Installationstherapie mit BCG bei pTa high grade

  • Im Dezember 2018 war Blut im Urin, Vorstellung beim Urologen, Therapie mit Antibiotikum ohne Erfolg, im Feb. 2019 Einweisung in die Urologie der Charité-Mitte, Berlin. Diagnose: Urothelkarzinom pTa high grade. 3 mal TUR, 1. am 18.02. pTa G3 an der Hinterwand; 2. im 04.2019 pTa G3 an der rechten Seitenwand; 3. am 09.05. Urothelkarzinom-Rezidiv. Empfehlung BCG-Installationstherapie.

    Ich musste vor den TUR-OP den Blutverdünner Chlopidogrel stets einige Tage absetzen, so auch vor der letzten TUR am 09.05., am 05.05.2019 kam es zu einer Verstopfung der das linke Auge versorgende Hauptarterie mit der Folge der Erblindung links. Aus Vorsorgegründen wurde dann am 17.05.2019 die 70%ige Stenose in der linken Halsschlagader operativ entfernt.

    Als 82 jähriger habe ich die 4 OPs unter Vollnarkose innerhalb von 4 Monaten nicht gut vertragen. Ich fühle mich schwach, habe Schwierigkeiten beim Gehen, dazu die fehlende Orientierung auf der linken Seite. Auf Rat der mich betreuenden Endokrinologen (Hypophysen Adenom-Rezidiv nach 3maliger OP) substituiere ich jetzt täglich mit 10 mg Hydrocortison, um meinen allgemeinen Zustand zu verbessern.

    Am 17.09.2019 ist eine Blasenspiegelung bei meinem Urologen vorgesehen. Danach soll ich mich entscheiden, ob ich in die BCG-Installationstherapie einwilligen will. Ich habe alle mir möglichen Informationen über Blasenkrebs gelesen, insbesondere über die Nebenwirkungen von BCG und neige deshalb dazu, diese Therapie - soweit kein neues Auftreten des Tumors festgestellt wird - abzulehnen.

    Wäre eine Installationstherapie mit Chemotherapeutika eine Alternative für mich? Oder gar keine Therapie?

  • Hallo @Holger Bau , willkommen in unserem Forum.

    Das Fatale ist ja das ein G3 Tumor zu 95% wieder kommt. Da nützen auch 20 TUR-B nichts, wenn man da nichts macht schlägt das Monster wieder zu. Recht hast du mit deiner Meinung das es bei deiner Vorgeschichte, deinem jetzigen Zustand mit BCG kein Spaziergang wird. Ich denke sogar das du recht zügig abbrechen wirst.

    Also was tun ? Mitomyzin, das wesentlich verträglichere wird bei einem G3 nicht unbedingt zum Erfolg führen, gerade auch deshalb weil schon Rezidive gebildet wurden. Schwierige Frage die du stellst.

    Gar nichts tun ist auch nicht der richtige Weg, ich würde versuchen mit weiteren TUR B das Teil in Schach zu halten. BCG würde dir zu stark zusetzen. Letztendlich würde ich zu einer Blasenentfernung tendieren, eine Operation noch, dann bist du das Ding los.

    Holger, in deinem Fall einen Rat zu geben ist wirklich problematisch, letztendlich solltest du Deine Bedenken mit dem Arzt besprechen und dir Alternativen aufzeigen lassen.


    Gruss Rainer

  • Hallo Rainer, danke für die schnelle Rückmeldung, die ich als hilfreich ansehe. Zwei Punkte möchte ich anfügen.

    1. Sowohl in der Charité als auch mein Urologe sagten mir, dass eine Blasenentfernung in meinem Alter nicht ganz unproblematisch sei und man das eigentlich nicht machen würde.

    2. Mein Urologe sprach bei meinem letzten Besuch, ich hatte eine gute Freundin mitgenommen, über allerlei Nebenwirkungen, auch dass es zu einer nicht reparablen Infektion in der Blase durch BCG kommen könnte. Auf die Frage meiner Freundin, ob er es selber bei sich anwenden würde, war seine Antwort, er würde es bei seinem Vater nicht anwenden.


    Diese Aussage hat bei uns beiden die Meinung bestärkt, diese Therapie nicht zu machen und zunächst die Blasenspiegelung abzuwarten, notfalls eben wieder zur TUR in die Charité gehen. Da ist dann wieder das Risiko mit dem Absetzten des Blutverdünners. Das letzte Mal ging es wahrhaftig ins Auge und nicht ins Oberstübchen, aber was könnte dann die Folge des Absetzten sein. Nicht dran denken bringt nichts.

  • Moin Holger,

    auch ich begrüße Dich recht herzlich bei uns im Forum.


    Rainer hat es ja relativ deutlich umrissen. Blasenkebs ist immer gefährlich. Eine radikale Zystektomie ist nach meiner Einschätzung nicht wesentlich gefährlicher als die sich wiederholenden TUR B mit der Option auf einen schlechteren Befund als bisher. Es mag sein, dass Dein Alter für ein verlangsamtes Tumorwachstum spricht. Dem steht gegenüber, dass die große OP mit den weiter fortschreitenden Jahren eben auch nicht einfacher wird. Insgesamt eine Gratwanderung.


    Liebe Grüße, Wolfgang

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Guten Morgen Holger,

    nun will ich dir auch ein paar Zeilen schreiben und dich willkommen heißen.

    In deinem Alter ist es natürlich schon schwerer mit so einer Diagnose umzugehen, besonders mit den gemachten Erfahrungen.

    Trotzdem, du lebst in einer Stadt mit einer großen Auswahl an guten Kliniken. Eine Op birgt in jedem Alter eine Gefahr und es wird bei dir die

    Rekonvaleszenz auch verlangsamt eintreten. Du wirst danach sicher einige Wochen brauchen um wieder wie bisher auf die Beine zu kommen,

    aber da hilft dir die AHB nach dem Klinikaufenthalt, wo du umsorgt und verwöhnt wirst.

    Mit den vielen TUR B wirst du dir auch keinen Gefallen tun. Da hast du auch jedesmal die Narkose, kürzer aber immerhin.

    Also wenn du einen guten Operateur und Anästhesisten hast würde ich es wagen.

    Alles Gute und wenn du noch Fragen hast, immer zu wir versuchen jede zu beantworten.

    Gruss Ricka

  • Hallo Holger,


    wenn ich auch noch meinen Senf dazu geben darf: Du scheinst geistig sehr fit zu sein und wünscht Dir sicherlich noch etliche Jahre, die Du in guter Lebensqualität verbringen willst. Was sind also die Optionen:


    1. Nichts tun: Ganz schlecht, denn hier wird mir ziemlicher Sicherheit ein neues G3-Rezidiv kommen, das innerhalb weniger Monate in die Muskulatur einwachsen kann, dann Metastasen bildet und insgesamt zu einem nicht schönen Ende führt. Das würde ich nicht machen.


    2. Keine Therapie, nur Kontrolle und dann ggf. TUR-B: Nichts, was man einem jüngeren Patienten raten würde, man könnte es in Deinem Alter überlegen - WENN da nicht das Problem mit den Blutverdünnern wäre, die die TUR-Bs zu einem großen Risiko machen. Da es das Problem aber gibt und Du damit schon die Sehkraft Deines linken Auges eingebüßt hast, sehe ich das auch nicht als wirkliche Option an.


    3. Mitomycin-Therapie: Für einen G3-Tumor an sich nicht das richtige, würde aber bei einem Fehlschlagen der BCG-Therapie in Betracht kommen. Senkt immerhin das Rezidiv-Risiko und ist einigermaßen verträglich. Damit dürften zumindest weniger TUR-Bs als bei Option 2 nötig sein. Meines Erachtens eine Überlegung wert.


    4. BCG-Therapie: Nach den Leitlinien das Mittel der Wahl. In Deinem Fall (Alter, weitere Erkrangungen/Allgemeinzustand) aber sehr fraglich.


    5. Radikale Zystektomie in Form einer "Frühsystektomie", weil bisher nur pTa-Tumore vorhanden waren. Am praktikabelsten wohl mit einem Stoma, das erspart OP-Zeit und das Stoma ist leicht zu handhaben. Das ist eine ebenfalls sehr überlegenswerte Option. Vorteil: Du bist das Ding ziemlich sicher los. Nachteil: Große, lange OP mit einem für Dich doch relativ großen OP-Risiko.


    Es ist also wirklich schwierig für Dich. Ich an Deine Stelle würde wahrscheinlich zwischen Mitomycin-Therapie und Zystektomie überlegen, abgängig vom OP-Risiko einer Zystektomie, zu dem ich die Ärzte noch näher befragen würde. Evtl. auch eine Kombination dergestalt, das man erst einmal mit Mitomycin anfängt und wenn das erste Rezidiv relativ schnell kommen sollte, man dann gleich eine Zystektomie plant. So meine Meinung auf die Schnelle.


    Alles Gute weiterhin und ich finde es toll, dass Du so informiert die Sache angehst!

    JoFo76

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

  • Dieses Thema enthält 5 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registriere dich oder melde dich an um diese lesen zu können.