Hallo Forummitglieder! Befund nach radikaler Zystektomie pT2b,G3,pNO (0/17),L1,V1,RO

  • Hallo liebe Forummitglieder,

    Ich bin die Tochter eines Betroffenen!

    Seit einiger Zeit bin ich schon hier im Forum stille Mitleserin. Nun möchte ich euch unseren Leidensweg schildern und hoffe Antworten auf meine offenen Fragen zu bekommen.

    Nachdem bei meinem Vater Ende Mai Blut im Urin vorhanden war,suchte er einen Urologen auf. Dieser machte sofort eine Blasenspiegelung und stellte einen Tumor fest und eine Stauung in der linken Niere. Einen Tag später ging es für meinen Vater ins KKH und am darauf folgenden Tag wurde die TUR B durchgeführt und eine Harnleiterschiene gelegt. Nach insgesamt 4 Tagen KKH Aufenthalt wurde er entlassen. Zwei Tage später dann der Anruf...

    Der Tumor ist muskelinvasiv und die Blase muß raus.Genaue Diagnose virginelles Urothelkarzinom der Harnblase (pT2,G3,L1,V1).

    Das war erstmal ein Schock für alle!!

    Nach einem ausführlichem Vorgesprächen mit dem Oberarzt stand dann auch schon der Termin. Am 25.06.19 wurde die radikale Zystektomie durchgeführt. Die OP verlief nach Plan und mein Vater bekam eine Illeum-Neoblase. Der erste Stuhlgang war nach 3-4 Tagen. Er konnte schon Kleinigekeiten,wie Joghurt oder 1 Scheibe Brot ganz normal essen. Dann einen Tag später,also fünf Tage nach der OP, hatte er mit massiver Übelkeit zu kämpfen und bekam eine Magensonde gelegt. Die verblieb auch erstmal für 3 Tage. Danach ging es ihm deutlich besser.

    Er bekam auf einmal Heißhunger auf Sachen,die er vorher nicht oder kaum gegessen hatte:).

    Die Harnleiterschienen konnten glücklicherweise beide entfernt werden und Die Linke Niere arbeitet wieder fast normal. Es ist nierentechnisch wieder alles im grünen Bereich!

    Die Genesung ging gut voran. Er war noch sehr schlapp auf den Beinen,aber nach so einer großen OP ist das ja wohl ziemlich normal,zumal er wegen der Übelkeit noch länger ans Bett gefesselt war.

    Dann endlich kam der pathologische Befund...

    TNM-Klassifikation Harnblase:pT2b,G3,pN0 (0/17),L1,V1,R0

    ICD-O M 8120/3,ICD-O C 67 Stadium ll

    TNM-Klassifikation Prostata:pT2a,G1,pN0(0/17),L0,V0,PN0,R0

    Gleason-Score 6=3+3,Graduierungsgruppe 1 nach ISUP

    ICD-O M 8140/3 ,ICD-O C 61

    Stadium l


    Am 10.07.19 wurde er entlassen. Im KKH selbst hat er nicht abgenommen,aber in der Woche zuhause 10 kg. Mag das wohl damit zusammen hängen,dass er im KKH jede Menge Infusionen bekommen hat:/?

    Er nagt jetzt nicht am Hungertuch,schließlich hat er noch seine 90kg,bei einer Körpergröße von 1,78m!

    Aber man macht sich ja doch so seine Gedanken...

    Seit dem 17.07. befindet er sich in Bad Wildungen,zur AHB. Diese trat er hoffnungsvoll an, da er den Urin kaum in der neuen Blase halten kann. Dort sagte man ihm gleich am ersten Tag,dass es für ihn gut wäre über eine Verlängerung nachzudenken. Mein letzter Stand ist,dass er sie auch annehmen wird.

    Ich hoffe sehr dass ihm dort geholfen wird und er mit der neuen Situation gut zurecht kommen wird:emojiSmiley-110:.

    Nun bereitet mir der Befund doch große Kopfschmerzen und ich liege oft abends wach und grübel...

    Die Ärzte im KKH haben nichts von einer Chemotherapie gesagt. Mein Vater sprach sie in meinem Beisein darauf an und sie sagten es sei nicht erforderlich.

    Sollte nicht zwingend eine gemacht werden bei L1,V1?


    Ein schönes Wochenende allen

    LG :emojiSmiley-112:

  • Moin und herzlich willkommen bei uns im Forum. Ja, es ist bisher sehr zügig und ohne großen Zeitverlust gearbeitet worden. Keine Frage, das bietet einer guten Genesung eine klare Perspektive. In wie weit sich der Vater von diesem schweren Eingriff schnell erholt wird die Zeit und seine Konstitution zeigen. Du hast dazu und zum Alter Deines Vaters nichts geschrieben und Spekulation hilft nicht weiter. Die Frage nach der Chemotherapie bei L 1 wird unter den Ärzten kontrovers diskutiert und da wird sehr unterschiedlich gehandelt. Beim V 1 sehe ich, ich persönlich, es als nachlässig und ignorant an auf die Chemotherapie zu verzichten.


    Liebe Grüße, wolfgangm

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Liebe Kasimir,


    ein ganz herzliches Willkommen hier bei uns im Forum und ein extra Willkommen im Club der Neoblasen ;) Ihr seid schon einen weiten Weg gegangen und, so lese ich es, ihr seid in vergleichsweise gut gegangen! Gut gemacht!


    Zu Deiner Frage.

    Die S3 Leitlinien (Kurzversion) sagen auf Seite 46 Kapitel Neoadjuvante/adjuvante Therapie und palliative Chemotherapie:

    Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (≥T2) sollen über die Möglichkeiten einer neoadjuvanten oder adjuvanten Chemotherapie unter Berücksichtigung ihrer individuellen Situation aufgeklärt werden.

    Und auf Seite 47, Unterkapitel adjuvante Chemotherapie:

    Bei Patienten mit organüberschreitendem, muskelinvasiven Harnblasenkarzinom (≥pT3) und/oder pN+ soll eine multidisziplinäre Abstimmung zur weiteren Therapieplanung erfolgen.


    Da Dein Vater glücklicherweise einen pT2b (≠ ≥T2, das wäre alles ab pT3!) hat und die Lymphknoten frei waren (pN0), sehen die Leitlinien keine adjuvante Therapie vor. Man muss jetzt natürlich gut überwachen, ob es ruhig bleibt. Die ersten 2 bis 3 Jahre sind hier entscheidend. Aber auch danach muss man unbedingt wachsam sein. Man lernt mit dem Damoklesschwert zu leben, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen :)

    Ich hatte damals kein L1 oder V1, aber mir wurde erklärt, dass man sich eine adjuvante Erstlinienchemo auch gerne aufhebt und nicht mal eben prophylaktisch drauf haut, um später, im Fall der Fälle, noch Munition zu haben. Man kann nicht endlos Chemozyklen fahren...

    Dazu kommt, dass die Medizin immer weiter fortschreitet und es, falls (!!!) es nötig sein sollte, schon neue, bessere Möglichkeiten geben könnte. In diesem Zusammenhang könnte man sich nach 10 Jahren den Tumor von der Pathologie geben lassen (die Präparate werden nach 10 Jahren vernichtet), um später den Tumor mit neuen Möglichkeiten zu untersuchen (welche Gene, wie und was expressiert er usw.) und damit ggfs. zu einer individuellen Therapie zu gelangen. Da geht es ja medizinisch unaufhaltsam hin.

    Soweit ein kleiner Ausflug in die Medizin.


    Hier findest Du die S3 Leitlinien Kurzversion:

    ">

    forum-blasenkrebs.net/filebase/index.php?file/147/



    Hier die zugehörige Langversion:

    ">

    forum-blasenkrebs.net/filebase/index.php?file/148/


    Ich, ich ganz persönlich, würde mir wahrscheinlich eine zweite Meinung dazu holen und dann auch darauf vertrauen, dass es gut ist, wie es ist.


    In Bad Wildungen ist Dein Vater gut aufgehoben, die stellen ihn wieder auf die Beine! Darf ich noch Fragen, wie alt er ist? Ich wünsche ihm jedenfalls gute Genesung und Erholung von der doch sehr großen OP und dass seine Neoblase nach und nach seinem Willen folgt und er sie steuern kann. Dafür braucht er Geduld und Langmut - und Humor kann auch nicht schaden :)


    Fragt gerne, was Euch auf dem Herzen liegt, wir versuchen zu helfen und ganz liebe Grüße, Mandelauge

    Nach pT2b pN0 pL0 pV0 R0 (lokal) G3, glückliche und stolze Besitzerin einer Neoblase nach Hautmann, perfekt gebaut von Prof. Magheli in Berlin

  • Guten Morgen wolfangm und Mandelauge,

    vielen danke für eure schnellen und lieben Antworten. Es hilft ungemein sich mit Leidgenossen austauschen zu können;).


    Zu meinem Vater...er ist 65 Jahre alt und vor der OP in einer sehr guten körperlichen Verfassung gewesen. Er hat bis dato keinerlei gesundheitliche Probleme gehabt,außer wie oben schon geschildert etwas Übergewicht (Wohlstandsbauch).


    Was ich vergessen habe zu erwähnen;

    er bekam im KKH nach der OP zwei Blutransfusionen. So ganz genau weiß ich bis heute nicht warum.

    Ob es wegen der Tachyarrhythmia absoluta war,die nach der OP bei ihm aufgetreten ist:/?

    Oder kann es auch etwas mit dem Befund zutun haben?


    LG Kasimir

  • Liebe Kasimir,

    ich musste erstmal nachschlagen, was Tachyarrhythmia absoluta ist :)

    Nein, ich denke das hängt eher mit dem intraoperativen Blutverlust zusammen. Es wurden bei mir prophylaktisch 4 Konserven bereitgelegt, ich habe aber nur 200ml verloren und daher keine Bluttransfusion bekommen. Fragt doch den Operateur direkt, der weiß das. Bei solch einer großen OP kann der Blutverlust schon erheblich sein.

    Liebe Grüße, Mandelauge

    Nach pT2b pN0 pL0 pV0 R0 (lokal) G3, glückliche und stolze Besitzerin einer Neoblase nach Hautmann, perfekt gebaut von Prof. Magheli in Berlin

  • Hallo Kasimir,

    medizinisch haben Mandelauge und Wolfgang bereits ausführlich und kompetent geantwortet. Ich war letztes Jahr auch zur AHB in Bad Wildungen. Mich haben sie auch am zweiten Tag gefragt, ob ich eine Verlängerungswoche in Anspruch nehmen möchte. Begründung : Es war eine schwere Operation etc ..... Das sollte dich nicht beunruhigen. Im Vordergrund der AHB steht die Erlangung der Kontinenz und die Herstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Da sind sie wirklich gut aufgestellt. Dann noch viele Vorträge über die Erkrankung und Ernährung.

    Nach der Reha war ich tagsüber fast "dicht".

    Also positiv denken, das wird.

    LG Martin

    21.03.2018 TUR-B Tumor entfernt, Mitomycin-Installation 40 mg

    ICD: C67.0/2/4 Blasentumor T2 (Boden) T1 (Dach) G3

    02.05.2018 OP Neoblase

    ICD: C67.2 pT2 pTis pNO (0/19) L0 V0 Pn0 G3

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