Pouchvolumen und wiederverwendung von (Dauer)Kathetern

  • Hallo,


    ich hab mich vor zwei Wochen das erste Mal gemeldet und erzählt, dass ich überrascht bin, wie problemlos das Leben mit Pouch und Kathetern ist. Vielleicht hängt das mit der Vorgeschichte zusammen. Ich hatte meinen Blasenkrebs mit 30, vor knapp 20 Jahren. Die Ureter wurden in den Dickdarm eingepflanzt, "antirefluxiv", aber nicht genug. Hatte schon nach 7 Jahren mit aufsteigenden Infektionen in die Niere zu kämpfen und auch die folgende Dauertherapie mit Antibiotika hat nicht wirklich geholfen. Meine Nieren wurden schlechter (Am Schluss Kreatinin 2.0). Mein Urologe in Wien hat mir eine Pouch-PO und Prof. Riedmiller in Würzburg empfohlen und auch den Kontakt gemacht. Letzten September war ich in Würzburg, Prof. Riedmiller hat mir widerwillig (auf Patientenwunsch) den Pouch gemacht. Der Kratinin-Grenzwert ist 2.0... Der Kratinin-Wert ist zur Überraschung aller nach der OP gesunken (1.5 direkt danach und seither).


    Zwei Dinge, die mich beschäftigen:


    Mehrfach-Verwendung von Kathetern: In Würzburg wurde mir geraten, Dauerkatheter (Rüsch Gold) wiederholt (mehrere Wochen) zu verwenden. Nicht als Dauerkatheter sondern zum normalen Katheterisieren. Nach Verwendung mit Warmwasser waschen, sonst keine Behandlung/Strerilisierung. Man sagte mir, dass die vielfach vermutete Gefahr von Infektionen durch Wiederverwendung von Kathetern nicht belegt sei und die ausschliessliche Verwendung von Einmal-Kathetern aus Sicht der dortigen Uro-Abteilung überzrieben ist. Hat mich mit meiner Geschichte und nach dem Lesen der Forums-Beiträge natürlich beunruhigt. Ich habe den Rat dennoch befolgt und verwende diese Dauerkatheter jetzt immer, wenn ich zu Hause bin und bin sehr zufrieden. Ich mag, dass sie so weich sind. Hatte auch noch keine Infektion. Ich habe auch gelesen, dass in den USA Katheter 4 Wochen lang verwendet werden. Haben andere Forums-Mitglieder damit Erfahrung?


    Pouch-Volumen: Ich trinke extrem viel (3-5 l pro Tag). Das hatte ich mir angewöhnt, weil es mir zur Spülung meiner in den Darm eingeleiteten Ureter empfohlen wurde. Ich denk, dass das auch jetzt gut ist (Schleim-verdünnung usw). Die Intervalle zwischen Katheter-Akten lege ich zwischen 4 und 6 Stunden (nächtens meistens 6), Das Volumen ist meistens zwischen 500 und 800 ml, allerdings wohl etwa einmal pro Woche bei einem Liter. Ist das sehr problematisch???


    Noch einmal ein herzliches Danke für die die vielen Beiträge im Forum, die wirklich helfen.


    Hans

    1990: Blasenkrebs und Zystektomie mit 30.
    2008: Umbau der Harnableitung in Mainz Pouch 1.
    Sehr zufrieden damit, praktisch keine Einschränkungen. :thumbup:

  • Lieber Hans,


    ein Pouchvolumen von bis zu 1000ml ist entschieden zuviel; auch 800ml sind schon sehr grenzwertig. Vermutlich hast Du einen reinen Dünndarmpouch, der zwar sehr dehnbar und elastisch ist, aber leicht überdehnt werden kann. Dann kriegst Du ihn nicht mehr komplett leer. Das Problem kennen wir von einigen Neoblasen...
    Der Pouch ist ja nicht kugelrund, sondern wird am vorhandenen Bindegewebe anwachsen. Das könnte dann Probleme mit Restharn und dadurch bedingt auch Steinen geben.


    Ich halte nichts davon, Dauerkatheter zum ISK zu benutzen. Katheter für den ISK sind besonders glatt beschichtet und haben atraumatische Augen; das verhindert Mikroverletzungen der empfindlichen Darmschleimhaut des Kontinenzmechanismus`. Diese könnten später zu Stomastenosen führen....
    Ich spare auch, indem ich unterwegs gebrauchsfertige Katheter benutze, zuhause aber solche, deren Gleitschicht noch mit Wasser aktiviert werden muss.


    Liebe Grüße und weiter so schön viel trinken :gut gemacht:


    Hexe :tanzen:


    Nachtrag:
    Rüsch Gold Katheter sind aus Latex - das kann bei entsprechend empfindlichen Menschen zu Problemen führen; zudem bin ich mir nicht sicher, ob diese Katheter nicht durch die dauernde Spülerei porös werden und Material aus der Gummivulkanisierung abgeben. Schön weich sind sie, aber ich hätte Schwierigkeiten, den Widerstand des Kontinenzmechanismus` beim Einführen in den Pouch zu überwinden. Und - nimmst Du Gleitmittel, z.B. Instillagel? Ich finde diese Schmiererei eklig, deshalb nehme ich auch keine mit Glycerin gleitfähig gemachten Katheter. Ohne Gleitmittel bremst der Latexkatheter doch, oder ???? :Wie bitte:
    Aber das ist insofern ein interessanter Beitrag - ich werde die Fa.Rüsch mal zum wochenlangen Mehrfachgebrauch ihres Lt.Produktkatalog "Einmalprodukts" Rüsch-Gold Ballonkatheter befragen.

  • Liebe Hexe,


    danke für das Feed-Back!


    "Gleitmittel": Cathjell. ich geb das auf die ersten cm des Katheters, wisch nach dem Katheter-akt noch mal über den Nabel und hab keine Probleme.
    Mikroverletzungen: ich glaub, ich hab mir bislang zweimal soche Verletzungen beigebracht (tat ein wenig weh und sah ein bsschen koaguliertes Blut beim nächsten Kathetern), jeweils mit 1x-Kathetern.
    Das Einführen ist bei mir wirklich sehr leicht.


    Volumen: macht mir natürlich schon Sorgen! ich hab aufgehört, den Wecker zu stellen. Hab nicht mehr einschlafen können. Mehr als 7 Stunden schlaf ich sowieso nie. Werd versuchen, das Volumen besser zu kontrollieren.


    Herzliche Grüße
    Hans

    1990: Blasenkrebs und Zystektomie mit 30.
    2008: Umbau der Harnableitung in Mainz Pouch 1.
    Sehr zufrieden damit, praktisch keine Einschränkungen. :thumbup:

  • Lieber Hans,


    kleinste Verletzungen der Schleimhaut verlaufen meistens unbemerkt; man beachtet sie meistens erst, wenn sie durch Vernarbungen Stomastenosen verursachen, die ein Katheterisieren stark erschweren oder fast unmöglich machen.
    Ich habe übrigens mit der Firma Teleflex, die die Rüsch Katheter fertigen und vertreiben, Kontakt aufgenommen und um Stellungnahme zum off-label-use ihrer Einmalartikel Rüsch Gold Ballonkatheter gebeten. Der Sachbearbeiter ist zurzeit in Urlaub, wird sich aber offiziell dazu bei mir melden. Die offiziellen urologischen Leitlinien zum ISK empfehlen sogar nur ready-to-use, also gebrauchsfertige Einmalkatheter.


    Wenn Du bei einem Pouchvolumen von etwa 600 ml keinen Druck verspürst, solltest Du Dir einen regelmäßigen Katheterisierungs-Rhythmus angewöhnen, um eine möglicherweise irreversible Überdehnung des Pouchs zu vermeiden. Die meisten Neoblasen, ob Pouch oder orthotope Neoblasen haben ein etwa vierstündiges Entleerungsintervall. Bei Deiner Trinkmenge von ca.5 l wäre Pouchleeren ungefähr 8x innerhalb 24 Stunden optimal. Ausserdem drückt ein übervoller Pouch auf Magen und Darm; ich empfinde das als unangenehm, insbesondere bei körperlicher Arbeit und Sport.


    Liebe Grüße


    Hexe :tanzen:

  • Liebe Hexe,


    du schreibst von einer Pouch-Kapazität von 600 ml und davon abgeleitet rätst du mir 8-maliges Katheterisieren pro Tag. Bei meinem Kontrollbesuch in Würzburg 2 Monate nach der OP kriegte ich die Information, dass Pouches 600-800 ml halten, dass sie aber auch Patienten haben, die einen Pouch haben, der einen Liter hält. Wie groß meiner letztendlich sein wird, würde sich erst nach einem halben Jahr erweisen. Ich habe übrigens einen „konventionellen“ Pouch aus viel Dickdarm und weniger Dünndarm.
    Weil ich geglaubt habe, dass viel trinken gut ist und ich das beibehalten sollte, gleichzeitig mit dem nächtlichen aufstehen (bzw. dem wieder einschlafen) ein Problem hatte, habe ich gecheckt, wie gut ich mit 7-8 Stunden Katheter-Intervall in der Nacht zurechtkomme, ohne das trinken am Abend zu reduzieren. Das Ergebnis ist, dass ich eben manchmal einen Liter Urin am Morgen messe, ohne dass sich bislang ein Nieren-Stau oder eine Infektion gezeigt hätten. Ob das eine gute Idee ist, weiß ich eben nicht – darum meine Anfrage. Es scheint mir, dass wir Pouchies uns letztlich Verhaltens-Regeln (die dann leider doch nur für die eigene Person gelten) mit Versuch und Irrtum erarbeiten müssen. Wissenschaftliche Literatur zum Thema Pouchvolumen gibt es praktisch nicht. Ich hab jedenfalls mit der Suche nach pouch urinary diversion und capacity oder volume wenig gefunden. Darum ist unser Austausch von Erfahrungen so wichtig.


    Herzliche Grüße
    Hans

    1990: Blasenkrebs und Zystektomie mit 30.
    2008: Umbau der Harnableitung in Mainz Pouch 1.
    Sehr zufrieden damit, praktisch keine Einschränkungen. :thumbup:

  • Guten Morgen Hans,


    mir wurde gesagt, dass die meisten Pouche für ein normales Blasenfüllvolumen ausgelegt sind; in Urologielehrbüchern werden Miktionsvolumina von ca.400-600 ml angegeben, wobei die männliche Blase aufgrund anatomischer Unterschiede mehr fasst als die weibliche.
    Die normale Blase ist ein Muskel, der sich ausdehnt und dann wieder zusammenzieht, der Pouch besteht aus Darm, dessen Kontraktionsfähigkeit bewusst zur Erzeugung eines Niederdruckreservoirs (Voraussetzung von Fassungsvermögen und Kontinenz jeder Neoblase) ausgeschaltet wird.
    Dickdarm ist weniger elastisch als Dünndarm - ich gehe also davon aus, dass auch Du im Lauf der Zeit am erhöhten Druckgefühl spürst, wann Dein Pouch geleert werden möchte. Solange solltest Du unbedingt nach der Uhr Pinkeln. Bei übergroßer Pouchfüllung besteht nämlich die Gefahr der Überlaufinkontinenz. Im Übrigen kann ich nachts - ich stehe einmal auf - im Halbschlaf pullern und schlafe dann sofort wieder ein. Es hat allerdings bei mir über ein Jahr gedauert, bis das so war, möglicherweise auch durch die Belastungen der Chemotherapie :sehr Traurig:.
    Ich muss ja auch nach dem Katheterisieren nichts spülen, sondern schmeiß den Katheter einfach in den Müll und fertig is... :grinsen:


    Ubrigens:
    stell Dir einfach mal eine Maß Bier vor - die schleppst Du, wenn Dein Pouch voll ist, zwischen Magen und Gedärmen blubbernd in Deinem Bauch mit rum. Da kneift dann doch auch der Hosenbund.... :voll daneben:


    Nix für ungut - Du darfst mich nicht bierernst nehmen :Schmunzel:



    liebe Grüße


    Hexe :tanzen:

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