabungen in der Blase das CIS in die Blutbahn gelangen könnte und somit der Krebs sich ausbreitet.

    In die Blutbahn kommt so schnell erstmal nix - denn dazu müsste ein Tumor erstmal Anschluss an eine Vene gefunden haben und dies ist bei einem CiS und pTa - Tumor sehr sehr selten der Fall - die Möglichkeit, dass diese Tumoren Fernmetastasen bilden, liegt bei ca. einem Prozent.

    Daher ist deine Sorge in dieser Hinsicht unbegründet.


    Behandlungsoptionen bei einem CiS + pTa (high risk):

    Grundsätzlich würden die Leitlinien zur Behandung von Blasenkrebs die BCG-Therapie als "goldenen Standard" hergeben , daher werde ich auch jetzt mal sehr genau auf diese Therapie eingehen.


    Die BCG-Therapie ist eine enorm anstrengende Therapie die sich über 36 Monate erstreckt und dabei ca. 27 mal lebendige Tuberkulosebakterien in die Blase gegeben werden - die dann eine "gewollte" Blasenentzündung und eine Immunreaktion auslösen. Daher nennt man diese Therapieform auch "Immuntherapie mit BCG".

    Warum sage ich, dass die BCG-Therapie eine enorm anstrengende Therapie ist, ca. 50 % aller Patienten, bei denen eine Therapie über 36 Monate geplant ist, halten diese auch durch - sodass es zu vielen Therapieabbrüchen kommt. Daher ist diese Therapie wirklich nicht zu unterschätzen und körperlich wie auch seelisch sehr fordernd.


    Informationen zur BCG-Therapie:

    Die BCG - Therapie ist in den meisten Fällen auch kein Spaziergang, hierbei handelt es sich im abgeschwächte aber dennoch lebendige Tuberkulosebakterien, die per Katheter in die Blase gegeben werden, dort müssen die Bakterien ca. 2 Stunden verbleiben und können dann ausgeschieden werden.

    Durch diese Bakterien kommt es in der Blase zu einer Immunreaktion, was eine Blasenentzündung auslöst. Diese Immunreaktion des Körpers soll dazu führen, dass die körperlichen Antikörper auch Krebszellen in der Blase bekämpfen und so neue Tumoren verhindern helfen.


    Therapieplan wird sich wie folgt aufteilen:

    1. eine 6 wöchige Initialtherapie mit je einer Therapie pro Woche

    2. der Erhaltungstherapie mit 3 Instillationen in wöchentlichem Abstand in den Monaten 3, 6, 12, 18, 24, 30 und 36 (gerechnet nach der letzten TUR-B). In diesem Schema werden insgesamt 27 Instillationen über einen Zeitraum von 3 Jahren verabreicht.

    Nebenwirkungen:

    Bei einer immunologischen Behandlung mit BCG kann die Harnblase in den Tagen nach der Behandlung gereizt sein. Dies kann insbesondere beim Wasserlassen zu Schmerzen (Krampfartig) führen und Harndrang verursachen. Die Patienten können auch etwas Blut im Urin und leicht erhöhte Temperatur haben und an Müdigkeit leiden.

    Weiterhin kann die Therapie grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

    All diese Nebenwirkungen betreffen Großteils die ersten 48 Stunden nach der Instillation des BCG - danach sollten sie deutlich abklingen. Der verstärkte Harndrang aber, kann noch Monate nach der Behandlung auftreten (Reiz - und Schrumpfblase).

    Die ersten paar Instillationen werden recht Problemlos und mit kaum Nebenwirkungen vorüber gehen, unsere Erfahrung zeigt, dass ab der dritten bis vierten Instillation mit den ersten deutlichen Nebenwirkungen zu rechnen ist - die sich dann von Behandlung zu Behandlung noch steigern können.


    Hygiene:

    Am Tag und Folgetag der Instillation sollte man verstärkt auf die Hygiene achten und nicht nur nach jedem Toilettengang die Hände waschen, sondern auch desinfizieren, ebenso ist es hilfreich die Toilette selbst mit Desinfektionsspray nach jedem Toilettengang zu reinigen.

    Durch den verstärkten Harndrang sollte man ebenso darauf achten immer eine Toilette in der Nähe zu haben, aus eigener Erfahrung weiß ich, das man oftmals keine 20 Meter weit kommt, wenn man erst mal merkt das man mal "muss".

    Durch die Blutbeimengungen im Urin, der dann auch Gelleeartig sein kann, bietet es sich an am Tag der Instillation und dem Folgetag Einlagen zu tragen, sodass man sich die Unterwäsche nicht versaut.

    Diese Inkontinenzeinlagen kann der Urologe als so genanntes Hilfsmittel verschreiben, sollte dies geschehen sein, sollte man mit der Krankenkassen in Kontakt treten und sich das Sanitätshaus nennen lassen mit denen sie zusammenarbeiten. Danach dann das Sanitätshaus aufsuchen, dort findet eine Beratung statt und eine Abklärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.


    Nach der Instillation:

    ca. 1 1/2 Stunden nach der Instillation kann man beginnen mit trinken, das Beste sind Tee´s oder stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltige Getränke können die Blase zusätzlich reizen. Je mehr man trinkt, je besser wird die Blase gespült, Anhaltspunkt ist ein Liter Flüssigkeit pro Stunde das sollte man dann ca. 4 Stunden lang machen und ab dann kann weniger getrunken werden.

    Gönne Dir am Tag der Instillation + dem Folgetag ruhe, auch wenn du wahrscheinlich nach den ersten Instillationen kaum Nebenwirkungen verspüren wird, werden die Nebenwirkungen von Behandlung zu Behandlung mehr werden, teilweise kann es auch Aufgrund der Nebenwirkungen zu einem Therapieabbruch kommen.

    Ebenso muss der Arzt bei der Instillation aufpassen, dass z.B. die Harnröhre nicht verletzt wird und somit BCG in die Blutbahn kommt, denn dann kann es zu einer Bcgitis kommen (Tuberkulose).


    Ließ Dir diese Fachinfo wirklich sehr gut durch - um dann auch die Nebenwirkungen einschätzen zu können. Vorallem aber sollte der Urologe über die Nebenwirkungen informiert werden (vorallem dann, wenn sie verstärkt auftreten).




    weitere Nebenwirkungen (kann bis zu 1 Behandelten von 100 betreffen)

    • Schwere systemische BCG-Reaktion/-Infektion, BCG-Sepsis (weitere Informationen finden Sie weiter unten)

    • Mangel an Zellen im Blut (Zytopenie)

    Anämie (Abnahme des Hämoglobins im Blut)

    • Reiter-Syndrom (Arthritis mit Entzündung der Haut, der Augen und der Harnwege)

    • Lungenentzündung (miliare Pneumonie)

    • entzündliche Reaktionen der Lunge (Lungengranulomatose)

    Leberentzündung (Hepatitis)

    • Hautabszesse

    • Hautausschlag, Entzündung der Gelenke (Arthritis), Gelenkschmerz (Arthralgie).

    In den meisten Fällen sind diese Nebenwirkungen Zeichen einer allergischen Reaktion (Überempfindlichkeitsreaktion) gegenüber BCG. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, die Behandlung abzubrechen.

    • Harnwegsinfektion, Blut im Urin (Makrohämaturie)

    • ungewöhnlich kleine Blase (Einschränkung der Blasenkapazität), ungewöhnlich geringe Urinmengen (Harnstauung), Schrumpfblase

    • niedriger Blutdruck (arterielle Hypotonie)

    Bei Männern zusätzlich noch:

    • Entzündung der Hoden (Orchitis)

    • Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis)

    • entzündliche Reaktion der Prostata (symptomatische granulomatöse Prostatitis)


    Fazit:

    Durch die extremen Nebenwirkungen die bei der BCG-Therapie auftreten können, tue ich mich schwer, diese wirklich zu empfehlen - sicherlich kann man erstmal damit Beginnen und dann falls die Nebenwirkungen zu stark sind, die Therapie beenden.

    Solltest du Dich wirklich für die BCG-Therapie entscheiden, dann hab im Hinterkopf, das die Chance, dass die BCG-Therapie erfolgreich ist, bei vielleicht 40% liegt - sodass man sich auch einen Plan B zurechtlegen sollte.

    Gerade das CiS ist schwer in den Griff zu bekommen!!

    Sollte während der BCG-Therapie ein Rezidiv auftreten - dann sofort die Blase raus.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Vielen Dank für eure Antworten. Ich bin ziemlich durcheinander und weiss eigentlich nicht, wie es weitergehen soll. Im letzten histologische Befund von der 2. Nachresektion Mitte Oktober steht: "Das Oberflächenepithel zeigt in einem etwa 2 mm breiten Areal eine Kernreifungsstörung, die einer winzigen high-grade Dysplasie/einem Carcinoma in situ entspricht. Ein papillares Karzinom ist hier nicht verifizierbar. Tumorklassifikation: pTis high-grade." Aber auch eingangs: "'Tumorfreies transurethrales Nachresektat der Harnblase (Hinterwand, Seitenwand links und PE Hinterwand) mit einer hochgradig polypösen und follikulären, teils resorptiven Urozystitis (passend zum Zustand nach Vortherapie)." Mein behandelnder Urologe, den ich wegen seiner Erfahrung schätze, will am 13.11. mit der BCG Behandlung beginnen, allerdings alle 14 Tage mit den Instillationen, nicht wöchentlich ! So ist er als lang/langjähriger Urologe immer verfahren und hat offensichtlich damit Erfolge. Ich habe allerdings Sorge, dass diese Behandlung vielleicht nicht reicht, da wöchentlich im Beipackzettel vermerkt ist - von 14 tägiger Behandlung habe ich auch in diesem Forum nirgendwo gelesen. Ich habe nächste Woche noch einen Termin bei einem anderen Urologen, der die Instillation wöchentlich vornehmen würde. Was kann man raten ? ist eine Behandlung alle 14 Tage vielleicht ausreichend und wesentlich schonender als jede Woche. Vielen Dank für eure Antworten oder Meinungen hierzu !!!