Ich bin neu hier und voller Fragen....

  • Hallo Ihr Lieben,


    auch wenn der Anlass für den Besuch dieses Forums bei Weitem kein guter ist, so bin ich sehr froh, es gefunden zu haben.


    Bei meinem Papa wurden am 10.6.20 fünf kleine Blasentumore entdeckt und am 30.7.20 operativ entfernt. Er ist 64 Jahre alt, seit 2013 Nichtraucher und hat sein ganzes Berufsleben mit Chemikalien zu tun gehabt. Trotz Diabetes mellitus, Typ 2 ist er in einem guten Allgemein- und Ernährungszustand und kommt aus der Nähe von Berlin.


    Wie Ihr seinem Befund entnehmen könnt, handelt es sich um pTa G1-Tumore. Auf der einen Seite liest man immer wieder, dass man mit diesem Tumorstadium noch Glück im Unglück gehabt hat und auf der anderen Seite wird erwähnt, dass dieses gerne auch mal von den Ärzten unterschätzt wird. Wir sind ziemlich ratlos, zumal mein Papa von den Ärzten nur mit der Aussage „Wenn man schon einen Tumor haben muss, dann doch diesen.“ und dem Hinweis, dass er in 6 Wochen zur Nachresektion kommen muss, nach Hause geschickt wurde. Fragen waren nicht erwünscht. Darüber hinaus befindet sich sein Urologe für die nächsten 14 Tage im Urlaub.


    Könnt Ihr uns sagen, ob dies die übliche Vorgehensweise bei diesem Tumorstadium ist?

    Wäre die Gabe von Zytostatika nicht sinnvoll gewesen, um die Verbreitung einzelner Tumorzellen zu verhindern bzw. die Wahrscheinlichkeit für Rezidiven zu verkleinern?

    Oder sollten wir vielleicht auch nach der Nachresektion auf eine Immuntherapie bestehen?

    Wie sieht es mit den benachbarten Organen aus? Müssten die nicht auch kontrolliert werden oder schließt dieses Tumorstadium Metastasen aus? Das kann ich mir aber irgendwie nicht vorstellen, da ja angesichts der TUR-B auch offene Stellen in der Blase entstanden sind, durch die die Krebszellen in den Blutkreislauf gelangen können, oder?


    Vorab danke ich Euch für Eure Rückmeldung und Hilfe.


    Liebe Grüße,

    SchnattiFix

  • Hallo SchnattiFix ,

    willkommen, wenn der Grund auch bescheiden ist.

    Hier mal ein Bild und darunter eine etwas umfangreichere Darstellung für eine bessere Einordnung:

    47-tumorstadien-jpg

    Bis T1 spricht man von oberflächlichen Tumoren und ab T2a von invasiven. Dann ist die Blasenentfernung unumgänglich.

    Weiterhin entscheidend ist, wie stark die Tumorzellen schon entartet sind von den Originalzellen. Dabei bedeutet G1 oder lowgrade, dass sie noch relativ nah am Original sind G3 oder high grade bedeutet eine starke Entfernung vom Original. Je höher das G desto aggressiver ist der Tumor.

    Außerdem wird noch geprüft ob Anschluss an das Lymphsystem besteht:

    L0 kein Anschluss, L1 Anschluss und an den Blutkreislauf V0 keiner, V1 Anschluss - wenn das gegeben ist besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für Metastasen. Befall von Lymphknoten wird mit N gekennzeichnet z.B. N0 (0/20) bedeutet kein Knoten befallen - 0 von 20 entnommenen Lymphknoten (nur bei Blasenentfernung).

    Ein großes M drückt die Metastasierung aus, die entweder mit bildgebende Verfahren (CT, MRT) oder bei der OP festgestellt wird.

    Zuletzt noch das kleine n - das drückt den Befall von Nervengewebe aus, wieder mit n0 - kein Befall, n1 Befall.


    Du siehst, der Tumor des Papas ist tatsächlich der am wenigsten gefährliche, tatsächlich gehen die Ärzte leitliniengerecht vor. Diese sehen beim pTa G1 wirklich nur die Beobachtung vor.

    Frag, was immer du wissen möchtest!

    Lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde

  • Hallo SchnattiFix,

    herzlich willkommen hier im Forum. Ich denke, bei deinem Vati verläuft alles korrekt.

    Auch ich bekam im Februar die Diagnose Harnblasenkrebs pTa low grade.

    Das Ganze muss man erst einmal mental verkraften. Wie Barbara schon sagte, noch das netteste der bösen Krebstierchen. Bei mir wird nun auch alle 3 Monate gespiegelt, also beobachtet.

    Dein Vati muss ja auch zur Nachresekrion, wo noch einmal genau geschaut wird, ob auch alles sauber ist.

    Wichtig ist es, die Kontrolltermine immer einzuhalten.

    LG Petra

    2/2020 pTA G1

  • Guten Morgen SchnattiiFix,

    ein herzliches Willkommen auch von mir.

    Nun du sorgst dich im deinen Papa, das verstehen wir sehr gut. Gerade für Angehörige ist es oft schlimmer als für den Betroffenen selbst.

    Die Leitlinien sehen nach der Nachresektion eine Frühinstillation mit Mitomizyn vor. Kurzversion S3 Leitlinien Seite 40

    Kannst du dir unter Broschüren herunterladen. ( vom Tablet klappt es mit dem Link nicht )

    Auch würde ich auf eine Flourenzgestützte Nachresektion bestehen. PDD haben heute die meisten Häuser, setzen es leider nur selten ein.

    TUR -B wurde nicht unter PDD gemacht, steht im Befund. Mit dieser werden verborgene CIS - Tumoren leichter erkannt.

    Ich persönlich würde es einfordern und auch die Instillation.

    Gerade beim pTa ist die Hoffnung groß, dass er nicht wieder, oder nicht so schnell wieder kommt. Deshalb auch diese wichtigen Maßnahmen.

    Die Gründe hast du richtig genannt.

    Die Kontrolle lebenslang muß aber zwingend eingehalten werden. Wenn du noch Fragrn hast, schreib hier einfach weiter,

    Alles Liebe dir und deinem Papa

    Gruß Ricka

  • Hallo zusammen,


    vielen lieben Dank für Eure hilfreichen Antworten.


    Über die Tatsache, dass es sich „nur“ um pTa G1 handelt, kann sich mein Papa nicht wirklich freuen. Viel mehr hat er die Sorge, dass bei die TUR-B nicht korrekt verlaufen ist und die ganze Sache vielleicht verschlimmert hat. PPD wurde nicht angewandt und die 5 Tumore wurden nicht mit einem Schnitt sondern in Teilen entfernt, was ja die Wahrscheinlichkeit für umherschwirrende Krebszellen erhöht.


    Wir fragen uns jetzt, wie wir am besten vorgehen. In einer Woche erhält er von seinem Urologen die Überweisung für die Nachresektion. Kann er ohne Weiteres darauf bestehen, dass diese unter PPD stattfindet und das eine Installation durchgeführt wird? Hätte bei der TUR-B nicht gleich eine Chemo gestartet werden müssen, um einzelne Krebszellen zu beseitigen? Können wir uns denn darauf verlassen, dass bei oder nach der Nachresektion geprüft wird, ob Anschluss an Lymphsystem und den Blutkreislauf besteht oder geht man bei dem Befund meines Papas gar nicht davon aus?


    Bitte entschuldigt meine vielen Fragen, aber wir sind auf diesem Gebiet so unwissend und haben mit unseren Ärzten nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht.


    Alles Gute für Euch und Gruß,

    SchnattiFix

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