pta G2 high grade - Ärzte unschlüssig - jetzt BCG

  • Liebe Foristen,


    im Mai 2018 wurde bei mir nach einer Blasenspiegelung der Verdacht auf Blasenkrebs geäußert. Erste TUR-B am 04.06.2018. Histologischer Befund pta G2 high grade NX MX. Erste Nachresektion am 29.08.18 Gleiche Tumor-Klassifikation mit Restzellen in der untersuchten Gewebeprobe. Zweite Nachresektion am 23.11.18. Wieder gleiche Tumor-Klassifikation mit Restzellen in der untersuchten Gewebeprobe.


    Auszug aus dem histologischen Befund vom 03.12.2018


    Beurteilung


    Erosive und granulierende Urozystitis mit Fremdkörperreaktion. Im Randbereich der Nekrosen Ausläufer des vordiagnostizierten, nicht invasiven high-grade Urothelkarzinoms ( Resektat, klinisch: Nachresektat bei pta G3 Urothelkarzinom).


    Kommentar


    Kleinherdig zeigen sich Residuen des vorbekannten Urothelkarzinoms ohne Hinweis auf ein invasives Wachstum


    Auszug Ende


    Nun scheinen sich die Urologen in der Klinik und der Hausurologe nicht klar darüber zu sein wie es weitergeht. Anfänglich war davon die Rede das nach der ersten Tur-B und der ersten Nachresektion das Thema ohne weitere medikamentöse Behandlung beendet sein sollte. Jetzt schickt man mich vor dem abschließenden Arztbrief der Klinik zum CT. Der Hausurologe redet jetzt von einer möglichen Behandlung mit Mitocymin (BCG in der Hinterhand falls Mitocymin nicht anschlägt - Originalzitat).


    Die Klinik möchte wohl gerne noch mal resizieren. Ich frage mich wie das jetzt weitergehen soll. Da sich die Herren Urologen so uneinig sind hole ich mir heute von meiner Hausärztin eine Überweisung für den Onkologen. Mal sehen was die so erzählen. Wie sind eure Erfahrungen mit einem solchen Fall. Besten Dank im voraus.


    Gruß aus Berlin.


    Martin

  • Lieber Martin,


    erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum.


    Wie es weiter gehen sollte:

    Grundsätzlich sollte man dich erstmal Tumorfrei bekommen, dass bedeutet, dass man jetzt noch einmal in die Blase schauen sollte unter dem Einsatz von Hexvix.

    Hexvix ist ein Medikament, welches ca. eine Stunde vor der PDD (Photo Dynamischen Diagnistik) in die Blase gegeben wird. Da Tumorzellen einen höheren Stoffwechsel haben, rechert sich das Hexvix in den Tumorzellen an und läßt diese dann unter "Blaulicht "rosa Leuchten".


    Photodynamischen-Diagnostik.jpg

    Dieses Bild zeigt die selbe Blase zum gleichen Zeitpunkt.


    links unter Weißlicht, wo der Tumor nur schwer erkennbar ist


    und rechts, unter Blaulicht, wo der Tumor deutlich als rosa Fleck zu sehen ist.


    Auf diese Photo-Dynamische Diagnose solltest du bestehen, aber nicht jedes Krankenhaus bietet dieses auch an, da hierfür eben andere Gerätschaften notwendig sind und Kliniken oftmals diese Investition scheuen.




    Was sollte passieren, wenn dann Tumorfreiheit hergestellt ist:


    Blasenkrebs hat die äußerst unangenehme Eigenschaft in ca. 70 % der Fälle in den nächsten Jahren ein rezidiv zu bilden - wovon ca. 40% dann auch eine Tumorprogression ist - daher darf man Blasenkrebs nie unterschätzen - und genau das machen deine Ärzte gerade.


    Die Leitlinien zur Behandlung von Blasenkrebs sind dazu eindeutig:


    bcg-instillation.png



    Wie du siehst, steht da eben bei einem "oberflächlichen high risk Tumor" nicht, man behandelt nicht, oder man behandelt mit Mitomycin - sondern für high risk Tumoren ist einzig die BCG-Therapie vorgesehen.

    Mitomycin könnte man einsetzen, bei G2 (intermediate risk) Tumoren, oder bei Patienten, bei denen man eine BCG-Therapie nicht durchführen kann (z.B. Alter, frühere Tuberkuloseerkrankung usw.).


    Weiter aus den Leitlinien:


    Hintergrund

    BCG-Instillations-Therapie und Progression Patienten mit einem high-risk-Urothelkarzinom der Harnblase nach EORTC weisen ein hohes Progressions- und Metastasierungsrisiko auf, weshalb eine BCG-Therapie bei diesen Patienten sinnvoller als eine Chemotherapie erscheint.

    Die Senkung der Progressionsrate durch intravesikale BCG-Therapie im Vergleich zur reinen TUR-B oder der TUR-B mit Chemotherapie-Instillation wurde lange Zeit

    kontrovers diskutiert und konnte erst durch Metaanalysen geklärt werden [400, 401,406, 407]. Zwei weitere Metaanalysen konnten eine Senkung der Rezidiv-und Progressionsrate durch eine intravesikale Immuntherapie mit BCG im Vergleich zur alleinigen TUR-BT oder TUR-BT mit nachfolgender intravesikaler Chemotherapie belegen [392, 393].

    In einer Metaanalyse von 24 randomisierten Studien, die die EORTC durchgeführt hatte und in der auch high-grade Urothelkarzinome untersucht wurden, wurden 260 von

    2658 BCG-therapierten Patienten progredient (9,8%) im Vergleich zu 304 von 2205 Kontrollpatienten (13,8%). Dies entsprach einer signifikanten Abnahme der relativen

    Progressionswahrscheinlichkeit um 27% durch die BCG-Instillationstherapie.


    Hier der Link zu den Leitlinien:

    forum-blasenkrebs.net/filebase/index.php?file/148/


    Dort sind die Seiten 117 bis 124 für Dich ausschlaggebend - und genau das würde ich auch vom Urologen einfordern un mir begründen lassen, warum er von den Leitlinien abweichen will!!!

    Kann er das nicht schlüssig Begründen, so taugt der Urologe nix und spielt letztlich mit deinem Leben.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“

  • Nun Martin,


    es ändert sich ja nix, dass bei der ersten TUR-B Hexvix eingesetzt wurde.


    Denn:

    Fakt ist, dass es bisher nicht gelungen ist, den / die Tumoren vollständig zu entfernen ... denn wäre dies geschehen, so hätten wir es pathologisch und histologisch mit einen Frührezidiv zutun.

    Davon geht man oder will man nicht ausgehen - und geht lieber davon aus, dass es immer noch "Tumorreste" waren, die man nach der zweiten Nachresektion immer noch gefunden hat. Nun ist es wirklich an der Zeit, dass man den oberflächlichen Tumor vollständig entfernt, denn nur dann kann man eine Therapie zur Verringerung des Rezidiv + Progressionsrisikos starten.


    Du darfst dabei eines nicht vergessen, auch ein oberflächlicher Tumor kann Fernmetastasen bilden, zwar ist die Wahrscheinlichkeit gering, aber auf der anderen Seite muss man ebenfalls beachten, dass man auch bei einer TUR-B "tumorzellen" in der Blase verteilt - und diese Tumorzellen können sich sofort wieder "ansiedeln" und das eben auch an der "frischen OP-Wunde" - was dann zur Folge haben kann, das dann ein muskelinvasiver Tumor wachsen könnte.


    Daher wirklich mein Rat:

    Such Dir ein anderes Krankenhaus - laß eine Nachressektion unter Hexvix machen und bestehe darauf, dass falls etwas unter Hexvix sichtbar war, man eine Frühinstillation mit Mitomycin durchführt.

    Dann zw. 2 und 4 Wochen nach der TUR-B und erfolgreicher R0 - Resektion, dann mit der BCG-Therapie beginnen.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

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  • Hallo Andreas,


    danke Andreas für die konstruktiven Anregungen. Eine Sache irritiert mich ein wenig. Kannst du mir bitte kurz erklären warum du mir ein anderes Krankenhaus empfiehlst. Bisher fühlte ich mich da operativ gut aufgehoben. Zumal das Auguste Viktoria Krankenhaus in Berlin einen hervorragenden Ruf in der Urologie hat.


    Schönen Gruß


    Martin

  • Warum:

    Nun, wenn man dreimal bei einem oberflächlichen Blasentumor nicht in der Lage war, den Tumor vollständig zu entfernen, dann kann ich es mir nur so erklären, dass dort der Hausmeister die OP durchführt - ein Facharzt uns ausgebildeter Urologe kann dies zumindest nicht gewesen sein.


    Weiterhin muss man im Vivantes - Krankenhausverbund Berlin deutlich sparen, da dort eine Finanzierungslücke von 100 Mill. Euro offen ist.


    Gruß

    AndreasW

    22.06.2012 erste [lexicon='TUR-B'][/lexicon] apfelgrosser [lexicon='Tumor'][/lexicon] wurde soweit wie sichtbar entfernt
    03.07.2012 Tumorklassifikation:
    ICD-0: C67 M8130/21 G1 pTa pNx pMx l0 v0 Rx
    22.10.2012 zweite [lexicon='TUR-B'][/lexicon], diesmal ohne Befund
    16.12.2013 dritte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], 5 rezidive wurden entfernt. high grad (rpTa)
    24.06.2016 vierte [lexicon='TUR-B'][/lexicon], ein [lexicon='rezidiv'][/lexicon] pTa G1

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