Blasenkrebs

  • Hallo und Guten Tag,


    ich bin neu im Forum und erbitte hilfreiche Ratschläge.


    Bei meiner Ehefrau - gerade 65 geworden - wurde Anfang des Jahres Blasenkrebs (pT3 G1 oder G3) diagnostiziert mit Befall der Harnröhre. Eine Urostomie wurde nahegelegt, die Möglichkeit eines Mainz Pouch I angedeutet. Über Mainz Pouch II wurde aufgrund mangelnder Erfahrung in diesem Krankenhaus - AVK-Berlin - nicht gesprochen.


    Wer hat Erfahrung mit dieser OP. Welche Komplikationen sind häufig usw.. Bin für jeden Bericht dankbar.
    Im Voraus vielen Dank
    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    ein Mainz-Pouch II ist ein sogenannter Sigma-Rektum-Pouch, d.h. die beiden Harnleiter werden antirefluxiv in das S-förmige Dickdarmsegment (Sigma) eingenäht. Der Urin wird danach zusammen mit dem Stuhl ausgeschieden. Voraussetzung für diese Form der Harnableitung ist neben guter Nierenfunktion ein absolut perfekt funktionierender Schließmuskel; das wird mithilfe eines Einlaufes, der über einen bestimmten Zeitraum im Darm gehalten werden muss, getestet. Folge eines Mainz-Pouch ll sind fast nur noch dünnflüssige Stühle.
    Ein Problem stellt bei dieser Form der kontinenten Harnableitung die mit fortschreitendem Alter nachlassende gute Funktion des Schließmuskels dar, sodaß die Patienten im Alter häufig inkontinent sind - mit entsprechend unangenehmen Folgen. :sehr Traurig:


    Ich kann Deiner Frau nur den Mainz-Pouch 1 wärmstens ans Herz legen. Ich habe eine derartige Harnableitung seit fast drei Jahren und führe ein ganz normales Leben, beinahe so wie vor dem Krebs. Ich kenne auch etliche Frauen jenseits der 65, die prima mit ihrem Pouch zurechtkommen. :gut gemacht:
    Sollte Deine Frau sich nicht selbst katheterisieren können oder wollen, würde ich eher ein Urostoma favorisieren. Hier im Forum gibt es etliche Mitglieder, die damit bestens zufrieden sind. :Sonnenschein:


    Liebe Grüße


    Hexe :tanzen:

  • Hallo Hexe,


    vielen Dank erstmal für diese schnelle und offensichtlich kompetente Antwort.
    Hoffentlich melden sich noch andere, die Erfahrung mit Mainz Pouch I und II haben.


    Viele Grüße
    Gerhard

  • Mahlzeit, Gerhard,


    über den Mainz Pouch II wurde wohl deshalb nicht gesprochen, weil dieser kaum noch angelegt wird.
    Mainz Pouch II bedeutet nämlich die Harnableitung durch den Enddarm.
    Hierbei ist eine absolute Dichtigkeit des Afterschliessmuskels eine unbedingte Voraussetzung.
    Und wenn diese dann einmal nachlässt, hat man ein Problem, und zwar kein kleines......


    Bei Frauen ist der Mainz Pouch I eigentlich - aufgrund der sehr kurzen Harnröhre wird nur selten eine orthotope Neoblase angelegt - die idealste Lösung.
    Und da bei Deinem Weibe die Harnröhre ebenfalls befallen ist, kann hier eh´ nur ein Mainz Pouch I oder ein Urostoma infrage kommen.


    Und bei einem pT3G3 dürfte die Radikallösung auch angebracht sein.


    Anders bei einem pT1aG3.
    Hier könnte noch mittels der TUR ausgeschält und mittels nachfolgender Instillationen oder der Hyperthermie weiterbehandelt werden.


    Allerdings dürfte bei einem Harnröhrenbefall auch diese Möglichkeit ausgeschlossen sein.
    Mach Dich hier im Forum schlau.


    Auch unser Wörterbuch wird Dir weiterhelfen :
    Wörterbuch in Wort und Bild


    Gruss
    Eck :ecke:hard

  • lieber Gerhard
    auch ich bin Mainz Pouch I Träger und Tetraplegiker (Querschnittslähmung mit eingeeschränkter Arm -und Handfunktion. Und ich komme mit dem katheteriesieren auch im Sitzen oder Liegen ganz gut zurecht.
    Gruss Krümelchen

    :rolli: Krümelchen
    Tetraplegikerin seit 1990, Mainz Pouch I seit 2007

  • Hallo Eckhard,


    vielen Dank. Ich bin echt beeindruckt, wie schnell und sachkundig mir geantwortet wird. Deine Antwort hilft mir, eine Linie zu finden, wie ich meine Frau beraten kann.


    Nochmals: Vielen Dank
    Gruß Gerhard

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