Hallo Leute,
anscheinend gehöre ich nun auch zu den Blasenkrebsbetroffenen. Vor ein paar Wochen bin ich auf diese Seite gestoßen und muss mal ein Lob aussprechen. Die Seite ist wirklich gut aufgebaut und sehr informativ. Ich werde wohl in Zukunft auch einiges dazu beitrage können mit dieser Altmännerkrankheit. Wieso habe ich nur den Eindruck, dass es keine Altmännerkrankheit mehr ist?
Nun zu mir.
Ich bin 39J alt, hab eine wundervolle Frau (naja, nicht Verheiratet, aber trotzdem ist sie meine Frau) und zwei Kinder. Einen Jungen mit 9J und eine Tochter mit 2,5J. Ich bin in einem mittelständische Betrieb mit 3500 Mitarbeitern in der Instandhaltung Ausbilder. Alles in allem ein ganz normaler Typ.
Zu meinen ganz persönlichen Risikofaktoren: Ich hab nie geraucht, trinke bei gutem Wetter 3-4 Mal in der Woche mal ein Radler oder ein Weizen. Im Winter über Wochen mal nichts, oder mal zum Essen ein Glas Wein. Ich habe nie in der Kautschukindustrie oder mit Lösemittel gearbeitet.
Ein Arzt sagte mal, dass ich einfach Pech gehabt habe.
Der Krebs kam für mich sehr überraschend.
Seit etwa 2-3 Jahren habe ich immer wieder Blasenentzündungen. Die Beschwerden waren aber nach 1-2 Tagen wieder weg. Natürlich bin ich nicht zum Arzt. Wieso auch? Die Beschwerden waren ja wieder weg.
Im November 2018 sind die Beschwerden nicht von alleine Weg gegangen. Also bin ich zum Hausarzt. 5 Tage Antibiotikum, danach wars besser. Nicht Beschwerdefrei, aber besser. Im April 2019 wieder eine Blasenentzündung. Wieder Antibiotikum. Diesmal wurde es nicht besser. Die angelegte Kultur zeigte keine Bakterien. Leichtes Blut im Urin messbar, jedoch nicht sichtbar. Der Urin war meist klar. Nach zwei Wochen Antibiose und keine Besserung, der Besuch beim Urologen.
Diagnose, Harnwegsverengung. Blasenspiegelung nicht möglich, da der Harnweg sichtlich sehr eng ist. Die Symptome wären erklärbar. Blut im Urin messbar. Das ist untypisch.
Einweisung in die Uniklinik Würzburg. Harnwegserweiterung und eine Blasenspiegelung unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei eine "Auffälligkeit" an der Blasenwand entdeckt. Mögliche Ursache für die Blutung. Eine Gewebeprobe wurde bei einer anschließend nicht fluoreszierende durchgeführte TUR-B entnommen. Bin ziemlich down. Möglicherweise KREBS.
Eine Woche später die Diagnose. Harnblasenkarzinom pT1 G2. Anschließendes CT ergab keine weiteren Tumore. Er hat nicht gestreut. ja, es ist Krebs, aber Blase kann drin bleiben. Schwein gehabt.
Eine Woche nach der Diagnose, Nachblutung aus der Blase, geronnenes Blut. Hab ein riesen Schrecken bekommen. Man(n) sollte kein Blut pinkeln. Sieht einfach erschreckend aus.
Wieder drei Tage in der Klinik. Blasenspülung. Dabei hat man mir erklärt, dass der Tumor entfernt wurde. In einer Nachresektion müssen noch die Ränder entfernt werden. Blase bleibt drin. Bin in einem regelrechten Höhenflug. Riesen Schwein gehabt.
Etwa 4 Wochen nach der ersten TUR-B nochmal eine TUR-B, die Nachresektion. Diesmal mit dem fluoreszierendem Mittel, um alle Krebszellen sichtbar zu machen. Diesmal wurde die ganze Bandbreite des Elends sichtbar.
Meine Blaseninnenwand muss geleuchtet haben wie ein Weihnachtsbaum. Mehrere Tumore drin, sowie eine große auffällige Fläche. Etwa 20% der Blase sind betroffen. Wieder proben entnommen.
In der Nacht nach der TUR-B hatte ich starke Schmerzen und immer wieder Nachblutungen. Sie konnten nicht gestillt werden. Also am nächsten Morgen wieder in den OP. Blutungen stillen.
Beide Operateure kamen noch zu mir. Haben mir erklärt, dass sowas passieren kann.
Sie waren auch sehr ehrlich über den möglichen weiteren Verlauf. Keiner der beiden Ärzte hat mir Hoffnung gemacht, dass die Histologie positiv ausgehen wird. Die Gewebeproben sind eher zur Absicherung den Diagnose. Wenn alle Proben das Gleiche ergeben, wie die erst, geht's mit großen Schritten Richtung Neoblase. Das hat mir gut getan. Diese Klarheit und Offenheit. Aber...ich war wieder richtig down.
Was bedeutet das für mich? Neoblase. Was hängt damit zusammen? Inkontinenz? Impotenz? JA, möglicherweise.
Was bedeutet das für meine Familie? Auf jeden Fall eine schwere Zeit. Meine Frau wird in Zukunft oft mit beiden Kindern alleine sein. Ich kann Sie möglicherweise nicht mehr so gut unterstützen. Das belastet mich fast noch mehr als die Krankheit an sich. Wir sind ein gutes Team und meistern unseren Haushalt und unser Leben gemeinsam. Ich lasse Sie jetzt in stich.
Natürlich sieht Sie das nicht so. Wir schaffen das, keine Frage.
Zwei Wochen später die Diagnose. Alle entnommenen Proben ergeben das Gleiche pT1 G2.
Diese Woche muss ich immer wieder geronnenes Blut pinkeln. Teilweise riesengroß. Naja, 5DM Stück groß. Die älteren erinnern sich. Urin ist aber schnell wieder klar. Sind wohl die Folgen der TUR-B und der entnommenen Proben. Trotzdem fühlt sich das an als würde ich ein Kind bekommen...
Termin in einer Woche in der Uniklinik Würzburg. Optionen besprechen...
Ich denke nur, dass mir die Optionen langsam ausgehen. Also Neoblase…
Mein Seelisches Auf und Ab hat sich irgendwo bei Akzeptanz eingependelt.
So Leute, soviel zu mir. Ich werde Versuchen immer wieder was rein zu schreiben. Mir hat es sehr geholfen hier seit Juli 2019 still mit zu lesen. Vielleicht hilft das was ich schreibe auch anderen.
Grüsse
Eddy